Die Arschwischmaschine hat frei
Heute Familientreffen und Besprechung der Angelegenheiten betr. Pflege und Unterbringung meines Vaters, Erkrankung meiner Mutter etc..
Mit leichtem Magengrummeln sehe ich dem Treffen entgegen. Aus den verschiedensten Gründen, die zu erörtern mir im Moment schwerfällt.
Gestern stieß ich zufällig auf einen Beitrag auf diesem Blog, in dem ich meine Bedenken und Sorgen bereits Mai 2008 ansprach:
Wer pflegt meine Eltern?
Nun sind die Dinge traurige Realität geworden.
Der Tag zeigt sich eisig, der Himmel in kaltem, hellen Blau. Das Schneechaos blieb gestern aus. Die Straßen sind weitgehendst frei von Schnee. Bus und Straßenbahn sollten problemlos fahren.
Zufällig schaute ich aufs Datum – ist ja Nikolaus! Eine Erkältung bahnt sich an. Oder ist es eine Weihnachts-Allergie? Jedenfalls läuft die Nase. Ich schlief bis Mittag. Total gerädert. Eigentlich dachte ich nie, dass ich ein Psycho wäre. Blubber. Aber wie das so ist. Erstens anders, zweitens, als man denkt. Nein, wirklich, ich dachte immer, dass ich noch rational genug drauf bin, - den Überblick habe. Scheißedeckel. Nikolaus mit Schwanz im Mund!? Womöglich habe ich Ansätze von verbalem Tourette. Fuck-Huhn-Mist! Was soll`s. Was raus muss, muss raus.
Vielleicht sitze ich mit dem Laptop auf dem Klo. Wäre das nicht eine Erklärung? Blitze vor meinen Augen, wenn ich sie schließe. Sterne. Farbig und Schwarz-Weiß. Aus der Kloschüssel tönt Musik. Sie klingt irgendwie hohl und blubberig. Verzerrt. Aber es passt zu dem Udo Lindenberg Song, der gerade läuft. Gar nicht übel. Wie lange will ich eigentlich hier noch sitzen? Warum wurde ich so alt? Ich fahre mir mit der Hand das Kinn entlang. Es kratzt leicht. Schön. Oder sonderbar. Das ist mein Kinn. „Meins!“ sagte der türkische Teenager bei jeder Gelegenheit. Egal, um was es sich handelte – eben wenn er es in Händen hielt. Ein paar Millionen Jahre her, und noch immer träume ich davon. Manchmal halt. Ich lache. Ich kann lachen, ohne zu lachen. Und mit Weinen funktioniert das auch. Wow! Zufällig wendete ich meinen Kopf um 90 Grad nach links zum Fenster.
Es schneit! Die kleinen Flocken stürzen wie Kometen zur Erde. Ich spüre sie auf meiner Haut, obwohl ich im Zimmer sitze. Jedes Gefühl ist in meinem Kopf gespeichert. Alles, was ich je erlebte, ist als Bild und Emotion gebunkert. Nicht als so `ne Art Fotoalbum. Verfluchte Scheisse! Ihr wisst wieder nicht, was ich meine! Nikolaus mit Schwanz im Mund?
Auch Lou Reed hört sich ganz gut auf dem Klo an. Zusammen mit Metallica. Die Schneeflocken sind eine Armee von weißen Soldaten. Eine Armee von Falschschirmspringern … oder Außerirdischen. Die Invasion! Uff! Geschafft!
Ich spüle.
Ich massierte mir mit dem Vibrator, der eh nur Deko ist, und der nutzlos auf dem Bücherregal vor einem Buch von Charles Dickens herumsteht, die Schläfen. Batterien sind drin. Seit Jahren dieselben. Ich schaute nach – nein, sie laufen noch nicht aus. Müssen gute Batterien sein. Also, man kann sich mit so einem Ding ganz gut die Schläfen massieren. So viel steht nun fest. Und das Surren ist gar nicht unangenehm. Man muss es sich ja nicht stundenlang reinziehen. Ihr wollt wissen, ob er doch schon mal richtig in Benutzung war? Zweckmäßig halt – als Höhlenmassagegerät …? Nein, das verrate ich nicht. Ich sehe ihn aber gern auf meinem Bücherregal rumstehen. Weiß gar nicht, warum. Er sieht dort aus wie ein Obelisk. Und Obelisken stehen schließlich ziemlich oft in der Gegend rum, ohne dass das großartig hinterfragt wird.
