Die Arschwischmaschine hat frei

Sonntag, 17. April 2011

Die Spüle


Umzug ist erstmal aufgeschoben. Corpus Delicti ist die verrottete Spüle in der Küche. Ich dachte, dass ich dafür die handwerklichen Fähigkeiten meines Vaters einspannen kann, aber leider geht`s dem alten Herrn nicht gut.
Nun ist die Spüle keine Standardspüle, das heißt: man kann sie nicht einfach durch eine andere ersetzen. Der Unterbau müsste neu gezimmert werden, was aber meinem Vermieter zu teuer ist. Ich weiß nicht, wie viel so was kostet. Vielleicht gibt es aber auch noch eine andere Lösung. Jedenfalls will ich nicht umziehen, bevor dieses Problem beseitigt ist.
Mein Vermieter war über meine Entscheidung alles andere als begeistert. Sie warf seine Planungen über den Haufen. Ich gebe zu, dass ich vor lauter Umzugsbegeisterung der vergammelten Spüle zu wenig Beachtung schenkte. Ich dachte, dass ich das Ding schon irgendwie klar kriege. Als ich dann gestern daran rumkratzte und sah, wie verfault das Holz bzw. der Pressspan ist, landete ich ernüchtert auf dem Boden der Realität. Auf keinen Fall wollte ich jeden Tag dieses vergammelte "Ding" sehen, wenn ich meine neue Wohnung betrete!
Nun liegt es am Vermieter, wie es weitergeht. Schade, wenn unser gutes Verhältnis dadurch beschädigt wurde. Ich hoffe, dass er eine Lösung findet, denn umzugswillig bin ich nach wie vor.





die Spüle




(PS: Ich wollte im selben Haus vom DG ins EG umziehen.)

Mittwoch, 6. April 2011

Falafel aus Basel


Seit über zwei Jahren das erste Mal wieder in Basel. Mir war noch alles vertraut. Hier und da gab es kleine Veränderungen. Der Schluuch hatte renoviert. Die Rheinterrasse wurde neu gemacht. In einer Stadt wird immer irgendwo gebaut und ausgebessert.
Das Wetter am Sonntag sommerlich warm. Die Maronenstände waren den Eismännern gewichen. Wir spazierten an der Wiese, ein gerade mal knie- bis hüfthoch fließendes Flüsschen, das bei Weil a. Rhein in den Rhein mündet. Das sprudelnde Wasser funkelte in der Sonne. An seinen Ufern Spazierwege und Liegewiese, wo die Basler mit ihren Hunden Gassi gehen und grillieren. Das Flüsschen fließt durch ein Naturschutzgebiet.
Es gab viel zu erzählen. Wie war es uns ergangen? Was hatten wir erlebt? Warum war es damals so gekommen? Das Leben ging weiter. Basel blieb im Großen und Ganzen gleich.
Gruppen von Flötisten und Trommlern zogen durch die Straßen und Gassen der Stadt. Aus allen Richtungen schallte die Musik. Am frühen Abend machten wir Rast am Barfüsser Platz. Wie oft war ich auf diesen Treppen gesessen und beobachtete einfach nur die Kulisse ... mit den Menschen, den Cafés, der Altstadtfassade und den Trambahnen.
Ein ähnliches Gefühl habe ich, wenn ich nach längerer Zeit mein Elternhaus besuche, oder zufällig nach Jahren einem alten Freund begegne. Eine Mischung aus Melancholie, Wiedersehensfreude aber auch seltsamer Unwirklichkeit ...
Die drei Tage vergingen wie im Fluge. Mit nach Hause nahm ich viele Reiseeindrücke, leicht konfuse Gefühle und Falafel, das wir in einem türkischen Imbiss auf unseren Spaziergängen entdeckten.
Müde und beklommen blicke ich meinem Nachtdienst entgegen. Das Leben ist anstrengend. Auch wenn die Begegnungen schön und wundersam sind.






