Identitätskrise?


Ich stellte mir vor, ich wäre an einem anderen Ort der Welt geboren und/oder in einer anderen Zeit – wäre ich dann noch ich? Was wäre ich von Beruf? Wie würde mein Leben unter anderen Umständen aussehen? Wäre ich dann wirklich noch ich?
Und: bin ich noch derselbe wie bei meiner Geburt? Bin ich noch der Mensch, der ich vor zwanzig Jahren war? Es ist leicht gesagt, dass alles irgendwie kausal aufeinander folgte. Natürlich ich bin ich der, der all das machte, was ich machte. Aber sicher bin ich nicht mehr derselbe. Ich bin nicht identisch mit der Person, die ich war, und doch besitze ich ein Leben lang dieselbe Identität. Ziemlich verzwickt. Es stellt sich die Frage, ob ein Mensch noch für Taten zur Verantwortung zu ziehen ist, die vor vielen Jahren geschahen. Würde man da nicht vielleicht den falschen verurteilen?
Durch was ist unsere Identität eigentlich festgelegt? Allein durch die Gene? Dann wäre ich freilich an jedem Ort der Welt und zu jeder Zeit derselbe. Eineiige Zwillinge sind genetisch gleich, aber wir halten sie selbstverständlich für zwei verschiedene Persönlichkeiten. Die Frage bleibt bestehen: Bin ich nach so und soviel Jahren noch ich? Oder schleppe ich da nur etwas mit mir herum, das ich Ich nenne?
Als ich an mein Leben dachte (mit Fünfzig hat man bereits eins vorzuweisen), stellte ich mir vor, was aus mir geworden wäre, wenn ich woanders und unter anderen Bedingungen aufgewachsen wäre. Wer wäre ich in einem Armutsviertel in Südamerika geworden? Oder: wo wäre ich im Leben als Millionärssohn in den USA gelandet? Hätte ich Kinder? Hätte ich geheiratet? Wäre ich religiöser als in meinem jetzigen Leben? Also, immer vorausgesetzt, ich hätte in den anderen Lebensläufen überhaupt solange überlebt. Tausend Szenarien anderer möglicher Werdegänge ließen sich entwerfen.
Es ist … unheimlich, dass ich hier sitze, eben genau in diesem Leben und nicht in einem anderen. Wer bin ich? Was mache ich in meinem Leben? (Warum lebe ich?)

Lange-Weile - 25. Okt. 12, 11:12

das Universum der Erfahrungen

Hallo Bo.,

"Warum" die neugierige Frage eines Kindes ...warum ist das so oder sio ? Viele Fragen davon konnte die Wissenschaft schon beantworten, warum wir z.B.gelbes Licht sehen.

Auch, warum wir leben - wenn man sich die Zeugung eines Menschen nüchtern betrachtet.

Und warum veränderst sich unser Wissen ständigt und wir das Gefühl haben, so dass wir mit den Jahren glaubem wir wären ein andere Mensch geworden ?

Im spirituelen Bereich spricht man vom Karma...d.h. alles was mir geschieht, ist die Folger meiner Entscheidungen Im gegenwärtigen leicht nachvollziehbar. Halte ich zu diesem zeitpunkt meine Finger in eine Flamme, dann werde ich mir empfindlich die Finger verbrennen. Diese Erfahrung brenne sich in mein Gehirn und beim nächsten muss ich die Finger nicht erst ins Feuer halten - ich weiß es vorher - ich verbrenne mir die Finger.

