Verschwendung


Wir kaufen zu viele Lebensmittel ein und schaffen es nicht, sie im Zuge ihrer Haltbarkeit zu verzehren. Ich ärgere mich jedes Mal, wenn ich den Kühlschrank ausmisten muss. Viele angebrochenen Sachen fliegen in den Müll, weil wir sie nicht zeitnah verbrauchen. Stattdessen kaufen wir neues nach. Weder meine Partnerin noch ich haben einen Überblick über den Lebensmittelbestand*. O. leugnet gar, dass wir wirklich so viel wegwerfen.

Wie läuft das in anderen Haushalten? Verschwendung ist eine bequeme Sache, wenn man nicht jeden Euro umdrehen muss. Dummerweise rebelliert mein Gewissen. Wir sollten vor dem Einkauf auf unsere Bestände schauen und diesbezüglich genau überlegen, was wir essen wollen und dazukaufen müssen.
Die Realität sieht anders aus: Von Tag zu Tag entscheiden wir aus dem Bauch heraus und lassen uns nicht so gern von unserem Kühlschrank den Speiseplan vorschreiben. Vernünftig ist das nicht.

Eine weitere Sache ist, dass O. und ich immer seltener zusammen essen, weil unsere Tagesabläufe schon aufgrund der beruflichen Verpflichtungen stark voneinander abweichen. O. kommt an drei Tagen in der Woche erst am Abend nach Hause, wenn ich bereits im Bett liege. Gemeinsame Mahlzeiten nehmen wir fast nur noch am Wochenende ein, und dann gehen wir dazu in eine Gastwirtschaft - zu oft für meinen Geschmack. Im Kühlschrank vergammeln indes Käse, Wurst, Schinken…

In meinen Single-Zeiten ernährte ich mich überwiegend von Bier und Konserven. Über die wenigen frischen Produkte behielt ich leicht die Übersicht. Der Refrigerator kühlte in der Hauptsache Luft und Bier. Ich war in meinen Augen ein sehr genügsamer Mensch. Wenn ich unerwartet Besuch bekam, schämte ich mich allerdings wegen meines mageren Haushalts. Einen Kaffee konnte ich gerade noch anbieten, aber mit Milch konnte ich nicht dienen. Irgendwann besorgte ich deswegen eine Packung portionierte Kaffeesahne, - die nie angebrochen wurde.

Keine Ahnung, wie O. und ich das Problem der Verschwendung in den Griff kriegen wollen, ganz abgesehen von den anderen Problemen…


* um Mißverständen vorzubeugen: es geht hier nicht um Berge von Lebensmitteln

NBerlin - 13. Mai. 17, 11:18

Passiert mir auch, aber immer seltener. Ich schaue beim Einräumen und Durchräumen des Kühlschranks auf die Ablaufdaten, vieles was abzulaufen droht wandert dann in den Tiefkühler und wird dann später gegessen.

bonanzaMARGOT - 13. Mai. 17, 11:25

in meinem langjährigen single-dasein hatte ich das problem nicht (nicht in dem ausmaß), und darum bin ich jetzt etwas hilflos.
es geht hier auch um absprachen und darum, das erstmal als problem zu erkennen.
bonanzaMARGOT - 13. Mai. 17, 11:29

tiefkühler?
wir haben nur ein tiefkühlfach im kühlschrank, und das ist meist voll mit tiefkühlpizzas, fischstäbchen und frühlingsrollen.
NBerlin - 13. Mai. 17, 11:41

Dann braucht ihr einen ordentlich großen Tiefkühler oder du erkundigst dich mal welche gemeinnützigen Organisationen bei dir in der Gegend sind und spendest das Essen. Bei meinen letzten Praktikum in einer Kontakt- und Beratungsstelle wurden Essensspenden angenommen und dann an die Besucher verteilt. Die Tafeln nehmen eigentlich auch alles.
bonanzaMARGOT - 13. Mai. 17, 11:46

noch einen apparat? urg. ich bin vom geiste her lieber minimalist.
spenden würde ich schon gern, aber nicht halb vergammelte lebensmittel. und dann soll ich die auch noch irgendwohin transportieren...
bei einem zweipersonenhaushalt kommt nicht so viel zusammen, aber doch genug, dass ich mich über die verschwendung ärgere.
rosenherz - 13. Mai. 17, 12:14