Barfüsser Platz






unterwegs in der Großbasler Altstadt

Freitag, 11. März 2011

Innere Erstarrung versus Erdbeben in Japan


Die alte, sehr alte Nachtwache wacht auf. Es ist schon wieder Mittag. Der Tag grau und kühl. Klamm und gebeugt erhebt er sich aus dem Bett, reibt sich die Augen. Der Kopf leer und trotzdem schwer. Die Glieder schmerzen. „Wohl vom langen Liegen“, denkt er sich, „das wird sich wieder einrenken.“ Mit einem Bier spült er ein paar Aspirin herunter. Im Fernsehen zeigen sie die Horrorbilder von einem Erdbeben. Es erwischte Japan. Zusätzlich verwüstete ein Tsunami die Küste. Das Wasser nimmt alles mit, was auf seinem Weg liegt. Die Menschen verängstigt. Kernkraftwerke werden vorsichtshalber abgeschaltet. Noch ist die Katastrophe frisch, und niemand weiß, wie groß der Schaden wirklich ist und wie hoch die Anzahl der Opfer. Nachdem er alles gehört hat, dreht er den Ton vom Fernseher ab, dafür die Hifi-Anlage auf. Er wartet, bis die Tabletten und das Bier wirken. Sein Blick ist noch traumvergessen. Die Musik aus der Anlage tönt an ihm vorbei. Kommt Zeit, kommt Leben. Er grinst. Um nicht regungslos am Schreibtisch zu verharren, geht er ins Bad und rasiert sich.
Zu seinem Spiegelbild sagt er: „Wir wissen gar nicht, wie gut wir es haben ...“ „Genau,“ antwortet das Spiegelbild, „ich erinnere mich nur an ein Erdbeben in meiner Kindheit. Da fielen einige Dachziegel auf die Straße, und die Mutter bekam in der Küche einen hysterischen Anfall.“ Nach der Rasur wischt er sich den Rasierschaum mit dem Handtuch aus dem Gesicht. „Und wie lange ist erst der letzte Krieg her?“ Er erfrischt sich das Gesicht mit Aftershave Balsam. „Unsere Eltern erlebten den Krieg noch als Kinder“, sagt das Spiegelbild und nickt bedeutungsvoll. „Tschüss Bruder ...“ Er kehrt mit einer frischen Flasche Bier an seinen Schreibtischplatz zurück. Keine neuen Mailnachrichten. Im Fernsehen laufen stumm die Bilder von der Zerstörung in Japan. Die Musik von The Who passt nicht dazu. Doch das fällt ihm nicht weiter auf. Vor kurzem entdeckte er eine erotische Seite im Internet, auf welcher relativ kunstvoll pornografische Bilder gezeigt werden. Die Seite hat den bezeichnenden Namen „fuck me like that“. Nach ein wenig Herumblättern schließt er sie wieder. Er kennt solche Tage. Sie sind wie Schatten. Sie sind ein Zwischenreich. Die Wirklichkeit bleibt draußen. Und das Innere kommt auch nicht richtig raus. Es tut nicht weh. Was kann in einem solchen Zustand schon weh tun? Vielleicht sollte er sich in den Finger schneiden, um es auszuprobieren? Nein. Quatsch. Sowas machen Borderliner - hatte er gehört.
Er wird duschen gehen. Und danach irgendwelche Spuren in dem Tag hinterlassen ...







Freitag, 4. März 2011

Veränderung in Sicht!


