Nach der Nachtwache ist vor der Nachtwache

Freitag, 24. Februar 2012

Immer dasselbe: wohltuende Routine oder Horror?


Bevor ich die letzten Treppen hoch zum Altenheim steige, sitze ich in der Dönerbude und schlage bei einem Imbiss die verbleibende Zeit tot. Der Bus kommt eine Stunde vor Dienstbeginn an, und der nächste wäre etwas zu spät. Das türkische Geschäft läuft gut. Die meisten Kunden sind Selbstabholer. Es ist immer was los. Ich sitze meist mit dem Rücken zum Eingang und schaue auf den Fernseher an der Wand. Es laufen türkische Sender. Drei oder vier junge bis mittelalte Türken schmeißen den Laden. Zwei davon sind offensichtlich Brüder, und der mit dem Schnauzbart ist der Boss. Ich weiß gar nicht, warum ich das glaube. Es ist einfach so. Sie arbeiten flink, Hand in Hand. Es flutscht. Ständig klingelt das Telefon, und neue Bestellungen kommen rein.
Derweil ich auf mein Essen warte, überlege ich mir, was das für ein Leben ist: Tag für Tag hier diese Routine in der Dönerbude ab zu spulen. Sie haben täglich von 11 bis 23 Uhr geöffnet. Nur über Silvester hatten sie geschlossen. Ich notiere: „Immer dasselbe: wohltuende Routine oder Horror?“ Und was ist eigentlich mit meiner Arbeit? Sie ist auch mehr oder weniger immer dasselbe, nur habe ich zwischen den Nachtdienstblöcken eine Menge freier Tage. Schließlich kommt das Essen: ein höllisch scharfes Nudelgericht, Nummer 81. Ich liebe die Abwechslung. Mal esse ich Pommes, mal einen Salat, Nudeln oder Pizza. Ich esse immer schön langsam, damit ich nicht zu früh fertig bin. Also spieße ich jede Nudel einzeln auf die Gabel. Um mich abzulenken, lese ich. In der letzten Zeit war das „Herr Lehmann“. Ab und zu schaue ich auch hoch auf den TV und lese die türkischen Bildunterschriften. Oder ich schaue den türkischen Nachrichtensprecher an. Manchmal ist auch die ein oder andere hübsche Türkin zu sehen. Die Bedienungen sprechen untereinander türkisch. Ich verstehe natürlich nur Bahnhof. Wenn da nicht die deutschen Kunden wären, würde ich meinen, ich wäre in der Türkei. Irgendwann zwischen der zwanzigsten und dreißigsten Nudel überlege ich mir, wie ich wohl eine deutsche Wurstbude in der Türkei führen würde. Ich wäre der Boss und würde mir einen Schnauzbart wachsen lassen. Ich würde den Laden zusammen mit meinem Bruder und zwei Cousins schmeißen. Und an der Wand hinge ein Fernseher, auf dem deutsche Bundestagsdebatten den ganzen Tag rauf und runter liefen …
Mein Gott, denke ich nach der vierzigsten Nudel, das darf nicht sein. Nein, Sarrazin darf nicht recht haben!
Jedenfalls brummt die Dönerbude, und der Kundschaft ist es scheiß egal, wie integriert die Besitzer sind. Das Essen ist gut, billig und wird schnell zubereitet. Ich schaue auf die Uhr. Der Dienstanfang rückt näher. Mist. Alles kommt, wie es kommen muss. Man wird von einer unsichtbaren Kraft geführt. Immer dasselbe. Wie in einem Uhrwerk. Ich packe meine Lektüre ein und gehe zur Kasse. Ich lächele. Die Bedienung lächelt. Ich gebe dasselbe Trinkgeld wie immer.
„Tschüss!“
Die Treppen hoch. Es sind einige hundert Stufen. Vielleicht sind es auch Millionen. Ich schaue nach oben in den Nachthimmel. Herrlich, die Sterne – eine ganz andere Welt. Das Altenheim erscheint in meinem Blickfeld. Im Büro des Chefs brennt noch Licht. Der kennt auch keinen Feierabend, denke ich ärgerlich. Seine Sache …
Die Schiebetür am Eingangsportal öffnet sich, und ich bin drin.

