4 Minuten
Ich falle durch die Tage wie durch Räume. Die Zukunft besitzt eine ungeheure Schwerkraft. Türen schließen sich zu Vergangenem, Türe öffnen sich zu Neuem … Ich gehe in Labyrinthen, die Erinnerung in meinen Eingeweiden. Alles muss verdaut werden. Wie viel Platz ist in einer Seele?
Räume durchdringen sich, umfassen sich, stapeln sich … Mein Herz schlägt im Takt einer unbekannten Macht.
Gestern, als ich das Haus verließ, auf die Straße trat, dachte ich unwillkürlich, dass das gesamte Leben, alles, was uns tagtäglich umtreibt, pervers ist. Wir leben auf unseren psychischen Ruinen. Wir bauen kleine Burgen, die wir mit abstrusen Vorstellungen ausfüllen – völlig aus der Luft gegriffen. Wir wissen es nicht besser. Wie viel Egozentrik hält die Welt aus?
Ich erreichte die U-Bahnstation „Rosenthaler Platz“ und schaute automatisch zur Anzeigetafel - „Noch vier Minuten“ stand dort. Dumpf hörte ich das Grollen der Untergrundbahnen. Es klang nach einer Kegelbahn ... oder wie das dumpfe, entfernte Donnern von Kriegsgeschützen.
Die Überlebenden halten sich an den Händen, atmen die Minuten, die ihnen noch bleiben.
bonanzaMARGOT
- 11. Nov. 14, 13:23
- boMAs Gedichte und Texte