Die Arschwischmaschine hat frei

Sonntag, 27. Januar 2008

Altenheime - Lügengebäude

Das Altenheim soll verkauft werden. Ich bin gespannt, wer den alten Bunker haben will, wo er bald auseinander fällt. Es ist schwer vorstellbar, dass es sich für ein Unternehmen rechnet, den gesamten Bau zu renovieren, was dringend anstände, um den Altenheimbetrieb weiterzuführen. Das Fußvolk (also das Personal) wird wie meist als letztes informiert werden, wie es um ihre Zukunft in dem "alten" Altenheim bestellt ist. Na ja, und die Altenheimbewohner haben schon gar nichts zu melden. Gerüchte kursieren freilich schon; und wer weiß, vielleicht schließt der Laden früher, als es uns allen lieb ist. Im Frühjahr will man uns über die Pläne in Kenntnis setzen.
Dreizehn Jahre harre ich nun schon an demselben Arbeitsplatz aus. Man wächst zusammen mit dem Personal, dem Haus, den Bewohnern, sogar mit den Chefs. Mit gemischten Gefühlen denke ich an eine bevorstehende Schließung oder an einen neuen Arbeitgeber. Einerseits würde ein neuer Wind dem Betrieb gut tun, andererseits vertraue ich der Volksweisheit, dass neue Besen besser kehren, nur mit Vorbehalt. Die Altenpflege wird mehr und mehr zum Geschäft. Das Personal und die Bewohner sind Zahlen in einer Kosten-Nutzen-Rechnung. Zum Glück müssen die Betreiber in ihre Berechnungen den Ruf des Hauses einfließen lassen. Um die Betten voll zu bekommen, braucht man auch in der Altenpflege eine möglichst gute Publicity. Drum wird dem Personal ein Schweigegelübde abgenötigt, dass nur nichts "ungehöriges" über die Zustände nach draußen dringt. Natürlich dringt es doch ..., und darum versucht man von oben die Angestellten und Arbeiter zu beruhigen und appelliert an ihr Gemeinschaftsgefühl. Dass den Alten und den Angehörigen zum Teil unmögliches versprochen wird, dass die Einrichtung für sich einen Pflegeleitfaden propagiert, der der Pflegewirklichkeit größtenteils Hohn spricht, daran gewöhnt man sich mit den Jahren. Es gehört zum Geschäft, denkt man, wie all die trügerischen Verpackungen und Werbeversprechen in der Wirtschaft. Die Kundschaft wird legal hinters Licht geführt.
Nun muss man nur noch irgendwie dem einfachen Arbeiter und Angestellten klar machen, wieso er für weniger Geld mehr und besser arbeiten soll, während die Preise steigen. Zu viel Unruhe und Unmut darf man in den Reihen der Beschäftigten nicht schüren, denn sie sind Mitwisser in dem großen Lügengebäude. Man erpresst sich gegenseitig ohne Worte. Der Arbeitgeber droht mit dem Verlust des Arbeitsplatzes, und die Angestellten drohen damit, den Dreck unter den Betten ans Licht der Öffentlichkeit zu kehren. Idealerweise entsteht eine Art Symbiose, solange beide Symbionten zufrieden sind - ein wackeliges Gleichgewicht.
In unserem Heim herrschen seit geraumer Zeit atmosphärische Störungen. Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisierten die Regentschaft der PDL (Pflegedienstleitung). Seitdem fliegen die Fetzen. Das sensible Gleichgewicht der Lügen droht zu kippen. Nun beraten die Direktoren, was zu machen ist.
Am Besten verkauft man den ganzen Laden, bevor alles aus dem Leim geht. Es muss nur sauber von der Bühne gehen, denn man hat noch andere Einrichtungen. Man will keine schlechte Öffentlichkeit. Man verkauft keine Handys wie Nokia ...

Dienstag, 8. Januar 2008

TOO OLD TO ROCK`N`ROLL: TOO YOUNG TO DIE


Yep!

