Aktion Elternhaus


Eigentlich wollte ich nur die Teppiche und ein bisschen Krimskrams holen. Ich mietete einen Kleintransporter, und eine alte Freundin fuhr mich. Sie hatte den Vorschlag gemacht, weil ich ihr angeboten hatte, dass sie sich mitnehmen dürfe, was sie wolle (außer einigen Dingen, welche sich die Verwandtschaft reserviert hatte). Ich wusste, dass sie scharf auf Krempel aller Art war. Aber ich stellte mir nicht vor, dass es so viel werden würde. Ich blieb bei meinen paar Sachen, während sie fast in alle Löcher schaute und ständig lapidar meinte: „Nehme ich mit, nehme ich auch mit …, bevor`s ein anderer kriegt.“ Sie forschte stundenlang herum. Derweil knallte die Sonne auf das Elternhaus – die Hitze war kaum auszuhalten. Ich war genervt – auf der anderen Seite freute es mich, dass sie so viel brauchen konnte. Der Transporter war für 24 Stunden gemietet. Ich hätte wissen müssen, dass es bei ihr mal wieder ausartet. (Sowieso ist sie eine ziemlich anstrengende Person.)
Als wir am nächsten Morgen abfuhren, war der Transporter beinahe voll geladen. Wir kamen ganz schön ins Schwitzen beim Be- und Entladen. Die heiße Luft erschlug einen fast. Als der Wagen endlich wieder bei der Autovermietung stand, fiel mir ein großer Stein vom Herzen. Die Aktion, die zur echten Nervenprobe für mich wurde, war ohne Blessuren oder andere üble Zwischenfälle über die Bühne gegangen. Erschöpft machten wir uns auf den Nachhauseweg, nicht ohne vorher darauf anzustoßen. Ich hatte wirklich nicht gedacht, dass die Sache Umzugsdimensionen annehmen würde; und ich frage mich, wie meine alte Freundin den ganzen Krempel in ihrer kleinen Wohnung unterbringen will.
Für mich waren die zwei Tage außerdem eine unmittelbare Konfrontation mit den verstorbenen Eltern und vielen Erinnerungen. Es war sozusagen aktive Trauerarbeit.

Lange-Weile - 20. Jun. 13, 10:36

Verbindungen

Hallo Bo.,

ich empfand das Ausräumen auch als scharfen Schnitt durch das bisher vertraute Familienleben. Aber auf der anderen Seite fand ich ein leer stehendes Elternhaus mental genau so belastend, denn es gab Jahre, da lebten bis zu 10 Personen im Haus.

Nun ist es wieder neu bevölkert, das Haus lebt wieder auf und wirkt nicht mehr bedrückend auf mich. Weil es in die Hand meiner Nichte ging, kann ich es jederzeit wieder aufsuchen.

Deine alte Freundin hat bestimmt ihre Wohnung nach deiner Beschreibung proppevoll. Wer weiß, vielleicht auch sie auch eine Schatz aus der eltenlichen Wohnung gefischt ;-)

Anstrengende Menschen sind nur deshalb anstrendend, weil viele nicht wissen, wie man mit ihnen umgeht und deshlab der alles entescheidende Draht fehlt. Erkennt man die Person in ihrem wahren Wesen (meine Lieblingsworte - wahres Wesen ) - dann stellt sich keine Anstregung mehr ein - sie fällt nicht mehr ins Gewicht.

Ich glaube, das ist das Schicksal vieler Mennschen, die als anstrengender gelten, sie finden niemand, der in ihnen das erkennt, was sie wirklich sind.

Ich habe es an mir nur einmal erlebt und weiß, dass ich dann sofort eine innere Ruhe und Ausgeglichenheit verspürte - man hat mich wahr genommen. Für andere mag ich immer noch als anstrengend gelten, wahrscheinlich weil die alles entscheidende Verbindung fehlt.

Ein anderes beispiel ist ein Bekannter, der als AIKIDO_ Trainer bei uns Verein ab und zu Training macht. Er macht ab und an dumme Bewerkungen, die bei den meisten nie gut ankommen. Ich nehme diese gar nicht wahr und sehe diese nus als eine Art Pose, die für ihn einen Zweck erfüllt. Aus seinem Lebenslauf heraus schließe ich, dass er sich auf diese Weise von seinem Vater abgrenzen will. Der Vater hat ihn im Aikido geprägt und sie bleiben bis heute nahe beieinander. Als Abgrenzung zu ihm entschied er sich für diese Schnöttrigkeit, die die meisten als Arroganz verstanden ;-)

Hier in Rostock ging letzte Nacht gewittermäßig die Welt fast unter - kein Wunder bei der Hitzewalze, die sich über das Land rollte.

Ich wünsche dir noch ein paar schöne Urlaubstage

LG LaWe


bonanzaMARGOT - 20. Jun. 13, 10:56

glaube mir, lawe, diese alte freundin ist wesentlich anstrengender als du. sie kann aggressiv, ordinär und bleidigend werden - und merkt dies nicht mal, bzw. streitet dies ab. es sind bei ihr nämlich immer nur die anderen.
alles kann man unmöglich an sich abprallen lassen.
ich kenne sie nun seit über zwanzig Jahren ...
gerade weil ich eine distanz zu ihr habe und sie gut kenne, macht es mir nicht mehr so viel aus. nach ein- oder zwei tagen mit ihr brauche ich aber immer erstmal viel ruhe.

trotzdem mag ich diese frau, die es auch nie leicht hatte.
sie kämpfte sich durchs leben und entwickelte dabei ihre ganz eigene (vielleicht verschrobene) weltsicht. bei dieser aktion half sie mir - und ich bin froh darum. ich kann mit ihrer art umgehen, solange ich weiß, dass ich mich nach ein paar stunden zurückziehen kann.
ich versuche die menschen, insbesondere meine freunde, so zu nehmen, wie sie sind.

das elternhaus ist inzwischen weitgehend leergeräumt. trotzdem steht noch eine menge krempel vorallem in garage und keller herum.
wie ich an anderer stelle bereits erwähnte, habe ich keinen unbedingt engen bezug zu diesem haus. aber in den dingen, in den möbeln und auch im eigentümlichen geruch leben noch meine eltern.

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