Vielleicht auch eine Frage der Aufbewahrungsmethoden.
Lebensmittel in Plastikbechern oder -verpackungen verderben rascher, als in Glasbehältern. Es gibt Glasboxen in unterschiedlichen Größen. In der Praxis hat sich gezeigt, darin sind Lebensmittel weitaus besser geschützt vor Verderb. Auch Altglas geht für z.B Aufstriche oder ähnliches.
Schnittkäse am besten in Butterbrotpapier packen, da lagert er am passendsten (Tipp von einem Käsefachmann). Frisches Gemüse in Tuch aus reinem Leinen hüllen, das angefeuchtet worden ist. Leinen verhindert das Wachsen von Schimmel und Sporen und hält das Gemüse knackig frisch, ganz ohne Kühlschrank.

bonanzaMARGOT - 13. Mai. 17, 12:20

die aufbewahrungsmethoden

scheinen eine wissenschaft für sich zu sein - fast wie die (richtige) tumordokumentation.
ob deine tipps das problem lösen? ich bezweifle das.
ich denke, es geht um grundlegenderes.
rosenherz - 14. Mai. 17, 08:18

Grundlegenderes? Mehr eingekauft, als in den nächsten Tagen aufgebraucht wird? Lebensmittel, die deinem Geschmack nicht entsprechen? Lieber ins Gasthaus, als etwas aus dem Kühlschrank zu entnehmen/zubereiten? Zuviel leicht Verderbliches im Kühlschrank, als dem Bedarf entspricht?
Oder liegt es daran, dass bei dir und deiner Partnerschaft zwei Welten aufeinander treffen? Bei dir stellst sich Wohlgefühl ein mit dem Minimalismus, bei der Partnerin mit der Vielfalt und Fülle im Kühlschrank, die zur Verfügung steht?
bonanzaMARGOT - 14. Mai. 17, 11:41

welten treffen immer aufeinander, wenn sich menschen begegnen. einen absoluten konsens erreicht man nie - und sollte man auch gar nicht anstreben, finde ich.
ja, ich fühle mich von einer materiellen anhäufung eher belastet... das betrifft lebensmittel, aber auch andere produkte wie z.b. klamotten, möbel...
leider lasse ich mich trotzdem zum kauf der ein oder anderen "unnötigkeit" verführen. ich denke, das kennt jeder, dass er (viel) mehr im einkaufkorb hat, als er eigentlich wollte... oder nicht?
für mich ist`s eine charakterliche schwäche. andere menschen habe dagegen beim überbordenden konsum viel weniger skrupel...
keine ahnung, woran das liegt. vielleicht mache ich mir zu viele gedanken.
jedenfalls will ich niemandem je vorschriften machen, wie viel er zu konsumieren hat. ich maße mir nicht an, in dieser hinsicht andere zu maßregeln. aber ich weiß, was mir an mir selbst und meinem verhalten nicht gefällt...

ein heiliger werde ich sicher nie.

ja, es geht grundlegend um die psychologie des menschen, um verhaltensforschung..., um das wesen des menschen an sich.
SpeziellesKänguru - 13. Mai. 17, 12:40

ich hätte einen mündlichen vorschlag, wie man dieses problem lösen könnte.

bonanzaMARGOT - 13. Mai. 17, 12:41

mit lösungen wäre ich vorsichtig.
wichtig ist doch ersmal, das problem als solches anzugehen.
SpeziellesKänguru - 13. Mai. 17, 12:44

mein vorschlag kann als vorstufe zur problemlösung angesehen werden.
wenn das wort "problem" erwähnt wird, sollte es heißen, dass der einschlägige sachverhalt problematisiert wird.
bonanzaMARGOT - 13. Mai. 17, 12:48

äh??
vorstufe ist schon mal nicht übel.
SpeziellesKänguru - 13. Mai. 17, 12:49

sag ich doch.
bonanzaMARGOT - 13. Mai. 17, 12:57

die menschheit befindet sich seit jahrtausenden in diesen "vorstufen"...

