Womit ich mich an meinem Geburtstag beschenkte: Ich fuhr mit der Straßenbahn nach Heidelberg, kaufte mir gleich bei meiner Ankunft am Bismarckplatz einen schönen blauen Regenschirm … Es regnete bei meiner Ankunft. Als ich ihn im Sack hatte, regnete es nicht mehr. Dann holte ich mir noch einen Flakon Eau de Toilette und eine kuschelige Tagesdecke für mein Bett. Ab in den Bus zur Altstadt, am Uni-Platz meine Hausbank gestürmt und es der Bankangestellten besorgt – so richtig! Ist ja auch allerhand, dass die den Dauerauftrag nicht korrekt ausführten! Doofe Tussie!
Im Café Coyoté, gleich an der Ecke, kühlte ich mich bei dunklem Hefeweizenbier wieder runter. Ich schaute der polnischen Bedienung bis zum Schlüpfer in den Ausschnitt und bekam zur Feier des Tages einen Ouzo spendiert. Nicht übel der Dübel – die polnische Schnecke. Um mich abzulenken, blätterte ich in einer Illustrierten und trank noch ein paar Weizenbiere. Inzwischen war es draußen dunkel. Wenn ich Klaus nicht verpassen wollte, musste ich mich auf den Rückweg machen. Im Vorbeigehen eine Tüte heiße Maronen mitgenommen. Lecker! Klaus erwischte ich gerade noch. Er kam mir vorm Kaffeehaus entgegen. Also ging er mit mir zurück ins Kaffeehaus, und wir setzten uns an die Bar und diskutierten wie immer wild durcheinander. Irgendwie kamen wir auf Tennis und so`nen Scheiß. Egal, war trotzdem nett! Klaus trank Baby-Hefeweizen und ich dunkles Hefeweizen. Das läuft runter wie nichts. Klaus spendierte mir eins, und als die Bedienung mit der Rechnung nicht klarkam, besorgte er es ihr – so richtig! Wie ich der Bankangestellten. Uff, war mir ein wenig peinlich sein Ausraster. So ist das Leben. Eben. Genau. Ich sag`s doch.
Klaus wollte mich noch mit ins Sportspub schleifen. Bayern spielte gestern Abend gegen Köln. Er bot mir an, dort das gesamte Bier zu übernehmen. Verführerisch! Aber eigentlich war mein Kanal bereits voll, und der letzte Bus fuhr in ein paar Minuten den Berg hoch, drum lehnte ich dankend ab, - und drum geht`s mir heute auch verhältnismäßig gut. Wäre Klaus eine Frau, wäre die Sache natürlich anders ausgegangen.
An das Fernsehprogramm kann ich mich nur noch dunkel erinnern. Irgendwann lief eine alte Folge Raumschiff Enterprise mit Spitzohr Spock und Captain Kirk. Für mich sind solche alten Serien Zeitreisen in die Vergangenheit. Mein Gott, vierzig Jahre ist das her! Wahnsinn! Aber so ist das Leben. Ich meine, alles verschwindet im Orkus der Vergangenheit, und plötzlich taucht es vorm geistigen Auge wieder auf … Uff! Ist doch Wahnsinn, wie man Jahr für Jahr abspult, weiter und weiter, immer vorwärts, von Geburtstag zu Geburtstag, und plötzlich schaut man auf ein stattliches Konto von Jahren zurück.
Ein trüber Tag begrüßt mich. Ich zünde eine Kerze an, weniger wegen des Lichts, sondern um mir etwas innere Wärme zu suggerieren. Was war das für ein wechselhaftes Lebensjahr! Der schneereiche Winter, Liebesschmerz, das Aufflackern einer alten Liebe – ein Wiedersehen mit Basel, eine neue Liebe, mit dem Fahrrad nach Rostock – Lawe kennengelernt, mein Umzug vom DG ins EG, eine Woche Prag …, und nun endet es ähnlich wie das letzte – mit Katzenjammer-Gefühlen. Prost!
