boMAs Gedichte und Texte

Samstag, 21. Februar 2015

Ein bisschen Abschied


Träumend schaue ich in die Gegend. Auf das Baugerüst, auf das Moos und das immergrüne Efeu – die Blätter zittern im Wind. Ich schaue auf die zerwühlte braune Erde. Ich schaue auf den grauen Himmel, der wie ein Leichentuch über allem liegt... In mir schwappt eine Suppe Lethargie voller vergangener Bilder. Passend dazu läuft Musik vom Rilke-Projekt „Bis in alle Sterne“.

Gestern war der Tag überflutet von Sonne. Ich fuhr mit der Straßenbahn in die Stadt und stieg eine Station vorm Bismarckplatz aus. Ich hatte Lust auf einen Spaziergang am Neckar. Ich schaute auf die silbrig glänzenden Fluten des Flusses und hinüber auf die Kulisse der Altstadt. Mir wurde bewusst, dass dieser Anblick Abschied bedeutete. In einem Monat würde ich in Berlin sein. Ist es wahr, dass ich auf dieser Grenze hin zu einem neuen Lebensabschnitt wandle? Was habe ich hier nicht alles erlebt... wie oft ging ich auf diesen Wegen? Etwas Wehmut erfasste mein Herz beim Blinzeln in die Sonne. Die Vergangenheit winkte mir zu, und ich winkte zurück.
Lass mich los, geliebte Heimat. Wir hatten bittere und süße Jahre. Dein Antlitz gefiel mir immer ganz gut. Ich tausche dich nicht einfach ein, nein, ich folge lediglich meinem Herzen. Ich weiß, du verstehst das. Ich fühle mich bereit. Berlin ist auch nicht übel... und ich werde nicht aus der Welt sein.
Danke für alles!








Samstag, 14. Februar 2015

Ein Hauch von Frühling


Wir leugnen schon mal unsere Gefühle oder verdrängen, unterdrücken sie. Man kann nicht in jeder Situation seinen Gefühlen freien Lauf lassen. Es gibt genug Chaos auf der Welt, drum sind wir um eine gewisse Ordnung bemüht. Leider machen wir dabei die Rechnung ohne den Wirt – oder besser gesagt: ohne unser Unterbewusstsein...

Man spürt schon lange vorher, wenn man fertig mit einer Sache ist, aber will es nicht (unbedingt) wahrhaben. Es kann vorkommen, dass man jahrelang ein totes Pferd reitet. Ein totes Pferd bringt einen keinen Zentimeter voran – da kann man sich noch so abmühen. Mir ging es seit ein paar Jahren an meinem Arbeitsplatz so: ich wusste, dass ich damit durch war, nur sah ich keine andere Perspektive. Parallel dazu verlor ich zunehmend die Bindung zu dem Ort, an dem ich wohne. Ich fühle, dass meine Zeit hier abläuft. Genaugenommen geht ein ganzer Lebensabschnitt zu Ende.
Vor einem Jahr wartete ich wie nach jedem deutschen Winter sehnsüchtig auf den Frühling und plante für den März einen kurzen Mallorca-Urlaub – sozusagen als Vorgeschmack. Ich wollte meiner einsamen Seele ein paar Sonnenstrahlen schenken. Ich wusste nicht, dass dieser Kurzurlaub ganz neue Fakten für mein Leben schaffen würde. Und diese Fakten erleichterten mir das Absteigen von dem toten Pferd, auf dem ich noch saß. Natürlich weiß ich, dass man sich zu gern im Nachhinein alles gefällig zusammenbastelt. Mit Geschichten ist das so: man kann sie erst aufschreiben, wenn sie bereits passierten.
„Erzähle mir nichts vom Pferd“ - sagt eine alte Redensart. Ich würde mir diese Geschichte selbst nicht glauben. Doch sie passierte, und ich befinde mich mittendrin. Ich warte nicht mit Details auf, denn die deutsche Spießer-Seele würde sagen: Wie kann man sich darauf einlassen? Ich mag diese Stimme in meinem Kopf nicht. Die Vernunft ist schön und gut, aber wenn es um kreative Prozesse im Leben geht, sollte man sie ausblenden. Nein, nie ganz – das wollte ich damit nicht sagen. Ich dimme die mahnende Stimme der Vernunft nur auf ein erträgliches Maß herunter.
Der Liebe wird angedichtet, dass sie eine rosarote Brille trägt. Das mag so sein. Ich liebe sie - die Frau, die auf Mallorca in mein Leben trat! Jedenfalls sitze ich nicht mehr auf einem toten Pferd... tz tz tz