es gibt probleme, wo sich bei den lösungswegen ständig neue (unter umständen noch schwerwiegendere) probleme ergeben.
meiner meinung nach sollte man in diesen fällen nach den eigentlichen wurzeln der problematik suchen...
SpeziellesKänguru - 13. Mai. 17, 13:10

genau dafür braucht man ein instrument, um das eigentliche problem zu fixieren und zu beheben.
bonanzaMARGOT - 13. Mai. 17, 13:13

so was wie scheidung?
SpeziellesKänguru - 13. Mai. 17, 13:20

wir sprechen doch von lebensmittelverschwendung, oder? ich präferiere, bei der sache zu bleiben und nicht zu generalisieren.
bonanzaMARGOT - 13. Mai. 17, 13:26

ich generalisiere nicht. ich will die wurzeln des problems aufdecken. dazu muss man leider auch mal über den tellerrand gucken.
die lebensmittelverschwendung ist ein aspekt von einer tiefschürfenderen problematik, die zum einen uns als paar betrifft - darüber hinaus die gesamte menschheit.
rosenherz - 14. Mai. 17, 08:50

Lebensmittelverschwendung hat System im Handel. Wenn Brot "entsorgt" werden muss (laut Lebensmittelgesetz, wenn es nicht am selben Tag verkauft). Je größer/moderner die Versorgungssysteme geworden sind, umso eher das Wegwerfen. Brot und Gebäck verheizen ist günstiger, als es Menschen zukommen zu lassen. Beim kleinen Bäcker ums Eck wurde/wird das altbackene Gebäck zu Brösel gerieben.

Ich erinnere mich an eine Lebensmittelzentrale in Österreich, bis vor zwanzig Jahren, da wurde das Obst und Gemüse, das nicht mehr für den Handel verkehrsfähig war, den Mitarbeitern in der Zentrale zur Verfügung gestellt. Wir haben des öfteren so eine Obstkiste bekommen vom Onkel, der dort gearbeitet hat - und für uns war das etwas ganz besonderes, wenns mal Bananen oder Orangen gab. Mit dem Ausbau des Unternehmens ging das flöten.

Oder die Gasthäuser! Was abends übrig war, wurde an Bedürftige abgegeben. Und die Abfälle bekamen die Bauern in der Umgebung zum Schweine füttern. Dank eines modernen Lebensmittelgesetzes darf das alles nicht mehr sein, das muss jetzt zu einem Entsorgungsunternehmen gebracht werden, wo es nachweisbar auf vorgeschriebene Temperatur erhitzt werden muss.

Oder ich weiß noch, wie es früher das ungeschriebene Recht gab, dass arme Leute sich das auf den Feldern zusammenklauben durften, was bei der Ernte liegen geblieben war. Längst Vergangenheit, allerdings greifen Biobetriebe das wieder auf ... und gehen beispielhaft voran.

Es gibt allerdings auch tolle Projekte, die etwas gegen die Verschwendung von Lebensmitteln unternehmen. Als Beispiel nenne ich das junge Unternehmen "Dörrwerk", das Obst vor dem Müll rettet. - Und das Fruchtpapier schmeckt köstlich, kann ich sagen!
bonanzaMARGOT - 14. Mai. 17, 09:36

@ rosenherz

danke für den tollen kommentar, der einige schildbürgerhafte aspekte unserer wegwerfgesellschaft aufzeigt.
es ist wirklich so, dass wir genügend lebensmittel hätten, um alle menschen überall auf der welt ausreichend zu ernähren. aber das ist offensichtlich gar nicht gewollt.
fata morgana - 13. Mai. 17, 15:50

...einfach,
wenn du meinst einkaufen gehen zu müssen,
du aber weißt
es sind noch 'essbare dinge' im kühlschrank, nichts neues kaufen
sondern die sachen verbrauchen
die da sind.