Im Fernsehen läuft der Deutsche Bundestag. Ich höre nicht zu. Sie reden über den vergangenen Klimagipfel. Was soll man machen?, denke ich. Mein Rücken ist auf Schulterhöhe schmerzhaft verspannt. Ich könnte eine Massage gebrauchen. Anja-Pia!!!! Na ja, Wien ist viel zu weit weg. Nein, so kann`s nicht weitergehen. Da hilft auch kein in der Nase bohren. Ich muss mich aufraffen. Obwohl mir der heutige Tag wie zugehängt von Melancholie erscheint. „Es ist, wie`s ist“ – einer meiner Lieblingsmelancholiesprüche. Mir geht`s nicht schlecht. Es ist nicht so, dass ich mir das extra sagen muss, um es zu glauben. Ich kann zufrieden sein. Das mit dem Glück ist eine flüchtige Sache. Wer sagte das noch mal - „Das Glück ist eine Hure“? Ist wohl so.
Mit den Jahren ändert sich das Klima des Lebens. Fast unspürbar. Die Zeit fliegt einem nur so um die Ohren. Und man selbst wird ruhiger. Das ist aber ein ganz natürlicher Klimawandel. Das Leben wird schwerer und tiefer. Und dennoch ist alles derart flüchtig. Ich meine alles, nicht nur weil bei mir privat so viel Hin und Her ist. In jungen Jahren war ich geradezu süchtig nach Abenteuer, und dabei versumpfte ich meist nur in der Kneipe. Eigentlich habe ich mich ganz gut gehalten: Ein paar Kilo zugelegt, ein paar Falten mehr, die Haare ergraut – wenigstens gingen mir noch nicht zu viele aus, aber alles in allem – es hätte schlimmer kommen können. Ich bin schließlich nicht mehr ganz jung.
Aufstehen, strecken! UuuuuAhhhh! Das musste jetzt sein. Fast schon Mittag. Was könnte ich mir schönes tun heute? Ich schaue aus dem Fenster. Es wird nicht heller. Wie wär`s mit einem neuen Regenschirm? Ich grinse. Einen schönen, soliden Regenschirm. Ja.
Auf geht`s!
Nichts hätte mehr einen Sinn, wenn alle Worte versickerten. Die Jahreszeiten würden fortbestehen, aber es gäbe keinen Widerhall. Die Sterne am Nachthimmel würden weiter funkeln – doch ohne dass ein Augenpaar ihr Licht einfinge. Und was wäre mit der Liebe? Was ist eine Liebe ohne Worte? Und ich meine nicht nur die gesprochenen und geschriebenen Worte. Mir scheint, die Welt besteht nur aus Worten. Seit ich lebe. Seit ich atme. Meine Existenz ist ein Wort.
Selbst Katzen sprechen. Und Steine sprechen. Ich höre sie, auch wenn ich sie nicht verstehe. Ich kann mich nicht mehr erinnern, welches Wort ich zuerst aussprach. Wahrscheinlich war es „Mama“.
Die Greisin im Altenheim sagte zu mir: „Wissen Sie, nach wem die Soldaten im Krieg riefen, bevor sie an ihren Verwundungen starben?“ „Ja“, sagte ich, „ich weiß, sie riefen nach der Mutter.“ Ich hatte es in vielen authentischen Kriegserzählungen gelesen. Die Greisin hatte es noch erlebt.
Eine andere, die ich abends ins Bett lege, sagte: „Ich wünsche Ihnen, dass Sie eine gute Frau finden.“ Dabei erzähle ich nicht viel über mein Privatleben. Vielleicht sehe ich einsam aus (?) Nein, mir rutschte mal raus, dass ich Single bin. Ich lächelte verlegen und hoffte, dass sie nicht genauer nachfragt. Was sie auch nicht tat.
Es gab so viele unausgesprochene Worte. Sie wollten unausgesprochen bleiben. Trotzdem waren sie da. Wie Steine. Wie der Himmel. Wie die Liebe. Wie du.