Mittwoch, 19. Dezember 2007

Vorprogrammierte Altersarmut

Gestern bekam ich Post von der Rentenkasse. Sie teilte mir meine zu erwartende Altersrente mit. Ab dem 15.08.2029 darf ich eine Rente in Höhe von 829,55 Euro monatlich beziehen. Davon werden Steuern sowie Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge abgehen. Wenn ich Glück habe, kann ich mir mit dem, was übrig bleibt, im Jahre 2029 eine 2 qm Zelle leisten, wie es sie z.B. bereits in Hongkong gibt.
Schon mal davon Bilder gesehen? Die Menschen leben dort mit ihren wenigen Habseligkeiten in abschließbaren Käfigen, übereinander gestapelt, in denen gerade mal eine Pritsche Platz hat.
In dem Schriebs werde ich darauf hingewiesen, dass ein zusätzlicher Vorsorgebedarf besteht.
"Da die Renten im Vergleich zu den Löhnen künftig geringer steigen werden und sich somit die spätere Lücke zwischen Rente und Erwerbseinkommen vergrößert, wird eine zusätzliche Absicherung für das Alter wichtiger (Versorgungslücke). Bei der ergänzenden Altersvorsorge sollten Sie - wie bei Ihrer zu erwartenden Rente - den Kaufkraftverlust beachten."
Wenn ich diese Zeilen lese, kriege ich einen imaginären Lachanfall, der mir real im Halse stecken bleibt.
Wenn ich mich z.B. mit der Riesterrente zusätzlich absichere, bekomme ich doch auch nur ein paar müde Euro mehr. Spielt es eine Rolle, ob ich im Jahre 2029 mit 800 oder mit 1000 oder wegen mir mit 1200 Euro rumkrebse? In jedem Fall werde ich zum Sozialfall. Wieso sollte ich also von meinem schon spärlichen Gehalt noch etwas für eine Altersvorsorge abzweigen? Kinder habe ich keine, denen ich zur Last fallen könnte, und meine Eltern werden bis dann wohl das Zeitliche gesegnet haben.
Gar nicht auszudenken, wie vielen Altersgenossen mein Schicksal wahrscheinlich teilen. Wir, die zukünftigen Rentengenerationen, werden immer stärker in die Altersarmut rutschen. Ich frage mich, wer das dann finanzieren soll.
Der Wohnkäfig ist gar nicht so unrealistisch. Oder vorher umbringen? Ich denke schon, dass ich mich lieber umbringe, bevor ich den letzten Rest Menschenwürde verliere. Man sollte zu diesem Zweck Suizidgemeinschaften bilden. Gemeinsam lässt es sich bestimmt leichter sterben - (tut mir ja leid um die Altenpfleger(innen) der Zukunft ... man wird einfach zwischen lebenswertem und lebensunwertem Leben trennen ... und von je her, so ist`s in der Natur angelegt, müssen sich jene aus der Gesellschaft verabschieden, die sich nicht mehr selbständig versorgen können. Besser würdig sterben als unwert leben.)
Aber noch ist es nicht so weit, nicht wahr? Mir geht es gut, und ich habe jetzt einen Grund mehr, mich zu besaufen. Ich werde die mir zugestellte "Renteninformation" rahmen und in den Flur hängen - ich verschlucke mich so gern an meinem Lachen.

