Die Arschwischmaschine hat frei

Samstag, 27. Oktober 2007

Wenn das Leben nur noch eine Denkbumsgeschichte ist

Man kann durch die Tage gehen, wie ein Fettauge auf einer Hühnerbrühe. Fast bewegungslos harrt man auf der Oberfläche aus und glänzt durch Nichtstun.
Ich kann es mir leisten, sage ich mir, um mich nicht vor mir selbst zu schämen. Mein Arbeitskollege sagte mir in einer der letzten Nächte vor meinem Urlaub, dass er vollkommen zufrieden damit wäre, tagelang zuhause abzuhängen - seine Bierchen vorm TV zu genießen, insbesondere wenn Fußball läuft, und insbesondere wenn die Bayern spielen. Auch bei mir läuft seit Tagen der Fernseher als Dauerberieselung. Gerade lausche ich auf einem Ohr dem SPD-Parteitag. Ich bin zu faul umzuschalten.
Worüber reden die eigentlich? Die bringen mich ganz aus dem Konzept. Also, ich bin mit meinen Tagesabläufen sehr unzufrieden. Wenn das Leben nur noch aus Supermarkt, Kaffeehaus, gelangweiltem Internetsurfen und TV-Exzessen besteht, kommt irgendwas gewaltig zu kurz. Das Leben wird zu einer einzigen Denkbumsgeschichte. Man denkt über alles nur noch nach, tut aber nichts mehr.
Nein, ich will nicht wahrhaben, dass es bei mir bereits so schlimm ist. Ich bin keiner dieser lebenden Toten - ich doch nicht! Aber was mache ich wirklich? Woraus besteht mein Leben, wenn ich nicht arbeite? Vielleicht sollte ich in den SPD Ortsverband eintreten oder in den Kegelverein ... . Alles sollte besser sein als dieses fettperlige Hühnerbrühendasein. Hm ...
Hm. Noch ein Bier, und ich muss wieder für Nachschub sorgen. Ich werde den Abfall raus tragen, in den Briefkasten schauen, ein paar Mal tief Luft holen und auf dem Fahrrad hinunter ins Dorf rauschen. Ich sehe mich auf dem Weg zum Bankautomaten, dann einbiegen in die Straße, wo der Altglascontainer steht. Ich höre, wie die Alkoholsünden der letzten Tage gläsern zerbersten. Ich werde mich erleichtert fühlen - wie nach einer Scheißhaussitzung. Im Supermarkt fülle ich die imaginäre Leere in mir mit neuem imaginären Stoff neu auf. Das bin ich nicht, das kann ich doch nicht sein, denke ich bei mir: Ich bin ein Denkbumsautomat, ein Zombie wie Millionen andere! Ich sehe sie ja, die anderen; und das ist ein beruhigendes sowie grauenhaftes Gefühl. Schaue einem Menschen in den Einkaufswagen, und du weißt, wie viel Leben noch in ihm steckt. Wenn das direkt am Menschen sichtbar wäre, müssten die meisten mindestens halb durchsichtig sein. Was wohl noch von mir zu sehen wäre?
Es hilft nichts. Der Bölkstoff neigt sich dem Ende zu. Ich bin bereits geduscht und rasiert. Das Abenteuer Samstag kann beginnen. Nur nicht den Mut verlieren ...

Donnerstag, 25. Oktober 2007

Neben der Arschwischmaschine

gelang mir eine neue Wortschöpfung:

"Die Denkbumsgeschichte".

Dienstag, 23. Oktober 2007

Komposition: Fast Zuhause



Von Basel kommend, in Karlsruhe umgestiegen in den IC. Eine Weizenbierlänge nach Heidelberg mit Lethargie in der Zugcaféteria.