Man sollte der Wahrheit ins Gesicht sehen und nicht auf den Arsch. (Dasselbe gilt für Frauen.) In Drei Teufels Namen: Wer noch nicht alt und krank ist, der wird`s früher oder später! Ich kann den Spruch, dass Alter keine Krankheit ist, nicht mehr hören. Natürlich ist das Alter keine Krankheit, aber im Alter zerfallen Körper und Geist – mehr oder weniger schnell. In der Fachsprache nennt man es Alterserkrankungen. Letztlich ist`s nichts anderes als Verschleiß und Abbau gemeint. Jedes Lebewesen besitzt eine natürliche Lebenserwartung. Katzen und Hunde werden in seltenen Fällen älter als 20 Jahre, wenn sie nicht gerade Johannes Heesters heißen. Die biologische Uhr läuft bei allen Kreaturen unweigerlich ab. Das ist ein Fakt, an dem sich vorerst nichts ändern wird – egal wie gesund wir leben, oder welche Kunstgriffe wir sonst anwenden …
Ich schlittere unweigerlich auf das Alter zu. Es ist heute für mich ein anderes Gefühl, die Altenheimbewohner zu pflegen als noch vor 20 Jahren. Ich spüre sozusagen, wie ich ihnen näher rücke. Das erhöht auf der einen Seite meine Empathie ihnen gegenüber – auf der anderen Seite zeigt es mir persönlich, dass ich nun auch langsam alt werde: Die Jugend ist unwiederbringlich vorbei. Das merke ich auch im Verhältnis mit den jungen Leuten. Mir schlägt oft eine Achtung nur aufgrund des Altersunterschieds entgegen, der sich offensichtlich an meinem Erscheinungsbild und Benehmen peu à peu manifestierte. Klar, ich kriegte schon auch mit, dass sich mein Körper veränderte, dass z.B. die Haare ergrauten …, aber ich selbst sehe mich immer noch in einem anderen Licht. Ich verstehe die Veränderungen nicht – wie damals in der Pubertät: Der körperliche Prozess überholte den psychischen. Meine Psyche wehrt sich noch vor dem Unabänderlichen, aber ich hoffe, dass sich das langsam gibt. Jedenfalls will ich mir nicht selbst in die Tasche lügen. Und außerdem habe ich noch einige Jahre bei relativer Gesundheit vor mir, wenn alles gut läuft (so Gott will).
Mit einer neunzigjährigen Bewohnerin, die ich abends ins Bett bringe, witzele ich manchmal, dass ich, wenn ich in (18 Jahren) Rente gehe, mich am Besten gleich um einen Platz im Altenheim kümmere …
In den nächsten Tagen habe ich Geburtstag. Eine Sonnenumrundung bleibt bis zur Vollendung der fünften Dekade. Habe ich Angst? Ja, ich gebe zu, dass ich Angst vor dem Alter habe. Und sowieso vor dem Sterben. Der Tod selbst bedeutet dann oft nur noch Erleichterung, Gnade und Friede. Ich erlebe es seit einem Viertel Jahrhundert im Altenpflegeheim: Es gibt kein schönes Sterben. Wir können die Schmerzen dämpfen, und wir können der Angst und der Einsamkeit mit menschlicher Zuwendung begegnen … Das ist alles. Und das wäre schon `ne Menge, wenn es in allen Fällen geschehen würde!
Meine Eltern kommen ins Greisenalter. Bei jedem meiner Besuche rücken sie den Alten, die ich im Heim betreue, näher. Kein leichtes Thema zwischen (erwachsenen) Kindern und Eltern ... Besser man schaut der Wahrheit ins Gesicht.