bei mir wird der kühlschrank nur gefüllt, wenn e. oder meine 'kleine' tochter kommen. das eine ist wöchentlich und das andere am wochenende, ca im 14 tage rhythmus.
ich genieße wenn der kühlschrank fast leer und dadurch sehr übersichtlich ist.
bin ich allein und am schichten, weiß ich, dass die dinge die noch vorrätig sind, locker reichen.

bonanzaMARGOT - 13. Mai. 17, 16:36

als ich alleine lebte, konnte ich das besser steuern.
ich genoss wie du den blick in den annähernd leeren kühlschrank.
im zusammenleben scheint einiges komplizierter zu werden...
aufgrund unterschiedlicher (lebens)einstellungen und wahrnehmungen.
vielleicht wären zwei kühlschränke eine lösung - jeder wäre dann allein für seinen verantwortlich. man würde sich nur noch über sein eigenes fehlverhalten aufregen.
iGing - 13. Mai. 17, 16:09

Die einen empfehlen dir zusätzliche Elektrogeräte, ich empfehle dir: Schaff den Kühlschrank ab! Und du wirst nie wieder das Problem haben, dass die Haltbarkeitsgrenze von Lebensmitteln überzogen ist oder irgendwas überquillt von überflüssigen Lebensmitteln. Denn du wirst nur das kaufen, was du brauchst und es so bald wie möglich verzehren. So einfach ist das.
Vielleicht auch etwas zu vereinfacht, denn natürlich kannst du auch ohne Kühlschrank Lebensmittel anhäufen und verderben lassen, wie es dir beliebt. Nur wirst du das dann vielleicht schneller am Geldbeutel merken. Und das soll bei den meisten Leuten ja helfen.
Zuguterletzt: Diese verschwenderische Lebenseinstellung ist für mich nicht nachvollziehbar. Es ist eine reine Willenssache.

bonanzaMARGOT - 13. Mai. 17, 16:42

ohne kühlschrank

wo soll ich dann das bier kaltstellen?

ich habe keine verschwenderische lebenseinstellung, allerdings ein problem mit der verschwendung, die ich zu einem teil mitverantworten muss. nicht mehr und nicht weniger als viele meiner mitmenschen.
wenn du das nicht nachvollziehen kannst, dann...
gratulation jedenfalls dafür, dass du so willensstark bist.
iGing - 14. Mai. 17, 08:11

Sicher hat jeder eine Rechtfertigung für sein Tun. Ich finde das schon prima, dass du das Problem thematisierst.
Als ich selbst noch ein Kind war, sagte man uns immer, wir sollten unser Essen aufessen, denn in Afrika verhungerten Kinder. Als ich selber Kinder hatte, redete ich mir ein (oder ließ es mir einreden), dass davon, dass sie ihr Essen aufessen, in Afrika auch kein Kind satt wird. Dementsprechend wurde oft trocken gewordenes Brot weggeworfen. Ich hatte das einfach noch nicht raus, wie man sein Gewissen und sein Tun vereinbart. Und natürlich bleibt immer noch was zu lernen.
bonanzaMARGOT - 14. Mai. 17, 09:00

die sicht auf die hungernden kinder in afrika bemühe ich für mich nicht... ich denke an die fehlende wertschätzung von lebensmitteln (und auch anderen rohstoffen) allgemein. die gründe hierfür liegen in der überbordenden, dekadenten konsumgesellschaft.
wir menschen haben uns daran gewöhnt, dass wir ständig alles für einen relativ niedrigen preis an lebensmitteln kaufen können. dieser konsum-geist geht auch einher mit der sogenannten wegwerfgesellschaft. alles ist auf massenproduktion und schnellen konsum/verbrauch ausgelegt. die menschen sollen kaufen-kaufen-kaufen..., bis sie meschugge sind (und ehrlich gesagt sind wir das größtenteils bereits).
ich habe einfach kein gutes gefühl dabei, wenn wir lebensmittel regelmäßig wegschmeißen müssen, weil sie verderben. ich weiß nicht, wie es anderen damit geht. vielen menschen scheint es wurscht zu sein. ein paar wenige menschen (gegenüber der großen masse) wie du, iging, gehen sehr bewusst gegen die verschwendung vor. ich finde das sehr vorbildlich, habe allerdings ein problem mit dem erhobenen moralischen zeigefinger...
SpeziellesKänguru - 13. Mai. 17, 20:57

Pardon, ich kann auf Grund meiner frühkindlichen Erlebnisse den Anblick eines langsam leer werdenden Kühlschranks beim besten (möglichst starken) Willen nicht genießen. Leider sitzen die Erinnerungen ans Lebensmitteldefizit scheinbar zu tief.... Die lassen sich auch sehr schwer erklären, es reicht, wenn man so was einfach erlebt hat.