Gestern, als ich die Miete löhnte, sagte mein Vermieter, er habe einen Anschlag auf mich vor. Der Mann im Erdgeschoss sei endlich ausgezogen. Der hatte dort gehaust wie ein Mietnomade und schon monatelang keine Miete mehr bezahlt. Also, er fragte mich, ob ich mir die freigewordene Wohnung nicht mal anschauen wolle. Das Dachgeschoss, wo ich wohne, ist irgendwann für seinen Sohn geplant, hatte er bereits damals, als ich einzog, kundgetan.
Ich hatte mir die Erdgeschosswohnung nicht so geräumig vorgestellt. Natürlich ist alles ziemlich altbacken, aber die Zimmer waren bereits leergeräumt und die Wände geweißelt, was den Eindruck aufhellte.
Der Eingang ist ein Glasbau, den ich als Wintergarten gestalten könnte; und bevor es in die Natur geht, ist vor dem Haus ein Fleck Wiese, wo ich im Sommer sonnenbaden kann.
Insgesamt würde ich fast doppelt so viel Platz haben! In meinen jetzigen 11/2 Zimmern ist`s doch etwas beengt - vorallem wenn ich Besuch habe.
Mein Vermieter hofierte mich geradezu mit Angeboten, dass er mir beim Umzug helfen -, und auch Geld bei nötigen Anschaffungen zusteuern wolle. Und das bei gleicher Miete! Ich solle es mir durch den Kopf gehen lassen. Nach einer halben Stunde Besichtigung gab ich ihm eine Quasi-Zusage. Aus der Wohnung ist was zu machen, dachte ich bei mir, und ich würde endlich Platz für meine Bilder haben, und könnte mir sowas wie ein kreatives Arbeitszimmer einrichten.
Ich sagte ihm, dass mir Mai für den Umzug recht sei; und wir verabschiedeten uns freudestrahlend voneinander. Mein Vermieter weiß halt, was er an mir hat ... Seit fünf Jahren wohne ich unter seinem Dach, und wir hatten nie Probleme. (Ich bin halt ein Braver.)
Beschwingt von den Neuigkeiten radelte ich in die Stadt. Im Kaffeehaus träumte ich mich beim Bier in meine neuen Vier Wände, - malte mir aus, wie schön ich‘s mir machen kann.
Nun würde ich lieber heute als morgen umziehen.
Mal sehn. Mein Vermieter will sich da ganz nach mir richten.

Das war die erste gute Nachricht für mich in diesem Jahr. Vielleicht wird ja alles noch besser! Es gäbe da noch ein paar Sachen ...

Samstag, 26. Februar 2011

NIEMAND


Du bist ein Würfel mit unbestimmter Seitenzahl. Du bist ein Paket, in dem ich stets neue Sachen finde. Deine Welt ist eine Parallelwelt. Nähe und Ferne wohnen zusammen in einem Haus. Traurigkeit und Freude reisen uns hinterher. Du lebst in mir. Du bist ein Mond am Himmel, den nur ich sehe. Du bist wie ein zweites Herz, das in meinen Träumen schlägt. Gestern sah ich dich in der Fremde. Ich kannte dich nicht. Der Verrat wohnt der Liebe inne. Judas war beim ersten Kuss dabei. Es gibt keine Liebe ohne Gift.
Du bist das Glas Wein in meiner Hand. Du bist der Hafen einer fernen Welt. Ich trauere mein Leben lang. Der Weg des Lebens ist labyrinthisch. Ein Getriebener bin ich. Verirrt in der eigenen Seele. Wo bist du?

