Freitag, 20. Januar 2012

Das Albtraumschiff


Wahnsinn, was sich auf der toskanischen Insel Giglio nach der Schiffshavarie abspielt. Auf Phoenix läuft eine Doku. Die Einwohner des malerischen Hafenstädtchens Giglio Porto äußern sich betroffen … Der Kreuzfahrt-Koloss liegt wie ein verwundeter, eiserner Leviathan vor aller Augen auf den Klippen. Noch immer werden einige Passagiere vermisst, die wohl kaum noch lebend geborgen werden. Der Kapitän wurde verhaftet. Inzwischen steht er unter Hausarrest. Sein Fehlverhalten ist unfassbar! Nicht nur dass er den Ozeanriesen fahrlässig zu nah an die Küste steuerte, und somit die Kollision mit den Felsen verursachte; er verließ offensichtlich als einer der ersten das sinkende Schiff und ließ lange die Passagiere im Ungewissen über das Ausmaß der Katastrophe, was die Koordination der Rettung erschwerte, und was wahrscheinlich auch die zu beklagenden Todesopfer zur Folge hatte. War es sträflicher Leichtsinn im Vertrauen auf die Technik? Dann erinnert dieses Unglück in der Tat an die Titanic-Katastrophe und an andere Katastrophen, welche ihre Ursachen in einer übermäßigen Technikgläubigkeit haben – gepaart mit menschlichem Versagen in der Krise.
Der Kapitän wird als Schiffsführer die volle Verantwortung zu tragen haben. Aber auch das System, welches ihn stützte, sollte sorgfältig untersucht werden. Es wäre zu einfach, eine solches Unglück allein mit dem Fehlverhalten einer einzelnen Person zu erklären. Ich frage mich, warum sich noch niemand von den Offizieren und anderen Mannschaftsmitgliedern zu dem Desaster aufklärend äußerte. Womöglich erhielten sie „von oben“, also von der Reederei, einen Maulkorb verpasst.
Zu hoffen ist, dass nicht noch viele Tote in dem Wrack liegen. Die Vermisstenzahlen variieren relativ stark. Wer weiß, ob überhaupt alle Besatzungsmitglieder, vor allem Billigarbeitskräfte, gelistet waren.
In einem Interview sagte ein Kreuzfahrtexperte, dass das Unglück des Luxusliners Costa Concordia nicht zu einem Rückgang der Kreuzfahrtbuchungen führte. Die Menschen halten es für ein singuläres Ereignis. Außerdem sind glücklicherweise angesichts von ca. 4200 Menschen an Bord nur relativ wenige Opfer zu beklagen. Die Kreuzfahrtindustrie boomt.
Der monströse Schiffskörper wird, wenn er nicht von den Klippen in die Tiefe rutscht, noch Wochen, wenn nicht monatelang vor der Insel Giglio zu bestaunen sein – zum einen als Mahnmal, und zum anderen als Touristenattraktion. Die Inselbewohner wurden über Nacht aus ihrer winterlich-ruhigen Idylle gerissen …
Ich wusste vorher gar nicht, dass es diese reizende Insel gibt.



PS: Und was den Schaden an der Umwelt angeht, - bisher hört man davon wenig in den Medien.

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