Seit zwei Tagen liegt ein Hauch von Frühling in der Luft. Eine Zeit des Übergangs. Wir planen eine Zukunft in Berlin. Schritt für Schritt. Alles ist gut, wenn wir nur zusammen sind.

Donnerstag, 12. Februar 2015

Im Medocs


Am Nebentisch sitzen drei in die Jahre gekommene Herren, auf der Schwelle zur Rente, schätze ich. Ich blinzele durch die milchige Scheibe in die kalte Februarsonne, die den Bismarckplatz bestrahlt. Das Café ist gut gefüllt. Viele essen hier. Der Tisch, an dem ich Platz nahm, steht noch voller Geschirr. Ich beobachte die Szenerie und warte darauf, dass der Kellner kommt. Die Unterhaltung der drei Herren höre ich unfreiwillig mit. Bestimmt sind sie Freunde aus alten Zeiten. Sie reden sehr vertraut miteinander. Ihren Worten entnehme ich, dass sie ganz zufrieden sind mit dem, was sie erreichten. Es geht um das Altwerden, und um die richtigen Strategien, im Leben Erfolg zu haben. Die drei sind sich einig. Ihre altklugen Weisheiten erinnern mich an das schmutzige Geschirr vor mir, das immer noch nicht abgeräumt wurde. Der Kellner ist sehr beschäftigt. Er hat viel mit dem Barkeeper zu bequatschen und geht häufig zum Rauchen nach draußen. Er schaut mich nicht an, als er den Tisch abwischt und nach meiner Bestellung fragt. Ich bin leicht pikiert und mache so, als hätte ich nichts gehört. Erst da hebt er etwas den Blick. „Ein dunkles Hefeweizen, bitte“, sage ich freundlich. Zufällig fällt mein Blick in einen der vielen Wandspiegel, und ich erkenne mein eigenes Konterfei, auch schon in die Jahre gekommen. Mist, denke ich.
Das Thema der drei Herren dreht sich mittlerweile um die Pflege im Alter. Sie meinen einstimmig, dass das Altenheim nicht der adäquate Ort sei. Aber die Kinder würden heute die Last nicht mehr tragen wollen und ihre Eltern ins Altenheim abschieben. Früher wäre alles noch anders gewesen. Da durften die Alten im Kreise der Familie sterben. „Ich pflegte meine Mutter zwei Jahre“, sagt einer der Herren, und ich fühle geradezu, wie er sich bei seinen Worten selbst auf die Schulter klopft. In Gedanken male ich mir aus, wie ich mich mit meinen Erfahrungen als Altenpfleger einmische, um ihnen ein wenig von der Realität zu erzählen. Inzwischen kam mein Bier. Die drei wirken recht selbstzufrieden. Ich will sie nicht stören. Sie kommen mir schon leicht angeschimmelt vor. Nicht nur leicht. Sie sind bereits alte Knacker. Wie ich wohl neben ihnen aussehe? Ich vermeide einen weiteren Blick in die Spiegel.