Mittwoch, 8. Februar 2012

Extremer Arbeitsweg


Als ich gestern mit dem Fahrrad hinunter in die Stadt fuhr, musste ich die Zähne zusammenbeißen. Die Finger schmerzten trotz der Handschuhe höllisch. Am Liebsten hätte ich den Schmerz heraus geschrien! Ich schaffte es gerade so bis zum Glascontainer. Danach ging`s im Supermarkt einkaufen, wo ich mich etwas aufwärmte. Ich hätte zwei Paar Handschuhe übereinander ziehen müssen. Wie grausam doch die Kälte sein kann, wenn man sich aus Leichtsinn nicht adäquat anzieht. Solche Schmerzen hatte ich schon lange nicht mehr! Besorgt blicke ich auf das kommende Wochenende, wo ich am Sonntagmorgen nach dem Nachtdienst den Rückweg vom Altenheim per Fahrrad antreten muss, da kein Bus fährt. Es sind immerhin sieben Kilometer durch den Wald im Dunkeln bei dieser eisigen Kälte auf einer teilweise stark abschüssigen Strecke. Wenn es wenigstens nicht glatt ist …
Ich werde mich gut einpacken müssen – vor allem an Kopf und Händen. Meine Kollegen halten mich für verrückt. Fast alle kommen mit dem Auto zur Arbeit.
Ich bin froh, wenn es morgens wieder hell ist – und natürlich wärmer! Auf der anderen Seite ist eine solche morgendliche Heimfahrt bei schlechten Witterungsverhältnissen ein einzigartiges Erlebnis! Etwa wie Eisbaden. Und über einem zwischen den Baumwipfeln funkeln die Sterne … Zum ausführlichen Naturgenuss wird mir allerdings die rechte Muße fehlen.

