Der Gast ist König


Der Bus erreicht das Dorf, wo das Altenheim steht, etwa eine Stunde vor Arbeitsbeginn. Drei Gaststätten und ein Döner Kebab Imbiss stehen mir für meine Verköstigung zur Verfügung. Wobei zwei Gaststätten nur am Wochenende geöffnet haben. Unter der Woche bleibt mir nur der türkische Imbiss. Das Essen dort ist reichlich und günstig, aber ich liebe die Abwechslung, so dass ich, wenn sich die Gelegenheit bietet, eins der Gasthäuser aufsuche.
In der Regel gehe ich in die Kupferkanne. Im Sommer kann man schön auf der großen Terrasse sitzen und in die untergehende Sonne schauen. Jetzt im Winter sitzt man drinnen auch ganz gemütlich. Na ja, die Einrichtung ist Geschmackssache. Aber darauf kommt es mir weniger an. Ich brauche ein schnelles und schmackhaftes Essen, und das kriege ich meistens. Die Wirtsleute begrüßen mich freundlich. Ich werde bevorzugt bedient – denn meist bin ich der einzige Gast!
Die Speisekarte strichen sie schon zusammen. Und außer dem Koch brauchen sie kein Personal. Mit der Heizung sparen sie, glaube ich, auch. Vor fast genau einem Jahr übernahmen sie die Gaststätte. Auch der vorherige Pächter hatte mit dem Lokal Pech. Ich überlegte schon, ob es an mir liegt, weil auch bei ihm war ich Stammgast. Wahrscheinlicher ist, dass es heute einfach schwer ist, in der Gastronomie Kundschaft zu gewinnen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Und wenn man es in der ersten Phase verpasst, die Gäste, die aus Neugierde kommen, mit einem guten Angebot und einem guten Service zu überzeugen, wird man es in der Folgezeit und vor allem im Winter schwer haben, den Laden zu füllen. Irgendwie versiebten die Wirtsleute der Kupferkanne das Sommergeschäft, und nun hängen sie durch.
Nur der Döner Kebab Imbiss läuft richtig gut. Der ist die reinste Goldgrube. Und dann gibt es noch einen bürgerlich biederen Gasthof, der mehr oder weniger den Rest des Gastronomiegeschäftes in der kleinen Ortschaft abschöpft.
Ich kann das nur aus der bescheidenen Sicht eines Gastes beurteilen. Das Essen in der Kupferkanne ist nicht übel. Inzwischen auch günstig. Ich werde satt. Oft schaffe ich es gar nicht ganz. Da ich meist der einzige Gast bin, sind sie sehr besorgt darum, ob denn bei mir bzw. mit dem Essen alles in Ordnung sei – was ab und zu nervt.
Ich bin gespannt darauf, wie ihr Betrieb weiterläuft. Ob sie sich noch berappeln können? Ich kann es mir kaum vorstellen. Es ist ein wenig traurig, da ich nun schon das zweite Mal hintereinander mitverfolge, wie dieses Lokal eingeht. Jedenfalls drücke ich ihnen die Daumen, - damit mir die Kupferkanne noch ein Weilchen erhalten bleibt!





Blick in den Gastraum

Lange-Weile - 20. Dez. 12, 00:47

Themen

Hallo Bo.,

das sieht alles zu bieder ode altbacken...das mag heute keiner mehr so richtig. Die Kundschaft will bespaßt werden...mit Gesang oder einem Restaurant, dass ich einem Thema widmet- etwas, was die Menschen anzieht. Wenn es urig ist..dann kommen sie auch von weit her.

Und wenn das Saal sich erst mal leer..dann hat fehlt das gewisse etwas, was ein Restaurant ausmacht. Aber was den Gast vom Hocker haut..das weiß ich auch nicht.

In Hamburg gibt es z.B "Max & Consorten"...eine ziemlich abgelaschte Gaststätte....aber immer knackig voll und wer keine Zeit zum warten auf einen Platz hat...der wird sich da wohl nie niederlassen können. Die Gäste sitzen dicht gedrängt, aber das stört niemand. Also falls du Hamburg mal besuchst...Max & Consorten ist gleich hinter dem Bahnhof.

Abe soetwas muss wohl wachsen bist es wirklich Bestand hat. In Rostock gibt es ja die "Zur Kogge" - die ebenso ein über Generationen bekanntes Restaurant ist.

Aber wenn ich die Bestuhlung auf dem Foto ansehe...sieht es nicht mal wie bei Oma aus...alles ist eben nur langweiliges Mobiliar..das muss der Koch schon ein exellenter Sternekock sein ;-)

LG LaWe

bonanzaMARGOT - 20. Dez. 12, 10:56

na ja, in den großstädten ist das noch mal was anderes. da kommt andere kundschaft mit anderen ansprüchen als in hintertupfingen.
stimmt, die einrichtung finde ich auch ätzend. die ist noch vom vorgänger. es ist halt auch die frage, was ein neuer pächter investieren kann für z.b. eine neue ausstattung.
inzwischen versucht er die leute mit sonntagsbrunch zu locken. angelblich, nach der aussage vom chef, kämen da doch einige mehr als sonst.
ich sehe allerdings schwarz.
auf das lokal muss einer kommen, der entweder regional schon eine größe ist, und/oder der den laden richtig aufmöbelt.

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