Dienstag, 10. Februar 2015

Rotverschiebung


Der Tag ist wie eine Klobrille. Fasching steht vor der Tür. Hatte ich jemals einen Sinn dafür? Das Leben fuhr an mir vorbei, und ich wunderte mich. Das Näherkommen ist spannend, während das Entfernen langweilt. Die Menschen springen willkürlich auf die Züge auf. Ich bleibe auf dem Bahngleis zurück und frage mich: „Wieso?“ „Wieso nicht?“ fragt eine innere Stimme zurück. Ich zucke mit den Schultern. Ich verstehe die Menschen nicht. So einfach. Ich verstand bereits meine Geburt nicht. Als ich heranwuchs, passte ich mich notwendigerweise an. Kein Schwein konnte mir mein Dasein erklären. Kein Schwein konnte mir erklären, warum die Welt so ist, wie sie ist. Inzwischen ergraute ich, aber meine Fragen stehen nach wie vor im Raum. Ich verstehe nicht, was auf dieser Welt abgeht. Alle reden drumherum. Sie tunken ihre Köpfe in Eimer voller Wissen, Glauben oder Fanatismus. Ich sehe einfach zu und grübele. Ich kann nicht aufhören damit, weil ich sonst Angst hätte, mich zu verlieren.
Der Tag stürzt durch mich durch. Mit ihm die gesamte Geschichte. Die gesamte multidimensionale Welt. Das gesamte Spektrum des Erlebens. Ich halte es nicht aus und schreie in mich hinein: „Wieso?!?“ „Gebe dich doch einfach dem Profanen hin“, sagt eine Stimme in mir, „was ist so schlimm daran? Springe einfach auch auf den Zug...“
Das mit dem menschlichen Bewusstsein ist offensichtlich eine Farce. All unsere Intelligenz, die wir so arrogant ins Spiel bringen. Ich bin blind für sie. Es gelten überall die Gesetze des Dschungels. Die Menschheit erschuf sich ihren ganz eigenen Dschungel.

Es gibt nur einen Zaubergarten auf der Welt, und das ist der der Liebe. Nur die Liebe kann das Leben in diesem Irrsinn erträglich machen. Jedenfalls für mich. Ich meine damit die Liebe, die einen gnädig stimmt, die einem Geborgenheit schenkt, die Wut und Ärger besänftigt, die den Hass erst gar nicht aufkommen lässt. Ich meine keine spezielle Liebe. Es ist die Liebe zur Liebe selbst.

Bleibe bei mir, meine Liebe. In einem Universum, in dem alles auseinanderdriftet, steigt in mir die Sehnsucht nach dir.

Der Tag geht in seine zweite Runde. Die Klobrille knallt hoch und runter. Ich starre durch sie durch.
Keine Ahnung, ob ich auch nur im Entferntesten ausdrücken konnte, was ich fühle. Eine Stimme in mir skandiert in einem fort: „Wahnsinn! Wahnsinn! Wahnsinn!“
Wiedermal ist der Zug längst abgefahren.

