Wirkliche Träume und erträumte Realitäten

Ich wachte weichgespült auf. Das Weichspülmittel war eine schlanke, junge Frau mit halblangen, rotblonden Haaren. Wir waren in einem Hotelzimmer, irgendwo im Urlaub am Meer. Eigentlich wollten wir gleich nach dem Kino essen gehen, aber im Hotelzimmer zog ich sie gurrend an mich. Ich konnte mich nicht satt sehen an ihr. Wir waren frisch verliebt. "Okay, du hast mich überredet", sagte sie lächelnd und streifte ihre Hose herunter. Sie zierte sich ein wenig, was ich sehr reizvoll fand. Wir konnten später immer noch Essen gehen. An ihrer linken Schulter hatte sie ein Tattoo, das sich bis zum Brustansatz zog. Ihre Brüste waren klein und fest ... .
Ich liebe solches Kopfkino am Morgen. Doch einmal wach fand ich nicht mehr zurück in den Traum.
Ich lag in meinen Kissen und spürte ganz realistisch das wonnige Gefühl der Verliebtheit, wusste dass ich es nicht würde festhalten können, außer es aufzuschreiben. Es kommt nicht zu häufig vor, dass ich mich im Traum verliebe. Ich sitze am PC und überlege, was es damit auf sich hat.
Dabei kommt mir ein kurzer Text von Günter Wallraff in den Sinn, den Wolf Biermann auf einer LP musikalisch interpretierte. Gut dass ich noch nicht alle Platten wegwarf. Biermanns Liedtext lautet wie folgt:


""Ich träumte


Ich träumte, träumte, träumte
das Leben sei ein Traum
und wachte auf davon
Da war das Leben
gar kein Traum
Und da schlief ich
nie mehr ein""



Oft wollte ich, mein Leben und alles, die gesamte Existenz, sei nur ein Traum. Aufwachen will ich gar nicht. Oder wenn, dann sollte einfach alles verschwinden, die Träume, das Leben - Alles!
Wie vor meiner Geburt - da war doch auch alles weg für mich. Meine Eltern zerstörten meine Leere, mein Nichts. Ich wäre so gern in meinen Träumen geblieben. Auf ewig. Nun erwache ich jeden Morgen ...
Ist das für irgendwas eine Strafe? Und schon bin ich bei dieser Karma-Geschichte, an die ich nicht wirklich glauben mag.
Das Leben hat so was unwiederbringliches. Was mal ist, das ist. Nach 45 Jahren hadere ich noch immer mit dem Dasein. Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen, da zu sein. Ich funktioniere. Ich bin ein Mensch. Wer weiß, was ein Mensch ist? Nennt man das Nihilismus? Ich kann an nichts glauben.
Wahrscheinlich können meine Eltern gar nichts dafür, dass es ausgerechnet ich bin, den sie zeugten.
Ich mache ihnen nicht wirklich einen Vorwurf.
Ich habe keine Ahnung, wer dahinter steckt. Diesen Fall habe ich noch nicht gelöst. Ich sollte Columbo oder Brasko engagieren.
Irgendwer muss doch hinter allem stecken, oder? Ist es möglich, sich selbst zu erfinden? Bin ich meine eigene Erfindung, mein eigener gelebter Traum? Was seid aber dann ihr? Ihr seid eine verdammt gute Kulisse.
Ich merke schon, das führt zu nichts. Heute nicht mehr. Der Traum am Morgen war aber wunderschön.

Alle Frauen, auf die die Beschreibung passt, mit dieser markanten Tätowierung, bitte hier melden.
Am Besten mit Photo - vielleicht hatte eine denselben Traum.
AmarettazuBlaue - 26. Sep. 07, 15:28

Total ohne Tattoo

aber mit rotblond könnte ich machmal..., wenn ich nachhelfe.... ;) , aber ich schreibe dir trotzdem, denn ich glaube, auch in unseren Träumen sind wir nicht frei, ja schrecklich , unsere Freiheit hat Grenzen, damit mein ich garnicht die selbstgewählten.
Könnt ich doch träumen, wie du :).........
Herzlichen Gruß von Amaretta

bonanzaMARGOT - 26. Sep. 07, 15:37

Gibt es die Freiheit als solche?

Gibt es die Liebe als solche?
Gibt es das Glück als solches?