Schlaflos

Durch den Eintopf führen Schienen. Während du schläfst und pfeifst wie eine Lokomotive, zähle ich die Schwellen. Ich zähle sie, während das Spionagesystem Nacht mit seinen dunklen Augen auf mir ruht und gleichsam in mich eindringt, so dass sich Traum und Realität wie ein verzweifeltes Liebespaar umarmen. Ich bin schlaflos. Ich zähle das Zählen. Die Zahlen werden zu Hügeln einer Bettdecke, zu Schienenschwellen einer Gedankenreise, zu schlafenden Vögeln. Sie kehren immer wieder zurück und fangen von vorne an. Mal in Zehnerschritten, mal nur in Zweierschritten. Zahlen tanzen den Bolero durch meinen Kopf. Ich zähle das Zählen - als wäre das ganze Universum aus Zahlen, die Muster bilden, sich in Spiralen umkreisen, mit zig Nullen explodieren und wieder implodieren. Ich suche die Primzahlen zu fassen, das Geheimnis ihrer Unteilbarkeit. Was macht den Schienenstrang, auf dem ich fahre, so geheimnisvoll? Warum wird das "darattatatt ...rattatat ... daratta ... darattatat ..." zu einer Melodie?
Du schläfst. Dein Atem pfeift dazu - auch ganz lustig. Ich dagegen bin schlaflos und träume unter den Spionen der Nacht. Ich zähle das Zählen und stolpere über die 2 und die 3, die 5, die 6, die 7, die 8, die 9 ... . Ich gleite in die Dunkelheit der Nullen. Ich sehe den Kilimandscharo mit seiner weißen Haube aus Schnee und Eis. Ich sehe einen Mann, der spricht: "Das Leben muss sich am Tod orientieren." Und ich weiß, dass er recht hat, weiß aber nicht warum.
Menschen sind zum Zählen verdammt. Nur der Tag und die Nacht lassen sich nicht zählen. Sie sind unteilbar Eins. Ich zähle die Augen der Spione. Ich zähle das Zählen., die Schwellen unter meinem Hintern. Man spürt das Vibrieren des Lebens, wenn man ganz still liegt, neben dem Herzschlag. Ein leichtes Zittern, mehr eine Ahnung; aber die Ahnung wächst mit der Stille. Sie kann sogar lauter werden als dein Schnarchen, lauter als die Partymusik in der Wohnung über uns. Ich zähle nicht die Zeit. Wie soll man die Zeit überhaupt zählen? Ich zähle mein Ich. Die Ahnung meines Lebens. So laut und schön und unbegreiflich.
Ich bin genervt, dass ich nicht schlafen kann. Erst als der Morgen dämmert, deckt mich der Schlaf doch noch zu. Wo war ich in der Nacht? Das zu erzählen ist unmöglich.

Freitag, 19. Oktober 2007

Urlauburlauburlauburlauburlauburlauburlauburlauburlauburlaub, Urlaub?

Die Arschwischmaschine hat frei. Nein, viel besser, sie hat Urlaub!! Resturlaub. Ganze 18 Tage! Das macht auf die Arbeitswochen umgelegt beinahe vier Wochen! Kein Uringestank mehr, keine verschissenen Windeln, keine dampfenden Schmutzsäcke, keine alterstarrsinnigen Bewohner(innen) (nur mein eigener Starrsinn), kein Elend (nur mein eigenes), keine Kämpfe gegen die Müdigkeit, kein Ärger über die Vorgesetzten, kein Reden, Reden, Reden und immer wieder Reden, kein Sterben im Heim, keine Hilflosigkeit, keine verzweifelten Blicke, kein Ausgeliefert-Sein, kein Wegschauen, kein Hinschauen, keine Angst, keine Macht, kein Stürzen, keine Betriebsblindheit, kein wehmütiges Lächeln, kein Achselzucken, kein In-Die-Seele-Schauen, kein Wegrutschen in Löcher, keine Haut (so viel Haut in der Nacht!), keine Alten wie Käfer und Heuschrecken, keine Gespenster, keine Zombies, keine Arschwischmaschinen, keine Toilettenstühle und Bettpfannen, keine Urinbeutel, keine Sondenernährungen, keine Wechseldruckmatratzen, keine Pflegebetten, keine Betten beziehen, keine Rundgänge, keine Blutzucker- und Blutdruckkontrollen, keine Fieberthermometer und Zäpfchen in Hintern stecken, keine Klingeln, keine Ratlosigkeit, kein Bemühen um Trost, keine Placebos, keine Notärzte, kein Sauerstoffgerät, kein Absaugen, keine verdrückten Tränen, keine gespielte Stärke, kein herbeigesehnter Morgen, keine Leberwurstbrote, kein Süßigkeitenautomat, kein nächtlicher Kaffee, keine TV-Ablenkung, keine Selbstsicherheit (wie kann ich selbstsicher sein?), keine Druckgeschwüre, kein altes, faulendes Menschenfleisch, kein schlechter Atem (außer meinem), kein Altenheim mehr mit allem drum und dran ...
Vier Wochen!

