Kalt
Die Wohnung kalt. Draußen immer noch Schneegestöber. Doch es bleibt nicht liegen. Schmuddelwetter. Die Finger klamm. Die Nachtdienste schlauchen. Der Körper träge. Die Glieder schmerzen. Etwas Muskelkater von der gestrigen Rutschpartie im Schnee. Ich reibe mir die Augen. Im Altenheim geht alles seinen Gang. Die Dementen geistern durch die Nacht, - wissen nichts mit sich anzufangen, klingeln und schauen mich mit traurigen Augen an: „Wo bin ich? Was soll ich machen? Wie spät ist es? Wo ist meine Frau?“
Ich spüre ihre Verzweiflung und Verlorenheit. Die meisten schwerhörig. Sie verstehen meine Worte kaum, wenn ich sie versuche zu beruhigen. Am frühen Morgen gehe ich noch mal von Zimmer zu Zimmer. In einer Naßzelle liegt eine Frau am Boden. In Erbrochenem und Durchfall. Sie weiß nicht, dass sie am Boden liegt. Sie sagt, dass sie aufs Taxi wartet. Glück im Unglück: außer einer Prellung kann ich keine Verletzungen entdecken. Irgendwie schaffe ich sie wieder auf die Beine, wasche sie, ziehe sie um und bringe sie zurück ins Bett. Sie fragt immer wieder nach dem Taxi.
Ich kann nicht helfen. Für Mitleid bleibt keine Zeit, keine Kraft. Ich bin müde ...
bonanzaMARGOT
- 03. Dez. 12, 15:28
- Nach der Nachtwache ist vor der Nachtwache