Brasko und die Entführung des Bundespräsidenten
II
„Wie gefällt es Ihnen in St. Moritz, Mr. Brasko?“
Sie saßen zu Dritt an einem Tisch in der Hotelbar. Der Bundespräsident, seine Gattin und Brasko. Der Bundespräsident war ein schlaksiger Typ. Brasko hätte ihn sich als Oberarzt in der Schwarzwaldklinik gut vorstellen können. Er wirkte etwas unbeholfen, als wäre er ständig in Gedanken. Brasko kannte diesen abwesenden Blick von Demenzkranken. Die Präsidentengattin versprühte da schon wesentlich mehr Leben. Und erst ihre Figur! Allerdings kam sie bei allem leicht arrogant rüber.
„Wissen Sie, ich fahre kein Ski. Aber der Schnee gefällt mir.“
„Verstehe.“
„Und Sie wollen es immer noch, Herr Präsident?“
„Ich habe mir alles haarklein überlegt.“
„Ihre Bodyguards?“
„Die lenkt meine Frau ab.“
„Ja, das könnte klappen,“ Brasko grinste blöd. Die Präsidentengattin grinste blöd zurück.
„Sie kapern das Schneemobil und dann …,“ der Bundespräsident nahm einen kräftigen Schluck von seinem Martini und erhob sich, „entschuldigen Sie mich, ich muss mal.“
„Denken Sie, was ich denke, Mr. Brasko?“ Die Präsidentengattin wollte offensichtlich die Gelegenheit nutzen, um mit Brasko unter vier Augen zu sprechen.
„Ich weiß nicht, was Sie meinen, Frau W..“
„Also ohne Umschweife. Ich halte die Idee von meinem Mann für total hirnverbrannt. Aber leider konnte ich ihn nicht davon abbringen.“
„Da mögen Sie recht haben. Aber es ist nicht meine Sache, den Geisteszustand meiner Auftraggeber zu beurteilen.“
„Klar. Doch wir könnten das Ganze abbiegen. Ich meine, so dass Sie trotzdem Ihr Stück vom Kuchen abkriegen. Und außerdem wäre das Risiko minimiert.“
„Ich höre … Wie lange bleibt Ihr Mann schätzungsweise auf der Toilette?“
„Eine ganze Weile. Er entleert sich immer ziemlich lange. Also, mein Gedanke war, dass es erst gar nicht zu der Entführung kommt. Und zwar ...“, die Präsidentengattin schaute einen Moment versonnen in ihren Martini, "... nicht, dass Sie einen falschen Eindruck von mir bekommen, Mr. Brasko.“
„I wo, ich hatte schon einige seltsam gelagerte Fälle.“
„Ich hätte da nämlich einen Plan ...“
Sie erzählte Brasko, was sie sich ausgedacht hatte, und das war nicht übel. Es war sogar ganz ausgezeichnet. Der Bundespräsident kehrte zurück an den Tisch. Über St. Moritz war der Mond aufgegangen. Es würde eine wunderbare Winternacht werden.
bonanzaMARGOT
- 12. Jan. 12, 13:53
- boMAs Gedichte und Texte
brasko ist das shit-egal, ob er sich strafbar macht. also fast.
das ganze leben ist strafbar.
strafbar machten sich dabei u.a. unsere eltern und gott.
und dabei leiden wir unter dem stockholm-syndrom.
also ehrlich, ich fühle mich oft ins leben gewaltsam entführt.
und bloß weil alle so machen, als wäre dies normal, ist es für mich noch lange nicht okay.
PS. Menschen die ich kennenlernen geben meinem Leben einen Sinn. Auch du.
dabei ist es keineswegs so, dass ich nicht gern lebe. ich kenne nichts anderes. oder ich habe jedenfalls kein gedächtnis daran, was davor war. dies ändert aber nichts an der tatsache, dass man mich hätte fragen müssen, ob ich leben will. aber wie soll man etwas fragen, was noch gar nicht auf der welt ist?
die "entführung ins leben" stellt eine ganz besondere entführung insofern dar, dass der entführte erst mit dem akt der entführung entsteht.
ich sehe diesen entführungsakt, der gleichsam eine schöpfung ist, dennoch kritisch. dabei geht es mir verhältnismäßig gut unter all den "entführungsopfern" auf der erde.
ich wollte mich darum auch nicht umbringen. ich liebe mein gefängnis viel zu sehr. doch, was die wärter angeht, bin ich manchmal ziemlich stinkig. meinen eltern habe ich verziehen. aber gott werde ich niemals vergeben.
natürlich kann jeder nach seiner facon glücklich werden.
gestern ging es darum, dass wir ungefragt auf die welt gesetzt werden. ich stehe dem dasein an sich leicht kritisch gegenüber. jedenfalls will ich mir nichts vormachen, und mir auch nichts vormachen lassen. wie ich es sagte, hänge ich wie jeder am leben.
es geht hierbei um eine geistige auseinandersetzung mit dem leben, mit lebenszielen, mit lebenswert und bewusstsein.
akzeptanz wünscht sich jeder mensch. eigentlich will ich mich dahingehend nicht beklagen.
was das leben angeht, habe ich eben keine feste idee. ich mache das naheliegende.