boMAs Gedichte und Texte

Donnerstag, 7. Februar 2013

Der Schrei(b)er


Die Strasse glänzt matt-grau. Es regnet.
Der Kinderwagen hat ein Nummernschild und einen Benzinmotor.
Menschliche Formen kriechen den Erboden entlang, nackt, entblößt. Die Strömung reißt sie in den Abgrund.
Hände klammernd am Kanaldeckel. Gefühle werden weggeschwemmt.
Ein Mann geht nach Hause zum Abwaschen. Eine Frau bedient den Preßlufthammer.
Kinder sind Verbrecher.
Das Paradox wird zur Norm.
Ich sehe, was du hörst.
Ich rieche, was du siehst.
Ich fühle dich, du Biest!

Der Schreiber ist verwirrt. Er wird abnorm.
Hat er die Abnormität erst erreicht, kann er sie nicht mehr beschreiben.
Ich möchte nicht schreiben.
Ich möchte schreien!

Die Persönlichkeit verwächst mit dem Geschriebenen. Gedanken fließen auf das Papier und versickern.



(1980)



Vor gut dreißig Jahren schrieb ich diesen Text. In dreißig Jahren werde ich Achtzig sein.







Sonntag, 27. Januar 2013

Wäre ich doch ein Eichhörnchen

... springend von Ast zu Ast, nicht wissend, was gut ist und was schlecht, ganz ohne Lebenslast. Neben mir am Stamm hämmerte ein Specht. Ich sagte freundlich „Guten Tag“, immer höher hüpfend bis in die Krone. Das ist Freiheit, wie ich sie mag! Die Zukunft interessierte mich nicht die Bohne. Und wenn ich fiele, wäre es keine Not, - am Specht vorbei, der riefe: „Herrje!“ Ich hätte keine Angst vor dem Tod. Außerdem landete ich im weichen Schnee.

Mittwoch, 23. Januar 2013

Brasko und das Geheimnis des gelben Hummers

- 7 -



Scheiße. Wer hätte gedacht, dass es so endet? Schwamm drüber. Aber peinlich war die Sache schon. Wer macht sich gern lächerlich? Auf der anderen Seite sollte man die Dinge erhobenen Hauptes zu ende bringen, selbst wenn man dabei nicht gut aussieht. Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, wie man so schön sagt. Und es hätte noch schlimmer kommen können. Viel schlimmer. Ist nicht die gesamte Menschheit peinlich? Wie sie sich auf der Erde benimmt?
Die meisten denken nur, dass sie mit alldem Irrsinn nichts zu tun haben. Oder sie erkennen den Irrsinn nicht mal. Sie machen so, als wäre alles völlig in Ordnung, wie es ist. Sie freuen sich auf ihren Geburtstag und auf Weihnachten, backen Plätzchen und machen auf heile Welt. Friede, Freude, Eierkuchen! Nein, man konnte es den Menschen gar nicht vorwerfen. Perfekte Gehirnwäsche. Ballaballa! Haha!
Aber nun zurück zur Geschichte: Der gelbe Hummer war sozusagen den Bach runter gegangen. Brasko hatte ihn an Mohammeds Geburtstag im Neckar versenkt. Wahrscheinlich hielt er das seltsame Gerät auf dem Rücksitz für eine Atombombe, dabei war es so eine Art Wunder-Mikrowelle, welche Sarah Wiener ihrem Sohnemann schenken wollte. Vielleicht erfand Brasko diese Erklärung auch nur, denn er hatte einen Blackout nach seinem Kaffeehausbesuch. Er konnte sich an nichts erinnern. Am Anlegeplatz der Fähre fuhr er den Hummer geradeaus in den Neckar. Immerhin wurde er gerettet. Einige Spaziergänger informierten sofort Polizei und Feuerwehr.
Braskos Blutalkoholgehalt betrug 3,2 Promille.
Übrigens müsste es jetzt „Das Geheimnis des grünen Hummers“ heißen, denn die zweite Überraschung für ihren Sohn war, dass Sarah Wiener den Wagen umlackieren ließ. Grün ist die Farbe des Propheten. Tja, der Hummer war futsch und die Wunder-Mikrowelle auch.
Nachdem Brasko angeblich seine Erinnerung wiedergefunden hatte, meinte er, dass es sich um eine Verschwörung handelte. Es soll alles ein abgekartetes Spiel gewesen sein. „Der Wodka Orange war eine spezielle Mischung“, sagte er, „und das war keine Mikrowelle sondern wirklich eine Atombombe! Ich habe eine furchtbare Katastrophe verhindert, indem ich den Hummer in den Neckar steuerte. Das Wasser tötete die Elektronik der Bombe. Genial, oder?!“
Der Haken an der Sache war, dass es keine Atombombe gab. Aber auch dafür hatte Brasko eine Erklärung: „Die wurde vom Geheimdienst ausgetauscht. Es sollte nicht an die Öffentlichkeit kommen, wie brenzlig das Ganze war. Und wer glaubt schon einem Betrunkenen?! Sie benutzten mich. Sozusagen doppelt. Erst diese Sarah Wiener, die gar nicht die echte Sarah Wiener sondern eine Terroristin oder Agentin war, und hernach der Geheimdienst, um die Wahrheit zu vertuschen.“
Brasko musste allerdings zugeben, dass die Geschichte viele Ungereimtheiten aufwies. „Die Welt ist verrückt“, sagte er, „und die Wahrheit ist oft unglaublich. Ich würde aus persönlichem Interesse gern weitere Nachforschungen dazu anstellen …, dummerweise habe ich momentan andere Probleme.“ In der Tat hatte Brasko die. Er würde dringend einen neuen Auftrag brauchen, um sich von diesem Lapsus zu erholen.




