2019 - Reisen

Sonntag, 28. April 2019

Die schönen Polinnen


Ein Blickfang waren die Polinnen. Die meisten mode- und figurbewusst. Da waren einige Geschosse dabei, die auch mit einer natürlichen Schönheit aufwarten konnten. Wie kommt das? – Sowieso im Vergleich zu den eher unscheinbaren polnischen Männern… Bei den Polen und Russen gibt es verdammt gutaussehende Frauen! Meine Ex war Russin, und die hatte echt Stil. Demgegenüber kommen die deutschen Hühner im Allgemeinen schlampiger daher. Schon seltsam diese Unterschiede zwischen den Völkern. Eigentlich hege ich seit dem Desaster mit meiner Ex eine Aversion gegen diese Ladies aus dem Osten – andererseits: nicht alle müssen so hohl sein wie meine Ex. In Posen konnte ich mich kaum sattsehen an gutgebauten weiblichen Erscheinungen. Scheiß also auf meine schlechten Erfahrungen!
Ich mag stolze Menschen, wenn sie dabei nicht in die Arroganz abrutschen. Eine Gratwanderung. Ich besitze ein Gespür für solche außerordentlichen Personen, die die Balance halten. Bleibt zu hoffen, dass ich noch eine Chance bekomme… Zur Not nehme ich auch eine Ostdeutsche. Die sind den Polinnen ein bisschen ähnlich. Zum Beispiel die Schauspielerin und Sängerin Anna Loos. Die finde ich einfach klasse!

Montag, 22. April 2019

Was machte ich in Posen?


Ich lief mir Blasen. Dachte mir, bevor ich in Berlin mit dem Finger in der Nase steckenbleibe – mal was anderes sehen. Mit dem EC waren es dreieinhalb Stunden. Recht komfortabel. Auf der Hinfahrt reiste ich 1. Klasse, weil so kurzfristig nichts anderes zu bekommen war. Für Zeiten wie Ostern sollte man am Besten schon etliche Wochen vorher wissen, wohin man seinen Arsch bewegen will. Ich haderte damit zu lange. Der Typ im Reisebüro war noch nicht mal fähig, ein Zimmer für mich zu finden. Ein Problem war, dass ich nicht im Besitz einer Kreditkarte bin, weil bei der Buchung übers Internet zumeist eine Kreditkartennummer verlangt wird. (Ich hasse Kreditkarten!) Okay, ich besorgte mir ohne den inkompetenten Heini vom Reisebüro ein Zimmer. Muss ja nicht das Sheraton sein. Über Booking.com kam ich zu einer Pension, wo ich für die zwei Nächte nur gut 40 Euro berappte, freilich ohne Frühstück, und Toilette auf dem Flur.

„Nur das Teuerste ist gut genug“, meinte die Schaffnerin provokant, als sie meinen Fahrschein begutachtete. Ich war perplex über ihren Spruch und musste erstmal schlucken. „Ich kriegte nichts anderes mehr“, erwiderte ich verärgert und verwundert zugleich. Was meinte diese Person damit? Sie arbeitete doch selbst in diesem Verein, der mir das Erste-Klasse-Ticket quasi aufgenötigt hatte. Am liebsten hätte ich mit ihr eine Diskussion angefangen, aber sie knipste bereits die nächsten Fahrkarten ab… Ich trat ihr in Gedanken in ihren hässlichen dicken Arsch.
Gefühlt war die Reise ziemlich kurz. Ich hörte meine Lieblingsmusik über Ohrstöpsel und trank Dosenbier. Als ich ankam, hatte ich ein paar Orientierungsprobleme. Überall Polen, noch viel mehr als in Berlin. Aber ansonsten sah es auf den ersten Blick nicht viel anders aus.
Ich war in Posen – was machte ich allein in Posen? Egal. Man muss doch ständig irgendetwas machen. Nach kurzem Herumirren fand ich die Pension. Alles war gut. Ich wollte sowieso gleich wieder raus. Der Tag war sonnig wie das gesamte Ostern. Ich schlappte drauflos…

