Kaum hat man mal ein bisschen Geld auf dem Konto, rufen einen die Typen von der Bank an und wollen Termine vereinbaren ... Wie nennt man das nochmal?
"Raubtierkapitalismus"?!
Ich sagte zu dem Herrn von der Bank: "Baby, mach einen Termin mit Deinem eigenen Arsch aus!"
Nein, das sagte ich natürlich nicht. Ich blieb höflich.
"Die Gottesanbeterin", 22 Uhr 25, 3sat
bonanzaMARGOT
- 10. Okt. 12, 12:48
Ein Gesetzentwurf ist auf dem Weg, welcher die Beschneidung von Knaben aus religiösen Gründen in Deutschland legalisiert. Moslems und Juden atmen auf. Die Befürworter argumentieren mit der Religionsfreiheit. Mir war schon die Taufe zu viel. Meine Eltern ließen mich damals taufen, weil es in unserer Gesellschaft üblich war. Welche Religionsfreiheit haben Kinder? Eine rhetorische Frage, denn sie haben keine. Die Eltern entscheiden ganz selbstverständlich für ihre Kinder, was sie glauben sollen, und was sie an religiösen Zeremonien über sich ergehen lassen müssen. Nun konnte ich als junger Mann relativ einfach wieder aus der Kirche austreten. Aber eine Beschneidung ist nicht rückgängig zu machen! Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der die Kinder nicht automatisch „religiösisiert“ werden. Sollen sie sich doch (frei) entscheiden, wenn sie vor dem Gesetz mündig sind. Dann würden solche Diskussionen wie jetzt aktuell zur Beschneidung überflüssig. Als Christen-Kind bin ich noch mal glimpflich weggekommen: ich habe meine Vorhaut noch. Aber ich weiß, was meine Eltern, wären sie Juden (oder Moslems), im Falle meiner Beschneidung auf meine kritischen Fragen geantwortet hätten: „Weil es alle machen lassen, Junge. Weil es bei uns Tradition ist, Junge. Weil Gott es so will, Junge.“ Und: „Du wirst uns nochmal dankbar dafür sein.“ Schon möglich, wenn es stimmt, dass ein beschnittener Mann besseren und längeren Sex hat. Da hätte ich mir in jüngeren Jahren manchen vorzeitigen Samenerguss erspart.
Nun, es wird wohl so kommen, dass die Beschneidung von Knaben seine gesetzliche Legitimation erhält. Die Religionen sind zu mächtig, haben eine zu große gesellschaftliche Lobby, als dass sich die Vernunft und der Schutz des Kindes durchsetzen können. Ich betone, dass ich prinzipiell dagegen bin, dass Kinder von einer Religionsgemeinschaft indoktriniert werden und religiöse Zeremonien durchmachen müssen. Es sollte doch in einer Zeit, welche dem aufklärerischen Gedankentum viel zu verdanken hat, möglich sein, dass wir die schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft vor einer Assimilierung und vor Verletzung schützen. Dies würde meiner Meinung nach auch den immer noch großen Religionskonflikten überall auf der Welt entgegenwirken. Menschen, die von klein auf auf bestimmte unsinnige Werte, Dogmen und Traditionen eingeschworen werden, haben es im Erwachsenenalter schwer, sich in einer komplexen Welt unbefangen zu orientieren.
Die Beschneidungsdebatte zeigt mir mal wieder, dass in Sachen Aufklärung* noch einiges zu tun ist.
* „Aufklärung war der Wunsch danach, dass menschliche Angelegenheiten von der Vernunft geleitet werden, anstatt durch Religion, Aberglauben oder Offenbarung; und der Glaube an die Kraft der menschlichen Vernunft die Gesellschaft zu verändern und das Individuum von den Fesseln der Tradition oder der willkürlichen Autorität zu befreien. All dies gestützt durch eine Weltanschauung, die zunehmend durch die Wissenschaft anstatt durch Religion oder Tradition validiert wird.“ Dorinda Outram: The Enlightenment (1995), Quelle: Wikipedia