Freue ich mich?
Freue ich mich?
Freue ich mich nicht?

Ich fühle mich, als wäre mein Schiff nach wochenlanger Sturmfahrt plötzlich in einer Flaute.
Die Erleichterung will sich nicht recht einstellen. Was ist nur los mit mir?
Die Vorfreude auf den Urlaub war groß, als ich mich vorgestern Morgen von den Kollegen und Kolleginnen verabschiedete.
"Schönen Urlaub, Felix!"
"Danke", lachte ich auf dem Weg zu meinem Spint.
Am Fahrstuhl stand wie immer um diese morgendliche Zeit Frau H..
"Guten Morgen, Frau H., gut geschlafen?"
Sie nickte freundlich: "Guten Morgen, Felix!"

Es war kalt und dunkel. Ich war allein. Vor mir am Himmel der Morgenstern, der meine Blicke magisch anzog, während ich bergan in die Pedalen trat. Der Stern und ich, eine Million Gedanken in meinem Kopf . "Alles ist bestens", keuchte ich oben angekommen, "mir geht`s gut".

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Wow, Jasmin Tabatabai finde ich geil!



Im Kaffeehaus blätterte ich in der RNZ. Dieses Bild fand ich derart scharf, dass ich es heimlich unterm Tresen ausschnitt.
Ich kenne ihre Musik nicht, auch nicht die Filme, in denen sie mitspielte.

Mein Gott, ich bin immer noch so heiß wie eine Chili-Schote.
Danke Jasmin Tabatabai. Danke dem Fotografen.



Mittwoch, 17. Oktober 2007

Deutschland - Tschechien

0 : 3

Diese Loser!

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Ein wonniger Donnerstag

Ich sehe immer noch bescheuert aus. Spätestens beim rasieren komme ich um den Blick in den Spiegel nicht herum. Manchmal frage ich mich, wie es die anderen Menschen aushalten, bis an ihr Lebensende ihr Spiegelbild zu ertragen. Einige können sich gar nicht satt daran sehen. Mit meinen Unterarmen und Händen bin ich ganz zufrieden - gut so - denn die habe ich beim Tippen ständig vor Augen.
Aber dann gibt`s da mein Gesicht, aus dem ich rausgucke. Okay, alle Menschen tragen Gesichter, das relativiert es wieder ein wenig. Was denkt zb. die Fleischereifachverkäuferin, wenn sie mir die Buletten über die Theke reicht? Denkt sie: "Die Buletten passen gut zu seinem Gesicht"? Oder denkt sie: "Was für ein adretter, junger Mann"?
Nein, ich habe keinen Minderwertigkeitskomplex. Den verbietet mir mein Verstand. Aus den Reaktionen meiner Mitmenschen lese ich ab, dass ich nicht so häßlich sein kann, wie ich mich manchmal fühle. Wahrscheinlich habe ich einfach zu hohe Ansprüche.
Ihr wollt mein Gesicht sehen?
Ich bin doch nicht plemplem! Eure Reaktionen wären doch jetzt verfälscht. Es ist äußerst unklug den Publikumsjoker zu nehmen, nachdem man eine Einschätzung äußerte. Mein Gott, ich stelle mir vor, ich säße Günther Jauch bei "Wer wird Millionär" gegenüber; und Millionen von Menschen würden im TV mein Gesicht sehen ... . Ich würde sterben!
Ehrlich. Selbst der Umstand, dass Günther Jauch auch bescheuert aussieht, könnte mich nicht davon abhalten.
Spätestens bei der 500 Euro Frage kippte ich vom Stuhl - und Jauch würde ständig sagen: "Was hat er denn? Was hat er denn? Mein Gott, was hat er denn?! ..."