Montag, 19. November 2007

Im Irrsinn liegt das Gold

Ich wollte, ich könnte meine Seele durch das Schreiben befreien. Ich wollte die Ketten der Angst ablegen, indem ich sie benenne, indem ich sie herausschreie - wenigstens in mir frei sein, die wahren Worte finden wie Gold im Fluss des Lebens. Doch als solcher Goldschürfer bin ich nur ein Glücksritter unter vielen, welche unermüdlich den Flusssand durchsieben; ich frage mich, wie die großen Dichter ihre Nuggets so leicht finden konnten. Was mache ich falsch? Bin ich nicht ehrgeizig genug? Schürfe ich an den falschen Stellen? Übersehe ich das Gold?
Ich habe nur diesen Platz. Ich finde ums Verrecken kein Gold ... . Manchmal sehe ich einen Nachbarn freudig aufschreien. Er kommt zu mir rüber, um mir seinen Fund zu zeigen. "Schön", sage ich.
Er trägt sein Gold sogleich zum Kaufmann und lässt es schätzen. Sein Gold?
Ich wollte, ich könnte einfach nur dasitzen und den Himmel in mein Herz holen. Ich wollte in mir frei sein wie ein Vogel, doch zu schwer sind meine Schwingen - ich laufe wie ein dummes Huhn durch die Welt und gackere und träume von dem einen goldenen Ei, das ich eines Tages legen will.
Allein ich lege kein güldenes Ei. Was mache ich falsch? Habe ich die falschen Gene? Oder brüte ich nicht lange genug?
So viele Hühner rennen zu den Kaufleuten und bieten ihre Eier an. Das sind echte Glückshühner, denke ich, heute wird es auch bei mir klappen ...
Ich will ein Gedicht schreiben, das alle Wahrheiten in sich trägt, das mehr ist als nur ein Gedicht. Wo soll ich anfangen? In mir ist es kalt, staubig und unaufgeräumt. Meine Finger haben keinen Glauben, und meine Sinne stehen steif auf dem Bahnsteig meiner Seele - kein Zug kommt, kein Zug wird niemals kommen - aber die Bahngleise liegen doch vor mir! denke ich verzweifelt.
Der Fahrtwind eines Zuges auf dem Nachbargleis bläht meinen Mantel. Ein paar Poeten steigen ein und winken glücklich. Ich winke zurück. Wohin ihr Zug wohl geht?
Den Glauben an die Wahrheit will ich nicht verlieren. Es ist mein einziger Glauben. Wenn ich die Wahrheit nicht in mir finde, muss ich sie in der Welt suchen ... . Vielleicht suche ich zu verzweifelt in mir? Noch habe ich zwei gesunde Beine. Ich gehe die Pilgerwege, ich übersteige Berge, und ich durchschwimme Flüsse. Ich umrunde die Erde und blicke auf meinem Weg in viele Millionen Augenpaare. Eines Tages werde ich zurück sein.
Eines Tages werde ich zurück sein.

Samstag, 17. November 2007

Fragestunde

Immer wieder mal rauschen mir ein paar naturwissenschaftliche Fragen durch den Kopf - durch den Kopf? Wahrscheinlich fliegen sie wie Satelliten und Weltraumschrott über meine Großhirnrinde.
Ein paar davon treten relativ schnell wieder in die Atmosphäre ein und verglühen, ohne dass ich viel davon mitkriege; aber andere halten sich ziemlich hartnäckig in meiner geistigen Umlaufbahn.
Eigentlich ist es ein ganzer Fragenkomplex. Da es bekanntlich keine dummen Fragen gibt, die man aus Unwissenheit stellt, fange ich einfach mal mit der Fragerei an:

1. Wo fängt das Weltall an?
2. Wo beginnt die Schwerelosigkeit?
3. Warum tritt eigentlich die Schwerelosigkeit ein?
4. Gibt es für den Astronauten einen spürbaren Übergang von der Schwerkraft zur Schwerelosigkeit?
5. Wie sieht das Gravitationsfeld um die Erde aus?
6. Ab welcher Entfernung zur Erde können sich Objekte auf einer Umlaufbahn, quasi ewig, halten? Oder muss alles, was um die Erde schwirrt irgendwann zwingend auf sie stürzen?
7. Stürzt irgendwann der Mond auf die Erde?
8. Was wird mit der Schwerkraft, wenn man ein Loch in Richtung Erdmittelpunkt gräbt?
9. Existiert am Erdmittelpunkt eine Schwerkraft?
und:
10. Nehmen wir mal an, die Erde wäre hohl, (wie der ein oder andere Kopf), würden wir dann auf der konkaven Innenseite herumspazieren können, ohne herunter zu fallen?

Die letzten drei Fragen haben es mir besonders angetan - denn geht es dabei nicht um die Natur der Schwerkraft? Wie verteilt sich die Schwerkraft in einem Materieobjekt selbst?
Ach, bevor ich es vergesse: Wie viele Richtungen gibt es im Weltraum?
Auf sehr weite Entfernungen kann es doch nur eine Richtung geben - nämlich die Richtung hin zum Urknall ...
Hat der Urknall von uns aus gesehen eine Schattenseite?
(Aber das liefe jetzt auf einen anderen Fragekomplex hinaus.)

Ich weiß nicht, ob meinen Mitmenschen eigentlich bewusst ist, wie sehr diese Fragen ihre Existenz, ihr Wirken und ihre Wirklichkeit auf der Erde betreffen.
Die Schwerkraft des Geldes scheint alle Geister in ihren Bann gezogen zu haben. Wiegt das Geld wirklich derart schwer, dass wir um uns herum alles andere gering schätzen?
Nein, entschuldigt, ich wollte in meinem Beitrag gar nicht auf die ethische Ebene abheben.
Davon andermal.