Freitag, 27. Januar 2012

Geduldsproben


Beide sitzen sie im Halbdunkeln in ihren Sesseln, wenn ich ins Zimmer komme. Sie sind die ersten, die bei Antritt meines Nachtdienstes klingeln. Nach ihnen kann ich meine Uhr stellen. Und obwohl sie wissen, dass noch die Dienstübergabe läuft, klingeln sie, und wenn ich dann zu ihnen komme, sagen sie jedes Mal: „Ah, da kommt endlich jemand.“ Ich habe es nach dem tausendsten Mal aufgegeben, ihnen zu erklären, warum ich nicht schneller bei ihnen sein kann.
Ein lustiges Bild ist es schon, wenn die beiden in ihren Sesseln liegen. Sie ist 89 und trägt in dem dunklen Zimmer eine Sonnenbrille. Er ist 96 und entkam im Krieg nur knapp der Hölle von Stalingrad, wie mir seine Frau erzählte. Er steuert mit der Fernbedienung den Sessel, dass dieser sich aufrecht stellt und nach vorne kippt, so dass er leichter aufstehen kann. Die Rollatoren stehen bereit, und los geht`s!
Ich befinde mich nun in der Zeitlupen-Welt. Um nicht dumm rumzustehen, richte ich schon mal das Bett, suche den Schlafanzug und klappe den Klodeckel hoch. Eigentlich komme ich hauptsächlich wegen ihm. Seine Frau benötigt weniger Hilfe. Ihr bringe ich lediglich die Nachtmedikamente, und ich ziehe ihr die Kompressionsstrümpfe aus.
Die erste Prozedur bei ihrem Mann ist das Ablegen der Hörgeräte. Er ist so gut wie taub. Ich weiß nicht, ob er mich besser mit oder ohne die Hörgeräte versteht. Schwer zu sagen. Inzwischen ist fast jeder Handgriff Routine, und ich versuche vieles per Gestik und Mimik klar zu machen. Jedenfalls überwacht er alles genau. Die Hörgeräte müssen fachgerecht ausgeschaltet und in einem Behältnis auf seinem Nachttisch deponiert werden.
Dann muss ich den Verkehr regeln, dass sich die beiden mit ihren Rollatoren nicht ins Gehege kommen. Endlich habe ich ihn in die Nasszelle gelenkt und versuche ihn rückwärts zur Toilette einzuparken. Ich bin immer froh, wenn er endlich sitzt, denn dann kann ich mit dem Ausziehen seiner Kleidung loslegen. Ich staune immer wieder darüber, wie steif ein alter Körper wird. Aber er ist ein zäher Bursche. Ich bewundere ihn, wie er sich trotz seiner Behäbigkeit immer wieder aufrafft und vieles noch alleine macht. Allerdings bin ich manchmal ziemlich genervt von der Penetranz des Ablaufs und der unglaublichen Langsamkeit, wo mir doch die nächsten Klingler bereits im Nacken sitzen.
Sobald ich seinen Rücken gekratzt - und ihm den Schlafanzug übergezogen habe, widme ich mich seiner Frau, die mich mit Sprüchen wie „Wie kann man nur so kaputt sein, wenn man doch den ganzen Tag nichts machte“ oder „Wenn mich doch endlich der Herrgott zu sich holen würde“ empfängt. Ich sage dann meist etwas wie „Das ist der Lauf des Lebens“ und klopfe ihr bedauernd auf die Schulter. Dann befreie ich sie von den Gummistrümpfen. „Endlich bin ich diese Mistdinger los“, sagt sie, und ich erkläre ihr zum tausendsten Mal, warum die Mistdinger wichtig sind. Es ist immer dieselbe Litanei ...
Ihr Mann hat in der Zwischenzeit sein Geschäft erledigt. Ich lege die Inkontinenzeinlage in seine Unterhose und helfe ihm beim Hochziehen der Hosen. Bis alles richtig sitzt, vergeht eine gefühlte Stunde. Uff! Geschafft! Aber noch liegt er nicht im Bett. Bis zum Bett sind es ca. drei Meter. Für ihn sind es drei Kilometer!
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. Ich übe mich in Geduld. Endlich ist der Rollator am Fußende des Bettes geparkt und er sitzt auf der Bettkante. Pantoffeln aus – ich hebe seine Beine ins Bett. Jetzt nur noch Zudecken, Kopfkissen und Nackenrolle millimetergenau richten, die Augentropfen einträufeln und die Bettlampe in den richtigen Winkel stellen.
Ich wünsche dem alten Ehepaar eine Gute Nacht und wende mich zum Gehen, da ruft er mich noch mal zurück – seine Nackenrolle sei verrutscht ...

Samstag, 21. Januar 2012

Ich warte


Der Tag liegt wie ein schmuddeliges Leichentuch über mir: seltsam friedlich aber mit einem Rest Beklemmung. Ich stehe im Halbdunkeln. Meine Seele rollt sich zusammen – ein schlafender Hund, der ab und zu blinzelt. Die Minuten gleiten einzeln durch meine Hände. Sie fassen sich weich und luftig an. Etwa wie mein Atem, aber noch unmerklicher. Ich bin allein mit meinen Gedanken an einem langgezogenen Strand. Mit jeder Welle umspülen mich andere. Und dazu flüchtige Bilder, die einfach durch mich durch wehen. Ich möchte mich von einer Last lösen, aber es ist aussichtslos. Also schiebe ich sie weg. Nur etwas weg, damit sie nicht so sehr auf mich drückt. Und ich vergesse die Zeit – wenigstens kurz.