Dienstag, 15. Februar 2011

Am Ende nahm ich ein Taxi


Ich bin müde. Wahrscheinlich macht die Leber langsam schlapp. Die Frühjahrsmüdigkeit kann‘s noch nicht sein, obwohl auch gestern wieder verführerische Sonnenstrahlen lockten. Ich zog den leichten Trench-Coat über. Auf der Neckarbrücke fröstelte es mich dann im kalten Wind.
Im Café Petit Paris las ich die letzten Seiten von Knoflachers „Virus Auto“. Der Mann hat ja so recht! Aber ich glaube, dass das Auto nicht der einzige Virus der technisierten Welt ist. Da sind z.B. noch das Handy oder Smartphone, der Fernseher, der PC zuhause, die Spielautomaten ...
Ob in der Straßenbahn, in den Kneipen oder in der Fußgängerzone - überall sehe ich Menschen, die an ihren Smartphones rumspielen oder mit ihnen telefonieren. Vorallem immer jüngere Menschen, kaum im Teenageralter, haben solche Dinger dabei. Man gewöhnte sich inzwischen dran. Ich erinnere mich, dass noch Anfang der Neunziger (des letzten Jahrhunderts) die Menschen die Nase rümpften, wenn jemand in Bus oder Straßenbahn sein Handy zückte. Inzwischen hat wenigstens ein Drittel aller Insassen Ohrstöpsel im Ohr. Immerhin - manche sieht man noch lesen. Heidelberg ist Universitätsstadt. Als Student kommt man auch in den heutigen Zeiten der elektronischen Medien nicht ganz um das Buch herum.
Der Barkeeper spendierte mir wie immer einen Ouzo (oder zwei). Er ist Türke und hat für einen Mann sehr hübsche und strahlende Augen - mitte Zwanzig, schätze ich ihn.
„Wie geht‘s Ihnen?“ fragte er.
„Na ja“, ich zögerte, „ich muss bald wieder arbeiten.“
„Man muss froh sein, wenn man heute Arbeit hat.“
„Stimmt!“ entgegnete ich knapp und vertiefte mich wieder in meine Lektüre. Einige Stellen strich ich mir an. Knoflachers Gedankengänge finde ich faszinierend. Sie könnten von mir sein. Nur hat er dazu den wissenschaftlichen Überbau.
Ich prostete mit dem Ouzo dem freundlichen Barkeeper zu. Er unterhielt sich gerade mit einer Kollegin darüber, wie sie mit der Straßenbahn zu ihrem Wunsch-Friseur kommt, und wie lange das dauert mit Umsteigen.
„Also, da würde ich gleich das Auto nehmen“, sagte er, „oder ein Taxi“, und lachte:“Dreißig Euro für Taxi plus dreißig Euro für den Friseur ... macht sechzig Euro!“
In der Gasse vor dem Café war inzwischen auch was los: Ein PKW hatte eine Torausfahrt halb zugeparkt. Ich sah einen verärgerten,bärtigen, älteren Herrn, der um das Auto herumschlich, und kurze Zeit später im Café nachfragte, ob das Auto von einem Gast sei. Nein, war es nicht.
Ich hatte noch ein paar Seiten. Neugierig blickte ich zwischendurch in Richtung Gasse, ob der PKW dort noch als Ärgernis stand. Außerdem überprüfte ich den Posteingang meines Iphones und trank von meinem Bier. Zur Zeit stehe ich auf dunkles Hefeweizen.

Knoflacher:
Die Antwort auf die Frage „Wo stehst du“ - „Zwei Gassen weiter im Halteverbot.“ - wird nicht als Realitätsverlust erfahren, sondern als normal empfunden, obwohl das befragte Gegenüber kaum zu übersehen ist. Es entsteht der Eindruck, dass nicht der Mensch gefragt wurde, sondern das Virus Auto selbst, und dabei vorausgesetzt wird, dass der Mensch als dessen Sprecher fungiert.

Und ein paar Seiten weiter:
So wie die Weiterentwicklung eines Lebewesens, das von Krebs befallen ist, nicht mehr möglich ist, wird die Evolution der Menschen durch das Auto blockiert. Doch dieser Zerstörungsprozess wird von den Ideologen des Energierauschs unserer Zeit weder erkannt noch in seinen Auswirkungen verstanden. Ganz im Gegenteil - sie geben sich der Illusion hin, man könne die Menschen in beliebig großen Einheiten aufgehen lassen, ohne das Bestehende zu erhalten. Schon die Ideologen des Kommunismus sind mit dieser Vorstellung gescheitert. Sie alle übersehen nämlich die Grundvoraussetzung, die für jede Gemeinschaft erforderliche Solidarität. Diese ist in der Bindekraft kleinerer Einheiten verankert und kann nur auf diesen aufbauen, und nicht auf isolierten Einzelelementen.
Bei der Nutzung fossiler Energie für die Automobilität hört aber jede Solidarität auf. Selbst die mit den eigenen Kindern wird aufgegeben, denen man Bewegungsräume zugunsten des Autoverkehrs wegnimmt.


Ich schaute mich um. Es war gerade früher Nachmittag. Keine neuen Mails auf dem Iphone. Das Café war mäßig gefüllt. Einige Gäste aßen noch zu Mittag. Der Barkeeper servierte mir den zweiten Ouzo. Ich bedankte mich. Endlich kam der Besitzer des PKWs vor der Toreinfahrt. Kein Showdown. Beinahe schade. Als er die Ausfahrt frei gemacht hatte, fuhr der ältere, bärtige Mann mit einem protzigen Geländewagen davon, und der Missetäter stellte seinen Wagen wieder zurück vor das Tor. Offensichtlich hatte man sich irgendwie geeinigt.
Ich gähnte, und als ich mit Knoflacher abgeschlossen hatte, setzte ich mich, zweibeinig, in Bewegung Richtung Fussgängerzone. Der Nachmittag zog sich in die Länge.

