Mittwochs-Frage

"Was würden wir tun, wenn wir nur noch einen Tag, eine Woche oder einen Monat zu leben hätten?"
(aus dem kanadischen Spielfilm "One Week")

david ramirer - 03. Feb. 16, 07:40

und was, wenn es nur noch eine stunde oder eine minute ist, die uns verbleibt?

bonanzaMARGOT - 03. Feb. 16, 07:47

Dann wird die Angst übermächtig sein, dass wir vielleicht in eine Art Schockstarre verfallen. Oder wir flippen aus... von Situation und Umgebung abhängig. Man kann dazu z.B. die Hingerichteten befragen.
david ramirer - 03. Feb. 16, 08:54

ich denke, dass die meisten menschen auch bei einem tag, einer woche oder einem monat verzweifelt sein werden. auch dazu berichten die menschen in den todeszellen, die auf die vollstreckung dieser schrecklichen urteile warten müssen, oft jahrelang.
die wenigsten menschen wissen gerne, wann sie sterbern werden, und da ist die verbleibende frist relativ egal.

ich für meinen teil würde in den verbleibenden tagen, stunden, etc. nicht viel anderes machen als in meinem leben bisher. vielleicht ein dickes buch nicht mehr zu lesen beginnen, wenn ich weiß, dass es sich nicht mehr ausgeht.
am letzten tag, bzw. kurz vor dem ende (je nach frist), allerdings würde ich mich von den menschen verabschieden, die mir nahestehen - und dann bald nahestanden.
bonanzaMARGOT - 03. Feb. 16, 09:02

Die in der Todeszelle Wartenden sind in ihren Möglichkeiten der Entfaltung stark eingeschränkt.
Ich denke schon, dass der Zeitfaktor, also die Stunden. Tage, die uns verbleiben, für die Auswahl unserer Wünsche und Möglichkeiten eine große Rolle spielt.
bonanzaMARGOT - 03. Feb. 16, 16:40

es ist wahrscheinlich auch ein unterschied, ob wir einem gewaltsamen tod (hinrichtung oder unfall/unglück) entgegensehen oder unser tod aufgrund einer schwere krankheit prognostiziert wurde.
rosenherz - 03. Feb. 16, 10:08

Am Samstag saß ich mit einem einstigen Schulkameraden aus beisammen. Wir sind also beide im gleichen Alter. Er hat einen Schlaganfall, zwei Herzinfarkte und eine Nierentransplantation hinter sich. Ich fragte ihn, wie es ihm jetzt gehe und er erzählte, seine transplantierte Niere funktioniere nun nimmer so gut. Auch diese Brücke hat eine Ablaufzeit, wisse er.

Am Ende des langen Gesprächs meinte er, er macht sich keine großen Sorgen. Er weiß, jeder Tag könnte der letzte sein.

bonanzaMARGOT - 03. Feb. 16, 16:43

ich denke, dass es ganz natürlich bzw. normal ist, dass man angesichts des jederzeit drohenden ablebens eine fatalistische ansicht dahingehend entwickelt - man kann`s ja sowieso nicht ändern.
so leben z.b. auch menschen in kriegsgebieten in ständiger angst und trotzdem in einer relativen normalität - das leben geht weiter.
rosenherz - 03. Feb. 16, 10:22

Nun, lieber BoMa, zu dieser Frage zum Leben, das in dieser Form irgendwann in naher oder ferner Zukunft enden wird:
Ich hatte selbst einen schweren Autounfall, als Beifahrerin bei meinem Vater im Wagen. Er starb, ich überlebte. In keinem Augenblick dachte ich ans Sterben, nicht in den Sekundenbruchteilen des Unfalls, nicht in den aus der Bewusstlosigkeit erwachenden Minuten danach, nicht beim Transport in die Klinik.
Ich wähnte mich allerdings in einem Alptraum zu stecken und versuchte krampfhaft, daraus aufzuwachen. Erst am Oparationstisch begriff ich, der Höllenschmerz, der Beckenbruch, das war meine Wirklichkeit. Aber nie kam da ein Gedanke ans Sterben.

