Vormittägliche Gedanken


Das Bewußtsein aus mir rausgeschnitten. Da liegt es ... auf meinem Schreibtisch neben dem Computer. Ich denke: "Aha, das ist es also, mein Bewußtsein. Interessant. Es macht gar nicht viel her." Es ist ein leeres Blatt Papier. Eine Illusion. Mein Bewußtsein hat Eselsohren. Ansonsten ist nichts Bemerkenswertes an ihm. "Immerhin Eselsohren", denke ich. Wie wohl das Bewußtsein anderer Leute aussieht? Was ist eigentlich der Plural von Bewußtsein?
Ich falte das Papier, so dass ich es in meine Hosentasche stecken kann. Oder soll ich es vielleicht neben dem Computer liegen lassen? Vielleicht vertragen sich die beiden gut. Nein, ich stecke es ein und nehme es mit. Es ist doch mein Bewußtsein! Ich komme ins Grübeln: "Wie kann es sein, dass ich noch denke, wenn das Bewußtsein doch entfernt wurde?" Und: "Womöglich gibt`s davon mehrere ..., - ein ganzes Buch voller leerer Seiten", denke ich. Ich falte das Papier noch mal auseinander und suche nach einer Seitenzahl, finde aber keine. Bestimmt erwischte ich die eine leere Seite nach dem Buchdeckel. Blöd gelaufen. Oder soll die eine Seite doch alles sein? Ich kann -, ich will das nicht glauben. Jedenfalls trage ich das Papier in der Hosentasche mit mir. Für alle Fälle.

SehnsuchtistmeineFarbe - 05. Okt. 11, 13:43

Das eigentliche Leben eines Gedankens dauert nur, bis
er an den Grenzpunkt der Worte angelangt ist [...].
Sobald nämlich unser Denken Worte gefunden hat, ist
es schon nicht mehr innig noch im tiefsten Grunde
ernst. Wo es anfängt, für andere dazusein, hört es auf,
in uns zu leben[...].

Quelle: Schopenhauer, Parerga und Paralipomena II

bonanzaMARGOT - 05. Okt. 11, 14:26

das schöne an kunst ist, dass man zwischenzeitlich eine deckungsgleichheit zwischen ursprünglich gedachtem und ausdruck erreicht. wir spüren dann eine große emotionale tiefe, bzw. bewegende momente.
in einem gedicht will ich vorsätzlich z.b. nicht gedanken konservieren. ich hole sie hervor und empfinde dabei lust. danach hört es auf, für mich interessant zu sein - allerdings kommt es auch auf den werk-prozess an. gedanken müssen sich konservieren, um an andere anknüpfen zu können. dieser zeitbedingte prozess ist spannend. sozusagen eine kommunikation gleichzeitig mit vergangenheit und zukunft in einer nicht beständigen gegenwart.
dies bedeutet ein sich treiben lassen. oder auch intuition genannt. kunst bedeutet ein sich öffnen - wir müssen etwas wasser ins boot hinein lassen, aber nicht so viel, dass das boot untergeht.
ich liebe kunst weniger als anstrengendes kunsthandwerk sondern als eine offenbarung, die ich in wort und anderem künstlichen/künstlerichen ausdruck formuliere.

ein gedanke ist bereits wort. allerdings bekommt das wort eine andere bedeutung, wenn es vom gedankenreich in den kommunikationsbereich wechselt. dies kann uns schwierigkeiten bereiten oder uns irritieren.
steppenhund - 05. Okt. 11, 15:01

Die Kommentare sind ja sehr schön, aber jetzt spiele ich einmal den verdrossenen Skeptizisten.
Im Zuge meiner Ausbildungen merke ich immer wieder, wie Leute vollkommen unhinterfragt Worte akzeptieren und sie vielleicht auswendig lernen, ohne ihre Bedeutung zu kennen.
Und da geht es nicht um philosophische Begriffe.
-
Ich lasse mir sagen, dass ich zu kritisch denke. Und ich denke, es ist mir doch scheißegal, was aus ihnen wird. Und dann gibt es andere, die dankbar sind, wenn bestimmte Begriffe erklärt werden. Die mag ich. Für die setze ich mich ein.
Aber generell denke ich, die Leute sind es gar nicht mehr, dass man sich um sie bemüht.
-
Anm.: ich spreche hier natürlich hauptsächlich über im Beruf stehende Leute, die gut bezahlte Posten in der Informatik haben. Und für die das Nachforschen, Suchen oder Lesen vielleicht einmal 20 Sekunden dauert.
Aber es ist einfach egal, was ein Wort bedeutet.
Und da soll ich mir Gedanken machen?
Was ein Gedanke ist?

bonanzaMARGOT - 05. Okt. 11, 15:11

erstmal bedeutet sprache auswendig-lernen. aber ab einer bestimmten sprach- und denkfähigkeit dürfen oder können wir "eigenes" formulieren. inwieweit man dabei trotzdem noch marionettenhaft fungiert ..., - ich weiß es nicht, aber ich hoffe doch, dass ich z.b. mich von ein paar strippen befreien konnte.
auch ich bin da sehr skeptisch. das ist sogar eine grundbedingung für möglichst "freie gedanken".
es geht mir hier niemals darum, eine absolute freiheit zu postulieren. ich strebe ideale an, aber ich bin doch viel mehr praktiker, denn in der praxis verbringe ich mein leben - egal ob in beruf, familie, freundeskreis, biergarten oder schlicht in der natur.

ein gedanke ist so viel wie ein furz. und viele gedanken heißen - wir haben stuhlgang. und wenn wir stuhlgang hatten, sind wir hinterher erleichtert ...

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