Samstag, 12. Februar 2011

Aufstehen


Die Sonne scheint. Gedämpft dringt ihr Licht durch die Wolken. Meine Augen sind müde. Die Natur bereitet sich vor. Triebe entwickeln sich langsam. Noch regiert Väterchen Frost.
Mitte Februar. Die Sonne entfaltet bereits eine verführerische Kraft.
Ich denke an das ägyptische Volk, das seine Revolution feiert. Der alte Mann verzog sich in seinen privaten Palast. Mein Herz wünscht dem ägyptischen Volk alles Gute auf dem Weg in die Freiheit und Demokratie. Der Winter der Diktatur dauerte lange genug.
Ich denke an eine alte Liebe, die überwinterte. Vielleicht keimt sie wieder auf, wenn Licht auf sie fällt.
Wo stehe ich? Der Spinne in der Zimmerecke geht‘s gut. Sie hat ihren Platz. Sie macht, wozu sie bestimmt ist. Kennt sie Einsamkeit? Kennt sie die Sucht nach Liebe? Nein, trotzdem will ich nicht mit ihr tauschen. Denn sie kennt sicherlich auch nicht die Freiheit - die sich erst ergibt, wenn man Fragen stellt und auf der Suche ist.
Passend dazu läuft gerade eine Ballade von Bruce Springsteen. Tränen steigen mir in die Augen. Es gibt Hoffnung ..., es gibt immer Hoffnung! Sie kommt mit dem Frühling, sie kommt mit der Revolution, und sie kommt mit der Liebe. Irgendwo dadraußen. Ich muss nur aufstehen. Du musst aufstehen!

Donnerstag, 10. Februar 2011

Wer seid ihr?


Alles hat zwei Seiten. Da ist der Masseur, und da der Rücken. Der eine Teil aktiv, der andere passiv. Im besten Falle genießen es beide. Jedenfalls ist es zwischen zwei Lebewesen anders als zum Beispiel zwischen Autofahrer und Auto. Wie ist es eigentlich zwischen Reiter(in) und Pferd? Aktive und passive Anteile durchmischen sich.
Da ist die Musik, und da der Zuhörer. Die Musik bewegt etwas in mir. Ich gehe mit. Ich lasse mich mitreißen. Ich tanze. Der Autofahrer wird Teil seines Gefährts. Er geht mit ihm durch die Kurven. Er startet mit ihm durch, und er bremst mit ihm quietschend - eine erfüllende Symbiose, bloß dass der eine Teil, das Auto, dabei nichts fühlt. Diese Mensch-Maschine-Beziehung läßt sich auf viele Bereiche ausdehnen. Die Spieleindustrie entdeckte die Manipulationskraft durch künstliche Szenerien längst. Es ist eigentlich verwunderlich, dass die Sexindustrie gemessen an den Möglichkeiten nachhinkt. Vielleicht liegt es an den Feinheiten. Nicht jedes Pferd ist gleich zu reiten. Was Fellatio angeht, gibt‘s ja schon gewisse „Saug-Maschinchen“. Dummerweise müssen immer noch in vielen Haushalten die Staubsauger herhalten. Gräßliche Unfälle sind die Folge. Was wir nicht alles machen, um Genuß zu haben. Das gilt selbstverständlich auch für Frauen, die sich eines ganzen Sortiments an künstlichen Geräten zum Einführen in ihre unteren Körperöffnungen bedienen können. Sie werden im wahrsten Sinne eins mit den Gegenständen. Vibrierend, lachend, stöhnend, glucksend vor Lust. Vielleicht heißt es irgendwann mal: Ich fahre `ne Runde Sex.
Mann und Frau verkabeln sich und genießen getrennt ein künstliches Sex-Wunderland. Es wird keine Enttäuschungen mehr geben, und man braucht sich auch keine Ausreden mehr einfallen lassen, warum man nicht will. Der Lustautomat ist sowieso viel einfühlsamer, da individuell auf die Bedürfnisse abstimmbar.
Eine egoistische Gesellschaft muss sich doch dich nicht mit sozialen und moralischen Bedenken quälen. Ich schätze die Ehrlichkeit. Wozu das Drumrumgerede? Laßt endlich los und genießt euren Egoismus in vollen Zügen! Prominente wie Berlusconi leben es vor ..., und der ist immerhin Staatspräsident der Italiener - ein sehr genussfreudiges Völkchen. Mit Merkel gewinnen wir Deutschen im Vergleich freilich keinen Blumentopf.
Obwohl - vielleicht hat unsere Staatsdame ein geschicktes Händchen. Ich erinnere mich eines Films mit Marianne Faithfull (im fortgeschrittenem Alter) in der Hauptrolle, die in einem Puff anheuert und dort der männlichen Kundschaft einen runterholt. Bald stehen die Jungs Schlange bei ihr. Dabei sehen sie nicht, wer sie bedient - sie ist hinter einer Wand verborgen und greift sich durch ein Loch die männlichen Glieder ... Jedenfalls wird ihr Künstlername bald in der Londoner Erotikszene bekannt. Der Hintergrund der Story ist, dass sie das Geld, welches sie als Masturbationsmaschine verdient, braucht, um ihrem sehr kranken Enkelsohn eine lebensrettende Therapie oder Operation im Auslang bezahlen zu können.
Ein köstlicher Film!