Sonntag, 18. Januar 2015

Die Welt im Delirium


Das Einzige, was ich mit dem Islam gemein habe, ist, dass ich keine Bilder von mir mag – ich bin sozusagen mein eigener Prophet. Würde man mich fotografieren oder gar karikieren, würde mich das ärgern, doch niemand müsste deswegen um sein Leben fürchten.
Gestern überlegte ich mir eine Karikatur, wo statt Jesus Mohammed am Kreuz hinge, und statt der Inschrift INRI wäre ISIS zu lesen. In einer Gedankenblase über dem Kopf Mohammeds: „Allah, das muss ein Albtraum sein!“
Was einem nicht alles durch den Kopf geht, wenn man alleine von Kneipe zu Kneipe durch die Stadt tingelt. Ich saß abschließend im Petit Paris, ein Bistro, das von einem Perser geführt wird – oder ist er Pakistaner? Jedenfalls sind einige der Bedienungen Perser. Und Türken. Ihre genaue Herkunft ist ihnen nicht auf die Stirn geschrieben. Sie sind sehr nett und aufmerksam. Die Gäste kann man noch weniger einordnen: Studenten, Schüler, Einkäufer, alt und jung, jedenfalls international … Eine Asiatin beschäftigte sich mit ihrem Netbook; ein Deutscher unterhielt sich mit der persischen Bedienung über Fußball; ein Pärchen und eine Frau quatschten am Tisch vor mir angeregt in Russisch oder in einer osteuropäischen Sprache – ich kann die meisten Sprachen nur ungenau den Ländern zuordnen. Wie oft rätsele ich beim Zuhören, wohin die Menschen gehören?
Es gibt in Deutschland Plätze in den Innenstädten, wo man sich als Einheimischer tatsächlich, wie von der Pegida-Bewegung moniert, ziemlich fremd fühlen kann. Als ich 2013 kurz Dresden besuchte, fiel mir auf, dass es gerade dort in den Restaurants und Kneipen noch viel mehr deutsches Personal gab und auf den Straßen noch lange nicht so viele fremdländisch aussehende Menschen unterwegs waren wie hier. Vielleicht haben die Dresdner einfach Angst, dass es bei ihnen bald so sein wird wie in vielen westdeutschen Großstädten. So gesehen kann ich jene, die bei Pegida mitdemonstrieren, verstehen. Ich finde allerdings, dass in ihren Reihen außerdem viel zu viele Arschlöcher mitmarschieren.
Die Welt durchmischt sich. Als Beispiel: Auf Mallorca oder Gran Canaria leben inzwischen viele Deutsche, die auch erst einmal von der ansässigen Bevölkerung akzeptiert und aufgenommen werden mussten.
Es gibt inzwischen nur eine Grenze auf der Welt – und das ist die zum Weltall. Alle anderen Grenzen sind obsolet … Wobei ich mir nicht sicher bin, ob nicht längst Aliens unter uns leben. Nur können wir sie nicht erkennen... Aber das nur am Rande. So und so viel Bier und zwei Bloody Mary regen die Phantasie an. Wenn ich wie gestern in der Fußgängerzone unterwegs bin, wird mir bewusst, dass wir alle Konsumzombies sind. Ein paar Zeitgenossinnen kamen mir in Burkas entgegen. (Ich erwähne es wegen der derzeitigen Mediendebatte.) Ich sah sie in Nobelboutiquen verschwinden. Leben wir nicht in einer total verrückten Welt? Ich frage mich, warum immer die Armen den Scheiß ausbaden müssen, den die Mächtigen und Reichen verzapfen. Liebe Terroristen, warum bringt ihr nicht die um, die wirklich verantwortlich für die Ungerechtigkeit auf der Welt sind??
Das alles muss ein Albtraum sein ...

Donnerstag, 1. Januar 2015

Der Sand der Jahre


Die Jahre haben keine Wände. Das Datum für den Jahreswechsel ist willkürlich. Doch im biographischen Erleben ergeben sich im Laufe der Zeit Schichten – ähnlich den geologischen.
Wie wir auf dem Erdboden der Millionen Jahre alten Vergangenheit wandeln, ohne dass uns dies normalerweise bewusst ist, stehe ich gegenwärtig auf dem Berg meiner bereits gelebten Jahre; und unter dem Gewicht der Gegenwart wird das Leben komprimiert. Jeder Tag gibt neue Ablagerungen … gleich Staub, der sich fortwährend auf die Oberflächen legt. Als würde die Zeit Lebensstaub ausatmen.
Nach mittlerweile 52 Jahren sammelte sich einiges an. Die Jahre haben zwar keine Wände, aber im Rückblick erscheint sich das Leben gewissermaßen in Phasen oder Schichten zu sortieren. Helle und dunklere. Breite und schmale. Körnige und eher feine.
Die Gegenwart ist eine verrückte Illusion. Wir glauben, immer up to date zu sein … Wir strecken uns in eine Wunschzukunft, während unsere Beine im Morast der Vergangenheit feststecken. Lustige Figuren geben wir dabei ab.

Meine gesamte Lebenssehnsucht akkumuliert sich, wenn ich am Strand sitze und aufs Meer blicke.
Auf Gran Canaria sah ich den feinen Sand, die kleinen und die größeren Kiesel bis hin zu den Felsen. Die Brandung des Atlantiks war wie eine Mühle, die alles zu feinem Sand zerrieb. (Nur eine Frage Zeit.) Ich machte es mir auf einem Felsbrocken in einer kleinen Bucht bequem, blinzelte in die Sonne und zum Horizont …, sah dem schaumigen Meerwasser zu, wie es meine Füße umspülte und wieder abfloss oder sich zu kleinen Tümpeln zwischen den Felsen sammelte. Ich griff in den körnigen Sand zwischen den Felsen. Fasziniert schaute ich auf die winzig kleinen Steinchen, die in der Mulde meiner Hand glitzerten, während der Sand zwischen meinen Fingern mit dem Wasser zurück ins Meer glitt. Es erschien mir, als hätte jede Größenordnung (die des Sandes, die der kleinen und größeren Kiesel und die der Felsen) ihre eigene Welt, ihre eigene Dimension des Daseins. Alles wirkte zusammen und lag nebeneinander. Die Welt blickte mir aus Abermillionen Augen entgegen. Ich empfand Zärtlichkeit und Demut.