Sonntag, 7. April 2019

Von Örtchen zu Örtchen


Hätte ich nur etwas längere Arme, könnte ich mir, während ich auf der Toilette sitze, die Hände waschen. Das kleine Bad ist (neben der Miete) das größte Manko meiner Wohnung. Man muss immer irgendwas in Kauf nehmen. Inzwischen gewöhnte ich mich daran. Die Beengtheit kann auch seine Vorteile haben: Bei einem Brechdurchfall muss ich mich nicht vom Klosett erheben, sondern kann gleich neben mir in die Wanne kotzen.
Noch enger waren nur die Toiletten auf Gran Canaria, jedenfalls in den Bars. Es war `ne verdammte Yoga-Übung, sich dort den Hintern abzuwischen. Wenn ich wieder draußen an meinem Tisch saß, fragte ich mich, wie das beleibtere Gäste machten. Ist wahrscheinlich eine Frage der Technik, die man mit der Zeit entwickelt. Da ich entgegen meiner Gewohnheit während meines Urlaubs morgens frühstückte, änderten sich damit auch die Zeiten der Darmentleerung, d.h. sie gerieten durcheinander. Sowieso musste ich wegen meines Bierkonsums während meiner Inselausflüge mehrmals die Toilette aufsuchen. Mann, es war heiß! – da muss man viel trinken! Besonders angenehm ist es jedenfalls nicht, wenn man durch den Druck der unteren Eingeweide kaum noch einen klaren Gedanken fassen kann und in einer fremden City in einem fremden Land durch die Gegend irrt. Öffentliche Toiletten waren sehr rar, geschlossen oder total versteckt. Manchmal fragte ich mich, ob ich der einzige mit dieser Problematik war. Wie machten es die vielen anderen? Ich stellte dazu mehrere Theorien auf, die ich aber alle wieder verwarf, weil sie entweder zu absurd waren oder einen Haken hatten. Ich fantasiere zwar gern, aber schlussendlich würde ich mich als rational denkend bezeichnen. Die Welt ist voller Mysterien. Wo fressen und trinken die Menschen das alles hin? Überall und zu jeder Zeit wurde gefuttert…, als ob morgen die Welt unterginge. Die paar Bier, die ich trank, waren demgegenüber Askese. Tagsüber aß ich nichts, erst wieder gegen Abend, wenn ich ins Hotel zurückkehrte.
Also, ich fand immer rechtzeitig ein Örtchen. Erleichtert konnte ich danach weiterziehen. Las Palmas gefiel mir richtig gut. Die Touristikschwemme verlor sich im städtischen Gewimmel. Ich lief sonnenbrandgeschädigt im Schatten der Straßenzüge Richtung Santa Catalina und gelangte schließlich an den weit ausladenden Playa de Las Canteras… Da saß ich also alleine auf dieser Insel, schaute auf die Menschen und die Kulisse vor mir. Wind streichelte mein graues Haar. Keine Ahnung, was mir durch den Kopf ging. Alles liegt bereits wieder im Dunst des Gestern.