Sonntag, 8. Januar 2012

Bis zur letzten Kopie


Die Zeit ist eine Maschine – eine riesige Kopiermaschine. Nur sind die Kopien nicht perfekt. Sie werden nach und nach brüchig, undeutlich und vergilben. Ich wache auf als mein eigener Klon. Wieder einen Tag älter. Der Weg durch die „Zeitmaschine“ verschleißt mich. Ja, ich meine, dass ich ich bin, obwohl ich es de facto nicht bin. Ich bin das Abbild eines Ichs, was vor vielen Jahren entstand. Ich erinnere mich nicht. Wie nahm es seinen Anfang? Gab es überhaupt ein Original?
Ich schaue mich um. Die „Zeitmaschine“ schluckt einfach alles. Sie funktioniert nicht nur als Kopierautomat sondern auch als eine Art Zerkleinerungs- oder Unordnungsmühle. Alles wird langsam in Kreisläufen zermahlen. Die Welt zerfiele zum Chaos, wenn es nicht wieder ordnende Kräfte gäbe. Das Leben ist eine solche Kraft. Ich darf leben. Ich brenne. Im Gleichgewicht der Elemente: Feuer, Wasser, Erde, Luft. Aber unweigerlich nagt die Zeit an mir. Die Zeit verschlingt alles. Wenn man hinter das Geheimnis ihrer Maschinerie käme …, - würden die Nebelschleier um unser Dasein plötzlich aufreißen? Und was würden wir dahinter erblicken? Gott? Oder noch eine mächtigere Maschine?

Ein Tag vergeht. Die Alten erlebe ich in der Nacht. Sie sind dem Tod näher, und sie wissen es. Das Leben zerfällt. Es ist nicht immer schön zu sehen. In der Nacht kommt mir das Altenheim vor wie ein Geisterschiff. Und ich bin der Wächter. Die alten Seelen sind oft unruhig. Ich behüte ihren Schlaf. Leben und Tod berühren sich, betasten sich … Der Wind bläst eine Flamme nach der anderen aus.

Dienstag, 3. Januar 2012

Verlaufene Herzen


Lou Reed läuft mir immer mal wieder rein. Die Fusion mit Metallica auf dem Album „Lulu“ klingt sehr innovativ. Und hart! Wie ich es mag: Hart aber herzlich. Schöner böser Rock `n Roll.
Ich pennte bis in die Nachmittagstunden, und bin dabei, den Nachtdienst hinter mich zu lassen. Das klingt leichter, als es ist. Also knalle ich mir die Birne mit Rockmusik voll. Oder? Klar. Die harten Gitarrenriffs kneten mein Herz. Selbstbefriedigung auf gehobenem Niveau.
Lou Reed singt: „Frustration is my lexicon of hate.“
Ja. Ausatmen. Urschrei nach innen. Das ist es. Die müden Augen schließen und vergessen. Vergessen, wer man ist. Eine Badewanne mit Poesie füllen und sich darin auflösen.
All die Liebe, all die Herzen verlaufen vor dem geistigen Auge. Ich kam nicht ans Ziel. Materialschaden.