(Die gesamte Storie ist hier zu lesen.)

Sonntag, 13. Januar 2013

Ten years ago


Das Erwachen des Monsters



Das Geäst zentimeterdick beladen
mit Schnee
die Heiligen Drei Könige stehen vor der Tür
ich rasiere mir die Fußrücken
unter lauwarmem Wasser
warum nicht mal wieder irische Folklore?
und barfuß im Schnee
die Welt besteht aus Uhren
zusammen ticken sie wie ein wildes
disharmonisches Orchester
meine Pauke schlägt fast unmerklich
in meiner Brust
einen einsamen Takt
die Menschen als Augen des Universums
Augen eines Riesen, der
bis zu seinen Füßen nicht blicken kann
geschweige denn auf den Boden
auf dem er steht
ich erinnere mich nicht an meine Geburt
nicht an mein Brüten im warmen
Wasser
ich erinnere mich nicht an den Moment, als
meine Uhr zu schlagen begann
meinen ersten Schrei
als ich in fremden Händen lag
meine Geburt ist datiert
während mein Bewusstsein wie ein langsames
Erwachen
fortdauert
die Sprache wuchs mir zur Seite
die Liebe hielt mein Blut warm
die Gedanken wurden zum Fundament für mein
geistiges Zuhause
die Gefühle sind der wilde Garten meiner Seele
wann erwache ich aus diesem Traum?
um endlich zu fliegen
meine klebrigen Flügel auszubreiten
auf dem Weg
ins Licht




05.01.2003

Freitag, 4. Januar 2013

Ausgegraben

... aus dem kleinen Schatz meiner ersten Gedichte und Texte:



Jetzt liegt es
ganz einsam
irgendwo
jetzt schweigt es
in mir
schreit es schmerzvoll
irgendwo
ich suche in Gedanken
alles andere
ist mir egal
meine Sehnsucht
nach ihm
kennt keine Schranken
ich suche
mein Lineal



(1981)

Freitag, 14. Dezember 2012

Gedanken aus dem Sessel - 1999/2000


(life is a ladder to nowhere)

Die Gesellschaft ist offen
nur manche Menschen sind zu

Bärbel streckte die Zunge weit heraus
und ich notierte etwas auf ihr
dann verlangte ich, sie solle sie erneut
herausstrecken, um nachzulesen
was drauf steht

Es ängstigt mich, dass zwei fremde Augen
ein fremder Geist
„meins“ lesen können

Ich kann ja nur alleine sein, weil mir
das „Allein-Sein“ gehört
als Ausgleich zu meinem Job

Diese Menschen um mich herum
gehören sie wirklich zu mir
zu meiner Welt?
sie sind da

Als ich mit dem Fahrrad in die Stadt
hinunterrollte, war das
für mich kaum zu glauben
schlafwandlerisch erledigte ich alles
den Supermarkt, das Bier für
Zwischendurch
der Tritt in die Pedale
die zwanglose Konversation
ich tauchte in das Becken
schwamm meine Runden
und diese Vertrautheit
diese ewige Vertrautheit
spüre ich wie ein Brandzeichen
das „Außen“ verschafft mir keine
Kühlung, und das „Innen“
wird mehr und mehr zu einem
Raum ohne Ausblick
dann wünsche ich mir, für
einen Menschen wieder aufzutauchen
aufzutauen
Ach!
in Wirklichkeit bin ich doch ein
Kristall, in dem es gewittert