Samstag, 6. April 2019

Clint Eastwood im Nachtprogramm und Spaziergang am Schwulenstrand


Wenn ich von meinen Insel-Ausflügen zurückkehrte, war ich mehr als satt von Sonne und Bier. Am Abend zog es mich nicht mehr raus, ich blieb im Appartement, aß eine Kleinigkeit und fläzte mich vors TV. Nach was anderem fühlte ich mich nicht mehr motiviert. Es lief der übliche Spiele-, Talkshow- und Serien-Dünnschiss, doch zwei Filme mit Clint Eastwood blieben mir im Gedächtnis hängen. Sie kamen hintereinander. Zuerst ein Krimi „Coogans großer Bluff“ (1968) und danach der Western „Ein Fressen für die Geier“ (1970). Bei beiden führte Don Siegel Regie. Also, wenn ich eine Frau wäre, würde ich zweifellos auf den Typen Clint Eastwood abfahren, so was von! Ich mag seinen Stil, seine lässige Art, das Eigenbrötlerische, seine Mimik, seinen Humor – alles minimalistisch auf den Punkt gebracht… herrlich! Inzwischen ist er wie Robert Redford ein alter Knacker, und auch er kann das Filme drehen nicht lassen. Zurzeit läuft von und mit ihm „The Mule“ im Kino. Die Kritiken dazu sind durchschnittlich. Vielleicht gehe ich noch rein, einfach weil ich diesen Typen klasse finde. Ich selbst bin leider weit davon entfernt, ein Clint Eastwood zu sein, ich komme eher nach Charlie Brown.
Okay, ich saß also zehn Tage auf dieser Insel Gran Canaria und musste die Zeit dort rumbringen. Dreimal fuhr ich per Bus in die Insel-Hauptstadt Las Palmas und zweimal besuchte ich das beschauliche Hafenstädtchen Puerto de Mogán. An den anderen Tagen trieb ich mich vor Ort in Playa del Ingles und Maspalomas herum. Die beiden Orte liegen ca. 5 Kilometer auseinander, und man kann entweder am Strand oder durch die Dünen vom einen zum anderen wandern. Das machte ich ein paar Mal. Dabei kam ich am FKK- und Schwulenstrand vorbei. (Ich will gar nicht wissen, was da zwischen den Dünen abging.) Meine Saunazeiten liegen schon viele Jahre zurück. Damals war ich, was nackte Fleischberge angeht, abgehärtet. Bekanntlich ist alles Gewöhnungssache. Auf der anderen Seite: an manche Sachen will ich mich gar nicht gewöhnen. Ich lief also an der Brandung entlang, hatte meine Lieblingsmusik im Ohr und beachtete das Treiben um mich herum möglichst wenig. Nach den Spaziergängen musste ich dringend zur Toilette und Gerstensaft nachtanken, eiskalt am besten, in den meisten Fällen Tropical, welches recht süffig war und mir besser schmeckte als das dort angebotene Deutsche Bier (Warsteiner – Bäh!).
Viel Abwechslung boten die Tage nicht. Die gaben die Insel und ich nicht her.

Sonntag, 24. März 2019

Durch die Dünen


Fuck, morgen geht`s schon wieder ins Büro – dann hat mich der schnöde Alltag wieder. Die zwei Wochen gingen vorbei wie nichts. Vor wenigen Tagen tankte ich noch Sonne auf Gran Canaria und ließ die Seele baumeln. Die Fotos zeugen jedenfalls davon – es muss also passiert sein. Der Urlaubslack ist schnell wieder ab. Gestern war ich im Biergarten am Gleisdreieck. Er hatte tatsächlich schon geöffnet. Die Schlange an der Kasse war lang, darum bestellte ich mir gleich zwei große Helle. Es war kälter, als ich dachte. Eine leichte Dunstglocke minderte die Kraft der Sonne. Außerdem ging ein frostiger Wind. Ich schlabberte das Bier und las Stories aus Bukowskis Nachlass. Was für eine Knalltüte, dieser Bukowski! Ich mag seine Schreibe. Einiges kann ich ganz gut nachvollziehen.
Z.B.: „Um zu schreiben muss man sich entweder sehr gut oder sauschlecht fühlen, aber malen kann man, wenn man sich gut, schlecht oder irgendwo dazwischen fühlt. Wobei für mich alles besser ist, wenn ich betrunken bin, Sex genauso wie das Schreiben, Malen und der Stierkampfbesuch. Bei anderen mag das anders sein. Aber Malen, Trinken, Ficken, Schreiben sind nicht alle eins, nur beinah.“
Stierkämpfe habe ich noch nicht besucht, aber was das andere angeht, stimme ich im Großen und Ganzen mit Buk überein.
Langsam wurde es mir zu kalt im Biergarten. Ich hatte nur ein T-Shirt und eine Jacke drüber an. Also beschloss ich, die Sache abzubrechen. Am späten Nachmittag lief im Cinemaxx am Potsdamer Platz Sisters Brothers. In den Streifen wollte ich schon vor meinem Urlaub gehen. Ein Western über zwei ungleiche Brüder, die als Auftragskiller unterwegs sind. Gutes Handwerk. Ich meine den Film.
Okay, so weit so gut. Stellt sich die Frage, was ich heute mache, wenn ich hier mit dem Schreiben fertig bin… Nur kein Stress, Baby. Der Tag geht ganz von alleine rum. Wo geht sie eigentlich immer hin, die Zeit? Man kriegt sie nicht zu fassen. Man muss immer weiter, selbst wenn man stehenbleibt.
Ich denke an meinen ersten Spaziergang von Playa del Ingles zum Faro de Maspalomas. Ich schlappte durch die Dünen. Mann, war das mühsam, durch den Sand zu gehen. Und heiß! Die alten Säcke überholten mich. Woher nahmen sie diese Energie? Ich sagte zu mir: Mach langsam, du hast alle Zeit der Welt. Sollen sie dich überholen. Scheiß drauf. Ich lasse mich auf kein Wettrennen ein.
Warum fühlen wir uns im Leben immer so getrieben? Bringt uns das irgendwie weiter? An der nächsten Ampel müssen wir sowieso warten. Oder so ähnlich. Egal, wie sehr man sich abstrampelt, – man hängt wie ein Fisch am Haken der Zeit. Ich sehe im Geiste, wie ich morgen die Hühner in ihren Büros begrüße, Smalltalk über den Urlaub; ich hole mir die Arbeit aus dem Stahlschrank, tausende Tumorfälle, fahre den Computer hoch, mache mir einen Kaffee…
And so on.

