Vorzeichen


Es ist erstaunlich, was wir Menschen technisch und baulich zu leisten in der Lage sind (z.B. die Golden Gate Bridge).
Im zwischenmenschlichen Bereich bauen wir dagegen jede Menge Mist. Ich sage voraus, dass wir die sozialen Aufgaben eher von Robotern erledigen lassen, als dass wir selbst bessere soziale Kompetenzen erlangen. Mit der Technisierung nehmen, meiner Meinung nach, Fähigkeiten wie Empathie und Mitmenschlichkeit ab. Permanent.

In der Altenpflege beobachtete ich in den letzten Jahren eine zunehmende Standardisierung und Reglementierung bei gleichzeitigem Personalabbau. Anders ausgedrückt: Auf dem Papier sind wir alle super, doch in der Praxis fehlt es oft am Notwendigsten – nämlich dem Menschen. Wir sitzen am Computer und lügen uns über die vollbrachten Leistungen in die Tasche. Oder wir sitzen in Qualitätszirkeln zusammen und reden über die Optimierung der Pflege, während ein einziger Kollege sich auf der Station die Hacken abläuft. Wir sollen uns fortbilden, ohne dass wir das Gelernte im Pflegealltag je umsetzen können. Hauptsache, der Arbeitgeber steht nach außen hin gut da und kann auf eine „qualifizierte Pflege“ verweisen.
Als Arbeitnehmer hat man drei Möglichkeiten: 1) man kämpft gegen das System; 2) man stumpft ab und sucht sich eine Nische; oder 3) man wird zum Arschkriecher.
Eine Zeit lang dachte ich wirklich, ich könnte mit guten Argumenten widersprechen. Ich war naiv. David gewinnt nur in der Bibel gegen Goliath. In den 25 Jahren Altenpflege erlebte ich so manche kleine Palastrevolution, die nur damit endete, dass die „Rädelsführer“ aussortiert wurden. Währenddessen änderte sich an den Arbeitsbedingungen nichts zum Positiven.
Man muss wirklich aufpassen, was man auf Dienstbesprechungen sagt. Ich sage nichts mehr. Den Kopf hinhalten ist nicht mein Ding. Ich wäre kein guter Revolutionär.
Aber ich bin auch kein guter Speichellecker.
Offensichtlich ist der One-Man-Nachtdienst genau die passende Stellung für mich.

Nun kam ich etwas vom Thema ab.
Ich werde es wahrscheinlich nicht mehr erleben, aber ich glaube, dass pflegerische Tätigkeiten noch in diesem Jahrhundert zunehmend von Robotern übernommen werden. Da Roboter ohne menschliche Fehler arbeiten, also z.B. keine Zigarettenpausen machen, können die Pflegestandards sicher und perfekt umgesetzt werden. Ein Orgasmus für das Qualitätsmanagement! Die alten Menschen werden dann die "optimale" Pflege erfahren.
Am Besten optimiert man aber den Menschen ganz weg. Er ist nur ein Kostenfaktor!
Es reicht aus, wenn einige Herrenmenschen über die Erde herrschen, und die übrige Menschheit wird ihnen als Sklaven und Ersatzteillager dienen.

Nein, man muss es nicht derart pessimistisch sehen … Der Mensch ist doch in Wahrheit ein ganz Netter.
Alles kann sich auch ganz anders entwickeln. Klaro.

schlafmuetze - 26. Feb. 13, 21:15

Hallo BonanzaMARGOT :-)

Eine interessante Sichtweise .. und gar nicht mal so abwegig.
Allerdings denke ich nicht, dass ein Roboter in der Pflege eingesetzt werden kann.
Ich habe erst vor wenigen Tagen irgendwo (leider vergessen) ein Interview oder einen Bericht über das Thema Pflege gelesen.
War in sofern interessant, dass genau das angeprangert wurde: zuviel Papierkram und Bürokratie in der Pflege und zu wenig Zeit für den Menschen. "Ein Umdenken muß stattfinden", hat die Person gemeint (wer war das nur?). Und es klang, als ob sich jetzt wirklich etwas ändern könnte.
Schön wäre es ja.

Du hast auch recht mit: "Der Mensch ist doch in Wahrheit ein ganz Netter."
Es gibt immer Menschen, die eine derartige "optimale" Pflege nicht zulassen würden... hoffe ich ;-)
grüßli :-)

bonanzaMARGOT - 27. Feb. 13, 13:21

hallo schlafmuetze

vieles kann man sich nicht vorstellen.
manche utopien zeigen sich viel realer und normaler, wenn sie eintreten, als man sie sich in seinen vorhersagen ausmalte.
Lange-Weile - 27. Feb. 13, 15:20

alles schon schon mal da

Hallo Bo.,

der erste Abschnitt deines Beitrages erinnert mich sehr an die DDR-Wirtschaft, nur eben anders herum. Es gab genügend Menschen, aber kein Material, so dasss die Menschen auch zügig hätten arbeiten konnten.

Wer sich auf den Schulen weiterbildete, musste das neue Wissen schnell wieder abstreifenm wenn er mit der Realität nicht in Konflikte geraten wollte.

Und ein klassischer Spruch aus der DDR-Zeit hat auch heute noch seine Berechtigung. "Wer meckert, fliegt raus" Damals was es aus dem Land, heut aus der Firma..ein sozialer Abstieg ist in beiden Fällen damit verbunden.

Wer damals weder mitschwimmen noch gegen halten konnte, verkrümelte sich in seinen Schrebergarten und lies den lieben Gott Gott sein.

Menschen sind immer gleich..handeln immer gleich und am Ende kommt immer das selbe raus und das wider besseres Wissen.Wissenschaftlich wurde bewiesen, dass die Menschen lesitungsfähiger und kreativer sind, wenn sie von dem Führungsstab als Gleichberechtigte Partner angesehen werden.

Das ist bewiesene Theorie, die in der Realität kaum zu finden ist. Denn dann müßten die Führungskräfte wirklich Führungskraft besitzen,als die Karft haben, die vielen Strömungen der Menschen unter einem Hut zu bringen, damit sie mit Freude an dem gemeinsamen Strang ziehen., Sie können damit das ewige Gezerre an dem Geld nicht ausschließen, aber die Mitarbeiter werden wieder als Menschen gefordert, gefördert und gefragt sein.

LG LaWe


bonanzaMARGOT - 27. Feb. 13, 15:29

ja lawe,
unser problem ist, dass wir die strukturierung des alltags, der arbeit, der gesellschaft, der familie, der liebe, - also, die strukturierung, die uns sicherheit geben soll, die uns helfen soll - , am menschen bzw. an seiner psyche und an der lebensrealität (in einer art von (egoistischem) übereifer) vorbei konstruieren. dies gilt fü den kommunismus wie für den kapitalismus. die ethik verläuft ab einer gewissen größenordnung im sande, und das zu unserem wohle geschaffene konstrukt wird zum monster und wendet sich gegen uns.

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