steppenhund - 25. Dez. 11, 08:23

Ich habe gestern an dich denken müssen ...

Im Fernsehen lief "Christmas Carol" von Dickens. Das wird oft auch als Theaterstück aufgeführt. Dabei wird der "christliche" Anteil am Fest überhaupt nicht erwähnt. Es geht einfach nur um das Feiern als solches. (Ebenezer Scrooge wurde von Patrick Stewart gespielt, der als Captain der Enterprise schon lange ein Begriff war:)
Die Hauptperson ist nun wirklich ein Krösus, der allerdings den anderen und sich selbst alles versagt, Einladungen ausschlägt und versucht möglichst "normal" über die Feiertage zu kommen. Jetzt liegt es mir fern, irgendeine Art der Bekehrung versuchen zu wollen. Meine ältere Tochter feiert Weihnachten freudig, obwohl sie schon lange aus der Kirche ausgetreten ist.
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Einen Gedanken möchte ich allerdings hier noch einstellen. Es ist ein Gedanke, den ich manchmal erzähle, um die Dummheit der menschlichen Rasse zu erläutern.
Trotz meiner nicht allzu schmeichelhaften Einschätzung der Katholischen Kirche und des Inkaufnehmens sämtlicher betrügerischer Überlieferungen, muss es jemand gegeben haben, der vor 2000 Jahren gesagt hat, dass die Nächstenliebe das höchste Gut sei. Ich glaube, dass man das vor 2000 Jahren nicht anders hat ausdrücken können, um überhaupt in irgendeinem Sinn verstanden werden zu können. Heute, wo alles wissenschaftlich untermauert sein muss, haben wir die gleiche Botschaft noch einmal gesagt bekommen: von John Nash, dem Nobelpreisträger in Mathematik, der es in der Spieltheorie so formuliert hat, dass die einzige Gewinnstrategie die der Kooperation ist.
Wir verstehen das heute genauso wenig wie damals. Ein deregulierter Markt, ein überhaupt nicht auf Nachhaltigkeit ausgelegter Kapitalismus stellt die genaue Gegenthese dar. Bei dir ist die Nächstenliebe ja praktisch berufsbedingt. Ich brauche dir die Botschaft nicht übersetzen. Doch alles als Lüge abzutun, was in diesem Umfeld an Überlegungen passiert, scheint mir ebenfalls einer Ablehnung gleich zu kommen, irgendetwas anzunehmen, was von anderer Seite her kommt. ich verstehe schon, dass man sich selbst damit identifizieren können muss.
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Die Ablehnung eines kommerzialisierten Weihnachtsfests kann ich gut verstehen. Zu meinen, dass all dies auf einer großen Lüge beruht, kann ich nur zum Teil verstehen. Denn die Aussage "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" hält sich - mittlerweile mathematisch untermauert - bereits 2000 Jahre. Und das ist weit länger als gewisse Herrschaftsprinzipien des vergangenen Jahrhunderts für sich selbst in Anspruch genommen haben.

bonanzaMARGOT - 25. Dez. 11, 11:04

hallo steppenwolf,
ich drücke lediglich meine subjektive abscheu gegen das weihnachtsfest aus. die muss, wie gesagt, niemand teilen, und da gibt`s auch nichts zu beweisen. ich mag weihnachten nicht. das hat vielfältige gründe, die zum einen in meiner biografie und zum anderen an meiner lebenseinstellung liegen. in den letzten beiträgen erläuterte ich einiges davon.
selbstverständlich kann man auch weihnachten feiern, wenn man aus der kirche austrat (wie ich) und nicht an gott glaubt. ich behaupte, dass die meisten menschen weihnachten nicht aus tief verwurzeltem glauben sondern aus tradition feiern. traditionen sind für viele menschen wichtig, weil sie haltepunkte im leben bedeuten, weil sie sicherheit, geborgenheit und zugehörigkeit vermitteln. ich hab`s nicht so mit traditionen - vorallem dann, wenn man sie unreflektiert begeht. ich kann mich noch gut an die aussagen meines vaters erinnern, wenn ich fragte, warum man dies und das denn mache: "weil es sich so gehört", "weil es alle so machen", "weil es tradition ist" ...
mir ist das als motiv zu wenig. und darum entschied ich mich schon als junger mensch, weihnachten den rücken zu kehren. ebenso konnte mich kein gemeindepfarrer und kein religionslehrer von der notwendigkeit eines gottesglaubens überzeugen.
nächstenliebe halte ich für eine große und nützliche tugend - wie du es sagst, steppenhund. dies sagt uns bereits die aufklärung in der logik des kategorischen imperativs.

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