Freitag, 30. Dezember 2011

2011 adé


Es ist wieder so weit. Jahreswechsel. Auch wenn ich mir nichts aus Silvester mache – wer hätte anderes vermutet – spüre ich doch, dass ein Abschnitt meines Lebens endet, mehr noch als bei meinem Geburtstag. Immerhin bedeutet 1 Jahr beinahe (noch) 2% meines Lebens. Eine neue Sonnenumrundung beginnt. Das Datum, welches man als End- und Anfangspunkt eines neuen Jahres setzt, ist freilich willkürlich. Nur die Länge des Jahres steht fest. Morgen ist es also wieder so weit. Wir stoßen auf die zurückliegenden 365 Tage an und begrüßen frohgemut das Neue Jahr.
Wir erlebten persönlich ganz unterschiedliches, und doch scheint jedes Jahr unabhängig davon einen Charakter zu haben, der sich durch Großereignisse, politische Wandlungen und andere besondere Vorfälle ergibt: Da war z.B. die Katastrophe von Fukushima, welche uns viele Wochen lang weltweit den Atem anhalten ließ. Dann die nordafrikanischen Revolutionen – einige Despoten wurden (sozusagen) in die Wüste geschickt, für den libyschen Diktator Gaddafi endete es gar tödlich. Nebenbei wurde Osama Bin Laden von einem us-amerikanischen Einsatzkommando eliminiert. Das unfassbare Massaker eines irren Einzeltäters in Norwegen. Die Entstehung der Occupy-Bewegung als Reaktion auf die Macht der Banken. Und schließlich die Euro-Krise, die sich zum Dauerbrenner entwickelte. In Deutschland wurde erstmalig ein grüner Ministerpräsident gewählt, die Piraten-Partei kam ins Berliner Abgeordnetenhaus, die FDP murkst irgendwo bei 2% herum, und die SPD hat sich wieder etwas gefangen.
Rückblickend scheint die Zeit nur so verflogen zu sein. Wenn wir aber ein paar Momente innehalten, sehen wir, wie viel in den 365 Tagen passierte. Wahnsinn! All das geschah 2011!
Und dazu kommen die ganz persönlichen Up and Downs: Krankheiten, Umzüge, Urlaubsreisen, Unfälle, neue Lieben, Trennungen, Arbeitslosigkeit … Glück und Unglück, Mut und Hoffnungslosigkeit.
Nun steht schon das 12te Jahr des Dritten Jahrtausends vor der Tür. Einige alte Prophezeiungen verheißen nichts gutes. Ich glaube nicht an so`n Zeug. Die Welt kann jederzeit untergehen. Zum Teil haben wir Menschen es selbst in der Hand – wenn man an die Massenvernichtungswaffen denkt oder an den von Menschen verursachten Klimawandel. Machtlos stehen wir allerdings kosmischen Katastrophen wie Asteroideneinschlägen und Sonnenstürmen gegenüber. Wir leben auf einer Erbse, die durchs Weltall rast. Von einem Tag auf den anderen kann die wunderbare Welt, wie wir sie kennen, und wie wir sie zum Überleben brauchen, ausgelöscht werden. Manchmal denke ich, dass es hinsichtlich solcher Aussichten eine Schande ist, wie wir mit diesem wunderbaren Geschenk des Lebens auf dem blauen Planeten Erde seit vielen tausend Jahren umgehen. Von besonderer Intelligenz zeugt unser Verhalten nicht. Bis heute nicht.
Morgen ist Silvester. Ich gehe stark davon aus, dass es die Erde dann noch geben wird. Bestimmt dürfen wir noch ein Weilchen wie gewohnt weitermachen. Ich werde den Jahreswechsel im Altenheim erleben. Die meisten Bewohner schlafen, wenn Mitternacht die Böller krachen, und die Raketen in den Himmel steigen. Möglicherweise verpasse ich den Countdown zum Jahreswechsel, weil ich gerade eine Windel wechsele oder was in der Art … Zum Anstoßen ist sowieso niemand da. Somit vollzieht sich der Jahreswechsel im Altenheim ziemlich unspektakulär. Ich bin dann immer froh, wenn im TV nicht nur Party -, sondern zu nächtlicher Stunde ein Spielfilm läuft, um mich etwas abzulenken. Mal gespannt, wie alt die Kollegen und Kolleginnen vom Frühdienst am Neujahrsmorgen aus der Wäsche gucken. Früher saßen wir oft noch ein halbes Stündchen zusammen und vernichteten den ein oder anderen Pikkolo. Inzwischen ist leider alles viel verkrampfter geworden. Schade. Menschlichkeit zählt nicht mehr vorrangig, und der Zusammenhalt im Team ist auch nicht mehr das, was er mal war.

Genug geplaudert für heute. Es kommt, wie`s kommt.
Allen Bloggern und Lesern wünsche ich, dass sie unversehrt ins Neue Jahr rutschen. Auf zur nächsten Runde!