Brot und Brötchen


Wow! Ich ziehe den Rollladen hoch und sehe astrein blauen Himmel über Berlin!
Auf Gran Canaria hatte ich diesen Ausblick jeden Morgen zehn Tage lang. Die Sonne ging gegen 7 Uhr in der Früh auf, da öffnete auch das Frühstücksbuffet. Ich also raus aus den Federn, um vor der großen Welle der alten Säcke dort zu sein. Gegen 8 Uhr wurde es voll. Ich setzte mich in die Nähe der großen Glasfront zur Terrasse. Dort konnte man schon etwas Tageslicht einfangen, und weil es dort etwas frischer war, verzogen sich die alten Säcke, vornehmlich die Damen, lieber in den hinteren Bereich. Ich hatte also weitgehend während des Frühstücks meine Ruhe. Am ersten Tag suchte ich Brötchen und Brot, und als ich nichts fand, sprach ich die weibliche Servicekraft an. „Sorry, where ist the bread? … Wo sind Brötchen, Brot?“ Die junge Frau schaute verwirrt, und ich wiederholte die Frage. Ich kam mir ziemlich dämlich vor. Das nächste Mal nehme ich ein Wörterbuch mit auf Reisen. Da die junge Frau nicht weiterwusste, wollte sie bei der Rezeption nachfragen, was ich wollte. Ich folgte ihr auf dem Absatz…, und was sahen meine müden Äuglein auf halbem Wege? Natürlich den Tisch, auf dem Brot und Brötchen angerichtet waren. Ich zeigte mit dem Finger darauf und sagte lächelnd: „I have found it…. This ist bread/Brot.“ Mein Gott, wie peinlich, dachte ich, das klang jetzt bestimmt oberlehrerhaft. Warum sah ich das scheiß Brot nicht? Ich hatte nur auf der Seite des Buffets gesucht.
Nebenbei war die Servicekraft ein echter Blickfang. Sie hatte einen kleinen festen Hintern in der tadellos sitzenden schwarzen Hose. Ihr langes pechschwarzes Haar fiel auf einen schlanken, beinahe kindlich-zierlichen Rücken. Sie bewegte sich mit der grazilen Körperhaltung einer Fado-Tänzerin. Jedenfalls stellte ich mir sie als solche vor. Ihr Gesichtsausdruck stolz – selten verzog sie eine Miene, lächelte nur höflich, wenn sie von den alten Säcken angequatscht wurde. Während ich meinen Teller Rührei verspachtelte, schaute ich immer wieder zu ihr hin, wie sie putzte, an der Bar aufräumte oder das ein oder andere am Buffet richtete. Ein visueller Leckerbissen, diese kleine Spanierin!
Nach dem Frühstück verzog ich mich auf mein Zimmer, schaute Deutsches Frühstücksfernsehen und schmiedete bei ein paar Drinks Pläne für den Tag. Gegen 10 Uhr verließ ich den Bau, hinaus in die Sonne, die mir dann schon recht kräftig auf den Pelz knallte.

