Vormittägliche Gedanken
Das Bewußtsein aus mir rausgeschnitten. Da liegt es ... auf meinem Schreibtisch neben dem Computer. Ich denke: "Aha, das ist es also, mein Bewußtsein. Interessant. Es macht gar nicht viel her." Es ist ein leeres Blatt Papier. Eine Illusion. Mein Bewußtsein hat Eselsohren. Ansonsten ist nichts Bemerkenswertes an ihm. "Immerhin Eselsohren", denke ich. Wie wohl das Bewußtsein anderer Leute aussieht? Was ist eigentlich der Plural von Bewußtsein?
Ich falte das Papier, so dass ich es in meine Hosentasche stecken kann. Oder soll ich es vielleicht neben dem Computer liegen lassen? Vielleicht vertragen sich die beiden gut. Nein, ich stecke es ein und nehme es mit. Es ist doch mein Bewußtsein! Ich komme ins Grübeln: "Wie kann es sein, dass ich noch denke, wenn das Bewußtsein doch entfernt wurde?" Und: "Womöglich gibt`s davon mehrere ..., - ein ganzes Buch voller leerer Seiten", denke ich. Ich falte das Papier noch mal auseinander und suche nach einer Seitenzahl, finde aber keine. Bestimmt erwischte ich die eine leere Seite nach dem Buchdeckel. Blöd gelaufen. Oder soll die eine Seite doch alles sein? Ich kann -, ich will das nicht glauben. Jedenfalls trage ich das Papier in der Hosentasche mit mir. Für alle Fälle.
bonanzaMARGOT
- 05. Okt. 11, 10:34
- Die Arschwischmaschine hat frei
er an den Grenzpunkt der Worte angelangt ist [...].
Sobald nämlich unser Denken Worte gefunden hat, ist
es schon nicht mehr innig noch im tiefsten Grunde
ernst. Wo es anfängt, für andere dazusein, hört es auf,
in uns zu leben[...].
Quelle: Schopenhauer, Parerga und Paralipomena II
in einem gedicht will ich vorsätzlich z.b. nicht gedanken konservieren. ich hole sie hervor und empfinde dabei lust. danach hört es auf, für mich interessant zu sein - allerdings kommt es auch auf den werk-prozess an. gedanken müssen sich konservieren, um an andere anknüpfen zu können. dieser zeitbedingte prozess ist spannend. sozusagen eine kommunikation gleichzeitig mit vergangenheit und zukunft in einer nicht beständigen gegenwart.
dies bedeutet ein sich treiben lassen. oder auch intuition genannt. kunst bedeutet ein sich öffnen - wir müssen etwas wasser ins boot hinein lassen, aber nicht so viel, dass das boot untergeht.
ich liebe kunst weniger als anstrengendes kunsthandwerk sondern als eine offenbarung, die ich in wort und anderem künstlichen/künstlerichen ausdruck formuliere.
ein gedanke ist bereits wort. allerdings bekommt das wort eine andere bedeutung, wenn es vom gedankenreich in den kommunikationsbereich wechselt. dies kann uns schwierigkeiten bereiten oder uns irritieren.