Ich wünsche mir eine Frau für
einen schönen Traum

Menschen, die mich an meine
Vergangenheit erinnern
aber keine Rolle mehr in meinem
Leben spielen
sind lästig

Die Liebe ist der schönste Selbstbetrug
und darum eine höllische Schmach
wenn sie auffliegt

Du hast in Dingen des Lebens
keine Ahnung
heißt: Du glaubst zu wissen
und: weißt nicht viel
nicht viel
wirklich nicht viel
dubbel di du dub
bub di du
du glaubst zu wissen
und: weißt nicht
viel
nicht viel
wirklich nicht viel
dubbel di du dub
bub di du


(1999/2000)

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Gulp fragt nach

Über Geld und Verdienst



Gulp ist mal wieder zu Besuch. Er erscheint immer ohne Vorankündigung. Er braucht keinen Schlüssel. Plötzlich sitzt er in meiner Wohnung. Und genauso plötzlich ist er wieder weg.
Gulp ist so was wie ein Außerirdischer, aber kein echter. Wie soll ich ihn am Besten beschreiben? Er ist einfach nur fremd. Fremd von allem, was uns in unserer Welt total vertraut ist. Er könnte auch ein entfernt lebender Ureinwohner oder Einsiedler sein. Wenn er da ist, stellt er mir Fragen, und wir unterhalten uns ein Wenig über Gott und die Welt. Dabei reden wir nicht. Es funktioniert über Gedankenübertragung, aber der Einfachheit halber will ich es hier als Gespräch notieren.
Dieser Gulp ist schon ein merkwürdiger Bursche. Manchmal kommt er ziemlich unpassend. Aber was soll ich machen? Wahrscheinlich besucht er noch andere Menschen, denke ich ... Was rede ich für einen Unsinn?! Es muss mein persönlicher Gulp sein, denn er scheint alles von mir zu wissen. Herrje, Gulp ist eben Gulp! Ein Unikum, das dumme Fragen stellt.
Er sitzt auf meiner Bettkante und grinst sein Gulp-Grinsen. Es ist so ein verflucht gütiges Grinsen, das einen auf die Palme bringen kann.
„Hallo Gulp.“
„Hallo Boma.“
Pause. Manchmal sitzt er einfach nur da und lässt mich rätseln. Ich schaue von ihm weg und versuche ihn zu ignorieren. Vielleicht ist er beim nächsten Hinschauen bereits wieder fort …
„Hörmal Boma, was ist eigentlich Geld?“
„Geld brauche ich zum Leben. Mit Geld kaufe ich Essen, Trinken, Kleidung. Für meine Wohnung muss ich Geld bezahlen. Eigentlich brauchst du für ziemlich alles Geld.“
„Und wo gibt`s das Geld?“
„In der Bank, Gulp. Dort hole ich es mir, wenn ich es brauche.“
„Ach so, das ist ja einfach. Komische Erfindung.“
„Nicht wirklich einfach. Ich muss das Geld ja erst verdienen, bevor ich es von der Bank holen kann.“
„Verdienen?“ Gulp lacht, „das muss was Lustiges sein!“
Wenn Gulp lacht, sieht das aus, als ob sich etwas von Innen nach Außen stülpt.
„Nein, das ist gar nicht lustig, das Verdienen. Ich muss dafür hart arbeiten.“
„Dann hole dir das Geld doch einfach ohne Verdienen von der Bank!?“
„Das überlegte ich mir auch schon, lieber Gulp. Aber wenn sie mich dabei erwischen, werde ich eingesperrt. Und das ist auch nicht gerade lustig, das Eingesperrt Sein.“
„Erwischen!“ Gulp lacht nun über das Wort „Erwischen“ und wiederholt es ständig mit rollenden Augen.
„Genau. Ich betone: das ist gar nicht lustig!“
„Na gut, Boma, ich fasse zusammen: Du brauchst für alles Geld, und das musst du dir verdienen, und dann kommt das Geld auf die Bank, wo du es abholen musst. Ich finde das komisch. Verdienst du wenigstens genug für alles?“
„Für alles natürlich nicht! Aber es ist genug, um davon zu leben, die Miete zu bezahlen und ab und zu ein Bier zu trinken.“
„Aber wenn du so hart arbeitest, warum verdienst du nicht genug für alles?“
„Mein Gott Gulp! Mein Beruf wird nun mal nicht besser bezahlt.“
„Ich folgere, dass es Menschen gibt, die mehr, viel mehr als du verdienen, aber die deswegen nicht härter arbeiten. Was ist das Kriterium dafür, dass manche Menschen mehr verdienen als andere?“
„Das ist mir auch schleierhaft. Vielleicht weil sie klüger sind. Oder weil sie mehr Glück haben.“
„Das ist aber sehr ungerecht.“ Gulp scheint plötzlich so traurig, wir er vorher lustig war. Er kann mit seiner Traurigkeit den ganzen Raum ausfüllen.
„Immerhin verdiene ich genug, um über die Runden zu kommen. Es gibt Menschen, die viel ärmer sind als ich, weil sie ganz wenig verdienen oder gar keine Arbeit haben.“
„Noch viel ärmer als du, Boma. Und einige sind viel reicher als du?“
„Sehr viel reicher, Gulp, - unvorstellbar reich! Es gibt Menschen, die können sich alles kaufen.“
„Und das haben sie sich verdient?“
„Nein. Diese Menschen leben wie Könige. Könige müssen nichts verdienen. Sie lassen andere für sich das Geld verdienen.“
„Und das ist gut so?“
„Nein!“
„Wenn du das Geld einfach von der Bank nimmst, wirst du dafür eingesperrt, aber wenn die Könige andere Menschen ausbeuten, ist das normal? Niemand kümmert diese Ungerechtigkeit?“
„Doch schon. Aber man kann dagegen nichts machen. Wo das Geld ist, ist auch die Macht.“
„Boma, was du mir über das Geld erzählst, ist wirklich sehr traurig. Ihr Menschen müsst das Geld abschaffen. Es macht euch nur unglücklich.“
„Wenn das so einfach wäre, Gulp. Scheiß Geld!“