An meinen Vibrator pinkelt wenigstens kein Hund.
Wahnsinn, was sich die Erwachsenen alles ausdenken. Im Altenheim stehen z.B. zwei Massagesessel, die quasi nie als solche benutzt werden. Klar, es gibt gewisse Kollegen, die es sich nicht verkneifen können, - weil es lustig ist. In meinen Nachtdiensten ziehe ich mir auch einen in Stellung, um zwischendurch vorm TV die Füße hoch zu legen. Aus Versehen drückte ich dann schon mal den falschen Knopf, und eine doofe Massagefunktion setzte ein. Inzwischen verkabele ich den Sessel lieber nicht mehr mit der Steckdose. Ich komme mit der Bedienung nicht klar. Ich stelle mir einen Stuhl vorne dran, um die Beine hochzulegen. Ist einfacher so. Und ich kann nichts kaputt machen.
Mit dem Vibrator auf meinem Bücherregal hatte ich noch keine Probleme. Wie die Buchrücken gehört er zum Inventar. Mir würde sofort auffallen, stände er nicht mehr dort. Ab und zu nehme ich ihn in die Hand und schaue, ob er noch funktioniert. Das tut er. Das tat er gestern – an meinen Schläfen. Ab und zu ziehe ich auch ein Buch aus meinem Regal, wie Whitmans „Grashalme“, das gar nicht so weit weg von Charles Dickens steht. Ich blättere darin und finde Sachen … finde Gedichte, die meine Seele aufs Neue bewegen. So ergänzt sich alles irgendwie, oder wie seht ihr das?
Der Himmel kann schwerer sein als die Erde. Ich wandelte auf einem matten, schmutzigen Spiegel durch die Stadt. Ich kämpfte mich durch einen Wald von Regenschirmen. Eine Flut von Studenten und Studentinnen quoll aus den Bussen. Sie kamen mir vor wie Kinder. Sie waren wie das Wasser, das sich einfach der Schwerkraft nach seinen Weg suchte. Es regnete unaufhörlich. Ich hatte keinen Schirm dabei und huschte unter den Vordächern der Buden über den Weihnachtsmarkt. Einzelne Gruppen von Studenten standen am Glühweinausschank. Ich trank irgendwo alleine eine Feuerzangenbowle. „Die erste Feuerzangenbowle Heidelbergs“ stand in hölzernen Lettern angeschrieben. Sie war zu süß und nicht heiß genug.
Wenigstens waren die teuren Maroni nicht faul. Ich kaufte mir 100 Gramm, bevor ich ins Taxi nach Hause stieg.
Stippvisite an einer Theke
Es ist unendlich schwer loszulassen. Am Schwersten ist es, das eigene Leben loszulassen. Die Soldaten in den Schützengräben wussten davon ein Lied zu singen. Als junger, kräftiger Mensch will man schon gar nicht sterben. Der Jammer ist aber in jedem Fall groß. Es sind die Ausnahmen, die dem Tod schließlich gelassen ins Auge blicken. Ganz egal, ob alt oder jung. Ich weiß nicht, wie ich es schaffen werde. Also, falls ich Zeit zum Nachdenken habe. Auf der Talstrasse fahren viele LKWs, und ich muss sehr oft die Talstrasse überqueren. Dann erspare ich es mir, weise zu werden. Immer wieder denke ich an den Ausspruch einer Arbeitskollegin im Altenheim: „Bevor ich so werde, schieße ich mir eine Kugel in den Kopf.“ Mit „so“ meinte sie die Dementen, die wir pflegen. Damals dachte ich, dass sie das nicht ernst meint. Man sagt so was schon mal leicht dahin. Aber jetzt, wo meine Eltern alt sind, und ich selbst viel geschwinder, als mir lieb ist, auf die dritte Lebenshälfte zusteuere …, überlege ich mir langsam, wo ich mir eine Pistole besorgen kann.