Apropos verbrauchen zwei Kühlschränke doppel so viel Energie. Wäre doch absolut daneben, oder?

C. Araxe - 13. Mai. 17, 22:12

Ich bin da auch eher der Hamstertyp. Einerseits weil ich einen gewissen Mangel kennengelernt habe und zudem mental die Generationen, die echten Mangel hatten, für mich präsent waren. Also – der Kühlschrank ist immer sehr voll. Aber ich koche auch jeden Tag und es gibt nur sehr selten Lebensmittel, die nicht verbraucht werden. Wenn das nicht so hinhaut, dann friere ich die eben einfach ein (wie schon geschrieben).
iGing - 14. Mai. 17, 08:31

Was spricht denn dagegen, nur so viel einzukaufen, wie man in einer gewissen Zeit tatsächlich verbraucht (man lernt sich ja kennen mit der Zeit), und das dann auch so bald wie möglich zu tun? Mit der Grundeinstellung, Lebensmittel nicht wegzuwerfen, und ohne Kühlschrank ist man dazu geradezu gezwungen. Auch habe ich festgestellt, dass ich so auch nicht öfter einkaufen gehen muss als wenn ich ständig den Kühlschrank nachfülle. Und was soll der Kühlschrank, wenn die Lebensmittel dann doch verderben?
bonanzaMARGOT - 14. Mai. 17, 09:06

@ s.k.

das mit den zwei kühlschränken war eine fixe idee und entbehrt für unsere wohnsituation jeder realität.
bonanzaMARGOT - 14. Mai. 17, 09:26

@ iging

wenn es so einfach wäre, hätte ich es nicht thematisiert.
das eine dabei ist ganz einfach mein problem der haushaltung, bzw. das der absprache zwischen mir und meiner partnerin.
allerdings glaube ich nicht, dass ich mich (hinsichtlich der verschwendung von lebensmitteln) schlechter verhalte als der durchschnitt der bevölkerung. moralische vorhaltungen haben meine partnerin und ich nicht verdient. ich sehe die problematik schon selbst... leider sind veränderungen in den gewohnheiten nicht ganz so einfach, wie du meinst, iging. wir kennen das auch von anderen bereichen, wie verteufelt schwer es sein kann, gewohnheiten dauerhaft zu ändern (z.b. bewegungsgewohnheiten, essgewohnheiten, tv- und internet-gewohnheiten etc.).
das andere ist, ganz abgesehen vom privaten haushalt, die gesellschaftliche problematik, welche diese verschwendung erzeugt und fördert...
iGing - 14. Mai. 17, 10:08

@ BoMa
Du nennst es moralische Vorhaltungen, ich nenne es einfach das Ergebnis eines langen Prozesses der Einsicht in die Notwendigkeit, eine Überzeugung auch zu leben. Wie schwer das ist, brauchst du mir nicht zu erzählen, ich wäre ja kein Mensch, wenn das bei mir anders wäre als bei Anderen. Und ich behaupte ja nicht, dass es bei mir in dieser und anderer Hinsicht nicht auch noch viel zu realisieren gäbe.
Über den gesellschaftlichen Hintergrund [Wegwerfgesellschaft in all ihren Aspekten] könnte mich maßlos aufregen. Also fange ich bei mir selbst an und gebe meine Erfahrungen weiter. Was sollte ich sonst tun?
bonanzaMARGOT - 14. Mai. 17, 11:24