Allen viel Glück fürs neue Jahr!!

Freitag, 19. Dezember 2014

Meiner Liebe


Ich vermisse meine bessere Hälfte. Wer verliebt ist, fühlt sich ohne den Anderen unvollständig. Das Leben ist dann farblos – gerade jetzt im Winter. In ihrer Nähe fühle ich mich behaglich. Sie ist mein ganz persönlicher Stern, von dem ich den Blick nicht lassen kann. Ihre Liebe und Hingabe machen mich erst zu einem ganzen Mann.
Mir fehlt ihr helles Lachen, das mich von Anfang an betörte. Es leuchtete direkt in mein Herz. Mir fehlt ihr Humor … der Klang ihrer Stimme. Unglaublich, wie schön unsere Liebe auf Mallorca begann. Ich wollte nach dem Winter 2013/14 endlich ein paar Tage Licht, Farben und Wärme erhaschen, fort von den Nachtdiensten und dem Altenheim … da fiel sie quasi vom Himmel – engelgleich, und seitdem ist sie nicht mehr aus meinem Leben wegzudenken.
Der Winter in Deutschland ist hässlich, weil er eigentlich gar kein richtiger Winter ist. Sie liebt den Winter in ihrer russischen Heimat, wenn er schön kalt und schneereich ist. Meine letzten schönen Erinnerungen an Schnee stammen aus meiner Kindheit. Sie liebt aber auch die Sonne, das Meer und die frischen Farben. Sie stand mit strahlenden Augen vor den Zitronen- und Orangenbäumen auf Mallorca. Ihre Lebenslust übertrug sich auf mich. Sie wirbelte meinen grüblerischen Geist auf wunderbare Weise durcheinander.
Ich liebe ihr stolzes Wesen, ihre Anmut als Frau, aber ebenso mag ich ihre spontanen kindlichen Ausbrüche. Ich liebe ihre Intelligenz und ihren Durchsetzungswillen. Sie ist ganz schön hartnäckig und nicht weniger dickschädelig als ich. Das kann schon mal zu Streit und Missstimmung führen. Ich liebe unsere Kabbelei. Ich liebe ihr Schmollen – obwohl es mir wehtut. Ich kann mir eine Liebe ohne Reibereien nicht vorstellen. Natürlich sollten wie beim Wetter die Sonnenstunden vorherrschen. Sie macht mir Mut, wenn ich in meinen schwermütigen Gedanken verharre. Meine Launen sind nicht einfach zu ertragen. Ich danke ihr, dass sie immer wieder versucht mich aufzurichten. Ich danke ihr für ihre Geduld mit mir. Ihre Liebe zu mir empfinde ich als ein Wunder – einfach wunderschön!

Ich vermisse dich, mein Schatz! Ich vermisse dich unendlich!

Dienstag, 2. Dezember 2014

Der Arsch der Welt ist überall


Die Welt leidet unter dem Arschloch-Syndrom. Wir sind ihm ausgeliefert. Gleichsam als Opfer und Täter. Sowieso sind wir alle mit unserem ganz persönlichen Arschlochsein konfrontiert. Ich schaue ungern in Spiegel. Aber das ist Geschmackssache. Am Schlimmsten sind die Ober- und Spitzenarschlöcher. Es scheint ein Wettbewerb unter ihnen stattzufinden. Völlig grenzenlos. Egal wo. Ich möchte nicht überall Arschlöcher sehen. Sie nehmen mir die Luft. Mein Ruhepuls erhöht sich, und mein Blutdruck steigt. Wieso sind diese Arschlöcher so krampfhaft bemüht, noch größere Arschlöcher zu werden? Ich finde keine Antwort.
Ich will gar nicht speziell auf Arschlochthemen wie Religion, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft abheben. Ein paar Minuten Nachrichten im TV reichen aus. „Ich bin zu alt für so`nen Scheiß.“ Diese Welt macht einen müde. Es hört nicht auf. Neue Menschen erblicken jeden Tag das Licht der Welt. Willkommen in der Arschlochkultur! Der Wettlauf beginnt.