Dienstag, 13. November 2007

Der nächste, der mir am Telefon was verkaufen will, den kille ich!

sdfvlksnklsdnjkvns.dvcdsnmvlKsdcvKsdmv msdV smvLKsdmnv Lsnmdvlmsdv nm lsmnv LKsdm lKsdm Ksmdv mLVBjgvj#rkjvgö#oEkv k m:vmökwlerv mm :dfmbvä-öWS;KMVwÖkvb#pöoerkbv öM;V MKMVSDLmv -

Kürzlich bekam ich einen Anruf von der Telekom. Er sagte, er wäre von der Telekom, aber wahrscheinlich saß der Wichser in irgendeinem Callcenter, welches lediglich als Subunternehmen für die Telekom arbeitete. Er hatte meine Daten, denn ich war bereits Kunde bei der Telekom.
"Herr F., ich möchte sie nicht lange aufhalten, sie haben sicher etwas anderes vor; aber wir möchten sie als Kunden nicht verlieren ... sie benutzen zur Zeit den fgjwelijtrfirejfgpkdföväpodsrfpkvöaväef ,vd,vökrdevöö - Tarif. Mit jfwjofjaoJCFJOFJWELÄFCLÄWJOIÄEWJFLVSDLJCVLKÄWEPOIPOKGPJ würden sie für das selbe Geld bei einer schnelleren Internetverbindung gfjjfälmäjvvgpoäejvbölaöovgwerpokgngbpqig0pbüp#ölb kdfm ... "
Ich unterbrach den Herrn Wichser, der in einem fort geredet hatte, und der sich nicht mal namentlich vorgestellt hatte:
"Moment", sagte ich, "Moment ..."
Und er: "Ah, gut, dass sie etwas sagen, ich wartete schon die ganze Zeit darauf ..." Und er wollte von Neuem loslegen. Aber ich unterbrach ihn strikt: "Halt!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!" Ich erklärte ihm, dass ich prinzipiell am Telefon keine Geschäfte tätigen wolle. Er reagierte natürlich mit Unverständnis. Bevor er mir die Vorzüge eines neuen Vertrags nochmals erläutern konnte, sagte ich unwirsch: "Was mischen sie sich eigentlich in meine Privatangelegenheiten???? jgjerälfgjökvbagpojkbvöalvjjgv#rkvgökvgvmvläkfölgöoer ..."
Daraufhin wurde er kleinlaut. Ich legte befreit den Hörer auf und stellte mir vor, wie dieser Wichser auf seinem Stuhl implodierte.
Aber schon kurze Zeit später empfand ich fast Mitleid für ihn und seine Tätigkeit. Der Wichser spulte sein Ding einfach ab - wahrscheinlich wie ein Automat, alle paar Minuten. Ich dachte unwillkürlich an die Nutten, die ohne zu überlegen jeden Schwanz in den Mund nahmen ...

Scheiße! Fast hatte ich ein schlechtes Gewissen.

Nichtsdestotrotz: Der nächste, der mir am Telefon was verkaufen will, den kille ich !!! mgjmfgjälemgvöljväleävqeräjfgrevmlkdmvälijvlkmvkl df-,öldmkm !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!111

Montag, 12. November 2007

Glaubst du an Gott?