Alles hat zwei Seiten. Da sitze ich am Computer und schreibe meine unsinnigen Gedanken nieder, nur um die Zeit zu vertreiben. Und auf der anderen Seite seid ihr, die Leser(innen).
In gewisser Weise sind wir geistig miteinander verdrahtet. Was kommt da eigentlich an?
Wer seid ihr?
...

((Geh mir mal die Hände waschen.))






Irgendwie sehen die Tussies alle gleich aus (Miss Germany Auswahl von meinem Thekenstammplatz aus dem "Focus" abfotografiert).


(Randnotiz: Es ist eigentlich logisch, dass angesichts solchen Weibervolks aus der Frauenemanzipation nichts wird.)

Donnerstag, 3. Februar 2011

Ohne Zukunft leben


Im Leben ist es gut, wenn man weiß, was man will. So richtig wußte ich das für mich nie: weder beruflich noch in der Liebe. Ich wusste immer besser, was ich nicht will.
Meine Biografie liest sich wie eine endlose Versuchsreihe. Nirgendwo fasste ich richtig Fuss. Die stabilsten langjährigen Komponenten sind auf freiwilliger Ebene die Schreiberei, und auf eher gezwungener Weise meine Arbeit als Altenpfleger. Demgegenüber: Frauen und Freunde kamen und gingen, wechselnde Studiengänge - mal mehr, mal weniger Alibi ...
Immer gab es zu viel, was mir die Sache vergällte. Nach dreizehn Jahren Schule hatte ich meine Geduld und meinen Ehrgeiz verspielt. Ich trank mir lieber einen, als über meine Zukunft nachzudenken. Die Jahre vergingen trotzdem. Meine Eltern wurden alt - heute rief ich meinen Papa an und gratulierte ihm zum 79sten. Er klang gut am Telefon. „Wo blieben die Jahre?“ sagte auch er.
Nein, ich bereue nichts. Sicher hätte alles in meinem Leben anders laufen können. Wer weiß? Mit mehr Ehrgeiz und weniger Alkohol wäre ich heute unter Umständen Philosoph und Kunsthistoriker, Diplom Psychologe oder wenigstens Pflegedienstleiter im Altenheim. Nun bin ich Nachtwache und ein Möchtegern-Dichter. Auch mit den Frauen hätte alles anders laufen können: Mit einer unkritischeren Lebenshaltung und weniger Alkohol wäre ich heute unter Umständen Vater von inzwischen erwachsenen Kindern, geschieden und wieder neu verheiratet.
Wie auch immer: Alles hätte ganz anders kommen können. Stellt sich nur die Frage, ob es immer so weiter gehen kann. Ich meine, irgendwann bin ich auch so alt wie meine Eltern. Und dann wahrscheinlich aufgrund meiner Lebensweise weniger gesund. Eine Ex-Freundin stimmte mich gestern mit einer SMS nachdenklich. Sie schrieb: „Aber du musst dich endlich ändern. Du brauchst einen Menschen, der dir beisteht. Wie du bist, ist es schwierig ...“

