Sonstiges zur Diskussion
Ich mache mir schon irre lange Gedanken über den Tod – genaugenommen ein Leben lang, oder solang ich mich erinnere. Was ich nicht glauben kann, dass ein Mensch keine Angst hat vor ihm. Einige behaupten es. Sie hatten Erlebnisse, wo der Sensenmann bereits hinter ihnen stand, und sie empfanden keinerlei Angst. Soll ich solche Aussagen nun erstaunlich finden oder erschreckend? Sie sagen, dass sie bekümmerte, vielleicht nicht mehr von ihren Lieben Abschied nehmen zu können, aber der Tod machte ihnen keine Angst. Wenn sie es sagen, denke ich achselzuckend. Ich sah das Sterben im Altenheim: ich erlebte die letzten Atemzüge von Menschen und hielt ihre Hand; ich berührte die Leichname kurz danach, als sie noch warm waren, und bettete sie für die Angehörigen; ich sah die Leichenflecken, als der Arzt sie (kurz) untersuchte. Und bevor sie starben redete ich mit ihnen manchmal über den Tod. Nicht einer hatte keine Angst. Sie wussten, dass hier (im Altenheim) alles zu Ende gehen würde. Es war erbarmungswürdig mitanzusehen, wie sie sich wehrten. Einige wenige schienen dem Tod wirklich gelassen entgegenzusehen, sie wirkten sehr abgeklärt. Ich mochte sie (fast) alle und spürte ihre Angst. Jeder hatte seine Art und Weise, damit umzugehen.
Ich persönlich habe ganz schön Mores vor dem Tod. Dass jeder und alles sterben muss, beruhigt mich nicht. Ich finde, dass der Tod nicht zum Menschen passt. Wozu? Muss man an Gott glauben, um das zu verstehen? Wenn es soweit ist, was passiert dann mit mir?
Es ist ganz schön schwer, über den Tod zu reden.
Sich zu fühlen, als wäre man im falschen Film – jeder kennt das wahrscheinlich. Ich fragte mich, ob mit mir alles richtig ist. Berlin feierte Silvester, die ganze Welt feierte Silvester, und ich – wie soll ich es ausdrücken -, ich hatte damit gar nichts am Hut. Ich ließ den Rollladen zur Straße runter und schaute fern. Das Krachen der Feuerwerkskörper tönte durch das geschlossene Fenster zu mir ins Zimmer. An Schlaf war nicht zu denken. Auch im Stockwerk über mir wurde bis tief in die Nacht hinein gefeiert. Als die Uhrzeiger gen Mitternacht rückten, schwoll der Lärm derart an, dass man glauben konnte, draußen herrsche Krieg. Dazu das irre Gekreische und Gebrülle der Menschen – in meinen Ohren klang es nicht nach Freude sondern eher nach Hysterie und Overkill. Gehöre ich wirklich zu dieser Spezies? Ich drehte den Ton am Fernseher lauter. Auf ARTE liefen hintereinander alle sechs Folgen eines australischen Krimis – „The Code“ - eine Mischung aus Internet- und Politthriller. Nicht schlecht gemacht. Ich bedanke mich bei ARTE für die abendfüllende Unterhaltung.
Nein, es ist nicht so, dass ich meinen Mitmenschen den Spaß nicht gönne. Scheinbar habe ich eine andere Vorstellung von Spaß. Wie gesagt, ich kam mir reichlich komisch vor, wie ich da alleine vor der Glotze saß. Ich fühlte mich als Sonderling – bzw. fand meine Mitmenschen in ihrem Gebaren äußerst sonderbar. Dazu würde mich halt interessieren, was die Menschen zu solchen Exzessen motiviert. Die Frage stellt sich: Wer oder was ist eigentlich normal? Der Jahreswechsel ist ein willkürliches Datum… alle 365 Tage. Klar, man kann anstoßen und sich alles Gute wünschen. Daran ist nie was verkehrt.
Die Stille, als ich am Morgen aufwachte, war gespenstisch. Zuerst zog ich den Rollladen hoch. Alles sah wie immer aus, nur, dass auf der Straße und den Gehwegen eine Menge Müll von den Feuerwerkskörpern lag. Eine Gruppe von Kindern suchte darin nach noch verwertbaren Krachern...