Zur Zeit streitet die Fachwelt wieder eifrig über die Existenz Gottes. Auch ich mache mir im stillen Kämmerchen meine Gedanken. Oft frage ich mich: "Glaubst du an Gott?" Und ich wiederhole die Frage gebetsmühlenartig wie eine Formel. Sie kommt mir an allen möglichen Orten in den Sinn: Wenn ich durch die Stadt laufe, in einer Kneipe sitze, im Bett liege, während der Arbeit ..., auf dem Klo.
"Glaubst du an Gott?" Die Frage hat etwas magisches - wie Rauch in der Luft, den man nicht fassen kann, der sich schnell verflüchtigt. Ich kann die Frage mit "Ja" wie auch mit "Nein" beantworten, ohne dass sich für mich ein Widerspruch ergibt. Wenn ich all die extremen Gottesanhänger, gleich welcher Religion, sehe, würde ich klipp und klar mit "Nein" antworten: Nein, Gott gibt es nicht. Es kann keinen Gott geben, der zwischen Gläubigen und Ungläubigen unterscheidet, zwischen Himmel und Hölle; wegen dem sich Menschen bekriegen und hassen. Aber andererseits, sehe ich die Materialisten, die vehementen Gottesleugner, die Kapitalisten und Rationalisten, ich müsste zwingend auf der Existenz Gottes bestehen - es kann nicht sein, dass die Welt so kalt ist, wie sie diese Menschen beschreiben; es kann doch nicht sein, dass die Welt kein Herz hat, dass es nicht einen Geist der Liebe gibt, der uns Trost und Geborgenheit zuspricht.
So laufe ich durch die Welt und frage mich immer und immer wieder: "Glaubst du an Gott?"
Ähnlich wie bei der Quantenphysik stoße ich auf eine Art "Welle-Teilchen-Dualität". Gott wäre die Welle, schaue ich aber genau hin, sehe ich das Teilchen - wie ein Wissenschaftler - und Gott ist aus meinem Blick verschwunden. Nun wären die Fachleute gefragt, ich höre ihnen gern zu, wenn sie interdisziplinär über die Existenz Gottes streiten. Unleugbar ist, dass es uns gibt, die Menschen. Ich sehe eine Welt, die voller Wunder ist. Selbst die Wissenschaften besitzen nur wenige Erkenntnisse über dieses wahnsinnige Kunstwerk. Und die Theologen? Die Propheten? Auch sie sehen nur einen Teil der Welt - rufen sie gar zu Krieg und Hass auf, dann sind sie vor Wirrnis blind, blind für die Liebe (und Gott).

Genug philosophiert für heute. Ich wende mein Gesicht der Welt zu und sage mir die Frage wie ein Mantra: "Glaubst du an Gott ..."

Freitag, 9. November 2007

Analski

Leider kommt es vor, dass ich nachts desöfteren zum Pinkeln aufstehen muß. Noch halb im Schlaf lege ich die wenigen Meter zur Toilette zurück; wie ein Schiff, das bereits untergegangen, sich schwer wieder über die Wasserlinie schafft ... etliche wirre Gedanken sprudeln durch die Ritzen und Planken meines trunkenen Geistes, also ich dem Harndrang endlich Folge leiste und mich zum Örtchen bemühe. Müde, wie ich bin, setze ich mich gar zum Pinkeln. Die Blase eines alten Mannes braucht ihre Zeit.
Währenddessen nehme ich, was mir gerade in den Sinn kommt und bastele daran wie ein Kind mit Bauklötzen. Scheinbar belanglos ergeben sich Worte und "Wortmutationen". Aus "Eis" wird z.B. "Scheiß".
Gestern Nacht spielte ich dieses Spiel mit dem Wort Anarchie.
Und es sprudelten mir beinahe synchron zu meiner Miktion folgende "Wortmutanten" in den Kopf:
Anarschie, Analschie, Analski ..., und noch einige andere unsinnige Wortkreationen, die ich aber inzwischen vergaß. Möglich, dass mir heute Nacht wieder etwas einfällt. Die Nacht und der Schlaf sind besondere Orte, die ein anderes, eigenes Bewußtsein haben. Mein Geist wird zum U-Boot, taucht ab ins Halbdunkle, in die tintenschwarze Nacht.

