Mittwoch, 19. Dezember 2012

Der Gast ist König


Der Bus erreicht das Dorf, wo das Altenheim steht, etwa eine Stunde vor Arbeitsbeginn. Drei Gaststätten und ein Döner Kebab Imbiss stehen mir für meine Verköstigung zur Verfügung. Wobei zwei Gaststätten nur am Wochenende geöffnet haben. Unter der Woche bleibt mir nur der türkische Imbiss. Das Essen dort ist reichlich und günstig, aber ich liebe die Abwechslung, so dass ich, wenn sich die Gelegenheit bietet, eins der Gasthäuser aufsuche.
In der Regel gehe ich in die Kupferkanne. Im Sommer kann man schön auf der großen Terrasse sitzen und in die untergehende Sonne schauen. Jetzt im Winter sitzt man drinnen auch ganz gemütlich. Na ja, die Einrichtung ist Geschmackssache. Aber darauf kommt es mir weniger an. Ich brauche ein schnelles und schmackhaftes Essen, und das kriege ich meistens. Die Wirtsleute begrüßen mich freundlich. Ich werde bevorzugt bedient – denn meist bin ich der einzige Gast!
Die Speisekarte strichen sie schon zusammen. Und außer dem Koch brauchen sie kein Personal. Mit der Heizung sparen sie, glaube ich, auch. Vor fast genau einem Jahr übernahmen sie die Gaststätte. Auch der vorherige Pächter hatte mit dem Lokal Pech. Ich überlegte schon, ob es an mir liegt, weil auch bei ihm war ich Stammgast. Wahrscheinlicher ist, dass es heute einfach schwer ist, in der Gastronomie Kundschaft zu gewinnen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Und wenn man es in der ersten Phase verpasst, die Gäste, die aus Neugierde kommen, mit einem guten Angebot und einem guten Service zu überzeugen, wird man es in der Folgezeit und vor allem im Winter schwer haben, den Laden zu füllen. Irgendwie versiebten die Wirtsleute der Kupferkanne das Sommergeschäft, und nun hängen sie durch.
Nur der Döner Kebab Imbiss läuft richtig gut. Der ist die reinste Goldgrube. Und dann gibt es noch einen bürgerlich biederen Gasthof, der mehr oder weniger den Rest des Gastronomiegeschäftes in der kleinen Ortschaft abschöpft.
Ich kann das nur aus der bescheidenen Sicht eines Gastes beurteilen. Das Essen in der Kupferkanne ist nicht übel. Inzwischen auch günstig. Ich werde satt. Oft schaffe ich es gar nicht ganz. Da ich meist der einzige Gast bin, sind sie sehr besorgt darum, ob denn bei mir bzw. mit dem Essen alles in Ordnung sei – was ab und zu nervt.
Ich bin gespannt darauf, wie ihr Betrieb weiterläuft. Ob sie sich noch berappeln können? Ich kann es mir kaum vorstellen. Es ist ein wenig traurig, da ich nun schon das zweite Mal hintereinander mitverfolge, wie dieses Lokal eingeht. Jedenfalls drücke ich ihnen die Daumen, - damit mir die Kupferkanne noch ein Weilchen erhalten bleibt!





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