Wow - wir haben 2016, und ich habe nicht mal einen dicken Kopf!
„Vielleicht büßt man mit der Vergangenheit für seine Zukunft“… ein Gedanke entgegen der Vorstellung, dass der Zeitpfeil alle Geschehnisse bestimmt.
Wir gewöhnten uns derart an die alltäglichen Kausalitätsketten, dass wir selbstverständlich davon ausgehen, alles (wirklich alles!) müsse seine Ursache in der Vergangenheit haben. Doch die Wissenschaft lehrt uns Anderes: es muss nicht notwendigerweise so sein, wie es den Anschein hat. Man darf nicht immer seinen Sinnen (und auch nicht seinem Verstand) trauen. Nur oberflächlich erscheint alles logisch und folgerichtig, wie wir es wahrnehmen. Darum verblüffen uns Zaubertricks. Wir lechzen geradezu nach dem Ungewöhnlichen. Wir sehnen uns nach dem Wunder, dass Lahme wieder laufen, Blinde wieder sehen können und wir bei der nächsten Ziehung im Lotto gewinnen.
Unser Gehirn tut sich schwer damit, eingeschliffene Denkgewohnheiten zu ändern. Mir vorzustellen, dass es vielleicht die Möglichkeit gibt, dass Dinge von der Zukunft in die Vergangenheit wirken, empfinde ich als eine undurchdringliche Mauer, gegen welche ich wie ein Ochse anrenne. Wie schön wäre es darum, wenn es Wunder tatsächlich gäbe - wie schön wäre es, wenn wir die Ketten des schnöden Alltags einfach sprengen und die Mauern unseres eingefahrenen Denkens durchbrechen könnten.
Gerade an Weihnachten empfinde ich diese Sehnsucht. Die Jesus Geburt wird seit vielen Jahrhunderten als ein großes Wunder gehandelt. Ich zweifle daran, ob es jemals eines war. Mir geht es wie dem ersten Menschen im Weltraum, Juri Gagarin: "Ich bin in den Weltraum geflogen, aber Gott habe ich dort nicht gesehen.“ Inzwischen ist bekannt, dass die Sowjets ihm diesen Ausspruch nachträglich in den Mund legten – sei`s drum. Ich sehe keine Weihnachten, sondern nur ein dummes Konsum- und Familienfest. Ein Wunder wäre es in meinen Augen, wenn es künftig kein Weihnachten mehr gäbe – dies wäre eines der Wunder, welches mich (wieder) an die Menschheit glauben ließe. Jesus starb nicht nur für die Sünden der Menschen seiner Zeit am Kreuz, sondern bestimmt auch für alle zukünftigen. (Ich versuche einen Sinn in der Geschichte zu entdecken.)
Das einzige echte Wunder ist die Existenz an sich, damit verbunden Bewusstsein, Leben und Tod, die Vielfalt der Erscheinungen und Zeit als Maßstab des Vergänglichen. Ich rätsele über die Bedeutung des Menschen: über die Widersprüchlichkeit des Menschen, seine Dummheiten und Grausamkeiten… Wir brauchen die Heiligen, Helden und Weltretter, damit wir besser schlafen können. Wir büßen stets für unsere Zukunft, nie für unsere Vergangenheit. Die Vergangenheit ist uns verziehen…
- Wäre eine Welt ohne Religionen besser?
- Oder wenn es nur eine Religion gäbe?
- Warum lassen sich manche Religionen mehr als andere von Fanatikern und Terroristen missbrauchen? (Mir sind keine bombenlegenden Buddhisten bekannt.)
- Wenn keine Religion Gewalt und Aggression befürwortet, wieso geschehen dann immer wieder Gewaltexzesse im Namen der Religion (bzw. einer Glaubensrichtung?)
- Hatte Karl Marx nicht Recht damit, dass Religion das Opium des Volks sei?
