Das normale Ehepaar Steinbrück


Da ich meistens Phoenix laufen habe, wurde ich gestern Mittag Zeuge von Peer Steinbrücks Auftritt mit Ehefrau an seiner Seite beim SPD Parteikonvent. Ziel der Parteistrategen war natürlich, Steinbrücks angeknackstes und hölzernes Image in der Öffentlichkeit aufzupolieren, indem man ihn als Ehemann, Familienvater und normalen Menschen zeigte.
Was mir zuerst ins Auge sprang, war die optische Ähnlichkeit zwischen ihm und seiner Frau – als wären sie Geschwister. Und im Hintergrund sah man den Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel genüsslich Kekse essen. Das allein fand ich schon belustigend. Insgesamt fand ich den Auftritt des Ehepaars Steinbrück drollig bis anrührend. Seine Frau wirkte intelligent, bedacht und redegewandt. Die Lehrerin steht ihr ins Gesicht geschrieben wie ihrem Mann der Dozent (ein typisches Lehrerehepaar). Aber natürlich sind sie ganz normale Leute. Dies durch diesen Auftritt unter Beweis zu stellen, kann ich einerseits als Wahlkampfstrategie nachvollziehen, andererseits habe z.B. ich dadurch kein anderes Bild von diesem Mann bzw. Menschen gewonnen. Er ist, der er ist. Selbst meinte Steinbrück ganz richtig, dass er sich nicht verbiegen kann und will – schon gar nicht in den letzten verbleibenden knapp hundert Tagen bis zur Bundestagswahl. Als er auf die Frage, warum er sich die Kanzlerkandidatur antue, den Tränen nahe war, und ihm die Sprache versagte, war dies authentisch und nachfühlbar. Diese menschliche Regung wurde mit viel Beifall honoriert. Vielleicht rückte er manchen Wählern in diesem Moment ein Stück näher. In mir regte sich eher Mitleid. Er wirkte bei diesem Auftritt zu wenig souverän, was vielleicht auch an seiner Frau lag, die mir ihm nicht nur rhetorisch überlegen vorkam. Aber vielleicht war gestern auch nicht Steinbrücks bester Tag.
Sigmar Gabriel hatte inzwischen mit dem Kekse kauen aufgehört. Bestimmt machte ihn jemand darauf aufmerksam. Zwischen ihm und dem Kanzlerkandidaten soll es ja ganz schön kriseln. Ich glaube, dass Herr Gabriel sowieso keine Hoffnung mehr hegt, mit Peer Steinbrück an der Spitze die Wahlen 2013 zu gewinnen. Natürlich muss er gute Miene zum bösen Spiel machen. Möglicherweise ist er mit den Gedanken schon eine Legislaturperiode weiter …, oder er denkt an eine große Koalition, wo er vielleicht den Vizekanzler neben Frau Merkel stellen könnte.
Ja, Politiker sind auch nur ganz normale Menschen. Sie essen Kekse oder trinken Bier. Sie machen Fehler, und sie haben Schwächen. Sie haben Ehefrauen, Ehemänner und Kinder. Oder auch nicht. Als Wähler muss ich mich unabhängig davon fragen: Wer macht die beste Politik? Wem vertraue ich? Wer hält seine Wahlkampfversprechen? Wer kann sich am Besten durchsetzen?
Weder Steinbrück noch Merkel haben meine besonderen Sympathien. Ich kann nur hoffen, dass die Opposition in den nächsten Jahren gute Arbeit leistet und neue starke und interessante Polit-Persönlichkeiten hervorbringt.

arboretum - 17. Jun. 13, 17:31

Ich hörte davon heute Morgen in einem Kommentar im DRadio.

Vielleicht hätte die SPD mal besser Frau Steinbrück nominiert.

bonanzaMARGOT - 17. Jun. 13, 17:39

Nein, am Besten wäre Frau Kraft gewesen. (Die SPD-Männer kann man zur Zeit alle knicken. Und bei der CDU sieht's nicht besser aus.)
Frau Steinbrück wirkte doch fast wie die Zwillingsschwester ihres Mannes ... Ich hatte eine Englischlehrerin mit ähnlichem Aussehen und ähnlichem Gebaren ... um Gottes Willen!
arboretum - 17. Jun. 13, 19:25

So ernst war das nicht gemeint. Ich habe auch keine Ahnung, wie sie aussieht. Schlimmer als mit Pay Steinbrück hätte es aber auch nicht werden können.

Hannelore Kraft stand bei den NRW-Wählern im Wort, jetzt (noch) nicht nach Berlin zu gehen. Außerdem schadet es nix, wenn sie vor einer Kanzlerinnenkandidatur noch ein paar Jahre Ministerpräsidentin war. Wenn sie das ordentlich macht, wird die SPD sie beim nächsten Mal wahrscheinlich auf Knien anflehen, dass sie kandidiert.
bonanzaMARGOT - 17. Jun. 13, 19:51

Wer weiß, wer weiß, was in vier Jahren ist. Die SPD hat hier und jetzt ihre Chance verpasst, indem sie auf einen oberlehrerhaften Spitzenkandidaten setzte.

Ich nahm deine Äußerung natürlich nicht ernst - aber ich benutzte sie als Sprungbrett für Gedanken über die SPD und das Versagen ihrer momentanen Führungsriege.

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