Es ist unendlich schwer loszulassen. Nicht nur von Menschen. Auch von Dingen. Oder von Wünschen und Träumen. Aber das ganze Leben bedeutet „Loslassen“. Nur wird darauf kein Schwein je vorbereitet. Ich erlebte noch nie, dass ein Pfarrer oder Seelsorger wirklich Trost am Sterbebett spenden konnte. Der Tod wurde wie alles, was schwierig ist, bürokratisiert. Wir kennen es gar nicht mehr anders. Es gibt ja auch ungeheuer viele Dinge vorher und auch noch nachher zu regeln. Der Mensch wandert in den Aktenschrank. Der Seelsorger sitzt nicht aus eigenem Antrieb am Sterbebett, sondern weil er dorthin bestellt wurde. Ich selbst verrichte meine Arbeit im Altenheim zunehmend entseelt. Vielleicht noch nicht ganz. Ich spüre aber den psychischen Verfall ganz genau an mir.
Noch mehr am Leben zu sein als die anderen, war mein Ziel. Heute weiß ich, dass ich loslassen muss. Ich lasse los von einer besseren Welt, von besseren Menschen, von allen Idealisierungen; ich lasse los von einer besseren Zukunft und von der Vorstellung, ein guter Mensch zu sein.
Ich kann regelrecht süchtig vom Loslassen werden. Denn kurz danach fühle ich mich immer erleichtert. Nicht, dass ich zu viel loslasse. Am Ende bliebe mir weniger als Nichts. Womöglich der Irrsinn. Wahrscheinlich hat es uns die Natur darum so schwer gemacht loszulassen. Zu viele Selbstmorde würden das Fortbestehen der Art gefährden.
Wer ist eigentlich diese scheiß Natur?
"Manche Leute drehen nie durch - was müssen die für ein grauenhaftes Leben führen."
Charles Bukowski
Hatschiii! Meine Wohnung ist eingestaubt. Ich komme zurück, und alles ist noch an seinem Ort, nur eben mit einem dickeren Staubbelag. In zwei Wochen kann viel passieren – muss aber nicht. An der Elternfront nichts Neues. Und im Altenheim – ich träumte in den Nächten oft vom Altenheim – wird auch alles wie gehabt weiterlaufen. Ja, ich glaube, dass eine Bewohnerin inzwischen verstarb, denn wenn nicht, wäre es ein Wunder. Zurückkommen ist in jedem Fall seltsam, wenn man eine Zeitlang weg war. Auch wenn es nur zwei Wochen sind. Es ist verwirrend. Die Wirklichkeit hat Risse. Die Wirklichkeit ist nicht in jedem Falle wirklich. Abseits der Träume wird mir klar, dass alles eigentlich irreal ist. Es wurde mir nur eingeredet, dass alles so seine Richtigkeit hätte.