„Das Fundament der irreligiösen Kritik ist: Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen. Und zwar ist die Religion das Selbstbewusstsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben, oder schon wieder verloren hat. Aber der Mensch, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen. Der Mensch, das ist die Welt des Menschen, Staat, Societät. Dieser Staat, diese Societät produzieren die Religion, ein verkehrtes Weltbewusstsein, weil sie eine verkehrte Welt sind. Die Religion ist die allgemeine Theorie dieser Welt, ihr enzyklopädisches Compendium, ihre Logik in populärer Form, ihr spiritualistischer Point-d'honneur (Ehrgefühl), ihr Enthusiasmus, ihre moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund. Sie ist die phantastische Verwirklichung des menschlichen Wesens, weil das menschliche Wesen keine wahre Wirklichkeit besitzt. Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist.
Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüth einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks.
Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist.“
Karl Marx
(Quelle: Wikipedia)
- Wie wichtig ist Religion in der Welt?
- Wie sieht die Zukunft der Religionen aus?
- Warum sind wir Menschen derart empfänglich für absurde Ideologien und Glaubens-Konstrukte?
- Kann sich das vernunftmäßige Handeln gegenüber den irrationalen Ideen des Glaubens (jemals) durchsetzen?
Wofür nehmen wir uns Zeit? Wozu brauchen wir Zeit? Ist Zeitdruck ein Phänomen der heutigen Industriegesellschaft? Redensarten wie „Zeit ist Geld“ scheinen dafür zu sprechen. Wir reden von Zeitmanagement, und wenn wir Verabredungen treffen, benutzen wir einen Terminplaner. Manche Menschen sind ständig in Zeitnot. Sie sprechen davon, dass sie nie Zeit für sich finden. Ich weiß nicht, ob ich ihnen glauben kann. Natürlich gibt es Lebenssituationen, in denen wir furchtbar eingespannt sind – nur beschleicht mich das Gefühl, dass sie mit ihrem Eingespannt-Sein und der Zeitnot kokettieren. Sie wollen gar nichts daran ändern, weil sie nichts mit sich anzufangen wüssten. Sie können sich aus irgendeinem Grunde nicht selbst ertragen. Sie hasten durchs Leben, als würden sie von einem Gespenst verfolgt. Dieses Gespenst hat viele Gesichter: Erfolg, Geld, Macht, Einfluss, Sicherheit… Oder man sucht das Besondere, will unbedingt das Neueste, das Ultimative, den Kick oder Flash… Dafür steht man stundenlang Schlange, dafür macht man sich zum Affen, dafür riskiert man unter Umständen sogar sein Leben.
Zeit gibt es offenbar für alles – es muss nur als wichtig oder notwendig genug erachtet werden. Den Menschen wird suggeriert, was sie (unbedingt) brauchen, damit sie im „Monopoly-Spiel“ des Lebens mithalten können, sozusagen up to date bleiben. Wer sich absondert, gehört zu den Verlierern. Artgenossen, welche sich die Zeit nehmen, kritisch über diesen Wahn(sinn) nachzudenken, finden so gut wie nie Gehör. Man belächelt sie gnädig oder rümpft die Nase.
„Es ist eben so“, sagte damals mein Vater, wenn ich gewisse Gewohnheiten und Rituale hinterfragte. Ich weiß, dass ihm solche Fragen unbequem… tabu waren. Vielleicht lag es an seiner pragmatischen und materialistischen Einstellung zur Welt. (Ich weiß nicht, denn darüber konnte ich nicht mit ihm reden. Ich mache ihm deswegen keine Vorwürfe. Über so was zu reden, war einfach nicht sein Ding.)
Ich überlegte heute Mittag lange, wie es eigentlich zu einem Kult kommt, und was Kult für den Menschen bedeutet. Im Internet fand ich außer der normalen Wikipedia-Definition nichts Erhellendes darüber. Warum eigentlich? Denn schließlich ist die Welt voller Kulte. Sie explodiert förmlich vor lauter Kulten. Aber offenbar schaffen wir Menschen es nicht, darüber mal kritisch zu reflektieren. Womöglich sind wir dazu bei dem ganzen Zeitdruck, unter dem wir stehen, überfordert. Ich persönlich habe alle Zeit der Welt, mir über einen solchen Blödsinn Gedanken zu machen. So war ich schon immer. Mir springen der Unsinn und die Ungerechtigkeiten regelrecht ins Auge.