na ja, in einigen deiner formulierungen schimmerte der moralische zeigefinger gewaltig durch..., aber darum geht`s nicht.
wir menschen sind ambivalent - d.h. wir verhalten uns nicht immer nach unseren eigenen grundsätzen und außerdem widersprüchlich.
ich habe großen respekt vor menschen, die ihren weg konsequent gehen, um ihre überzeugungen auch real zu leben. das ist ein sehr schwerer weg, wenn die gesellschaftlichen strömungen quasi diametral entgegen laufen. es ist auch immer eine frage des umfelds, in dem man sich bewegt.
eigentlich müsste man total aussteigen...
ich träume manchmal von einem leben auf der straße, ohne festen wohnsitz, - aber weiß, dass ich dazu nicht die kraft hätte. da würde ich schnell in der gosse landen... und davor habe ich angst. also lebe ich weiterhin ein bürgerliches leben, nur begrenzt alternativ, nur begrenzt anarchistisch, nur begrenzt umweltbewusst...
wenigstens will ich meine worte nicht verkaufen. ich schreibe, was ich denke. ich schreibe von meinem begehren und der vergeblichkeit desselben. ich schreibe von meiner sicht auf die welt... die welt hält mir einen spiegel vor. ich liebe das leben und verfluche es gleichzeitig! ich hadere mit mir und all den klugen worten, der selbstbeweihräucherung, dem egoismus...

nein, ich glaube nicht an eine weltverbesserung.
aber das ist auch ganz egal. es geht nur darum, dass wir leben...
bonanzaMARGOT - 14. Mai. 17, 09:58

auffällig ist,

dass wieder mal nur jene schreiben/kommentieren/antworten, die offenbar so gut haushalten, das sie nicht viel wegwerfen müssen. das wäre fantastisch, wenn unsere gesellschaft nur aus EUCH bestände!
schade, dass sich hier kein anderer "verschwender" zu wort meldet. es wäre doch mal wichtig über die verschiedenen motive zu erfahren... was steckt alles hinter unserem verhalten der verschwendung?

steppenhund - 14. Mai. 17, 12:05

Also manchmal bin ich überrascht, wenn ich Sachen finde, bei denen das Ablaufdatum schon mehr als ein Jaht überschritten ist. aber das passiert nur mehr sehr selten.
bei einer Sache bin ich allerdings mit dem Wegwerfen sehr strikt. es betrifft Brot. meine Erinnerung geht in die Zeit zurück, als mein Großvater tageweise auf Hamsterfahrt ging. wenn er dann abends mi sechs Eiern un einem Viertel Butter nach Hause kam, war das schon ein Riesenerfolg. Beim Brot denke ich aber an Brot und Wasser, das man nicht einmal den Gefangenen verwehrt hat. im schlimmsten Fall wird ein Brot einmal alt und hart, doch dann ist es noch immer eine Delikatesse für die Pferdln...

bei uns im Kühlschrank gibt es schon eine Trennung: das oberste Fach ist für meine Sachen, doch generell besteht wenig Gefahr, dass etwas überaltert. da sieht auch meine Frau darauf.

bonanzaMARGOT - 14. Mai. 17, 12:38

hi steppenhund!

unser kühlschrank ist mittelgroß, eigentlich mehr für einen single-haushalt dimensioniert, da würde eine aufteilung wenig sinn machen.
o. meinte gerade zu mir, dass sich mein beitrag danach lese, als würden wir unmengen von lebensmitteln wegschmeißen, die vor sich hin gammeln...
nein, diesen anschein wollte ich nicht erwecken!
das allermeiste verbrauchen wir. trotzdem ist es viel zu viel, was wir wegwerfen, weil wir es nicht rechtzeitig verzehren. auch brot oder brötchen sind dabei, die nach zwei/drei tagen schon hart sind.
regelmäßig durchforste ich den kühlschrank, und dabei fällt mir dann eben auf, dass da und dort noch eine angebrochene wurst- oder käsepackung liegt, die vergessen wurde. oder ich sehe im gemüsefach "dinge", die zum verzehr nicht mehr taugen...
dasselbe gilt für angebrochenen kartoffelsalat oder ähnliches.

in der nähe unserer wohnung ist ein teich. dort könnte man altes brot an die enten verfüttern, aber das soll man ja nicht...
steppenhund - 14. Mai. 17, 13:17