Genau, was mache ich eigentlich heute? Ich sollte meine Nase unbedingt in die Sonne strecken, sonst bin ich bald wieder so käsig als wie zuvor. Bis zu 17° Celsius sind für Berlin angesagt. Da lässt es sich auf einer Parkbank und/oder in einem Biergarten aushalten. Also Lektüre einpacken (Sonnenbrille nicht vergessen!), was zum Süffeln besorgen und los geht`s!

Samstag, 23. März 2019

Der Rückflug


Zurück ging`s mit einem Airbus A320. Die 30 Sitzreihen klebten förmlich aneinander. Der Sitzabstand betrug circa einen Dreiviertelmeter. In solchen Fliegern werden Menschen wie bei der Massentierhaltung eingepfercht. Es ist doch immer wieder ein Erlebnis in einer gut 30 Meter langen Blechbüchse mit 160 anderen Idioten 10.000 Meter über dem Erdboden ein paar Stunden abzusitzen.
Ich bewunderte die alten Säcke, wie sie stoisch ihr Schicksal ertrugen. Einige stöhnten und ächzten, aber ansonsten blieben sie ruhig, blätterten in Magazinen, lösten Kreuzworträtsel und vesperten brav. Ich hatte extra einen Sitzplatz am Mittelgang gebucht, um meine Beine seitlich ausstrecken und durchbewegen zu können. Doch kaum waren wir in der Luft und durften die Sicherheitsgurte lösen, begann eine nicht abreißende Karawane zu den Flugzeugtoiletten. Zudem ruckelten in regelmäßigen Abständen die Flugbegleiterinnen mit dem Versorgungswägelchen durch den Gang. Hin und zurück, und dann nochmal, um die Abfälle einzusammeln. An ein entspanntes Ausstrecken der Flossen war nicht zu denken. Gut, ich fliege nicht zum ersten Mal und kenne all diese misslichen Umstände. Und jedes Mal nehme ich mir vor, dass ich mir das nicht so schnell wieder antun will. Es ist wie beim Zahnarztbesuch – und man zahlt für die Folter auch noch eine ganze Menge Geld.
Die Situation in einem Flieger ist ausweglos. Besser nicht drüber nachdenken. Einfach die Augen schließen, ruhig und gleichmäßig atmen und an was Schönes denken, z.B. an den verbrachten Urlaub. Ich versuchte es… wirklich! Ich muss da wohl an mir und meinen Entspannungstechniken arbeiten. Da war dieser Typ in der Sitzreihe direkt vor mir, der seine Sitzlehne zurückstellte und mir damit noch einige Zentimeter Platz raubte. Seine Frau bemerkte meinen ärgerlichen Gesichtsausdruck und stupste ihn darauf an. Es wäre nicht anständig, bei solch engen Verhältnissen die Lehne zurückzustellen. Ich lächelte zustimmend. Doch der Typ war einer von der Sorte „Ich lass mir nichts sagen“ und meinte lediglich: „Er wird`s überleben.“ Dabei lachte er blöd. Ich hasse solche Großkotze – mein Gott, wie ich die hasse! Er ließ mir keine Wahl, ich musste ihn killen. Am liebsten hätte ich ihm von hinten die Kehle durchgeschnitten, aber mangels eines Messers rammte ich ihm meinen Kugelschreiber bis zum Anschlag ins rechte Ohr. „Gut gemacht“, sagte seine Frau. „Immer wieder gern“, sagte ich. Ich rammte dem Arsch, auf dessen Rübe ich die Flöhe zählen konnte, während des Fluges einige Dutzend Mal den Kugelschreiber ins Ohr – nur in meiner Fantasie freilich, denn ich bin ein äußerst friedliebender Zeitgenosse. Ich ließ mich noch nicht mal auf ein Wortgefecht mit dem Arsch ein. Es muss auch gute Menschen wie mich geben. Wenn ich mich mit dem Arsch streite, stelle ich mich mit ihm auf eine Stufe. Die fünf Stunden werden schon rumgehen. Einfach die Augen schließen, ruhig und gleichmäßig atmen und an was Schönes denken, z.B. wie ich den Typen vor mir massakriere…, dieses selbstgefällige ARSCHLOCH!!