Stoische Novemberruhe über Deutschland. Unfälle im Nebel. Raureif. Ich sehe meinen Hauch und wundere mich immer wieder über diese Perspektive, - über das Leben, das ich lebe; über den Körper, in dem ich wohne, der ich bin, so nah, dass ich ihn nicht sehe. Und wenn ich ihn wahrnehme, wundere ich mich – wie über den Hauch meines Atems. Ich steige auf meinen Drahtesel und rausche zu meiner Bank, um nach einer Überweisung zu fragen. Während der kalte Fahrtwind in den Augen beißt, die Nase läuft, frage ich mich, was ich hier mache; frage ich mich, was ich sehe: Autos, die mir entgegenkommen, die mich überholen, Einkäufer, Spaziergänger, Häuser und Vorgärten … „Eine seltsame Welt“, denke ich und trete in die Pedalen auf dem Weg zu meiner Bank, um nach einer Überweisung zu fragen, „gehöre ich hierher?“ Die Luft tut gut. Ich bin in den Elementen. Ich rieche den November. Der Himmel kalkweiß über mir – wie eine Leinwand.
Als ich in den Schalterraum trete, betäubt mich die Wärme. Ich stehe in der Schlange und grabe mit meinen Augen Tunnels in die Welt. Ich schaue durch Wände und Menschen … und weiter zurück zu mir. Und weiter zurück zu mir.
„Es geht um einen Dauerauftrag, den ich hier vor 11/2 Jahren veranlasste. Zu meinem Zahnarzt.“ Ich stottere ein wenig, als ich plötzlich an der Reihe bin. Das Blut schießt mir in die Ohren. Die Schalterbeamtin lächelt. „Nun schrieb er mir eine Zahlungserinnerung, dass 300 Euro, also genau eine Rate fehlt ...“
Ich komme mir vor wie ein Trottel, - als würde gar nicht ich sprechen. Ich höre mich all diesen Unsinn sagen. Es widert mich an. Aber dann konzentriere ich mich und komme in der Zombie-Perspektive an, - mache, was zu machen ist ... wie ein Automat. Die Welt hat mich Entrückten wieder in ihren Fängen. Aber was für eine Welt?
Amazon mahnte wegen einer offenen Rechnung. Als ich von meiner Hausbank den Kontoauszug mit meiner Abbuchung zu Amazon faxte, erhielt ich einen Tag später die lapidare Entschuldigung, dass sich da wohl was überschnitt. Über eine Woche – vom Tag der Überweisung bis zum Eingang bei Amazon – schwebte mein Geld – äh - im luftleeren Raum.
Und wer liest schon gern Mahnungen? Ich bin dahingehend leider ziemlich empfindlich, das heißt: ich kriege so was nicht mehr aus dem Kopf, bis die Angelegenheit geregelt ist. Also, Amazon ist ziemlich schnell mit Mahnungen zugange. Es war nicht das erste Mal, und ich schrieb schließlich, als Amazon endlich den Eingang meiner Zahlung bestätigte, eine wütende Antwort-Mail! Scheiß auf Amazon!
Nein, das schrieb ich nicht so deutlich. Aber ich machte meiner Verärgerung Luft.
Ich kann Euch nicht sagen, wie mich dieser ganze Bank- und Bürokratenscheiß ankotzt! Man soll seine Kontoauszüge, seine Gehaltsabrechnungen und am Besten auch noch seine alten Socken sammeln. Dazu kommt der Schriftverkehr mit Krankenkassen, Rentenkasse Versicherungen etc.
Nicht zu vergessen die GEZ!
Hätte ich keine Zentralheizung, würde ich alles in den Ofen schmeißen. Seit Jahrzehnten hole ich aus dem Briefkasten sowieso zu 99,99% nur noch Rechnungen, Mahnungen und Werbung. Dunkel erinnere ich mich an Zeiten, als ich noch gern den Briefkasten öffnete. Ehrlich – ich bekam mal Liebesbriefe!
Aber Zeiten ändern sich. Das weiß ich auch. Drum habe ich schon seit einigen Jahren Internetanschluss. Ist halt nicht mehr so romantisch. Ich erhalte `ne Menge Mails und verbringe viel Zeit im Netz, so dass ich mich ohne Internet beinahe schon abgeschnitten von der Welt fühle.