Am Ende Krautwickel

Basel war voll. Auf allen Plätzen war die Herbstmesse zu Gange mit Ständen und Fahrgeschäften. Basel war auf den Beinen. Die Trams schienen mir noch mehr über die Füße zu fahren als sonst. In der Stadt bewegte ich mich meist zwischen Barfüsserplatz und Claraplatz. In deren Nähe befanden sich die Kneipen, welche ich aufsuchte, um mich von der Hektik, dem Verkehr, der Kälte und dem Business zurück zu ziehen. Über den Rhein flatterten die Möwen im Wind, oder sie schaukelten blendend weiß auf den Wellen wie Papierschiffchen. Die Sonne hielt manchmal ein Stelldichein. Lange Spaziergänge machte ich nicht. Schnell saß ich in einer ausgewählten Kneipe, bestellte eine Stange und las. Ich las "Fuck off, Amerika" von Eduard Limonow. Ich las den autobiografischen Roman fast in einem Ritt. Limonow (ein Russe) schreibt darin über seine Emigration, seine Zeit als Herumtreiber in New York (Mitte der Siebziger). Das Buch ist ein einziger Wirbelwind aus Zivilisationskritik und beißender Ironie. Ich schlappte mit Limonow durch Basel und New York, zwischenzeitlich in Gedanken mehr in New York und Limonows Verrücktheiten als in Basel - dem Basel im Herbst 2007, einem bunten Städtchen am Rhein, das sich sauber und ordentlich, ebenso langweilig und bieder präsentierte. Die Kneipen, welche ich aufsuchte, stellten bereits die Nischen des sauberen Schweizer Bürgertums dar. Dort verkehrten wohl mehr die Bürgerschrecke. Oder die Franzosen, Intellektuelle und Künstler, die es zumindest sein wollten. Oder eine Anzahl von Studenten. Das "Mr. Pickwicks", Nähe Barfüsserplatz war da eher eine Ausnahme - eine englische Sportkneipe, wo das Bier sündhaft teuer ist.
Ich setzte mich wie immer an die Bar und trank das billigste Bier, das im Angebot war. Auf den TV- Bildschirmen, die überall in der recht geräumigen Wirtschaft herumhingen , liefen den ganzen Tag Sportwettkämpfe, welche Engländer interessieren könnten: Fußball, Polo, Cricket und all so ein Zeug.
In diesem Pub verkehrten hauptsächlich Engländer, und nicht wenige. Ich fragte mich, was die alle in der Schweiz zu tun hatten. Ja, Basel beherbergt eine bunte Mischung aus Völkern. In Kleinbasel (rechtsrheinisch) war das Treiben am buntesten. Großbasel war dagegen mehr in Schweizer Hand. Als Besucher sehe ich nicht so sehr die feinen Nuancen. Ich saß auf dem Barhocker in "Mr. Pickwicks", weil mir die Atmosphäre ganz gut gefiel, und weil ich ab und zu Cricket, diese mir geheimnisvolle Sportart, betrachten konnte - ich rätselte dann immer, was wohl die Regeln seien. Außerdem lauschte ich gern dem Englischen, um zu prüfen, was ich davon noch verstand. Sehr oft bin ich enttäuscht wegen meiner verloren gegangenen Sprachkenntnisse.
Es war bereits dunkel. Draußen wirbelten die Herbstblätter im Licht der Laternen sowie die Flut der feierabendlichen Einkäufer oder Müßiggänger wie ich. Im rechten Winkel zu mir saßen ein Mann und eine Frau an der Theke. Ich versuchte ihrem Gespräch unauffällig zu folgen und bekam so viel mit, dass sie eine Pianistin war und er ein Araber, ein Geschäftsmann, der in "Fashion" machte. Ich fummelte mir die Worte, die ich heraushörte, zu einem Sinn zusammen. Kurz überlegte ich mir, ob ich wieder mit Limonow durch New York streunen sollte, aber ich ließ die Lektüre in der Tasche - denn die Pianistin hatte es mir angetan. Der arabische Geschäftsmann und die Pianistin unterhielten sich auf Englisch.
Ich weiß nicht mehr, wie ich mich in das Gespräch einmischte; der Araber war gerade auf Toilette. Ich betonte, dass ich nicht stören wolle. Ich kann schwer sagen, ob der Araber über einen zusätzlichen Gesprächspartner sonderlich erfreut war, als er vom Pinkeln zurückkam. Sein Gesicht war schwer zu lesen. Aber sicher war er höflich, denn er bot mir von seinen Zigaretten an. Ich glaube, wir sprachen ganz allgemein über die Völkerverständigung. Ich ratebrach mit den Rudimenten meines Schulenglischs; und Worte, die mir nicht einfielen, übersetzte die Pianistin. Sie schien sehr amüsiert von meiner Gegenwart zu sein, denn manchmal verschwand sie, in schallendes Gelächter ausbrechend, in dem Treppenabgang zur Toilette. Wir mussten ein komisches Trio abgeben: Der leicht distinguierte, arabische Geschäftsmann, die temperamentvolle, einheimische Pianistin und ich. Wir stellten uns einander vor, aber ich vergaß ihre Namen wieder; ich war nicht mehr ganz nüchtern. Ich betrachtete die schönen Hände der Pianisten, ihr gelocktes, braunes Haar, ihre intelligente Stirn, das Funkeln ihrer Augen ... und ihr Lachen. Natürlich, ganz so schnell verliebe ich mich nicht; aber irgendwann kommt man der Sache langsam näher. Vielleicht wäre ich bei den Beiden hängen geblieben, wenn ich nicht doch das Gefühl gehabt hätte, dass ich störte - zumindest meinen männlichen Konkurrenten; die Absichten der Frau konnte ich nicht einschätzen. Als der Araber mal wieder auf Toilette war, sagte sie mir, dass sie aus Langeweile froh über die Unterhaltung mit ihm gewesen wäre. Ich sagte, dass es mir genauso ginge. Sie trank Whiskey. Daneben stand eine Karaffe Wasser. Sie würde davon nie richtig betrunken, meinte sie, ich solle es auch mal probieren.
Nichtsdestotrotz, ich musste gehen. Meine türkische Gastgeberin wartete mit dem Essen. Bevor ich mich mit einem Händedruck verabschiedete, schnorrte ich von dem Araber noch eine Zigarette ...
Er hatte bereits den zweiten oder dritten Drink der Pianistin spendiert - ich glaubte darum nicht, dass ich seine Höflichkeit überstrapazierte. Von der Haltestelle Barfüsserplatz ging meine Tram, Linie 3. Es war früher Abend, gegen sieben Uhr. Ich verpasste den Ausstieg und musste zwei Haltestellen zurücklaufen. In der Colmarerstrasse gab es Krautwickel.