Da sind die Träume, aus denen man morgens aufwacht; und da sind die Träume, die unser Leben ausmachen.
Dazu gehört die Liebe.

Gruß
Felix
Freni - 26. Sep. 07, 23:51

Traum

"Betrachte ich die Sache recht, so findet sich kein einziges Merkmal, mit Hilfe dessen ich unzweifelhaft bestimmen könnte, ob ich wach bin oder träume. Die Gesichte des Traumes und die Erlebnisse meines Wachzustandes ähneln einander so sehr, daß sie mich verwirren und ich wirklich nicht weiß, ob ich im gegenwärtigen Augenblick nicht träume" Descartes

Hallo F. , schon gemerkt, ich bin ein Undichter. Einer muss ja lesen was Dichter schreiben.

Bis dann....

bonanzaMARGOT - 27. Sep. 07, 18:56

Wenn alles ein Traum wäre

wäre es unsinnig, zwischen Realität und Traum zu unterscheiden.
Vielleicht ist das Sich-als-Mensch-Fühlen der einzige Traum, eine Vorspiegelung von Bewußtheit, hirnorganisch bedingt.
Oder aber es gibt eine Seele, die sich ihre Realität erträumt. Die Illusion wäre perfekt und Gott ein großer Magier und Illusionist.
Unsere Welt, die Praxis des Erlebens, schwankt zwischen Träumen und handfesten Gegebenheiten hin und her.
Ständig leben wir in einer Spannung zwischen Physis und Psyche. Jeder Mensch muß das für sein Leben auspendeln.
Wenn es überhaupt etwas gibt, um den Traum des Menschseins wirklich werden zu lassen, dann ist es erstmal das Wahrhaben der eigenen Existenz - den Fluch und die Freiheit des Vorhandenseins auf der Weltbühne.
Zu sagen: Ich bin ein Mensch, ich bin mein eigener Mensch, wenn auch nur für kurze Zeit.

Gruß
F.
Freni - 27. Sep. 07, 21:37

Von allem etwas

Man kann die Geschichte eines Traums als Teil der Wirklichkeit wahrnehmen/verkaufen, wenn man ihr Glauben schenkt. Oder?

Stirbt ein Mensch so existiert seine Seele nur so lange, wie wir daran glauben. Ich betrachte das als eine Art Selbstschutz, um nicht an den Schmerz zu zerbrechen. Wenn man das Gefühl hat den Verlust zu verkraften, dann stirbt die Seele des Menschen.

Manchmal habe ich Träume (Nachts) die mir wie Realität erscheinen. Etwas sehr Unangenehmes, weil ich nicht zuordnen kann ob ich träume oder wach bin. Existenz des Menschseins mache ich nicht von Gott abhängig, sondern von meinen Gefühlen. Ich setzte mich einem Wechselbad aus. Manchmal mache ich es, dass ich glücklich bin und manchmal lege ich darauf an unglücklich zu sein.

Bis dann....Freni

bonanzaMARGOT - 28. Sep. 07, 16:48

Stimmt

manche Träume sind verflucht realistisch. Ich bin dann eher von dieser Tatsache fasziniert als beunruhigt.
Ich stelle mir das Gehirn wie ein Zimmer vor. Wenn wir schlafen, geht der Rolladen runter. Dann haben wir kaum noch realen Kontakt zur Außenwelt. Alles ist dunkel, bis sich das "innere Auge" an diese Dunkelheit gewöhnt hat - wir beginnen zu träumen. Vielleicht knipst auch jemand ein Licht an. Dass die Träume eher wie Kino mit uns passieren, ist ein Indiz der Enstpanntheit. Manchmal schaffe ich es zwischen Aufwachen und Schlaf auf meinen Träumen (halbbewußt) zu surfen. Das sind oft tolle Erlebnisse - gerade wenn es sich um Liebesträume handelt.

Ich bin mir nicht sicher, ob die Seele lediglich ein Konstrukt ist, an das wir glauben oder nicht. Wir wissen noch viel zu wenig vom Wesen der Welt, von den Formen der Materie und den Kräften/Energien.
Gott ist für mich theoretisch spannend, als praktische Lebenshilfe kann ich ihn (wie du) nicht absorbieren.

Bis dann
F.

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