Eat my Heart
Ich leere eine ganze Flasche Havana
auf ein Handtuch und presse es in die
große, blutende Mulde an meiner linken
Seite
Der Nerv liegt offen und pocht
mein ganzes Innen ist wund
Der Rauch aus der Wasserpfeife reißt
mich von den Beinen
mit Mühe schleife ich einen Eimer
an den Bettrand und würge
Wenn ich jetzt einschlafe, wache ich
nicht mehr auf, denke ich und sperre
die Augen auf
als könnte ich mich mit meinen Blicken
am Leben festhalten
Der Geschmack von Rum im Mund
und die Nase riecht den Shit
Die Mutter tröstete das kranke Kind
am Bettrand
wo ist die Mutter jetzt?
Ich beuge mich krampfhaft über
den Eimer und spucke
ich torkele durch das Zimmer
und verschließe die Türen
sie werden hier nicht reinkommen
die Genugtuung gebe ich ihnen nicht
Ich muss etwas essen!
warum ich das denke, weiß ich nicht
ich presse das mit Rum getränkte Tuch
fest in die Wunde
Wozu brauche ich ein Herz?
... wenn es nur schmerzt
muss ich es herausreißen wie einen
faulen Zahn
Das Herz liegt vor mir auf dem Tisch
hastig krame ich Messer und Gabel
aus dem Besteckkasten
Bevor ich mich an mein blutiges Mahl
mache, denke ich:
ich darf jetzt nicht einschlafen
ich muss essen
...
(1994)
Offensichtlich durchlebte ich schon schlechtere Zeiten. Ich habe also noch Luft nach unten. Zwar schmerzt das Herz - aber nicht zu vergleichen mit den damaligen Qualen. Ich weiß, dass es furchtbar war, aber ich kann es nicht mehr fühlen. Gott sei Dank. Bei aller Liebe zur Liebe ...
bonanzaMARGOT
- 23. Dez. 11, 12:26
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