Klar, es ist in vieler Hinsicht ziemlich bequem. Gerade das Einkaufen übers Internet.
Oder das Kennenlernen. Von den letzten zehn Beziehungen, die ich hatte, lernte ich acht online kennen.
Trotzdem bin ich lieber vorsichtig. Ich tätige beispielsweise keine Bankgeschäfte vom Computer aus.
Gerade hatte ich also den Scheiß mit Amazon geklärt, kriegte ich einen Brief von meinem Zahnarzt. Eine Zahlungserinnerung. Angeblich war ich ihm noch eine Rate über 3o0 Euro schuldig. Was blieb mir also übrig, als mich über meine Kontoauszüge der letzten achtzehn Monate herzumachen. Ich wurschtelte mich durch die Unterlagen und hätte am liebsten gekotzt – weil ich es hasse! Schließlich hatte ich doch einen korrekten Dauerauftrag bei meiner Bank für die Zahnarzt-Rechnung abgeschlossen! Es kann doch nicht sein, dass die einfach eine Zahlung versiebten.
Im August letzten Jahres wurde nach meinen Kontoauszügen tatsächlich keine Rate an meinen Zahnarzt überwiesen. Aber wieso? Ich hatte mein Konto nicht überzogen. Also Anruf bei meiner Bank: Die konnte allerdings mein Konto nur noch bis September letzten Jahres einsehen …
Ich bin irritiert. Plötzlich habe ich eine Zahlung am Hals, die ich längst als abgehakt erachtete.
Weihnachtsgeld ade, wenn es sich bewahrheitet, dass die Bank die Überweisung per Dauerauftrag einfach einen Monat nicht leistete.
Nein, kein Weltuntergang, aber ich rege mich einmal mehr über diesen ganzen Bank- und Bürokratenscheiß in Deutschland auf. Wahrscheinlich muss man selbst eine kleine spießige Krämerseele sein, um damit gut klar zu kommen.
Dass die Welt um uns herum wahnsinnig ist, dürfte im Laufe seines Lebens jeder Mensch erkennen. Es ist darum nur natürlich, dass wir in diesen Sauhaufen etwas Ordnung bringen wollen. Gerade wir Deutschen haben`s dicke mit der Ordnung. An sich finde ich das gar nicht mal schlecht, solange dabei nicht die Freiheit des Individuums baden geht. Bumsfallera! Ich glaube, es ist noch gar nicht so lange her, da eroberten wir uns erst ein wenig dieser Freiheit. Nun ist es manchen schon wieder zu viel. Sie haben Angst um ihre Eier. Oder Titten. Oder Ärsche. Himmelarschundzwirn! Die Kleingeister würden am liebsten wieder eine Diktatur einführen, halt mit einem sauberen Diktator, nicht Hitler – nein, einem besseren Hitler sozusagen, einem der seine Soldaten in Russland nicht erfrieren lässt, aber ansonsten …; es sollte halt einer sein, der endlich für Ordnung sorgt, - die ultimative Ordnung. Fick die Henne! Gut: Ob nun Hitler oder Stalin, da will ich nicht so knauserig sein. Wie wäre es mit einem Typen, der endlich in diesem Chaos-Europa Ordnung schüfe? Eine Art Hi.Sta.. Abkürzungen sind doch in. So kann`s jedenfalls nicht weitergehen! Weg mit den Berlusconis, Merkels, Putins, Papandreous und Sarkozys! Verdammter Bullshit nochmal! Weg mit diesen Typen – in die Vitrine!
Ja, ich weiß. Das ist überdreht von mir. Ich will nämlich gar keinen mutierten Kohl-Hitler-Stalin an der Macht. Aber momentan geht mir die Politik mal wieder dermaßen auf den Sack ... Das könnt Ihr mir glauben. Ich habe fast schon Angst, wenn ich den Fernseher einschalte, dass ich aus Versehen einen Kanal erwische, auf dem diese Affen auftreten. Volksvertreter – dass ich nicht lache! Elende Motherfucker die! Und ihre ganzen Lakaien – diese Arschficker!
