Von Örtchen zu Örtchen


Hätte ich nur etwas längere Arme, könnte ich mir, während ich auf der Toilette sitze, die Hände waschen. Das kleine Bad ist (neben der Miete) das größte Manko meiner Wohnung. Man muss immer irgendwas in Kauf nehmen. Inzwischen gewöhnte ich mich daran. Die Beengtheit kann auch seine Vorteile haben: Bei einem Brechdurchfall muss ich mich nicht vom Klosett erheben, sondern kann gleich neben mir in die Wanne kotzen.
Noch enger waren nur die Toiletten auf Gran Canaria, jedenfalls in den Bars. Es war `ne verdammte Yoga-Übung, sich dort den Hintern abzuwischen. Wenn ich wieder draußen an meinem Tisch saß, fragte ich mich, wie das beleibtere Gäste machten. Ist wahrscheinlich eine Frage der Technik, die man mit der Zeit entwickelt. Da ich entgegen meiner Gewohnheit während meines Urlaubs morgens frühstückte, änderten sich damit auch die Zeiten der Darmentleerung, d.h. sie gerieten durcheinander. Sowieso musste ich wegen meines Bierkonsums während meiner Inselausflüge mehrmals die Toilette aufsuchen. Mann, es war heiß! – da muss man viel trinken! Besonders angenehm ist es jedenfalls nicht, wenn man durch den Druck der unteren Eingeweide kaum noch einen klaren Gedanken fassen kann und in einer fremden City in einem fremden Land durch die Gegend irrt. Öffentliche Toiletten waren sehr rar, geschlossen oder total versteckt. Manchmal fragte ich mich, ob ich der einzige mit dieser Problematik war. Wie machten es die vielen anderen? Ich stellte dazu mehrere Theorien auf, die ich aber alle wieder verwarf, weil sie entweder zu absurd waren oder einen Haken hatten. Ich fantasiere zwar gern, aber schlussendlich würde ich mich als rational denkend bezeichnen. Die Welt ist voller Mysterien. Wo fressen und trinken die Menschen das alles hin? Überall und zu jeder Zeit wurde gefuttert…, als ob morgen die Welt unterginge. Die paar Bier, die ich trank, waren demgegenüber Askese. Tagsüber aß ich nichts, erst wieder gegen Abend, wenn ich ins Hotel zurückkehrte.
Also, ich fand immer rechtzeitig ein Örtchen. Erleichtert konnte ich danach weiterziehen. Las Palmas gefiel mir richtig gut. Die Touristikschwemme verlor sich im städtischen Gewimmel. Ich lief sonnenbrandgeschädigt im Schatten der Straßenzüge Richtung Santa Catalina und gelangte schließlich an den weit ausladenden Playa de Las Canteras… Da saß ich also alleine auf dieser Insel, schaute auf die Menschen und die Kulisse vor mir. Wind streichelte mein graues Haar. Keine Ahnung, was mir durch den Kopf ging. Alles liegt bereits wieder im Dunst des Gestern.

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