david ramirer - 03. Feb. 16, 10:28

ich hatte wiederum - beim ausbruch einer schweren erkrankung - so starke atemnot und eine reihe anderer die lebenskraft abziehender symptome, dass ich das ende schon herannahen fühlte. das einzige, woran ich dann dachte, war die unmöglichkeit, bei einem bald eintretenden ableben nicht mehr alle menschen würdig verabschiedet haben zu können, die ich liebte. das war wirklich das einzige. ich hatte keine angst vor dem gehen.
bonanzaMARGOT - 03. Feb. 16, 16:45

im schock ist man außerordentlich mutig und schmerzunempfindlich. der körper befindetet sich im ausnahmezustand - nur das überleben zählt.

tut mir leid, rosenherz, was dir damals widerfahren musste.
steppenhund - 03. Feb. 16, 11:35

Als ich vor vier Jahren eine Operation hatte, kannte ich die Geschichte eines Arbeitskollegen, der ein halbes Jahr nach einer gleichartigen Operation gestorben war.
Die Ärzte bei meinen Visiten konnten eine Woche lang nicht sage, ob ich ein ähnliches Schicksal zu befürchten hatte.
Ich war über mich selbst erstaunt, wie gelassen ich damals reagiert hatte. Mein Hauptgedanke war, was ich noch zu regeln hätte.
Und meine Grundeinstellung war Dankbarkeit für ein interessantes und erfreuliches Leben. Ich weiß, dass ich keine Angst vor dem Tod hatte.
Aber danach hat sich mein Leben geändert: wesentlich gelassener, teilweise aber etwas zynischer. Statt wie vorher eine Lebensplanung bis zum 75. Lebensjahr mit Arbeit sich vorstellen, bin ich mit 65 in die Pension abgepascht.
Und ich genieße mein Leben.
-
Allerdings habe ich nach einem Monat Pension begriffen, was die Ursache für einen Pensionsschock sein könnte. (Nicht bei mir allerdings) Für viele Menschen bietet die Arbeit trotz aller Mühsal regelmäßige Erfolgserlebnisse, auch wenn die nur sehr klein sein mögen.
Der Entzug dieser positiven Anregungen kann die umbringen, vermute ich.
-
Ich glaube, dass ich nach 2-3 großen Erfolgserlebnissen noch einige vor mir habe, die allerdings auch mit sehr viel Arbeit verbunden sind.

bonanzaMARGOT - 03. Feb. 16, 16:52

ja, wenn der mensch an so einem wendepunkt steht, weil sein leben vielleicht sehr bald zu ende sein kann, sieht er manches, was er macht und machte (beruflich und privat) möglicherweise anders bzw. ehrlicher zu sich selbst - er durchlebt dann eine phase der besinnung, während welcher er sein leben neu ordnet, also andere prioritäten setzt etc.
im film "one week" ging es genau um diese phase.
nömix - 03. Feb. 16, 12:56

Noch rasch das Bankkonto bis zum Anschlag überziehen.

iGing - 03. Feb. 16, 15:16

Wenn das Bankkonto das einzige ist, was Sie zu vererben haben, werter Herr Nömix, mag das angehen ... sollte aber noch einiges Andere dazukommen, tun Sie Ihren Erben wahrlich keinen Gefallen ... die dürfen Ihre Schulden dann nämlich bezahlen, wenn sie das Erbe nicht ausschlagen wollen ... (aber das wissen Sie ja, wie ich Sie einschätze ...)
bonanzaMARGOT - 03. Feb. 16, 16:54

... wenn ich mir dadurch einen herzenswunsch erfüllen kann.
kann sogar sein, dass ich zum bankräuber würde - denn was hätte ich zu verlieren?
iGing - 03. Feb. 16, 20:04

Genau den dir noch verbleibenden Rest hättest du zu verlieren - oder willst du den u.U. im Knast verbringen?

bonanzaMARGOT - 04. Feb. 16, 05:56

wenn es schief ginge. wer nichts wagt, der nichts gewinnt.
jedenfalls hätte ich wegen der bank, die ich beraube, kein schlechtes gewissen. es ist nur eine frage des mutes... (und eigentlich will ich niemanden verschrecken).
es gibt natürlich viele sachen, die ich lieber machen würde, bevor ich sterbe.

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