Immerhin darf man noch frei seine Meinung sagen. Also, das hoffe ich mal wenigstens. Für mich, haha. Nicht dass sie mich morgen abholen kommen und ganz unauffällig in der Psychiatrie verschwinden lassen. Das haben sie nämlich drauf. Ganz subtil und hinterfurzig. George Orwell hatte schon recht. Wer sich mit der Gedankenmafia anlegt, muss sich warm anziehen. Da kann man gar nicht viel machen. Zack! Gehirnwäsche und so! Einer flog über`s Kuckucksnest …
Ihr kennt sicher den Spruch: „Die Welt ist ein Irrenhaus, und hier ist die Zentrale.“ Ja, man lacht drüber. Aber so ist es! Es geht schneller, als man denkt. Und wenn sie dich dann kleingekriegt haben, schicken sie dich ins Altenheim. Zu mir. Echt. Dann darf ich dir die Windeln wechseln und zu Trinken einflößen und eben betreuen, was sie von dir übrig ließen. Verfluchte Hurenkacke! Also passt auf, falls Ihr nicht bereits von der Blödheit und dem Wahnsinn da draußen angesteckt bzw. assimiliert seid … Passt auf! Es ist nämlich nicht so offensichtlich wie in den Zombiefilmen. Es kommt viel schleichender. Es fängt schon im Kindergarten an. Man muss eine ziemlich starke Persönlichkeit sein, um sich die innere Gedankenfreiheit zu bewahren.
Heute ist wieder so ein Tag, wo selbst ich schwach werden könnte. Deswegen bleibe ich zuhause und höre mir die gute alte Musik an. Ihr wisst schon: die 68er! Wow, die waren zum Teil ganz schön gut – viel besser jedenfalls als all die neuartige Techno-Scheiße. Damals hatten die jungen Leute noch echte, originale Gedanken im Kopf. Heute sind sie zu einem großen Teil nur noch konsum-bedröhnt. Ist schon schade. Fuck the Hit!
Dazu fällt mir gerade spontan Dieter Bohlen ein …, aber ich hab` keinen Bock mehr. Hab`genug gesagt für heute. Wenn ihr`s nicht kapiert, seid Ihr selber schuld.
Das Leben ist oft eine große Affenscheisse. Nicht weil es einem schlecht geht, sondern weil es einem nicht schlecht geht, oder obwohl es einem nicht schlecht geht, oder weil man gar nicht weiß, ob es einem schlecht oder gut geht. Ich habe oft solche Tage, und ich weiß sogar, was dagegen hilft, und was es noch schlimmer macht. Und obwohl ich weiß, was mir hilft, mache ich oft genau das Gegenteil. Ich weiß nicht, ob Ihr das versteht. Es ist nämlich ziemlich dämlich. Und jeder will ja so verflucht klug erscheinen. Mindestens die Hälfte, was wir von uns geben, ist Klugscheisserei. Und die andere Hälfte ist relativ bedeutungslos. So wie das Gelaber über das Wetter. Ich wollte aus dieser Bedeutungslosigkeit immer ausbrechen, - wollte mein Ding durchziehen. Ich hatte keine Lust auf Familie, Beruf, das übliche Tamtam. Es war mir ein Graus, wenn ich den Arbeitskollegen zuhörte, oder wenn ich auf Partys den Gesprächen von Studenten über ihr Studium lauschte. Ich studierte damals auch, aber ich konnte meinen Kommilitonen nicht zuhören. Jedenfalls nicht lange. Also setzte ich mich in eine Ecke und trank Bier. Wenn ich Glück hatte, gesellte sich ein Mädchen zu mir, und wir knutschten. Oder ich hörte ihrem dummen Geschwätz zu. Bei Mädchen, die ich knutschen will, macht mir das weniger aus.