Günther Jauch talkt mit seinen Gästen über den Tod. Er hat einige Krebskranke mit der Diagnose „unheilbar“ in seine Sendung eingeladen. Auf Phoenix läuft die Wiederholung des Abendtalks. Eigentlich wollte ich Musik hören, aber ich lausche dem TV. Schon immer übte das Thema „Tod“ eine große Faszination auf mich aus. Vielleicht ist es seine Absurdität. Weil dies ein Grundgefühl in meinem Leben ist – schon das Dasein ist absurd. Wozu auf die Welt kommen, wenn ich eine Zeitspanne später wieder sterben muss? Ich kann darum auch nicht dankbar für das Leben sein. Natürlich mache auch ich, da ich schon mal da bin, das Beste aus der Situation. Doch die Schwermut bleibt unauflösbar in mein Wesen eingewoben. Ein Grund, warum ich keine (eigenen) Kinder wollte, ist, dass ich das Leben selbst im Grunde ablehne. Harter Tobak – denn zwischendurch lebe auch ich gerne. Doch immer blieb ich ein Fremder im Leben. Ich schaute mich um und wunderte mich. Womöglich habe ich einen Fehler in den Schaltkreisen meines Kopfes. Die Welt um mich herum erscheint mir jedenfalls völlig unsinnig, und in diese Welt auch noch Kinder zu setzen, das wäre wie die passionierte Bejahung dieser Unsinnigkeit. Nun ist die Familie auch in der Westlichen Hemisphäre (noch) Usus, was mich dazu verdammt, ein Leben am Rande der Gesellschaft zu führen. Nein, ich fühle mich deswegen nicht krank. Ich bin auch nicht wirklich unglücklich. Ich lebe einfach in einer schwierigen Disposition zu vielen Dingen, Traditionen, Bräuchen, Gewohnheiten, die den meisten Menschen selbstverständlich erscheinen, - welche so gut wie nie hinterfragt werden.
Dass ich lebe, ist ein Kompromiss, den ich gezwungenermaßen mache. Jeden Tag neu. Wenn überhaupt, dann liebe ich die Freiheit. Ich suche etwas, was im Leben nicht zu finden ist. Meine Wirklichkeit hat lange schon Risse. Ich löse mich auf. Was bleibt, ist etwas, das funktioniert, weil es dazu verdammt ist.
Jauch hat mit seinen Gästen zu ende diskutiert. Der Tod saß gutmütig im Publikum und klatschte. Ich schalte die Musik ein. Im Hintergrund läuft die Waschmaschine. Sie schleudert schon …
Der Blätterwald vor meiner Tür lichtet sich zusehends. Auf dem Fußweg ein braun-gelber Laubteppich. Der Himmel grau mit einem hellen Fleck, wo die Sonne sich bemüht. Die Erde ist nass. Es riecht nach Fäulnis. Ich werde einen kleinen Spaziergang hinunter in die Stadt unternehmen, vorbei an dem alten Altenheim, die frische Herbstluft einsaugen. Auch die Bewegung wird mir gut tun, nachdem ich gestern in der Wohnung versackte.
Morgen um diese Uhrzeit rattert der EC mit mir Richtung Klagenfurt. Ich dürfte dann schon auf der Höhe von München sein – wahrscheinlich im Restaurantwagen etwas Zeit totschlagend. Daratt daratt daratt. Prima Sache, dass ich eine Freundin in Kärnten habe, auch wenn die Zugfahrt ganz schön enervierend sein kann. Den Urlaub habe ich nach Arbeitsstress und Familiendramatik dringend nötig.
Eine Feundin in der Karibik wäre freilich auch nicht schlecht gewesen. (Olivia, nicht hauen – autsch!)
Allen Bloggern und Lesern eine gute Zeit!
Die Halloween Nacht im Altenheim verlief normal (beschissen). Man könnte auch sagen, dass im Altenheim immer Halloween ist. Bei den Eltern zuhause überstürzten sich die Ereignisse. Mutter hatte Vater trotz der dringenden Empfehlungen des Umfelds vom Krankenhaus wieder nach Hause genommen. Der Sozialdienst des Krankenhauses hätte eine Überleitung in ein Pflegeheim organisiert. Schon in der ersten Nacht spitzte sich die Situation im Elternhaus wieder zu, so dass Mutter völlig erschöpft am nächsten Morgen die Einweisung Vaters in ein Altenheim am Ort selbst bewerkstelligte. Inzwischen ist Vater in der Geriatrie. Sie wurden im Altenheim nicht mit ihm fertig. Seine Demenz ist so weit fortgeschritten, dass er nicht mehr einsichtsfähig ist. Er sieht nur die fremde Umgebung, dass Mutter nicht bei ihm ist, und dass der Rucksackverband zwickt.