„Hey Gulp!?“
Ich habe nicht mehr auf ihn geachtet. Zu sehr war er in meinem Kopf und mein Blick nach Innen gerichtet. Er hätte sich wenigstens verabschieden können. Ich schaue etwas verloren in den angebrochenen Tag. Aber so ist er, Gulp. Er lässt mich stets mit meinen Grübeleien allein. Dann werde ich mal wieder Geld verdienen gehen …, – und ich lache, lache mich kaputt bei diesem Gedanken, was durchaus Gulps Verdienst ist.

Donnerstag, 22. November 2012

Bei Nebenwirkungen fragen Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker


Seit einigen Stunden lausche ich mehr oder weniger den Bundestagsdebatten im Fernsehen. (Auf Phoenix werden die übertragen.) Ich weiß auch nicht, warum ich mir das antue, aber abschalten kann ich auch nicht. Zwischendurch läuft ein Textband über den unteren Bildrand, um den Zuschauer über Neuigkeiten zu informieren. Positiv kam z.B. die Info, dass Bundesaußenminister Westerwelle den Waffenstillstand zwischen Palästinensern und Israelis begrüßt …; und einige Zeit später las ich die Textzeile, dass Ministerin Von der Leyen die Langzeitarbeitslosen bekämpfen will … Äh, denke ich, am Besten schickt Frau Von der Leyen alle Langzeitarbeitslosen in den Gaza Streifen, oder was?!? Ich glaub`, mein Schwein pfeift! Aber vielleicht bin ich von dieser Bundestagsdebatte auch schon zu sehr bedröhnt, so dass ich die Dingsbumse durcheinander werfe.
Ehrlich, schaltet Phoenix ein! Hört da mal eine Stunde zu! Es gibt zwei Möglichkeiten, wie Ihr reagiert: Entweder schaltet Ihr ab und fickt Euch mit Eurer Frau, oder was sonst zur Verfügung steht (z.B. Haustiere, Staubsauger und ähnliches), die Seele aus dem Leib, oder Ihr werdet süchtig nach dem Scheiß (wie ich).