Aber bringt mich das Karma auch in das Leben, in dem ich jetzt lebe? Dieser Denkansatz geht davon aus, dass der Mensch immer wieder als Individuum auf die Erde zurück kehrt und er in seinem Karma auch über unendlich viele Leben steckt. Daraus lässt sich ableiten, das das Leben, in dem man gegenwärtig steckt, nicht zufällig sondern gewollt ist. Vielleicht warst du in einem vorherigen Leben ein reiches Futzkind und konntest die Familie nicht schätzen und in diesem Leben sollst du die anderen Erfahtung sammeln.
Der Buddhist geht ja ähnlich an die großen Fragen des Lebens heran. Sie sind stetig dabei, ihr Leben so zu verbessern, dass sie ihnen irgenwann statt die Wiederkehr als Erdenbürger das Nirvana erwartet---sozusagen nach dem Motto des Filmes: Ewig grüßt das Murmeltier"

Aus deinem Beitrag leitet sich für mich eine andere Frage ab, wähernd du fragst. "Was wäre wenn".... würde ich fagen: "in welchen Leben würdest du gerne stecken? " oder anders gefragt: "Wie stellst du dir ein Leben vor, das nach deinem Geschmack richtig rund läuft? "

In besonders schwierigen Lebenslagen, in denen ich als Ansprechpartner nur mich selber hatte um mich auszutauschen, stellten sich immer ähnliche Gedanken ein. "Es wird alles einen Grund haben, dass ich diese Situation jetzt durchleben muss" Ich sah dann mein Leben in einer Schmiede, in der ich erneut eine Prägung bekam.

Manchmal fühlt man sich im Himmel und dann stürzt der Himmel plötzlich ein - ist das der Lauf des Lebens ?

LG LaWe


bonanzaMARGOT - 25. Okt. 12, 16:01

Hallo Lawe, solche Existenzfragen stellte ich mir bereits als Kind. Mich befriedigte nicht die Antwort meiner Mutter, dass ich aus ihrem Bauch käme. „Und wo kommst dann du her?“ fragte ich, usw.. Für mich sind das abstrakte, philosophische Fragen, die mich schon immer stark interessierten. Dass ich sie stellen kann, macht mein Mensch-Sein aus. Auch religiöse Antworten befriedigten mich nie. Die buddhistische Reinkarnation ist ein nettes Gedankenspiel, welches ich besser finde als der ganze Hölle-Himmel-Quatsch der christlichen Religionen. Daran kann ich nicht recht glauben. Lieber bleibe ich auf der Suche … und zermartere mir munter weiter den Kopf. In der Hauptsache geht es mir einfach darum, diese Gefühle und Gedanken wiederzugeben, die ich spannend finde, die mir wie eine Tür in eine andere Welt scheinen. Manchmal glaube ich, ganz nahe an der Erkenntnis dran zu sein …, doch die Wirklichkeit bricht über dem Lichtstrahl zusammen wie ein Erdhaufen über einem Tunnel. Zurück bleibt ein schauerlich schönes Gefühl.
bonanzaMARGOT - 25. Okt. 12, 16:27

"in welchem leben wolltest du gern stecken?"

ich weiß nicht, lawe. ich bin nicht unzufrieden mit meinem leben. relativ zu vielen erdenbürgern erwischte ich ganz gute bedingungen.
nun, mich würde schon ein leben ohne altenpflege reizen. ich denke, ich habe in den letzten 25 jahren genug popos gewischt.
nach der schule wollte ich künstler werden, aber mir war schon klar, dass ich damit unmöglich geld verdienen kann. das wäre ein sonderlicher glücksfall ... und dummerweise fehlt mir das ehrgeiz-gen, um meine begabungen voran zu treiben und immer wieder anzupreisen.
der kampf um das finanzielle überleben kann viel kraft rauben. aber wem sage ich das? für selbstverwirklichung bleibt oft nicht mehr viel raum.
wenn ich also in einem anderen leben stecken wollte, dann sollte es eines sein, wo geld eine untergeordnete rolle spielt.

dann meine kranke mama. bei aller aufrichtiger liebe zu ihr, ihre krankheit ist und war über jahrzehnte eine große belastung für mich. diese last wäre ich in einem anderen leben gerne los.

ansonsten will ich mich nicht beklagen. ich muss nicht aussehen wie brad pitt. ich bin abgesehen von ein paar kilo zuviel auf den rippen ganz zufrieden mit meiner physis und meinem denkapparat.

nun bin ich der, der ich bin in diesem leben.
und da muss ich durch. auch mit den häßlichen dingen. das ist der lauf des lebens.

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