Das Leben ist verrückt. Klaus mag mich, weil ich in seinen Augen „authentisch“ bin.
Das will ich auch bleiben. Also, wie soll ich mich verändern? Es kann nur eine Veränderung sein, die aus meinem Herzen kommt - und nicht aus Bedingungen. Ich bin ein fertiger Mensch. In meinem Alter ist man ziemlich fertig (- lach).
Vielleicht machen wir uns das Leben oft schwieriger, als es ist. Es ist, wie ich es anfangs sagte, eine Versuchsreihe. Manche „Experimentatoren“ ziehen zu früh Schlussfolgerungen, während ich ... mit der Interpretation lieber noch warte. Ich vertraue auf meine inneren Kräfte. Und wenn es vorbei ist, bin ich wenigstens so klug wie alle anderen.

Samstag, 29. Januar 2011

Verschnupft


Himmel und Doria! Ich dachte, dass ich mich mit Matschbirnen auskenne, aber eine ausgewachsene Erkältung hat eben ihre eigene Qualität. Hilflos blinzele ich in den sonnigen Sonnabend. Erneut gab ich Klaus einen Korb - das heißt: einen halben: Oberflockenbach sagte ich ab, denn ich würde kaum etwas vom Essen schmecken; dafür treffen wir uns im Sportspub zu Bier, Bundesliga und Iphone. Es ist nicht ganz leicht, von einem 0815-Handy aufs Iphone umzusteigen - für Klaus ein Quantensprung, sagte er selbst.
Ich schickte ihm also eine SMS, worauf er mich anrief.
„Ich wollte dir mit einer SMS antworten, aber plötzlich hatte ich dich am Apparat“, sagte er.
„Kann passieren.“
„Was habe ich falsch gemacht?“
„Das weiß ich nicht, Klaus.“
Ich erklärte ihm, dass ich mich später in die Stadt zum Einkaufen abseilen will, und danach würde ich noch einen Trinken gehen. Klaus erzählte, dass er gestern gesumpft hatte.
„Dann bist du ja auch nicht gerade fit“, meinte ich.
„Ja, und gleich kommt meine Haushälterin - da verschwinde ich besser.“
Offensichtlich hat er keine sexy Haushälterin. Ich könnte auch eine gebrauchen. Am Besten eine mit aufreizenden Kurven, die mich, armen Kranken, jetzt verwöhnen würde.
„Hm. Wie lange braucht sie denn?“
„Zwei Stunden. Ich gehe so lange ins Kaffeehaus auf ein paar Bierchen.“
„Du fängst früh an“, lachte ich.
„Was bleibt mir anderes übrig ...“

Normalerweise habe ich gegenüber Klaus einen alkoholischen Vorsprung. Er wirkt viel zu seriös, als dass ich ihn mir angetrunken vorstellen kann. Vielleicht haben wir dann nachher im Sportspub ein ähnliches Sonnabendnachmittag-Matschbirnenlevel.
Die Erkältung setzt mir ganz schön zu. Außer Rotze nichts im Kopf. Passenderweise erwischte es mich in meinem Frei. „Managerkrankheit“, ließ ich mich auf einem Nachbarblog belehren. Aber ich bin kein Manager - und eine Haushälterin habe ich auch nicht (sniff). Da ich als Nachtwache mehr als die Hälfte des Monats frei habe, ist die Wahrscheinlichkeit auch mehr als 50%, dass ich im Frei krank werde. Wow!
Und mit dieser berauschenden Erkenntnis beende ich den Beitrag.






Stilleben "Rotzfahne"

ein literarisches Tagebuch

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