Und nun Weihnachten. Das Arschloch-Spitzenereignis am Ende jeden Jahres. Es ist gerade so, als würde die Welt an Weihnachten die Pobacken besonders weit spreizen. Schaut nur genau hin!

Sonntag, 23. November 2014

Können Mörder lieben?


Seit meiner Kindheit tauchen willkürlich Fragen vor meinem geistigen Auge auf. Ich weiß oft nicht, warum sie mir in den Sinn kommen. Plötzlich sind sie da wie eine Katze, die von außen durchs Fenster hinein stiert. Die Katze springt nach kurzem wieder davon, aber die Frage kriege ich so schnell nicht mehr los. Manche Fragen kommen mir vor wie Wasserleichen, die lange auf dem Grund liegen und eines Tages vor mir wie Schreckgespenster auftauchen. Die Fragen haben dicke, bleiche Gesichter. Ich trage sie mit mir Tag und Nacht herum. Willkürlich blitzen sie auf – wenn ich z.B. auf dem Klo sitze und sie gar nicht erwarte. Man kennt ähnliches mit den Melodien, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen.
Eine Frage hält sich seit Jahren sehr hartnäckig. „Glaubst du an Gott?“ Natürlich glaube ich nicht an Gott, und trotzdem hockt diese Frage in meinem Kopf wie ein Geschwür, das ab und zu juckt. Ich habe mich an sie bereits gewöhnt. Vor Kurzem klopfte eine neue Frage, eine noch nie dagewesene, an die Tür meines Oberstübchens. Ziemlich unverschämt zu nachtschlafender Zeit. Ich hatte mir die DVD "Mann beißt Hund" angeschaut, den DVD Player ausgeschaltet, und kringelte mich zum Schlafen in meinem Bett.
„Können Mörder lieben?“ fragte eine Stimme, die ich als meine innere Stimme identifizierte, immer drängender, so dass ich nicht umhin kam, mir einige Gedanken dazu zu machen. Es entsponn sich ein innerer Dialog:

- Aber selbstverständlich können Mörder lieben – was fragst du so blöde? Überall auf der Welt leben Mörder, die lieben, die Familie haben.
- Das ist wahr. Und ich finde es seltsam.
- Wieso?
- Weil es mir nicht in den Kopf will, wie ein Mensch, der seine Frau, seine Kinder, seine Eltern liebt, morden kann.
- Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun? Menschen töten - wie Raubtiere - und gründen Familien. Jeder ist sich selbst am nächsten. So wurde es von der Natur eingerichtet. Lebewesen sollen sich fortpflanzen. Der Mensch kann keine moralische Extrawurst spielen. Er ist nichts als ein besonders intelligentes Raubtier. Was heißt überhaupt „Morden“?
- Töten aus niedrigen Beweggründen, würde ich sagen. Sind wir nicht auch soziale, mitfühlende Wesen? Wie können wir einerseits morden und andererseits lieben? Das geht einfach nicht in meine Birne. Schau dir die Berichterstattung über die Kriege in der Welt an!
- Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit stellte dem Menschen schon immer ein Bein. Der Mensch will krampfhaft besser sein, als er es ist.
- Also, man kann an Gott glauben, man kann lieben … und trotzdem ein Mörder sein?
- Absolut. Der Mensch ist ein Schizo. Sein Denkapparat fickt ihn ins Knie. Moral ist was für Weicheier und Heuchler. Aus dieser Zwickmühle gibt es kein Entkommen. Es wird immer die Albert Schweizers sowie die Hitlers geben.
- Kann sein. Ich mag aber mehr Albert Schweizers als Hitlers. Kannst du dir vorstellen, dass Hitler liebte?
- Seine Mutter bestimmt.

„Können Mörder lieben?“

Langsam verklang die Frage wie ein Echo in meinem Kopf, während mich der Schlaf abholte und mit absurden Traumbildern zudeckte.
...

Könnte ich morden?