Kaum bin ich einen Tag zurück in Berlin, hat die Verschleimung meiner Atemwege wieder zugenommen. Eine Allergie? Habe ich mir auf dem Rückflug eine Erkältung eingefangen? Oder ist`s der großstädtische Feinstaub? Die Seeluft war sicher besser. Auch heute hängt wieder eine Dunstglocke über Berlin. Die Waschmaschine mit der Urlaubswäsche läuft. Der Blues läuft. Ein kalter Drink steht neben mir. Alles ist gut.

Donnerstag, 21. März 2019

Licht und Meer werden mir fehlen


Gran Canaria war ein Lichtschock. Leicht benommen sitze ich mit verbranntem Gesicht am Computer. Gestern Abend nach fünf Stunden im fliegenden Altenheim in Tegel gelandet. Endlich befreit von den alten Säcken! Endlich wieder junge Leute in Bus und U-Bahn – wenn auch verblödet, aber egal!
Gran Canaria war überfüllt von alten Säcken. Klar, dass ich nicht in eine Oase der jugendlichen Frische reiste, aber so viel spießige und grenzdebile Rentner um mich herum zerrten doch an meinen Nerven. Ich dachte nur: Alter Walter, bald gehörst du auch dazu… Vielleicht lag es auch am hellen Licht und der spärlichen Bekleidung, dass die Hässlichkeit des Alters derart auffällig zum Vorschein trat. Die deutschen Rentner zeigen sich sehr reiselustig. Viele fühlen sich auf Gran Canaria geradezu heimisch. Sie kommen regelmäßig und werden dementsprechend von den einheimischen Dienstleistern hofiert. Offenbar handelt es sich noch um die Generation, die sich`s leisten kann. Mit der spärlichen Kohle, die mir mein Rentenbescheid jährlich anzeigt, werde ich mir solche Sprünge ins Lichtparadies kaum erlauben können. Es ist wirklich ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht, wenn ich aus dem Fenster ins Grau in Grau Berlins blicke. Na gut, der Sommer kommt ja noch. Und ich entging dem fiesen deutschen Wetter der letzten zehn Tage. Soll laut der Wetternachrichten, die ich Dank des deutschen TVs in meinem Appartement verfolgen konnte, echt derb gewesen sein mit Sturmtief Eberhard.
Von den paar menschlichen Unannehmlichkeiten abgesehen, lief alles gut mit meiner Reise und dem Aufenthalt auf der Insel. Ich saß viel herum, glotzte aufs Meer und trank spanisches Bier, meist Tropical. In den Bars hielt ich es nicht lange aus, denn die waren freilich voller Rentnervolk, voller vergammeltem Menschenfleisch, das nach Verwesung roch und dabei dumme Sprüche absonderte. Und überall hingen TV-Bildschirme herum, auf denen Bundesliga lief, rauf und runter… Ich befand mich in einem Horrorfilm! So schlimm hatte ich es von meinem letzten Gran Canaria Besuch Weihnachten 2014 nicht in Erinnerung. Na ja, damals war ich verliebt und daher positiv abgelenkt. Ich trug die berühmte rosarote Brille. Apropos Brille: Ohne Sonnenbrille hätte ich das gleißende Licht nicht ertragen können. Sie war mein Wegbegleiter an allen Orten. Hier liegt sie im Etui auf der Fensterbank und harrt der Dinge, die da kommen.

