Sonntag, 25. März 2012

Besitz - Verantwortung - Freiheit


Oft höre ich: Uns gehört dies und das, und darum müssen wir verantwortlich damit umgehen. Man sagt solches auch im Zusammenhang mit Natur- und Umweltschutz. Ich dagegen denke: Gerade weil uns die Natur nicht gehört, ist Achtsamkeit und besonderer Respekt geboten. Hat unser Besitzdenken jemals das Verantwortungsbewusstsein gefördert? Im Gegenteil: Mit Menschen, die wir zu besitzen glauben, gehen wir besonders rücksichtslos um. Das ist im Großen eines Staatsgefüges dasselbe wie in der sozialen Keimzelle der Familie. Der Besitz verführt uns zu Respektlosigkeiten, Ausbeutung und Inhumanität. Ich behaupte, dass dies für Pflanzen, Tiere und Personen gleichermaßen wie für Dinge, Bodenschätze und alle ökologischen Ressourcen gilt. Dass man Land, bzw. Boden oder sogar Lebewesen besitzen kann, ist eine völlig abartige Idee. Es ist grotesk und einer vernunftbegabten Kreatur schwer zu vermitteln. Jedenfalls kapiere ich es nicht. Das muss natürlich nichts heißen. Vielleicht bedenke ich eine Sache falsch. Vielleicht ist Besitz für uns Menschen eine eingebrannte, schon lange verinnerlichte Wertvorstellung, ohne die wir nicht mehr leben können und wollen, weil wir uns zu einem guten Teil über unseren Besitz definieren.
Ein paar Dinge möchte sogar ich besitzen: Meine Kleidung, meine Schuhe und ein paar wenige persönliche Dinge. Am Liebsten wäre mir, ich könnte alles in einer Seekiste verstauen. Vieles, was man im Alltag braucht, könnte man genau so gut mit seinen Mitmenschen teilen.
Ich fühle mich frei, wenn ich wenig besitze. Andere fühlen sich frei, wenn sie möglichst viel haben. Wo liegt da der Unterschied im Denken und in der Weltsicht? Warum ticke ich so ganz anders in diesem Punkt als die Mehrheit der Bevölkerung? Ein Klugscheisser könnte freilich sagen: „Wenn Du mehr Geld hättest, dann würdest Du Dir bestimmt auch mehr Dinge zulegen.“ „Ja“, würde ich antworten, „ich würde mit dann die Art von Freiheit leisten können, die mir vorschwebt; aber hundertprozentig würde ich mir nicht mehr Dinge kaufen. Im Gegenteil, durch das Geld könnte ich sogar einige Dinge abschaffen, weil ich sie durch teure Dienstleistungen ersetzte. Sowieso finde ich, dass menschliche Dienstleistungen viel zu wenig Raum und Wert in unserer Gesellschaft einnehmen.“
Nein, ich bin nicht ganz so idealistisch, wie ich hier klinge. Aber tendenziell meine ich es schon so. Meine Sympathien liegen bei den Menschen und Ideologien, welche sich weniger durch Besitz, Macht und Geld definieren sondern vielmehr Menschlichkeit, Gerechtigkeit und soziale Kompetenzen als entscheidende Werte annehmen und in die Praxis umsetzen wollen. Ich weiß jetzt auch, was mir bei der Verwendung des Begriffs Verantwortung in unserer kapitalistisch eingestellten Welt stört: Es geht nicht richtig zusammen, - oder nur, wenn man sich in die Tasche lügt. Verantwortung ist nur dann ehrlich und im besten Sinne zu übernehmen, wenn man sich vom Besitzdenken löst. Verantwortung ergibt sich nicht aus Besitz sondern aus Teilnahme am Nichtbesitz.

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