Wie immer






Ein buntes Gewusel. Hände in Taschen vergraben. Gruppen von Menschen an der Fußgängerampel, an den Straßenbahn- und Bushaltestellen. Blicke treffen sich flüchtig. Die ganze Palette menschlichen Daseins auf einem Platz: jung und alt, dick und dünn, arm und reich … Ein jeder in seiner Gedankenwelt. Ich mittendrin. Ich bin gar nicht unbedingt zum Einkaufen hier. Der Kaufhausgeruch stößt mich ab. Aber was mache ich hier? Es ist kalt. Die Luft stinkt von den Auspuffabgasen der Autos. Unentschlossen schaue ich zur Bushaltestelle. Mist, der Bus zur Altstadt fuhr gerade davon! Ich überquere abseits des Fußgängerüberwegs die Straße. Es sind nur wenige Meter bis zu einem Café. Ich genieße die Gemütlichkeit des vertrauten Orts. Ich ruhe in mir. Eine junge Frau fragt mich, was ich wünsche. Ich betrachte die anderen Gäste. Ich schaue hinaus zur Straße. Die Stadt wird zur Kulisse. Es ist früher Nachmittag. Das Café ist fast immer gut besucht. Viele Studentinnen und Studenten. Ich warte auf mein Bier. Ich habe nicht wirklich einen Plan. Eigentlich laufen meine Stadtausflüge immer gleich ab. Es gibt einige Lokale, die ich ansteuere. Ich kaufe ein paar Lebensmittel ein. Ab und zu gehe ich ins Kino. Was läuft eigentlich? Mal wieder nichts, was mich wirklich interessiert.
Bevor ich weitergehe, entleere ich meine Blase. Ich trete wieder hinaus in die helle Kälte des Tages. Wie automatisch begebe ich mich in den Menschenstrom der Fußgängerzone. Ich verschwinde. Ich bin ein Tropfen in einem Fluss. Der kleine Spaziergang tut mir gut. Das Bier macht müde. Alleinsein macht müde. Die Stadt macht müde. Zu viele Eindrücke.
Ich nehme die drei Stufen zum Eingang der Altstadtkneipe in einem Satz. Mein Platz an der Bar ist frei. Ich grüße die Bedienungen. „Wie immer“, sage ich.

la-mamma - 16. Jan. 14, 13:03

"wie immer" hat für mich schon auch etwas tröstliches. oder haben sie das eh so gemeint?

bonanzaMARGOT - 16. Jan. 14, 13:10

natürlich zieht mich auch die vertrautheit gewisser orte bei diesen stadtausflügen an. dazu gehört, dass man als gast wiedererkannt wird. das hat was tröstliches in der ansonsten anonymen atmosphäre der stadt - gerade wenn man alleine unterwegs ist.
"wie immer" hat aber auf der anderen seite auch etwas trostloses an sich. diese trostlosigkeit des lebens an sich, das aus wiederholungen und unsinnigkeiten, aus konsum und geld besteht. und die stadt als moloch, der den menschen frisst, verschluckt und ausspuckt. der mensch verschwindet dabei ganz und gar und wird zum zahnrad einer riesigen konsum- und unterhaltungsmaschinerie.
la-mamma - 16. Jan. 14, 13:59

dem stell ich jetzt einfach "there is much joy in repetition" entgegen;-)
bonanzaMARGOT - 16. Jan. 14, 14:05

meinst du den song (den ich nicht kenne)?
kann ich nichts dazu sagen.
Yenta - 16. Jan. 14, 13:47

Ich habe ein bisschen in deinem Blog geschmökert. Wohnst du in der Nähe von Heidelberg?

bonanzaMARGOT - 16. Jan. 14, 13:48

kennst du dich da aus?
Yenta - 16. Jan. 14, 13:49

Ich liebe Heidelberg! War aber nur kurz als Urlauberin dort.
bonanzaMARGOT - 16. Jan. 14, 13:55

heidelberg ist sicher nicht die hässlichste stadt in deutschland. vor allem viel junge leute durch die uni. schön gelegen am neckar. die altstadt ...
als einheimischer nimmt man das aber alles kaum noch als etwas besonderes wahr.

du liebst heidelberg von einem kurzen besuch her? kratz. wo bist du denn zuhause?
Yenta - 16. Jan. 14, 14:25

Ich bin aus Österreich und fahre fast jedes Jahr nach Deutschland, weil ihr wirklich schöne Städte habt (Fachwerkhäuser gibts in Österreich zB fast überhaupt keine).
Deswegen wundert mich auch, dass ihr Piefke so gerne nach Österreich kommt, ihr habt alles in eurem Land - und das teilweise sogar schöner. ;)
bonanzaMARGOT - 16. Jan. 14, 14:30

o je, eine österreicherin. die österreicher(innen) sind auf twoday.net wirklich stark vertreten.
ähm, ich weiß nicht, ob die deutschen so gern nach österreich kommen. für mich gilt das sicher nicht.
vielleicht liegt`s an den bergen. aber ich fahre kein ski, und klettern tu ich auch nicht.
Yenta - 16. Jan. 14, 14:33

Ist ja auch ein österreichischer Blog.
bonanzaMARGOT - 16. Jan. 14, 14:34

spielt das im internet noch eine rolle, wo ein bloganbieter seinen sitz hat?
Yenta - 16. Jan. 14, 14:44

Aber sicher. Einer unserer Vorteile ist, dass wir nicht so zwänglerisch korrekt sind. Ein Ösel-Blog benötigt zB kein Impressum.
bonanzaMARGOT - 16. Jan. 14, 14:58

aha. impressum ... mit fremdwörtern habe ich es nicht so.
mir ist`s wurscht, bei wem mein blog angemeldet ist. also, solange es gratis möglich ist.
es ist wahr, dass ich auf twoday.net durch eine wienerin kam, und da ich damals von dem allen noch keine ahnung hatte, ließ ich mir gerne von ihr helfen.
für mich ist alles, was deutsch spricht, irgendwie dasselbe. ich bin kein nationalist. und sowieso habe ich keine vorurteile, was man von den ösis leider nicht behaupten kann.
na ja, es gibt halt überall bornierte.

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