Ich blicke auf zwei anstrengende und emotional bewegte, nervenaufreibende Wochen zurück.
Ich fühle mich ziemlich beschissen. Die vielen Nachtdienste und die Dramatik um meine Eltern machten mich fertig.
Gerade telefonierte ich mit meiner Mutter. Sie besucht heute meinen Vater in der Geriatrie. Und ich befürchte fast, dass sie ihn zurückholen wird, wenn sie ihn in einem bemitleidenswerten Zustand dort sieht. Vorsichtig mahnte ich sie nochmals, dass sie Vater unmöglich zuhause versorgen und pflegen kann. Ich erklärte ihr nochmals das Krankheitsbild Alzheimer Demenz.
Sie fragte mich, wann ich nach Kärnten fahre. Ich sagte: „Montag“. Sie fragte, ob ich zwei Wochen bleibe. Ich antwortete: „Ja, aber notfalls kann ich früher zurückfahren.“
„Du kannst Vater unmöglich zurück nach Hause holen“, betonte ich.
„Mal sehen“, meinte sie.
Sie war relativ knapp angebunden am Telefon. Ich denke, sie kocht ihr eigenes Süppchen. Möglicherweise holt sie ihn allein aus Trotz zurück.
Ich fühle mich wie in einem toten Winkel einer Saftpresse gefangen.
Könnte man die Seele abstauben wie ein Regal. Vielleicht haben darum manche diesen Putzfimmel. Wenn es innerlich nicht geht, dann wenigstens außen.
Mein Vater stürzte und brach sich das Schlüsselbein und eine Rippe. Nach dem Röntgen sagte die Ärztin, dass es nicht so schlimm sei, da die Schulter okay ist. Hat die eine Ahnung. Es ist prekär, aber besser wäre gewesen, wenn die Verletzungen für eine stationäre Aufnahme ausgereicht hätten. Er bekam also einen Rucksackverband, der ihm gar nicht behagte, und wurde nach Hause entlassen.
Bereits heute Nacht passierte, was im Prinzip vorhersehbar war. Vater riss sich den Verband ab und stürzte in der Küche. Der Notarzt überwies ihn in ein Krankenhaus mit Reha-Einrichtung. Er brach sich noch eine Rippe dazu. Das Unglück verschafft uns (hauptsächlich meiner Mutter) erst mal Luft, um alles Weitere zu organisieren. Vater kann unmöglich nach Hause zurück. Seine Unterbringung in einem Pflegeheim ist unabdingbar.
Es regnet gelbe Blätter von den Bäumen, die in der Sonne golden schimmern. Es ist bitter kalt, aber die Luft ist klar und sauber. Die Berge des Odenwalds tragen weiße Hauben.
Ich glaube nicht, dass mein Vater reha-willig ist. Seine Alzheimer Demenz ist bereits zu weit fortgeschritten. Er vergisst nach wenigen Minuten, was man ihm sagte. Wenn man ihn drängt, reagiert er störrig und wütend. Er ist mit sich und der Welt nicht mehr eins.
Die Uhren wurden auf Winterzeit umgestellt. Seltsam, wie die Dinge sich zueinander fügen. Als würden sie lächeln und gleichzeitig weinen. Könnte man die Seele abstauben wie ein Regal.
Ich reiße die Fenster auf, wische nur oberflächlich über die Regale. Musik läuft. Ich drehe etwas lauter, blinzele in die Mittagssonne. Ich wusste bis dato nicht, dass ein Knochenbruch ein Segen sein kann.
Anstehender Besuch bei den Eltern. Die Wolken hängen tief. Graupelschauer. Waschküchenatmosphäre. Mit Bus und Straßenbahn werde ich gut zwei Stunden unterwegs sein. Ich liebe diese Besuchsfahrten nicht – immer in der bangen Erwartung, in welcher Verfassung meine Mutter ist. Sicher wird sie sich freuen. Mein Vater, nun schon etwas durch seine Demenz der Welt entrückt, auch. Mir ist klamm ums Herz. Und kalt.