Samstag, 10. Januar 2015

Eindrücke


Muschel fand ich keine Einzige an den Stränden. Der Sand war dunkel vom Vulkangestein. Entweder spazierte ich an der Küste Richtung Playa del Inglés, oder ich unternahm Tagesausflüge per Bus nach Puerto Rico, Puerto de Mogán und Las Palmas. Ich konnte mich am Licht und an den Farben nicht satt sehen. Es war ein Fest der Sinne mit Bierpausen in den unzähligen Bars und Kneipen. Ich hatte von Yuri Herrera „Der König, die Sonne, der Tod“ im Gepäck. Die letzten Seiten dieser wunderbaren Romantrilogie las ich im Flugzeug auf der Rückreise. Alle paar hundert Meter gab es Shoppingcenter, kleineren und größeren Formats, mit Nobelboutiquen oder Billigmärkten. Manche sahen von außen recht skurril aus - wie Vergnügungsparks. Auf meinen Busausflügen bemerkte ich auch einige Bau- und Umweltsünden: Touristenburgen, die geschmacklos aus dem Boden gestampft bereits wieder zerfielen. Die Inselvegetation war karg. In der Hauptsache Kakteen und halbhohes Gestrüpp. Etwas grüner war es nur an der Küste in den von Menschenhand angelegten Parks und Gärten. Bereits auf dem Transfer vom Flughafen zum Hotel fielen mir die Vorstädte um Las Palmas auf, die aus der Entfernung wie bunte Containeransammlungen auf Müllhalden wirkten. In den Industriegebieten prangten die immer selben Embleme der Weltkonzerne: Ikea, Mac Donalds ... und wie sie alle heißen. Die Öde der Landschaft, die schroffen Berge, die halb im Dunst lagen, und die Armutssiedlungen sollten meine ersten Eindrücke von Gran Canaria sein. Im Bus war es stickig und heiß. Neben mir eine Reisende, die widerwärtig scharf nach Knoblauch stank. Ich glaubte dieselbe Frau wiederzuerkennen, von der ich mich wegen ihrer unangenehmen Ausdünstung wegsetzte, als ich am Gate des Frankfurter Flughafens wartete. 13 Stunden dauerte meine Reise, als ich endlich im Hotel eincheckte: eine halbe Stunde Taxi zum Bahnhof, Warten am Bahnhof, eine Stunde Zugfahrt zum Flughafen, eine halbe Stunde im Shuttle Bus zum richtigen Terminal, Warten in einer Riesenschlange vorm Schalter der Fluggesellschaft, Zollkontrolle und wieder Warten am Gate, über sechs Stunden im Flugzeug, davon knapp fünf in der Luft – der Flug startete eine Stunde verspätet, weil einige Passagiere wegen einer Bombendrohung im Terminal aufgehalten wurden - , schließlich noch aufs Gepäck warten und eine Stunde im Transferbus vom Airport Las Palmas zum Hotel in St. Agustin. Uff! Was man nicht alles macht, um Weihnachten am Meer und in der Sonne zu verbringen, dachte ich, als ich die Schiebetür zu meinem Balkon aufdrückte und aufs Meer schaute.
Meine wenigen Sachen hatte ich schnell verstaut. Ich schlüpfte in die kurzen Hosen und schlappte Richtung Strand, bevor die Sonne unterging. Ich war angekommen.





Freitag, 9. Januar 2015

Weihnachten auf Gran Canaria




hielt sich in Grenzen

Donnerstag, 8. Januar 2015

Apropos

Mir ist gerade danach:
Könnte man nicht einige dieser Terror-Islamisten zur Agentur für Arbeit umleiten?

Mitgefühl


Die Attentäter haben absterbende Herzen. Sie müssen das Blut ihrer Mitmenschen vergießen, um zu fühlen, dass sie am Leben sind. Die Schnellfeuergewehre in ihren Händen wirken wie Adrenalin-Spritzen. Ihre nekrophilen Herzen spucken bleiernen, schwarzen Eiter aus. Ratta-tat-rattata-tat! Beleidigt nicht unseren Propheten! Verdammt sind die Ungläubigen! Ratta-tat-rattatata-tat!!
Nach dem Blutbad fühlen sie sich als Krieger Gottes. Gott indes stahl sich längst aus der Verantwortung. Scheiße, meine Schöpfung lief gründlich schief. Kann ja mal passieren …

Ich fühle mit den aufgeklärten und zivilisierten Bürgern Frankreichs.