Dienstag, 18. November 2014

Unvergessen


Alles trieft vor Feuchtigkeit. Der Tag ist eine Waschküche. Die Sonne quält sich zu ein paar Strahlen durch die Wolken und Dunstschwaden. Das Haus umkleidet ein Gerüst. Meine Fenstersimse sind unverputzt. Neue Fenster wurden eingesetzt. Mein neuer Vermieter macht Butter bei die Fische. Er kaufte das alte Haus, um sich daran abzuarbeiten. Ein junger Mann. Eine sympathische Erscheinung mit angenehmer, intelligenter Stimme. Ich mag ihn. Er ist kein Schwätzer wie der alte Vermieter. Sein Tatendrang ist deutlich sichtbar. Er hat sich mit der „Bruchbude“ einiges vorgenommen.
Noch wohne ich hier. Natürlich hätte ich mir bei meiner Rückkehr angenehmere Wohnbedingungen gewünscht.
Der zweite Tag zuhause. Im Kopfe bin ich bei meiner Liebe und unserer gemeinsamen Zeit. Unsere Zukunft ist auf dem Weg. Wir schmiedeten Pläne. Sie konnte in Berlin erste berufliche Vorbereitungen treffen. Es schält sich immer klarer heraus, wohin die Reise geht.

Ich mag Menschen, die etwas riskieren und die Zukunft tatkräftig angehen. Ich selbst gehöre eher zu denen, die ihr Leben verträumen. Von Zeit zu Zeit muss auch ich den Arsch hoch kriegen. Es sieht ganz danach aus, dass es wieder so weit ist.
Ich bin (fast) 52 und liebe eine 17 Jahre jüngere Frau. Sie fordert mich. Manchmal bin ich überfordert. Das Wichtigste - sie liebt mich auch. Sie sieht in mir keinen in die Jahre gekommenen Mann. So genau weiß ich nicht, was sie in mir sieht.

Früher Nachmittag. Ich sitze am Computer und höre Musik. Die Stunden des Tages liegen leer vor mir. Meine Wohnung riecht nach Mörtel und Dichtungsmasse. Draußen tropft die Natur vor sich hin. Ein altes Lied von Pink Floyd läuft. „Shine On Your Crazy Diamond“. Manche Musik begleitet einen über Jahrzehnte …
Ich bin es. Ich bin es auch noch morgen und übermorgen. Ich bleibe bis zum Tod ICH. Ich hoffe nur, dass meine Erinnerungen nicht sterben werden. Wer bin ich ohne meine Erinnerungen?
Im Altenheim sah ich viele Menschen sterben. Einige vegetierten Monate, sogar jahrelang dement dahin. Ich erlebte, wie sie Wand an Wand dahinsiechten. Ich mache mir keine Illusionen mehr über das Leben und den Tod. Alles ist grausame Realität – nicht mehr und nicht weniger.

In Berlin sah ich an vielen Ecken große Armut und Armseligkeit. Die Großstadt ist ein Magnet für die Hoffnungslosen und Verrückten. Berlin vielleicht im Besonderen. Ich werde es nie lernen wegzuschauen. Jede arme Kreatur versetzt mir einen Stich ins Herz. Ein Wunder, dass ich es überhaupt so lange im Altenheim aushielt.
Trotzdem liebe ich Städte wie Berlin, weil sich dort an vielen Plätzen das Leben ungeschminkt abspielt. Nichts verabscheue ich mehr als Heuchelei und sogenannte „Leitfäden (z.b. von Altenheimen)“, wie sie u.a. im Foyer meiner letzten Arbeitsstätte aushängen. Da kriegt man als feinfühliger Mensch schon vom Lesen einen Burnout.

Ich schaue nicht gern in den Spiegel. Ich sehe zu viel, was mir nicht gefällt. Vielleicht hat die Welt nur eine Seele und wir sind nichts anderes als winzige, infinitesimal kleine und willkürliche Mosaike. Sowieso nur eine begrenzte Zeit lang. Nichts hat einzeln eine Bedeutung – nur das Gesamte.
Was wir uns einbilden als Menschen, ist eine andere Sache.

Ich glaube nicht an Gott, weil es nichts zu glauben gibt.

Schön, dass du mich liebst!

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