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Anti-Weihnacht


Nachdem sich in den Nachbarblogs die Weihnachtsbeiträge häufen, ist`s an der Zeit, ein kleines Gegengewicht in die Blogwelt zu stellen. Mir geht nämlich das gegenseitige Weihnachtsgewünsche gehörig auf den Seier. Nein, es ist nicht so, dass ich`s den Menschen nicht gönne. (Wie käme ich dazu?) Es ist mehr wie ein furchtbar schlechter Kinofilm, und das Dumme für mich ist, dass das Kino keinen Ausgang hat.
Nicht nur die Blogs ..., im TV, in den Innenstädten, auf der Arbeit, - die ganze Welt scheint wie von einem Weihnachtsvirus infiziert. Es ist ein Albtraum, - eine Mischung aus überbordendem Kommerz, Glitzerwelt und Scheinheiligkeit.
Dies ist also als Anti-Weihnachtsbeitrag zu verstehen. Ich werde niemandem Frohe Weihnachten wünschen. Die einzige Ausnahme sind die Alten im Altenheim. Aber das ist was anderes. Dort bin ich Altenpfleger und auch ein bisschen Seelsorger. Wobei ich sagen muss, dass viele der Alten kritischer gegenüber dem ganzen Weihnachtsrummel eingestellt sind als die jüngeren Generationen. Das liegt vielleicht daran, dass die heute Achtzig- bis Hundertjährigen noch schlimme Zeiten erleben mussten. Sie machten als Soldaten, Kinder und Heranwachsende die grausamen Kriegsjahre und die entbehrungsreichen Nachkriegsjahre mit. Ihnen fällt noch auf, welcher Konsum-Irrsin auf der Welt stattfindet, und wie sehr sich dieser mit dem Weihnachtsgedanken beißt. Sowieso fühlen sich viele im Altenheim auf dem Abschiebegleis – und da muss das Weihnachtsgefeiere oft wie Hohn auf sie wirken. Versteht Ihr? So geht es den vielen einsamen Menschen in unserer Gesellschaft, die sich zu Weihnachten noch einsamer und trauriger fühlen.
Bei Gott, ich würde niemandem sein geheiligtes Weihnachten wegnehmen wollen. Und ich könnte es schon gar nicht. Viel zu mächtig ist dieser Wahn auf der Welt. Doch ich komme nicht drum rum, meiner Abscheu und meinem Ärger über diesen Weihnachtswahnsinn Luft zu machen.
Ich wünschte mir, dass ich in einer Welt ohne Weihnachten aufwachte, - und diese Welt wäre eine bessere Welt! Na ja, vielleicht kann ich mir Weihnachten schön saufen(?) Schließlich kann ich machen, was ich will – ich komme aus diesem „Film“ nicht einfach raus. Gut, dass es Popcorn und Bier gibt.
In diesem Sinne: Steckt Euch Euer Weihnachten sonstwo hin!

Sonntag, 11. Dezember 2011

Abhänger


In knapp zwei Wochen ist Weihnachten. Da ich letztes Jahr über Weihnachten arbeiten musste, habe ich diesmal frei. Langsam muss ich mir überlegen, wie ich Weihnachten nicht feiere – ohne dass mir die Feiertage auf den Kopf fallen. Für zuhause habe ich absolut keinen Plan. Die Liebe ist futsch. Und auf irgendwelche Kaffeekränzchen habe ich keinen Bock. Vielleicht sollte ich einen Städtetrip mit der Deutschen Bundesbahn unternehmen … Ne, die Vorstellung, im Winter alleine durch eine fremde Innenstadt zu strolchen, haut mich nicht wirklich vom Hocker. Wahrscheinlich würde ich an einer Bar versumpfen. Da ließe sich genauso gut in Heidelberg was finden. Früher traf ich mich mit meinen Kumpels, und wir fuhren nach der Bescherung in der Familie mit dem Taxi in die Stadt, um einen drauf zu machen. Die wenigen Kneipen, die offen hatten, waren gut gefüllt …
Heute liegt mir Getümmel nicht mehr. Ich brauche einen Ort, wo ich gemütlich in lockerer Gesellschaft einen trinken kann – und der "Weihnachtsmann" würde sich neben mich setzen, und wir plauderten `ne Runde; und der Weihnachtsmann würde mir gefallen, weil er gar nicht wie der Weihnachtsmann aussähe sondern sich als sexy Engel entpuppte. Okay, ich weiß, das ist wie die Hoffnung auf einen Sechser im Lotto. Mit etwas Glück komme ich aber nett ins Gespräch, und der Heiligabend entwickelt sich kurzweilig. Also werde ich nächste Woche mal das Weihnachtsprogramm der Heidelberger Gastronomie abchecken ... und, wenn`s so weit ist, nach Lust und Laune entscheiden.
Wie bereits gesagt: Scheiß auf Weihnachten! Es ist für mich immer die blödeste Zeit im Jahr. Vor allem, wenn ich solo bin. Was soll`s. Eigentlich Gedankenverschwendung. Alles geht rum - wie die Nachtdienste. Und ich komme irgendwann wieder besser drauf.