Ich wollte immer über was Bedeutendes sprechen. Wie den Tod. Auch über Gott. Nicht nur so oberflächlich. Ich wollte, dass die Leute der Wahrheit ins Gesicht schauen und sich nicht hinter ihrem Beruf, ihrem Studium etc. verschanzen. Aber die fanden mich einfach nur schwermütig und anstrengend. Dabei kann ich auch einfach nur lustig sein. Manchmal. Oder wenn ich genug Bier intus habe. Ich finde mich gar nicht besonders schwermütig. Obwohl es da wahrscheinlich schon eine Affinität gibt. Sonst würde ich ja die Oberflächlichen nicht oberflächlich finden. Die nämlich finden sich wiederum gar nicht oberflächlich. Ihr versteht? Man findet sich halt so in Ordnung, wie man von Natur aus ist. Aber es ist gar nicht leicht, die anderen in Ordnung zu finden, wenn die ganz anders sind.
Heute ist so ein Tag, an dem ich nicht weiß, was ich mit mir anfangen soll. Mir geht`s nicht schlecht. Vielleicht bin ich etwas lethargisch. Ich schaue vor mich hin. Minutenlang. Dann geht ein Ruck durch mich, und ich stehe auf und mache ein paar Sachen im Haushalt, um mich dann wieder hinzusetzen und in Gedanken vor mich hinzustarren. Ich bin total gefangen in mir. Es macht mir aber nichts aus. Ich weiß einfach nicht, was ich will. Dabei ist es egal. Ich weiß, die meisten Menschen wissen auch nicht, was sie wollen, aber sie wählen sich etwas aus, und im Nachhinein bilden sie sich ein, dass sie genau das wollten.
Ich kann nicht lügen. Ehrlich. Das heißt nicht, dass ich nie lüge, aber ich weiß gottverdammt immer, wenn ich lüge. Und das macht mich fertig. Weil manchmal muss man nämlich lügen. Es geht gar nicht anders, wenn man seine Haut retten will. Ich lüge jedenfalls nicht, weil es mir Spaß macht. Das könnt Ihr mir getrost glauben. Okay, ich weiß, die meisten unter Euch interessiert das einen Scheißdreck. Vielleicht bin ich wirklich ein Idiot, der alles zerredet, und dabei vergisst einfach zu leben. Aber – was heißt denn Leben? Heißt es so zu leben wie Ihr? Ich bin wirklich schon angepasst genug. Mehr geht nicht. Ich weiß, dass ich lügen muss, um mit Euch klarzukommen. Aber zwischendurch kommt mir dann doch die Wahrheit über die Lippen ...
Ich erwachte in der Karibik - genau genommen waren`s die Antillen. Also, ich war noch nicht ganz wach, ich dämmerte noch im halbdunklen Zimmer vor mich hin. Auf Phoenix lief eine Doku zu den Antillen-Inseln, und ich träumte mich dorthin. Mein Gott, was für eine Sehnsucht in mir aufkeimte! Dazu ein unerklärliches Fernweh ..., als ich die Bilder vom Meer, den Stränden und der tropischen Fauna und Flora sah.
Natürlich bin ich Realist genug, um relativ schnell aus solchen Träumereien aufzuwachen, und zwar richtig - so dass nur noch die Wehmut bleibt. Im Internet surfte ich dann doch noch mal kurz in die Karibik. Seufz! Ich kann Euch sagen: wenn ich über die finanziellen Mittel verfügte, wäre ich schneller fort, als Ihr gucken könnt. Ich meine: richtig fort! Nicht nur für eine Urlaubswoche oder so. Und wenn ich die Schnauze voll hätte - nach ein paar Monaten vielleicht - käme ich wieder zurück. Doch ich glaube, es würde mich dann regelmäßig in die Ferne ziehen ...
