Samstag, 24. Dezember 2011

Noch bitterer als der Tod ist die Frau - oder ein hundsnormaler Heiligabend


Als ich kurz vor Zwei in die Stadt radelte, war es dort "tot wie Oma“. Alle Supermärkte hatten bereits geschlossen, und das Kaffeehaus würde auch gleich zumachen – nämlich schon 14 Uhr. Also musste ich auf den Deutschen Hof ausweichen, der immerhin bis 16 Uhr geöffnet hatte. Während ich dort ein paar Export runter schüttete, kam ich auf die glorreiche Idee, dass ja auf alle Fälle noch die Tanke offen hat. Des Deutschen Lieblingskind darf auch am Heiligabend nicht ohne Sprit bleiben! Uff! So kann`s gehen, dass ich, wenn`s hart auf hart kommt, auf das Feindesland angewiesen bin – ich meine damit den Scheiß Auto-Virus. Der ist sogar noch hartnäckiger als der Weihnachts-Virus. Sollten die beiden irgendwann gegeneinander antreten, würde … der Auto-Virus gewinnen. Oder meint Ihr nicht?
Im Deutschen Hof spielten ein paar Eingeborene Darts. Ich fand bequem einen Platz an der Bar. Es ging mir nur darum, etwas Zeit totzuschlagen, damit ich nicht zu früh wieder zuhause war.
Vor ein paar Tagen hatte ich mir einen Spruch notiert: „Noch bitterer als der Tod ist die Frau“. Keine Ahnung, wo ich den aufschnappte. Wahrscheinlich aus irgendeiner TV-Doku. Ich glaube, er steht in der Bibel. Was nicht alles in der Bibel steht. Der Spruch läuft mir jedenfalls runter wie Öl. Derzeit. Nicht, dass man mich missversteht – denn ich liebe die Frauen! Sogar viel zu sehr …
Kurz vor Zappenduster verließ ich also den Deutschen Hof und fuhr mit dem Rad zur Tanke einkaufen. Ich besorgte mir ein paar Dosen Bier (Dominikaner Pils ist das billigste), eine Flasche roten Landwein und zwei Brötchen – ja, und nicht zu vergessen eine 15 Euro iTunes Karte. Ich dachte, es wäre keine schlechte Idee, wenn ich zuhause was zu tun hätte, indem ich ein paar Songs aus dem Internet runter laden würde.
Das machte ich dann auch: Einige Songs der alten Deep Purple, Led Zeppelin und Manfred Man`s Earthband … Wer die nicht kennt, sollte sich `ne Kugel ins Knie schießen. Warum? Nein, ich gehe jetzt nicht drauf ein. Ich bin gerade am Musikhören.

Geht vorbei


Gestern Abend traf ich im Petit Paris zufällig auf Moses, ein Äthiopier, der im tiefsten Odenwald aufwuchs. Wir hatten uns bestimmt was-weiß-ich-wie-viele-Jahre nicht gesehen. Ich wusste so gut wie gar nichts mehr von ihm. Er wusste noch etwas von mir. Jedenfalls hörte es sich so an. Natürlich erkannte ich ihn gleich, denn er sah aus wie damals mit seinen Rastalocken und der Brille auf der Nase, schlank, feingliedrige Hände. Eine Erscheinung, die auffällt. Eigentlich heißt er Tom, aber alle nennen ihn bei seinem Künstlernamen Moses. Er ist Musiker. Er fragte, wie`s mir geht, und ich sagte, dass es besser sein könnte. Als er nachhakte, meinte ich nur lapidar: „Weihnachten“. Er klopfte mir auf die Schulter und sagte: „Geht vorbei.“ „Ja“, nickte ich. So kamen wir ins Gespräch, und ich erfuhr, dass er mit Frau und Kindern Geschenke einkaufen war. Inzwischen hatte er vier Kinder in allen Altersstufen bis beinahe erwachsen. Jedenfalls war er von dem ganzen Weihnachtsrummel auch ziemlich angeätzt. Seine Frau hatte sich wegen der Geschenke mit ihm gestritten, und er spülte seinen Ärger mit ein paar Pils hinunter. Wir redeten noch über dies und das: über die Liebe und die Kunst, über Kinder und Familie. Als er ging, war es zu spät für meinen Bus, und so stieg ich für den Rückweg in ein Taxi. Man gönnt sich ja sonst nichts.
In Heidelberg hatte ich ein altes New Yorker Autonummernschild erstanden. Ein Spontankauf. Ich werde es mir an die Eingangstür hängen. Vielleicht ein Zeichen(?) Wie auch immer - ich finde es gut. Und heute morgen klingelte der Postmann: ein Päckchen mit der „Bikerbörse“, die ich vorgestern bestellt hatte. Ein robustes Teil, das ich mit einem Karabinerhaken an der Gürtelschlaufe festmachen kann. Somit sind Geld und Kreditkarten angekettet. Ganz nützlich, wie ich finde. Auch wenn es schon sehr lange her ist, dass ich meine Geldbörse verlor oder geklaut bekam. Aber man weiß ja nie. Gerade jetzt an Weihnachten, wo ich doppelt gefrustet bin, weil mir die Freundin abhanden kam.
Nach meinem gestrigen Ausflug nach Heidelberg werde ich heute Abend wohl zuhause bleiben. Heiligabend – scheiß drauf! Allerdings werde ich gleich noch einkaufen, bevor die Geschäfte schließen. Ich muss mich für alle Fälle ausreichend mit Getränken eindecken. Die sollten wenigstens für heute und morgen reichen. Und nach dem Einkauf kann ich mir im Kaffeehaus einen reinlaufen lassen, bis sie zumachen. Die meisten Kneipen schließen 16 Uhr. Jetzt ist schon fast Mittag. Ich sollte mich nicht zu spät auf die Socken machen. Also dann. Moses hat recht: „Geht vorbei“.

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