2011 adé
Es ist wieder so weit. Jahreswechsel. Auch wenn ich mir nichts aus Silvester mache – wer hätte anderes vermutet – spüre ich doch, dass ein Abschnitt meines Lebens endet, mehr noch als bei meinem Geburtstag. Immerhin bedeutet 1 Jahr beinahe (noch) 2% meines Lebens. Eine neue Sonnenumrundung beginnt. Das Datum, welches man als End- und Anfangspunkt eines neuen Jahres setzt, ist freilich willkürlich. Nur die Länge des Jahres steht fest. Morgen ist es also wieder so weit. Wir stoßen auf die zurückliegenden 365 Tage an und begrüßen frohgemut das Neue Jahr.
Wir erlebten persönlich ganz unterschiedliches, und doch scheint jedes Jahr unabhängig davon einen Charakter zu haben, der sich durch Großereignisse, politische Wandlungen und andere besondere Vorfälle ergibt: Da war z.B. die Katastrophe von Fukushima, welche uns viele Wochen lang weltweit den Atem anhalten ließ. Dann die nordafrikanischen Revolutionen – einige Despoten wurden (sozusagen) in die Wüste geschickt, für den libyschen Diktator Gaddafi endete es gar tödlich. Nebenbei wurde Osama Bin Laden von einem us-amerikanischen Einsatzkommando eliminiert. Das unfassbare Massaker eines irren Einzeltäters in Norwegen. Die Entstehung der Occupy-Bewegung als Reaktion auf die Macht der Banken. Und schließlich die Euro-Krise, die sich zum Dauerbrenner entwickelte. In Deutschland wurde erstmalig ein grüner Ministerpräsident gewählt, die Piraten-Partei kam ins Berliner Abgeordnetenhaus, die FDP murkst irgendwo bei 2% herum, und die SPD hat sich wieder etwas gefangen.
Rückblickend scheint die Zeit nur so verflogen zu sein. Wenn wir aber ein paar Momente innehalten, sehen wir, wie viel in den 365 Tagen passierte. Wahnsinn! All das geschah 2011!
Und dazu kommen die ganz persönlichen Up and Downs: Krankheiten, Umzüge, Urlaubsreisen, Unfälle, neue Lieben, Trennungen, Arbeitslosigkeit … Glück und Unglück, Mut und Hoffnungslosigkeit.
Nun steht schon das 12te Jahr des Dritten Jahrtausends vor der Tür. Einige alte Prophezeiungen verheißen nichts gutes. Ich glaube nicht an so`n Zeug. Die Welt kann jederzeit untergehen. Zum Teil haben wir Menschen es selbst in der Hand – wenn man an die Massenvernichtungswaffen denkt oder an den von Menschen verursachten Klimawandel. Machtlos stehen wir allerdings kosmischen Katastrophen wie Asteroideneinschlägen und Sonnenstürmen gegenüber. Wir leben auf einer Erbse, die durchs Weltall rast. Von einem Tag auf den anderen kann die wunderbare Welt, wie wir sie kennen, und wie wir sie zum Überleben brauchen, ausgelöscht werden. Manchmal denke ich, dass es hinsichtlich solcher Aussichten eine Schande ist, wie wir mit diesem wunderbaren Geschenk des Lebens auf dem blauen Planeten Erde seit vielen tausend Jahren umgehen. Von besonderer Intelligenz zeugt unser Verhalten nicht. Bis heute nicht.
Morgen ist Silvester. Ich gehe stark davon aus, dass es die Erde dann noch geben wird. Bestimmt dürfen wir noch ein Weilchen wie gewohnt weitermachen. Ich werde den Jahreswechsel im Altenheim erleben. Die meisten Bewohner schlafen, wenn Mitternacht die Böller krachen, und die Raketen in den Himmel steigen. Möglicherweise verpasse ich den Countdown zum Jahreswechsel, weil ich gerade eine Windel wechsele oder was in der Art … Zum Anstoßen ist sowieso niemand da. Somit vollzieht sich der Jahreswechsel im Altenheim ziemlich unspektakulär. Ich bin dann immer froh, wenn im TV nicht nur Party -, sondern zu nächtlicher Stunde ein Spielfilm läuft, um mich etwas abzulenken. Mal gespannt, wie alt die Kollegen und Kolleginnen vom Frühdienst am Neujahrsmorgen aus der Wäsche gucken. Früher saßen wir oft noch ein halbes Stündchen zusammen und vernichteten den ein oder anderen Pikkolo. Inzwischen ist leider alles viel verkrampfter geworden. Schade. Menschlichkeit zählt nicht mehr vorrangig, und der Zusammenhalt im Team ist auch nicht mehr das, was er mal war.
Genug geplaudert für heute. Es kommt, wie`s kommt.
Allen Bloggern und Lesern wünsche ich, dass sie unversehrt ins Neue Jahr rutschen. Auf zur nächsten Runde!
bonanzaMARGOT
- 30. Dez. 11, 13:04
- Nach der Nachtwache ist vor der Nachtwache