Brasko und die Entführung des Bundespräsidenten


IX


Sehr geehrter Mr. Brasko,

ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen und Ihre Diskretion. Gleichzeitig entschuldige ich mich für die Ihnen entstandenen Unannehmlichkeiten. Wie ich erfuhr, befinden Sie sich auf dem Weg der Besserung. Das freut mich sehr.

Ich überwies einen Geldbetrag auf Ihr Konto, der Sie hoffentlich ein wenig für die erlittenen Schmerzen und eventuelle gesundheitliche Beeinträchtigungen entschädigt.

Bitte forschen Sie nicht weiter nach. Alles wendete sich zum Guten. Betrachten sie Ihren Auftrag für erledigt.



Mit besten Grüßen und Genesungswünschen,

B.





Neben einem Haufen Rechnungen fand Brasko diesen anonymen Brief in seinem Briefkasten. Es war ein gutes Gefühl nach so langer Abwesenheit wieder zuhause zu sein. Vom ersten Quartal des Jahres 2012 hatte er zwei Drittel sozusagen verpennt. Ein komisches Gefühl: Anfang März, die Krokusse blühten. Er würde noch einiges zu verarbeiten haben von dem Fall, an den er sich nicht mehr erinnern konnte. Sein gesamter Krankenhausaufenthalt kam ihm unwirklich vor: Oberarzt W., Schwester Bettina, der Förster, die Mumie, Frenis Besuch … Aber wenn er die Narben an seiner Schulter betrachtete, wusste er, dass er das alles nicht geträumt hatte. Phantasie und Wirklichkeit – wo war die Grenze? Vielleicht existiert diese Grenze nur in uns(?)
Auf Braskos Bankkonto war wirklich eine stattliche Geldsumme eingegangen. Doch das meiste würde für die Bezahlungen der Rechnungen draufgehen. Es war auch eine Rechnung von der Schwarzwaldklinik dabei. Brasko grinste: Das Leben hat mich wieder! Was auch immer das bedeutet …

Freni hatte vor ihrer Abreise was angedeutet. Sie sprach von der toskanischen Insel Giglio und einem Schiffsunglück, dass dort stattgefunden hatte und von einigen Merkwürdigkeiten, denen man vielleicht mal auf den Grund gehen sollte.
Braskos Blick fiel auf den halben Kasten Bier unter seinem Schreibtisch. Er öffnete eine Flasche und träumte vor sich hin.

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