Wir Menschen sind Getriebene. Ich wünsche mir, dass wir uns alle selbstbewusster und kritischer überlegen sollten, von was wir getrieben werden. Dafür sollte Zeit sein. Die Freiheit dazu haben wir.
Manchmal frage ich mich, was für ein Menschenbild wir haben. Wird es der Realität gerecht?
Die Menschen entzweien sich. Sie leben in unterschiedlichen Wertemodellen. Von der Religion und von Traditionen geprägt. Oder sie folgen den Demagogen einer Ideologie. Oder irgendwelchen Gurus. In einem Staat muss alles unter einen Hut gebracht werden. Der Staat entscheidet sich für einen Wertekanon und für Gesetze, um Frieden und Ordnung aufrecht zu erhalten. Der Staat ist im besten Falle demokratisch, so dass das Volk entscheiden kann. Denken wir jedenfalls. Also wir hier, die in einer Demokratie leben. Die Erfahrung mit undemokratischen Systemen lehrte uns das.
Ein einheitliches Menschenbild haben wir deswegen noch lange nicht. Wer will das auch? Die Gesellschaft ist in der Realität pluralistisch - wenn sie nicht von einem totalitären System regiert wird. Worauf wollte ich eigentlich hinaus? Ach ja, dass wir Menschen zum Teil sehr unterschiedliche Menschenbilder haben. Und diese geistigen und emotionalen Verwerfungen bergen ein erhebliches Konfliktpotential in sich. Die Globalisierung würfelt die Menschen immer mehr durcheinander. Eindeutige Kulturgrenzen verschwinden zusehends. Immer mehr Menschen unterschiedlicher Hautfarbe, unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlicher Religion leben dicht an dicht. Für einige Zeitgenossen scheint diese Durchmischung eine harte Prüfung zu bedeuten (siehe Pegida). Sozialisten leben neben Kapitalisten. Christen neben Moslems. Juden neben Buddhisten. Hindus neben Atheisten. Dunkelhäutige neben Hellhäutigen. Langnasen neben Schlitzaugen.
Die meisten wollen friedlich und gut zusammenleben. Wir Menschen sind schon ein toller Verein. Ungeheuer anpassungsfähig! Doch dummerweise gibt es in fast jeder Gruppierung Hardliner, die ihr Menschenbild auf die Spitze treiben... Genau, über unser Menschenbild wollte ich hier nämlich schreiben. Welches Menschenbild wird der Realität gerecht? Welches ist das Richtige? (Wie konnte es überhaupt zu Nazis kommen?)
Der Sozialismus wollte die Menschen gewaltsam gleichschalten. Der Kapitalismus definiert den Menschen in der Hauptsache über Geld und Arbeitsleistung. Und die Religionen – sie kommen meist als Moralapostel daher und fordern von den Menschen die Einhaltung eines Verhaltenskodexes. (Diese Heuchler!) Mit zum Teil total unsinnigen Regeln. Die Christen führten Kreuzzüge und verbrannten Hexen, und die Moslems... einige von ihnen leben heute noch im Mittelalter (siehe ISIS). Überall gibt es diese Arschlöcher mit ihren Arschloch-Menschenbildern, denen nichts besseres einfällt, als Unfrieden zu stiften. Warum gibt es keinen tödlichen Virus, der diese Arschlöcher und nur sie befällt? Einen AAV – Antiarschlochvirus!
Entschuldigt, bei diesem Thema ereifere ich mich schon mal. Ich meine das nicht ernst. Ich habe ein humanistisches Menschenbild. Ich bin gegen Krieg und gegen die Todesstrafe. Ich bin zum Kotzen tolerant. Wenn es in mir zu sehr gärt, sondere ich den ein oder anderen Beitrag auf meinem Blog ab. Oder ich habe tierischen Sex mit meiner Partnerin. Das wäre sicher die beste Kompensation. Hinterher fühle ich mich wie weichgespült und kann die Arschlochwelt viel besser ertragen.
Jedenfalls denke ich: Wir liegen mit unserem Menschenbild immer daneben. Trotz allem haben wir uns ganz gut vermehrt in den letzten Jahrhunderten. Acht Milliarden Menschen auf diesem Globus - ist das zu fassen? Kann das gut gehen?
