Montag, 17. Juni 2013

Gezi-Park

Ich bin traurig über die Vorgänge in der Türkei.

Das normale Ehepaar Steinbrück


Da ich meistens Phoenix laufen habe, wurde ich gestern Mittag Zeuge von Peer Steinbrücks Auftritt mit Ehefrau an seiner Seite beim SPD Parteikonvent. Ziel der Parteistrategen war natürlich, Steinbrücks angeknackstes und hölzernes Image in der Öffentlichkeit aufzupolieren, indem man ihn als Ehemann, Familienvater und normalen Menschen zeigte.
Was mir zuerst ins Auge sprang, war die optische Ähnlichkeit zwischen ihm und seiner Frau – als wären sie Geschwister. Und im Hintergrund sah man den Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel genüsslich Kekse essen. Das allein fand ich schon belustigend. Insgesamt fand ich den Auftritt des Ehepaars Steinbrück drollig bis anrührend. Seine Frau wirkte intelligent, bedacht und redegewandt. Die Lehrerin steht ihr ins Gesicht geschrieben wie ihrem Mann der Dozent (ein typisches Lehrerehepaar). Aber natürlich sind sie ganz normale Leute. Dies durch diesen Auftritt unter Beweis zu stellen, kann ich einerseits als Wahlkampfstrategie nachvollziehen, andererseits habe z.B. ich dadurch kein anderes Bild von diesem Mann bzw. Menschen gewonnen. Er ist, der er ist. Selbst meinte Steinbrück ganz richtig, dass er sich nicht verbiegen kann und will – schon gar nicht in den letzten verbleibenden knapp hundert Tagen bis zur Bundestagswahl. Als er auf die Frage, warum er sich die Kanzlerkandidatur antue, den Tränen nahe war, und ihm die Sprache versagte, war dies authentisch und nachfühlbar. Diese menschliche Regung wurde mit viel Beifall honoriert. Vielleicht rückte er manchen Wählern in diesem Moment ein Stück näher. In mir regte sich eher Mitleid. Er wirkte bei diesem Auftritt zu wenig souverän, was vielleicht auch an seiner Frau lag, die mir ihm nicht nur rhetorisch überlegen vorkam. Aber vielleicht war gestern auch nicht Steinbrücks bester Tag.
Sigmar Gabriel hatte inzwischen mit dem Kekse kauen aufgehört. Bestimmt machte ihn jemand darauf aufmerksam. Zwischen ihm und dem Kanzlerkandidaten soll es ja ganz schön kriseln. Ich glaube, dass Herr Gabriel sowieso keine Hoffnung mehr hegt, mit Peer Steinbrück an der Spitze die Wahlen 2013 zu gewinnen. Natürlich muss er gute Miene zum bösen Spiel machen. Möglicherweise ist er mit den Gedanken schon eine Legislaturperiode weiter …, oder er denkt an eine große Koalition, wo er vielleicht den Vizekanzler neben Frau Merkel stellen könnte.
Ja, Politiker sind auch nur ganz normale Menschen. Sie essen Kekse oder trinken Bier. Sie machen Fehler, und sie haben Schwächen. Sie haben Ehefrauen, Ehemänner und Kinder. Oder auch nicht. Als Wähler muss ich mich unabhängig davon fragen: Wer macht die beste Politik? Wem vertraue ich? Wer hält seine Wahlkampfversprechen? Wer kann sich am Besten durchsetzen?
Weder Steinbrück noch Merkel haben meine besonderen Sympathien. Ich kann nur hoffen, dass die Opposition in den nächsten Jahren gute Arbeit leistet und neue starke und interessante Polit-Persönlichkeiten hervorbringt.

Unterwegs im Oderbruch

Dritter Tourtag


Mithilfe der Radwanderkarte entsteht die Tour wieder vor meinem geistigen Auge. Mit den Städte- und Ortsnamen kommen auch wieder die Bilder und Erlebnisse hoch.
Ich war die letzten Kilometer an der Neiße unterwegs. Bei Ratzdorf mündet sie in die Oder. Und ruckzuck war ich in Eisenhüttenstadt, wo ich erst mal eine Kaffeepause einlegte. Wenn ich zeltete, blieb mir oft nichts anderes übrig, als ohne Kaffee zu starten. Ich war immer froh, wenn ich die Morgentoilette hinter mir hatte und die nassen Sachen zusammengepackt waren, so dass ich mich auf den Weg machen konnte.
Der Vormittag des dritten Tages war trübe, aber es regnete wenigstens nicht mehr. Bei Frankfurt a. d. Oder drang langsam die Sonne durch die Wolkendecke. Als ich im Oderbruch unterwegs war, wurde es zeitweilig richtig sonnig. Doch schon am Nachmittag ballten sich bei zunehmender Schwüle am Himmel drohend Gewitterwolken von allen Seiten zusammen. Glücklicherweise erreichte ich trocken Kienitz, wo eine Pension und Gaststätte hinter ihrem Haus eine Wiese als Zeltplatz eingerichtet hatte. Drei ältere Ehepaare (um die Sechzig schätzte ich sie), die auch mit dem Rad und Gepäck unterwegs waren, und denen ich an dem Tag mehrmals auf der Strecke begegnet war, nahmen sich Zimmer, während ich mein Zelt aufbaute – wieder das einzige auf der Zeltwiese. In der Gaststube kamen wir schließlich alle zusammen, und ich hörte mir ihre ganzen Geschichten an. Die Männer hatten viel aus ihrem Leben zu berichten, vor allem was für tolle Kerle sie waren, und die Damen schwiegen größtenteils dazu. Nach einigen Bier löste sich auch meine Zunge, aber ich konnte nicht mithalten. Ein Ehepaar schien besonders reiselustig zu sein. Der Mann erzählte Abenteuer von allen Kontinenten.
Am nächsten Morgen fuhr ich zeitig los. Wir begegneten uns nicht mehr auf der Tour. Auch sie wollten den Oder-Neiße-Radweg bis nach Usedom zu Ende fahren.
Langsam hatten sich bei dem feuchten Wetter die Stechmücken zur Plage entwickelt. Natürlich gerade beim Zelten. Auf der Zeltwiese hinter der Pension war es besonders schlimm. Es muss nach Tourette ausgesehen haben, wie ich zwischendurch um mich schlagend das Zelt auf- bzw. abbaute.






zum ersten Mal an der Oder, bei Ratzdorf




Eisenhüttenstadt




Rast im Oderbruch




Sonnenuntergang bei Kienitz

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