Er spricht mir aus der Seele


"... die hinterhältigen, kleinen Leute voll Rotz und Tod wird es immer geben. Und während wir sagen, lasst sie leben, lasst sie, lasst ihnen ihren Willen, nur lasst auch uns Raum zum Atmen ... gehen sie auf uns los, Brüder, mit ihren von der Historie angefressenen, akademisch geschrumpften Hirnen, und ihre Frauchen daheim spielen mit Pflanzen und verblasenen Uraltversen aus dem 17. Jahrhundert herum, derweil ihre neurotischen Gatten kalt lächelnd irgendwelche armen Hunde im mächtigen Namen des Fortschritts und des Profits ausnehmen, und das sind nunmal verflucht die Leute, die unsere Werke als unecht, schmutzig, abgedreht, gnadenlos und blind abtun ..."
(Charles Bukowski)

Lange-Weile - 26. Okt. 13, 23:03

Grenzen und eigene Grenzen.

Hallo Bo.,

ja..die bornierte Welt bzw. der beschränkte Horizont wird sich sicher bestimmt immer halten. Vielleicht trage ich auch solche Züge in mir, dass ich Dinge zerrede oder mit Worten vergifte, nur weil ich sie nicht verstehe oder ihnen nicht folgen kann.

Während eines Menschenlebens kann man in seiner eigene Welt auch viele neue Sichtweisen aufnehmen, doch das verlangt geistige Flexibilität, viel Empathie und Toleranz. Wer alles dies in sich aufnehmen kann und gleichzeitig sich auch in mancher Hinsicht als kurzsichtig oder gar blind wahrnimmt und akzeptiert, der sieht die Welt mit anderen Augen.

Sicher ist es nicht immer einfach, wenn man die Menschen in ihrer "Beschränktheit" durchschaut und ein kreativer Mensch ist, was die Borniertheit mancher Menschen betrifft, besonders sensibel. Auf der anderen Seite fehlt ihm vielleicht die Fähigkeit, die Ursachen für das engstirnige Verhalten zu durchschauen.

Ein Bekannter von mir hat diesen klaren und scharfen Blick auf die Menschen, durchschaut sie schnell in ihrem Bemühungen, ihre Schwächen zu verschleiern und gleichzeitig schwache Menschen zu überrollen. Ich beneide ihn für diese Fähigkeit nicht immer, weil sie ja auch seine Welt immer etwas grau erscheinen lässt.

Ich dagegen male mir die Welt immer etwas schöner als sie ist, aber das ist wahrscheinlich auch mein angeborenes Naturell.

Ideal ist es natürlich, dass man die Welt und die Menschen so sieht, wie sie sind und dabei nicht in eine emotionale Düsternis zu verfallen. Die Menschen sind noch nicht besser und haben ihr ideales "Format" noch lange nicht erreicht.

LG LaWe


bonanzaMARGOT - 27. Okt. 13, 09:49

mir ist ein wahrer oder realistischer blick auf die menschen und die welt lieber als eine schönfärberei. in ausgeprägte depressionen mag ich deswegen aber nicht verfallen. etwas schwermütig bin ich sowieso.

bukowski meint die aus seiner sicht seelenlosen menschen, die gesellschaftskonform und "nett" ihr dasein fristen, die z.b. einerseits in die kirche gehen, aber andererseits als chefs ihre mitarbeiter ausbeuten, oder die blümchen-gedichte und anderen mist schreiben und meinen, sie hielten den heiligen gral der lyrik in händen; er meint all die spießer und kleingeister unter uns, die ihre fadenscheinigen moralpredigen und werte über uns ausschütten - zum teil aus den höhen akademischer elfenbeintürme; - und die menschen, die sich nie die hände schmutzig machen und verächtlich über die reden, die die drecksarbeit machen ...
bukowski ist im geiste ein rebell, und das mag ich an ihm. er rebelliert gegen all die konform denkenden mitmenschen, die opportunisten und heuchler.

natürlich muss man die menschen so nehmen, wie sie sind; und natürlich muss man sich selbst gegenüber ebenso kritisch sein. man darf sich nicht zu ernst nehmen. doch ab und zu muss man sich auskotzen, finde ich. es gibt zu viel scheiße auf der welt.

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