(Ich gebe zu , dass ich die Menschen nicht verstehe, obwohl ich selbst ein Mensch bin – so weit ich weiß. Es ist alles total verwirrend. Wird Zeit für ein Bier.)
Ich hatte im TV ein Interview mit dem alten Konrad Lorenz gesehen und googelte nach ihm, seinen Zitaten und Büchern. Lorenz beklagte u.a. „die Verhausschweinung des Menschen“ als Folge des Wegfalls von natürlichen Selektionsmechanismen in den zivilisierten Gesellschaften:
„Die Verfallstypen durchsetzen Volk und Staat dank ihrer größeren Vermehrungsquote und ihren vergröberten Wettbewerbsmethoden dem Artgenossen gegenüber in kürzester Zeit und bringen beiden aus analogen biologischen Gründen den Untergang, aus denen die ebenfalls asozialen Zellen einer Krebsgeschwulst das Gefüge des Zellstaates zugrunde richten.“
– Konrad Lorenz: Die angeborenen Formen möglicher Erfahrung. Zeitschrift für Tierpsychologie 5, 1943, S. 294.
(
Quelle: Wikipedia)
Wenn ich mit Bus und Straßenbahn unterwegs bin, könnte mir regelmäßig der Gedanke kommen, dass die Verhausschweinung des Menschen rasant voranschreitet. Auch in der Fußgängerzone begegnen mir etliche Zeugnisse der von Lorenz (bereits 1943) kritisierten Entwicklung. Natürlich würde ich nie so weit gehen, meine Mitmenschen als Verfallstypen oder asoziale Zellen zu bezeichnen. Für asozial halte ich vor allem eine solche Herabwürdigung von Menschen. Zudem fühle ich mich bei Lorenz` Worten stark an die Naziideologie erinnert. Die Verwissenschaftlichung macht es noch schlimmer. Vieles aus dem Interview mit dem alten Lorenz fand ich allerdings immer noch brandaktuell und nachdenkenswert – womöglich seiner Altersweisheit geschuldet. Außerdem war er in der Verhaltensforschung unzweifelhaft eine wissenschaftliche Koryphäe.
Anfang März. Es geht langsam aufwärts Richtung Frühling! Ein wunderbarer Tag, um durch die Stadt zu flanieren. Die Sonne taucht die Welt in ein freundliches, heiteres Licht. Hoffentlich wird mir die Verhausschweinung des Menschen nicht die Laune verderben..., denn wenn ich ehrlich bin – es ist was Wahres dran.
(Ein Jahr vor seinem Tod gab Konrad Lorenz dem Spiegel ein Interview.
"Wir werden von Steinzeitmenschen regiert")
Ja, ich bin für Masern-Impfungen! Sehr viel spricht dafür, wenn man seine Vernunft bemüht. Aber darf man die Impfung den Menschen aufzwingen? Rechtfertigt der Zweck in diesem Fall die Mittel? Wann sind die verantwortlichen Autoritäten in Politik und Gesellschaft zum Handeln gezwungen? Die Statistik sagt, dass ein Mensch von Tausend an Masern stirbt. Meist aber nicht an den Masern selbst sondern an einer Begleiterkrankung. Ich höre zur Zeit aus den Medien eher verwirrende Informationen und Diskussionen zum Thema. Die Fachleute streiten sich. Wie soll man sich da als Laie orientieren? Ich wollte nicht in der Haut der verantwortlichen Politiker stecken. Wir können niemals alle gesundheitlichen Risiken abwenden. Aber wir können eindämmen, was mittels von Impfungen oder anderer Präventivmaßnahmen einzudämmen ist – das eine Risiko durch ein minderes Risiko ersetzen. Dies darf aber keine Glaubensfrage sein. Die Informationen durch Ärzte, Politik und Gesundheitsinstitutionen sollten nicht verunsichern sondern in hohem Maße aufklären. (Oder man sollte ehrlicherweise seine Unkenntnis eingestehen.) Wir leben in einer Multi-Mediengesellschaft, und der Konsument kann unmöglich die ganzen unterschiedlichen Interessen einordnen und sie auf ihre Validität prüfen.