auf Verdacht ein Päckchen Kondome ziehen

Freitag, 2. Dezember 2011

Weihnachtszeit, Erkältungszeit, Endzeit


Haaaatschiiii! Die Vorweihnachtszeit ist in vollem Gange mit Weihnachtsmärkten und Betriebsweihnachtsfeiern. Letzteres hasse ich. Hinzu kommen die Weihnachtsfeiern für die Altenheimbewohner. Leider habe ich dieses Jahr an diesen Terminen keinen Nachtdienst und muss wohl in den sauren Apfel beißen – d.h.: mich dort mal zeigen und sozusagen ehrenamtlich mitwirken. Es wird den Mitarbeitern, die frei haben, nahegelegt.
Die einzige Chance noch drumherum zu kommen, ist eine deftige Erkältung. Die ersten Bewohner sind bereits erkrankt. Heute morgen hustete mir einer beim Fiebermessen ins Gesicht. Ich fühle mich schon seit Tagen elend und quäle mich durch die Nachtdienste. Nein, nicht direkt Erkältungssymptome – mehr eine allgemeine Erschöpfung … Mein Gott, was für ein düsterer, hässlicher Tag heute!

Als ich gestern an der Bushaltestelle wartete, kam mir der Gedanke, dass es besser ist, wenn man sich nicht zu fit hält im Leben – denn wie frustrierend müsste es sein, mit absolut gesundem und gestähltem Körper und bei äußerstem Wohlgefühl das Zeitliche (notgedrungen) zu segnen. 2012 könnte meines Erachtens nämlich wirklich die Welt untergehen. Sowieso habe ich manchmal das dumpfe Gefühl, dass ich es nicht mehr lange mache. Die Apokalypse wäre mir freilich lieber … Nein, ich bin kein Egoist. Warum kommt denn der verdammte Bus wieder ewig nicht?
Aber im Ernst: wäre ich Arzt, hätte ich mit dem Patienten Menschheit einige ernste Worte zu wechseln. So wird es nicht lange weitergehen. Vielleicht ist das diesjährige Weihnachtsfest bereits unser letztes. Da wäre ich doch blöd, wenn ich mich noch besonders für meine Gesundheit und so abmühen würde. Ich glaube, dass man leichter stirbt, wenn man sich eh elend fühlt …
Man muss ja nicht gleich so kaputt aussehen wie Lemmy von Motörhead. Der könnte locker ohne Maske bei „Fluch der Karibik“ mitspielen … als einer dieser Zombie-Piraten. Auch bei uns im Altenheim würde er nicht auffallen.
Schließlich kam der Bus. Es ist immer das Gleiche: Beeile ich mich und erreiche die Haltestelle wenige Minuten vor dem fahrplanmäßigen Zeitpunkt, kommt der Bus zu spät; aber wenn ich pünktlich bin, kann es passieren, dass mir der Bus vor der Nase davonfährt.
Irgendwann schreibe ich mal speziell was über das Warten an Haltestellen …

ein literarisches Tagebuch

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