Brasko und das Geheimnis des gelben Hummers

- 6 -



Brasko verkürzte sich die Wartezeit im Kaffeehaus. Er kam sich vor wie Jason Statham als Transporter. Jedenfalls nach etwa dem dritten Wodka-Orange. Der Barkeeper machte ihm eine teuflische Mischung. Egal, was die Lady Gaga der Kochtöpfe mit dem Hummer in der Zwischenzeit anstellte, er führte lediglich den Auftrag aus. Er war ein ganz harter Kerl und würde das Geburtstagsgeschenk ordnungsgemäß abliefern. Sie würde doch ihrem Sohnemann dazu nicht noch eine Bombe in sein Baby legen. Brasko grinste und schaute in das leere Glas vor ihm. „Noch einen?“, fragte der Barkeeper. „Sag mal, kennst Du Mohammed, den Diskothekenbesitzer mit dem gelben Hummer?“ Brasko reichte dem Barkeeper das Glas. „Klar, den kenne ich. Hab mal bei ihm gejobbt.“ „Und wusstest Du, dass er der Sohn von Osama Bin Laden und Lady Gaga … äh … Sarah Wiener ist?“ Der Barkeeper schob ihm den nächsten Wodka-Orange hin. „Nö“, erwiderte er lakonisch. „Du glaubst mir wohl nicht?“ lallte Brasko ärgerlich und sog gierig an dem Strohhalm. „Doch, doch …, und Du bist wohl Dittsche?“
„Quark“, Brasko verfiel plötzlich in Lethargie. Er schaute sich mit leerem Blick um. Was machte er eigentlich hier? Was machten all diese spießigen Arschgeigen um ihn herum? Er durchschaute sie alle. Sie waren leer und durchsichtig. „Verschluckt euch bloß nicht an eurem Kaffee, he he he.“ „Wie?“ reagierte der Barkeeper, der vor ihm Gläser putzte.
„Äh, nichts, oder doch! Mach mir noch einen! Auf Mohammeds Geburtstag!“
„Gerne.“
„Ist dir schon mal aufgefallen, dass in Eurem Laden keine Uhr hängt?“
„Willst Du die Uhrzeit wissen?“
„Die weiß ich! Herrgott, aber hier hängt keine Uhr! Verstehst Du!?“
Einige der Kaffeehausgäste schauten zur Theke, als Brasko laut wurde.
„Keine Uhr, tz tz tz, gibt`s das?“ Brasko schüttelte immer wieder den Kopf, „Wie spät?“
Der Barkeeper blieb professionell cool: „18 Uhr.“
„Ups. Dann muss ich eh los. Irgendwann kaufe ich Euch mal `ne Uhr!“
„Klar doch.“
„Ehrlich, so wahr ich Dittsche, hahaha, äh Brasko heiße!“

Draußen war es bereits dunkel. Die letzten Einkäufe wurden gemacht, bevor die Läden schlossen. Die Welt war nicht mehr dieselbe wie vor drei Stunden. Obwohl Brasko sich zusammenriss, taumelte er. Vor seinem Blackout dachte er noch: „Dieser Barkeeper kam mir von Anfang an verdächtig vor. Er ist bestimmt ein Spitzel Mohammeds ...“

Montag, 19. November 2012

Der Tod hat eine 1-Zimmerwohnung


der Tod hat eine 1-Zimmerwohnung in deiner Stadt
beim Bäcker steht er neben dir und bestellt sich
frische Brötchen
im Supermarkt wartet er irgendwo in deiner Schlange
seine Firma heißt L.E.B.E.N.
und er ist der Personalchef
seine Lieblingstätigkeit: Kündigen
der Tod rasiert sich sein abgewetztes Gesicht
und schminkt sich die hohlen Augen
er besticht den Busfahrer deiner Linie und
schreibt die Diagnosen deiner Ärzte
eines Abends, so wünsche ich`s mir, lädt er
mich ein in seine 1-Zimmerwohnung
und wir trinken Glühwein, weil`s bei ihm
so kalt ist, und ich erzähle mit zitternder
Stimme aus meinem Leben und frage ihn
woher ich ihn denn kenne
der Tod ist stumm und sitzt mir gegenüber wie
ein Bekannter, ich halte mich an der warmen Tasse
meine Lippen sind süß und klebrig
ich weiß, dass es besser ist, ihm die Hand zu reichen
denn eigentlich kann ich mich über seine Bewirtung
nicht beklagen
der Tod ist angetan von Leuten, die ihm seinen Job
nicht unnötig erschweren
und darum lächele ich am Ende, und er lächelt
glaub` ich, auch


(1992)


heute wieder ausgegraben

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Zuletzt aktualisiert: 30. Jan, 10:18