Ein Kleinkind starb in Berlin an Masern, was sehr schlimm für die Betroffenen ist. Rechtfertigt dieser Vorfall aber den gegenwärtigen Medienhype? Wie viele Kinder sterben z.B. Tag für Tag im Straßenverkehr? Wo ist die Aufregung darüber?? Heute gegen Masern geimpft und morgen vom LKW überrollt... Super! Darauf können wir dann als Gesellschaft stolz sein!
Der andauernde Ukraine-Konflikt zeigt, wie unfähig selbst die sogenannten zivilisierten Staaten sind, Frieden in ihren Herrschaftsbereichen herzustellen.
Ich schäme mich für unsere Zivilisation - und damit meine ich Europa inklusive Russland. Von den Amis ganz zu schweigen.
Ich hatte in meinem Leben nie größere Probleme mit meinen Mitmenschen. Normalerweise werde ich als nette, vertrauenswürdige Erscheinung wahrgenommen. Im Altenheim war das Feedback überaus positiv. Nur mit den Chefs kam ich nicht immer klar. Eigentlich bin ich eher von zurückhaltender, schüchterner Natur. Ich fühle mich in größeren Menschenansammlungen nicht wohl. Am liebsten sitze ich in Kneipen, die nicht zu voll sind. Zum Beispiel fünf lange Stunden mit über zweihundert Menschen in einer fliegenden Sardinenbüchse zusammengepfercht zu sein, bedeutet für mich eine echte Nervenprobe. Bestimmt geht es anderen ebenso. Als Außenseiter empfinde ich mich nicht. Etwas eigenbrötlerisch vielleicht. Aber in der Regel passe ich mich an, wenn es die Umstände verlangen - so auf der Arbeit, wo es wichtig ist, ein Teamplayer zu sein.
Wenn ich allerdings privat über Themen diskutiere, kann ich mich schon mal in Rage reden. Vielleicht sage ich dann und wann zu deutlich meine Meinung. Ich will damit aber niemanden vor den Kopf stoßen. Auch die Blogs nutze ich als Forum, um (zwischendurch) frei von der Leber weg Stellung zu beziehen. Dabei werde ich so gut wie nie persönlich. Meine Kommentare fallen harmloser aus als die meisten Reden im Bundestag. Und wenn ich wirklich mal einen Tiefschlag landete, bin ich mir nicht zu schade, mich zu entschuldigen. Wer hat schon einen absolut edlen Charakter? Wichtig ist die Fähigkeit zur Selbstkritik. Und ebenso wichtig ist es, andere Meinungen auszuhalten. Wenn aber Tatsachen offensichtlich verdreht werden, oder wenn Menschen, die mich nur über das Bloggen kennen, meine Person herabwürdigen, ärgert mich das. Wen würde das nicht ärgern? Als ich
Steppenhunds Antwort auf meinen Kommentar auf seinem Blog las, sagte ich zu mir: „Mann, Mann, Mann, tut das Not, Steppenhund?! Es geht doch nur um diese blöden Stöckchen, und du unterstellst mir wegen einer simplen Polemik Taktlosigkeit und machst ein Fass auf. Nicht nur, dass du mir in diesem Falle Taktlosigkeit vorwirfst – nein – du schimpfst mich einen taktlosen Menschen. Ich zitiere: „... eine Eigenschaft, die Du nicht hast - nämlich Taktgefühl.“ Steppenhund, ich empfinde mich als ganz normal taktvollen Menschen. Ich würde niemals eine solche Einschätzung zu deiner Person abgeben..."
Nun gut, ich nehme es nicht persönlich. Zu oft musste ich in den Zeiten als Literaturforenmitglied und danach als Blogger solche unter die Gürtellinie gehenden Aussagen hinnehmen. Ich schwimme eben nicht gern mit dem Strom. Arschkriecherei war nie mein Fall. Ich bin froh, dass wir in einer offenen Gesellschaft leben, wo wir munter über unsere verschiedenen Meinungen streiten können – möglichst, ohne persönlich zu werden oder uns gegenseitig in die Luft zu sprengen.