Um`s rasieren werde ich nicht rumkommen, denn ich verlasse nie unrasiert das Haus. Eigentlich ein wonniger Donnerstag heute. Es wäre schade, wenn ich ihn bei Jefferson Airplane zuhause verschlonze. Die sind schon gut, die Jefferson Airplane. Also, den ganzen Mut zusammennehmen, und mich das eine Mal am Tag dem Spiegel stellen ...

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Die Treppe runter gefallen?


Heute sehe ich aus wie ein Idiot, denn ich war beim Frisör. Gestern fand ich das eine gute Idee.
Immer wenn meine Zotteln eine kritische Länge überschreiten, wird der Gang zum Haarschneider zu einer Zwangshandlung. Alles fing damit an, dass ich vor 20 Jahren meine Haare aus praktischen Gründen stutzte. Ich ging damals beinahe tagtäglich schwimmen.
Eine Zeit lang frisierte ich mich mit einer Haarschneidemaschine selbst. Inzwischen mag ich es nicht mehr ganz so kurz und gewöhnte mich an den monatlichen Frisörbesuch.
Gestern war es also wieder so weit. Ich hatte nichts anderes zu tun. Also setzte ich mich in die Straßenbahn zum Hauptbahnhof. Dort ist ein türkischer Salon, in dem ich meist sofort dran komme.
Der Türke fragte wie immer dasselbe, als er mir die Schürze umlegte: "Feierabend?"
Und ich antworte: "In gewissem Sinne schon."
"Wie immer?"
Und ich: "Ja", und lächelte mein Felix-Lächeln.
Zehn Minuten später bezahlte ich wie aus dem Ei gepellt an der Kasse.
Sogar meinen Flaum stutzte er mit dem Rasiermesser. Mein Haarwuchs ist nicht besonders stark und dicht, aber dafür habe ich noch keine Platte.

Im Bahnhofsbistro gegenüber ging ich ein Pils trinken und überlegte, was außer einem kurzen Einkauf noch zu machen sei. Der Taxistand grinste mich an. Wenn ich schon hier bin, kann ich mir bei Mac Donalds ein paar Cheeseburger mitnehmen, dachte ich und setzte mein Vorhaben auch bald in die Tat um, bevor ich in die Taxe nach Hause stieg.
Eine Woche lang werde ich noch wie ein Idiot aussehen. Mindestens.
Ich komme mir vor wie ein Bergarbeiter, der nach der Arbeit den ganzen Ruß abwäscht und danach erkennt: Hätte ich den Dreck nur draufgelassen - mit dem sah ich besser aus!
Nur gut, dass man sich an sein Arschgesicht langsam wieder gewöhnt.
Ich kann nicht anders. Alle 4-6 Wochen muss ich zum Frisör. Es ist der Zeitpunkt, wo ich mir weder so noch "so" gefalle.

Und als ich die Cheeseburger mampfte, dachte ich: Wenn schon, denn schon!

Freitag, 5. Oktober 2007

Lou Reed

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