Dienstag, 30. Oktober 2007

Die Frauen dürfen 2011 vor der eigenen Haustüre kicken!

Die WM 2011 wurde wieder nach Deutschland vergeben. Blatter gab es gerade bekannt. Nach den Männern dürfen wir auf die Frauen gespannt sein. Spätestens dann will ich auch mal ein Fußballstadion besuchen. Aber wer weiß, was in vier Jahren ist. Ich meine nicht mit der Welt - sondern mit mir. Sollte ich immer noch als Nachtwache Popos abputzen? Oder werde ich in irgendeiner Kneipe als Hartz IV Empfänger unterm Tresen liegen? Oder längst vom Erdboden verschluckt worden sein?
Ich würde mich freuen, die Frauen am Ball zu sehen - live und ungeschminkt.
Zwanziger nannte sie "Mädchen". Ich schämte mich für ihn. So ein Arschloch, dachte ich, und blickte auf die Miene von Bundesministerin Leyen, die neben ihm saß. Na gut, die Funktionäre sind meistens Arschlöcher.
Nun bin ich ganz sentimental angesichts der vielen schönen Ereignisse, die ich in meinem Leben bereits verfolgen durfte. Dazu gehören natürlich meine Geburt aber auch geschichtsträchtige Großereignisse wie die Wiedervereinigung und ... eine Kategorie kleiner eben auch solche Sportveranstaltungen wie Weltmeisterschaften und Olympiaden. Ich liebe den sportlichen Geist, den fairen Wettkampf; und vor allem freue ich mich über die vielen authentischen Gefühlsregungen, ganz besonders die Freudentränen.
Lug und Trug wird es immer geben. Doch ich finde, dass bei solchen Großereignissen die Völkerverständigung und der sportliche Geist überwiegen. Jedes ausrichtende Land sollte sich dieser Verantwortung bewusst sein. Und auch jeder Sportler, jede Sportlerin, welchen die Ehre zuteil wird, an den Wettkämpfen teilzunehmen. Der Sport ist ein Politikum in der Welt - ähnlich wie Kunst und Kultur und die Wissenschaften. Deren Protagonisten bewegen sich auch moralisch im Focus der Öffentlichkeit.

Als nächstes steht die Fußballeuropameisterschaft 2008 in der Schweiz und in Österreich an. Quasi vor der Haustüre. Von mir aus könnte ständig etwas laufen. Die Formel 1 Saison ist rum und für Biathlon und Skispringen interessiere ich mich zu wenig. Was mache ich nur in der Zwischenzeit?

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