Vorbereitungen


Inzwischen sieht`s hier so aus, als würde tatsächlich jemand in Bälde verreisen. Überall in Schlaf- und Wohnzimmer liegt Zeugs herum: Klamotten, Toilettentasche, alle möglichen Utensilien… Es gibt doch einiges zu beachten, gerade wenn man fliegt – was gehört in den Koffer, und was kann ich mit in den Flieger nehmen? Wenn man nicht oft fliegt, muss man sich doch jedes Mal wieder einen Kopf machen. Und natürlich will ich nichts für die Reise vergessen, was schon ein Minimum an Organisation/Vorbereitung braucht. Nicht, dass ich heute Nacht im Tran ins Taxi steige und erst am Flughafen bemerke, dass ich z.B. die Reiseunterlagen zuhause auf dem Tisch liegen ließ, oder dass die Brieftasche samt Ausweis noch in der anderen Jacke steckt… Ja, ich werde mir mal ein Taxi nach Tegel leisten, schließlich habe ich Urlaub. Keine Lust auf Stress. Denn ausgeschlafen werde ich sicher nicht sein.
Ein paar Dosen Bier stellte ich vorsorglich kalt – Proviant, um die Zeit zu überbrücken, bis ich an der Sicherheitsschleuse bin. Flughäfen ertrage ich schlecht nüchtern. Zu viele Touristen-Idioten, und man muss sich leider eingestehen, dass man dazugehört, auch wenn man sich innerlich dagegen sträubt…, aber ganz nüchtern betrachtet – eben – und das ist der Moment, wo ich mich an der Dose Bier festhalte.
Noch vor ein paar Jahren hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass ich zum Pauschalreisenden degeneriere. Aber dann kommt erstens alles anders, und zweitens als man denkt. Wenn es etwas gibt, was den Menschen besonders auszeichnet, ist es seine Willensschwäche (die er ständig bemüht ist zu kaschieren). Aber lassen wir dieses leidige Thema. Ich habe Urlaub… Ich freue mich auf diese verkackte Geröllwüste im Atlantik. Jawoll! Und darauf trinke ich jetzt einen!

Montag, 4. März 2019

Aussicht auf den Urlaub und Sehnsucht nach einem Frauenfuß


Den Schraubverschluss der Weinflasche zu lösen, brauchte ganz schön viel Kraft. Ich verbuche das unter Morgengymnastik. In einer Woche werde ich, falls alles glatt läuft, lt. Reiseunterlagen bereits auf Gran Canaria gelandet sein. Halt! auf den Kanaren muss ich die Uhr um eine Stunde zurückstellen, also wird der Pilot jetzt erst die Landung einleiten. Wahrscheinlich sitze ich angeschnallt neben einem Rentnerpärchen und wünsche mir nichts sehnlicher, als endlich aus dieser fliegenden Blechbüchse rauszukommen. Schon merkwürdig: Da fliegt man zu einer über 3,5 Tausend Kilometer entfernten Steinwüste im Atlantik, um dort Urlaub zu machen. Die Kargheit der Landschaft Gran Canarias ist gewöhnungsbedürftig. Ich erinnere mich noch schemenhaft an meinen letzten Urlaub dort, Weihnachten 2014. Auf dem Transfer zum Hotel sah ich nur niederschmetternde Öde ähnlich einer Marslandschaft und fragte mich, wo ich da gelandet war. Doch schon bald konnte ich mich am Licht, den Farben und dem Meer nicht mehr sattsehen. Die Öde entfaltete ihren speziellen Reiz, und eigentlich liebe ich ja Steine. Damals wäre ich nach einer Woche am liebsten gar nicht mehr runter von der Insel. Eine Woche ist auch wirklich zu kurz – kaum akklimatisiert hat man bereits die Heimreise vor Augen. Diesmal also 10 Tage. Ich steigere mich langsam.

Genug von fernen Inseln geträumt. Ich schaue aus dem Fenster meiner kleinen Berliner Wohnung: Ein trister Tag umrandet von Hausfassaden, parkenden Autos und Straßenpflaster. Die Stadtbäume nackte Gespenster, die schlapp mit ihrem dürren Geäst den eingemummelten Passanten zuwinken. Ich stehe von meinem Schreibtischplatz auf, stütze mich auf der Fensterbank ab und drücke meine Nase an der Scheibe platt. Ein einzelner High-Heel liegt auf dem Bürgersteig. Ich musste zweimal hingucken, um das Objekt zu identifizieren. Niemand beachtet ihn. Na ja, was nicht alles auf Berlins Bürgersteigen im Dreck liegt. Irgendwo gibt es einen Frauenfuß, zu dem der High-Heel gehört. Plötzlich verspüre ich Lust, diesen Fuß zu liebkosen (und mehr) … Okay, mit den Hormonen stimmt`s also noch.

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