Na bitte! Du schmeisst doch unzählige Lebensmittel in Form von Bier weg. Denn bei der Menge, die Du zu trinken vorgibst, müsstest Du schon einen größeren Bierbauch haben. Also ist das Bier, welches durch deine Kehle gluckert, verschwendet :) :) :)
bonanzaMARGOT - 14. Mai. 17, 13:30

dass der bierbauch allein vom biertrinken kommt, ist eine der großen mythen... der menschheit.
iGing - 14. Mai. 17, 22:15

Ich habe mir nach einigem Widerstand angewöhnt, trockenes Brot in einer Gemüsebrühe aufzuweichen und zu essen. Wenn es gutes Brot ist, schmeckt mir das sogar besonders gut (wie so manches Andere auch, von dem ich mal gelernt habe, dass müsse man wegwerfen, z.B. die Blätter von (frischem) Kohlrabi, gar nicht zu reden von den Wildkräutern).
bonanzaMARGOT - 15. Mai. 17, 05:30

na ja, ich denke, man kann`s übertreiben. ich will mich nicht aus idealismus zwingen, etwas zu essen, was ich nicht will.
Schreibman - 14. Mai. 17, 15:10

Letztlich geht es doch

um Verteilungsprobleme, die nur am Anfang der Nahrungskette zu lösen sind, nicht bei uns Endverbrauchern. Man könnte zum Beispiel kleinere Verpackungseinheiten für Ein- oder Zweipersonenhaushalte fördern, wodurch aber wieder mehr Verpackungsmüll anfällt. Sinnvoll erscheint mir vor allem die Verbesserung der Kompostierungssysteme. Während wir früher gelernt haben, dass man altes Brot nicht wegwerfen sondern höchstens im Garten vergraben darf, betrachte ich heute alles, was ich in die Biotonne werfe, als Naturdünger, der der Mutter Erde zugeführt wird. Ein schlechtes Gewissen lasse ich mir da nicht einreden.

bonanzaMARGOT - 15. Mai. 17, 05:26

der verpackungsmüll ist ein thema für sich.
wahnsinn, was da anfällt!

unser vermieter stellt gar keine biotonne zur verfügung - die berliner sind, wie ich las, biotonnen-muffel.

seit jahren praktizieren wir mülltrennung, aber es gibt skeptische stimmen, ob das überhaupt was bringt oder rentabel ist. möglicherweise hat die mülltrennung mehr alibifunktion, damit wir immer mehr gedankenlos wegwerfen können, und die industrie immer mehr mist produziert.

sicher liegt es am verteilungssystem, auf welches wir als endverbraucher nur wenig einfluss haben.
aber vielleicht können wir durch unser verhalten (wie iging es erläutert) bedingt etwas an der misere ändern, - indem wir einfach bewusster konsumieren.

das problem der verschwendung sehe ich im geist der konsumgesellschaft begründet. es taucht unter diesen bedingungen zwangsläufig auf.
Schreibman - 15. Mai. 17, 11:24

Du siehst

"das problem der verschwendung ... im geist der konsumgesellschaft ... zwangsläufig", willst aber doch "durch unser verhalten ... etwas an der misere ändern". Aber wenn etwas wirklich zwangsläufig ist, kann man es nicht ändern.
bonanzaMARGOT - 16. Mai. 17, 05:30

man kann aber schon gegensteuern mit seinem verhalten und als gutes beispiel vorangehen oder sich dahingehend politisch engagieren. allerdings gebe ich zu, dass mir dazu im alltag die energie fehlt, vielleicht auch der wille. ich weiß nicht. drum finde ich es fantastisch, wenn menschen ein stück weit aus diesem konsum-wahnsinn aussteigen.
wenigstens schaffe ich es, ohne auto auszukommen und will auch sonst materiell gesehen bescheiden leben, also nicht viel mehr einkaufen, als ich tatsächlich brauche. dummerweise unterliege ich dann doch der ein oder anderen versuchung...
es ist ein bisschen wie ein kampf gegen windmühlen.

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