Okay, - man darf ja nochmal ein paar Hirngespinste haben, selbst als älterer Herr, oder? Apropos älterer Herr - möglicherweise klappt`s ja als Rentner. In 20 Jahren. Mein Gott, was wohl in 20 Jahren sein wird?! ich mag gar nicht dran denken. Nicht nur mit mir, sondern mit der ganzen Welt. Wenn man sich alles mal kritisch anschaut. Insbesondere die Finanzkrise, von der sie nur noch reden. Und dann die immer häufiger auftretenden Umweltkatastrophen, die Klimaveränderung und das alles. Puuuh! Nein, ich mag`s mir wirklich nicht vorstellen. Aber vielleicht ist auch alles halb so wild, wie man sich`s ausmalen könnte, und es verschlägt mich wirklich auf eine Südseeinsel oder so. In 20 Jahren. Oder ich bin dann schon im Altenheim - nicht mehr als Nachtwache sondern als Bewohner. Ich würde mir dann ein riesengroßes Poster von meinem Traumstrand an die Wand hängen, und wenn eine junge knackige Schwester hereinkäme, würde ich sie bitten, davor zu posieren ...
Meine letzte Urlaubswoche ist angebrochen. Danach geht`s wieder ran an die Buletten im Altenheim. Immerhin war ich ein paar Tage in Prag. Das riss es heraus. Auch wenn ich inzwischen schon wieder ganz da bin.
Der Herbst ist jetzt richtig Herbst. Das Laub leuchtet wunderbar gelb in der Sonne. Gestern saß ich mittags sogar nochmal im Biergarten. In der Sonne ließ es sich aushalten. Zwar nicht Südseeinsel, aber auch nicht ganz schlecht, wie ich finde.
Er hat`s wieder geschafft - Vettel, Wonderboy, ist Formel 1 Weltmeister 2011. So langsam tritt er in die Fußstapfen Schumachers. In Heppenheim, seiner Heimatstadt, ist heute der Bär los. Gar nicht so weit von hier an der schönen Bergstrasse. Schon verrückt, wie sich die Menschen freuen. Ich bin da schwerer zu begeistern. Obwohl mich das Freibier locken würde.
Nein, ich mag allgemein keine Personenkulte. Das ist mir zu übertrieben - egal ob es um Sportler, Popstars, Schauspieler oder Politiker geht. Man kann sich mit jemanden für seine Erfolge freuen, was ich ganz normal finde, oder man fiebert beim Fußballspiel mit seinem Lieblingsverein, oder man verneigt sich respektvoll vor den Leistungen einer Person; aber so, wie heute der Personenkult stattfindet, wie er vermarktet wird, finde ich es einfach nur widerlich und abschreckend. In dieser Hinsicht werden mir meine Mitmenschen seltsam fremd. Wozu dieser ganze Rummel um eine Person? Mir wäre das sehr unangenehm - also, wenn um mich so viel her gemacht würde. Ein wenig Anerkennung - okay - wer wünscht sich die nicht? Aber eine solch irrationale Verehrung macht mir eher Angst.
Brauchen die Menschen ihre "Könige"? Und warum? Welche Psychologie steckt dahinter?
Um Gottes Willen, ich möchte den feiernden Menschen nicht den Spaß verderben! Sollen sie es richtig krachen lassen. Ich finde es schön und rührend, wenn sich Menschen kollektiv freuen. Im Falle der Weltmeisterfeier in Heppenheim läuft sicher alles harmlos und friedlich ab.
Ein Rätsel bleibt`s für mich dennoch.
Ich muß nicht alles verstehen. Und man muss ja auch nicht alles mitmachen.
Eigentlich wollte ich bloß eine kurze Blog-Pause ankündigen, und nicht mehr mit blödem Gelaber hier sündigen. Denn morgen fahre ich für ein paar Tage nach Prag. Mit der Eisenbahn. Ohne genauen Plan. Wird sicher spannend - ohne Frag. Genau. Au.
Bis dahin! Bleibt einfach im Blog drin.