Bewegungslos
Draußen weht zwischendurch ein heftiges Lüftchen. Die Brennnesseln vor meinem Fenster wiegen sich im Wind. Es ist ein heißer, trockener Wind. Die Sonne knallt. Bis 38° Celsius sind angesagt. Ich höre laut Musik. Das Haus ist leer. Meine Vermieter sind an der Ostsee. „Midnight Oil“. Das TV läuft stumm. Charlie Sheen in Boxer Shorts. Ich bewegungslos, reibe mir die Augen, um im Tag anzukommen. Mein Herz liegt schwer in meiner Brust. Eine wüste Leere im Kopf. Das Bier schmeckt wie immer nach Bier. Ich wache im selben Bett auf. Im Spiegel sehe ich mein Gesicht. Die Sonne ist ewig dieselbe. Das ganze Universum ist erstarrt. Nichts bewegt sich wirklich. Nur die Brennnesseln im heißen Wind vor meinem Fenster.
bonanzaMARGOT
- 02. Aug. 13, 13:31
- Die Arschwischmaschine hat frei
"Die Sonne tut heute wieder einmal so, als wäre alles in Ordnung. Entweder hat sie keine Ahung, oder sie lügt."
Und ich denke, wir recht Walser hat und dein Text trifft die Stimmung ja auch irgendwie. Ob deine oder meine ist dabei völlig wurscht.
das sonnenlicht taucht alles in eine bilderbuchwelt - ähnlich, wie es auch der schnee im winter machen kann.
wir sind mit unseren stimmungen nicht außen vor. unser inneres und das äußere wetter stehen in ständiger zwiesprache.
also soll sie strahlen. wir können froh sein, dass sie uns nicht verbrennt. noch nicht.
sie kann nicht lügen. wahrscheinlich hat sie eher keine ahnung von uns menschen und unseren merkwürdigen gedankengängen.
wir sind sonnengeschöpfe, denn ohne die sonne gäbe es uns nicht. sie ist unser lebensquell - wenn sie stirbt, sterben (spätestens) auch wir. jedenfalls solange wir als geschöpfe unter ihr leben.
wir menschen werden als lügner geboren. wir sind weit weg von jeglicher wahrheit.