Dienstag, 6. Januar 2015

Blick auf den Pool


Mein Zimmer lag im sechsten Stock über dem Hotelpool. Vom Balkon hätte ich ihn mit einem gewagten Sprung getroffen. Ich musste mich gegen diesen Gedanken wehren, wenn ich hinunterschaute.
Ich wachte kurz vor der Morgendämmerung auf. Das Restaurant war eigentlich ein großer Zeltverschlag. Es zog darin wie Hechtsuppe. Obwohl ich nur wenige Minuten nach der Eröffnung des Frühstücksbuffets eintraf, stand ich bereits in einer Schlange. Ich schippte mir immer dasselbe auf den Teller: eine Melonenscheibe, zwei Scheiben Käse, zwei Scheiben Mortadella und zwei Spiegeleier oder wahlweise Rührei. Der Dielenboden gab unter den Schritten nach. Es war ein kleines Erdbeben, wenn jemand am Tisch vorbeiging. Ich erblickte um mich herum nur Familien oder Paare, und davon die meisten im Rentenalter. Kein Einzelreisender weit und breit - von mir abgesehen.
Außer dem Servicemanager, der alle Gäste beim Eintritt begrüßte und deren Zimmernummer erfragte, war da noch ein stolzer, gut gewachsener Spanier mit Dreitagebart, der das schmutzige Geschirr abräumte. Er war charmant und ziemlich flink. Wenn man nicht aufpasste, war der Teller fort, während man noch am letzten Bissen kaute. Er war auch für die Musik zuständig. Mir gefiel sein Geschmack. Mit elegantem Hüftschwung schwebte er durchs Restaurant und summte die Melodie mit. Am Besten gefiel mir, wenn er Jack Johnson auflegte.
Nach einer halben Stunde war ich gesättigt und fuhr mit dem Fahrstuhl zurück auf meine Etage.
Die Sonne schien inzwischen auf den Balkon. Bevor ich meinen Tagesausflug startete, trank ich gemütlich ein Bier und schrieb Emails an meine Liebe im eiskalten Russland. Auf den Liegen am Pool lagen bereits die ersten Hotelgäste. Ich hätte bequem auf sie herunter spucken können. Gut, dass man nicht all seinen Gedanken nachgibt.




Montag, 5. Januar 2015

Licht und Farben










Puerto de Mogán










Las Palmas

Samstag, 3. Januar 2015

Sonne, Sand und Meer


Auf den Tag vor einer Woche spazierte ich auf der Uferpromenade und am Strand von St. Agustin nach Faro Maspalomas. Meine Woche auf Gran Canaria neigte sich dem Ende zu. Ich ließ mir Zeit für die paar Kilometer. Das Wetter war herrlich. Die Sonne schien, und die Temperaturen hielten sich am Tage bei angenehmen 22-24°Celsius. Der Wind sorgte dafür, dass einem nicht zu warm wurde. Unvorstellbar, dass ich 24 Stunden später im Flieger zurück in den deutschen Winter sitzen würde.











Freitag, 2. Januar 2015

TV-Tipp:

"Fargo", 22 Uhr, ZDFneo

Donnerstag, 1. Januar 2015

Der Sand der Jahre


Die Jahre haben keine Wände. Das Datum für den Jahreswechsel ist willkürlich. Doch im biographischen Erleben ergeben sich im Laufe der Zeit Schichten – ähnlich den geologischen.
Wie wir auf dem Erdboden der Millionen Jahre alten Vergangenheit wandeln, ohne dass uns dies normalerweise bewusst ist, stehe ich gegenwärtig auf dem Berg meiner bereits gelebten Jahre; und unter dem Gewicht der Gegenwart wird das Leben komprimiert. Jeder Tag gibt neue Ablagerungen … gleich Staub, der sich fortwährend auf die Oberflächen legt. Als würde die Zeit Lebensstaub ausatmen.
Nach mittlerweile 52 Jahren sammelte sich einiges an. Die Jahre haben zwar keine Wände, aber im Rückblick erscheint sich das Leben gewissermaßen in Phasen oder Schichten zu sortieren. Helle und dunklere. Breite und schmale. Körnige und eher feine.
Die Gegenwart ist eine verrückte Illusion. Wir glauben, immer up to date zu sein … Wir strecken uns in eine Wunschzukunft, während unsere Beine im Morast der Vergangenheit feststecken. Lustige Figuren geben wir dabei ab.

Meine gesamte Lebenssehnsucht akkumuliert sich, wenn ich am Strand sitze und aufs Meer blicke.
Auf Gran Canaria sah ich den feinen Sand, die kleinen und die größeren Kiesel bis hin zu den Felsen. Die Brandung des Atlantiks war wie eine Mühle, die alles zu feinem Sand zerrieb. (Nur eine Frage Zeit.) Ich machte es mir auf einem Felsbrocken in einer kleinen Bucht bequem, blinzelte in die Sonne und zum Horizont …, sah dem schaumigen Meerwasser zu, wie es meine Füße umspülte und wieder abfloss oder sich zu kleinen Tümpeln zwischen den Felsen sammelte. Ich griff in den körnigen Sand zwischen den Felsen. Fasziniert schaute ich auf die winzig kleinen Steinchen, die in der Mulde meiner Hand glitzerten, während der Sand zwischen meinen Fingern mit dem Wasser zurück ins Meer glitt. Es erschien mir, als hätte jede Größenordnung (die des Sandes, die der kleinen und größeren Kiesel und die der Felsen) ihre eigene Welt, ihre eigene Dimension des Daseins. Alles wirkte zusammen und lag nebeneinander. Die Welt blickte mir aus Abermillionen Augen entgegen. Ich empfand Zärtlichkeit und Demut.












Allen viel Glück fürs neue Jahr!!

ein literarisches Tagebuch

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