Mein Anliegen
Es gibt Menschen, die finden, dass ich zu negativ drauf bin. Ich würde sie runterziehen, sagen sie manchmal. Das tut mir leid, denn ich will niemanden runterziehen. Im Gegenteil, ich möchte meinen Lesern und Zuhörern Mut machen, auch die negativen Seiten zuzulassen - also die Ängste, die Endlichkeit, die Unvollkommenheit, die Schwächen, das Versagen, die Nullnummer ..., die Langeweile, die innere Leere, die Getriebenheit, den Verlust, den Schmerz, die Trauer, das Leid, die Krankheit, das Sterben, den Tod, die Vergeblichkeit, die Gewalt, den Haß, die Wut und den Ärger ..., Eifersucht, Neid, Schwachsinn, Wahnsinn, Irrsinn, Neurosen, Zwang, Sucht ...
Alles zählt zum Leben. Es kommt, ob man will oder nicht. Wir stellen uns den Dämonen, oder wir verleugnen sie, indem wir in materielle oder spirituelle Ersatzwelten flüchten. Ich will niemanden runterziehen mit meinen Gedanken. Das Leben ist nunmal scheiße schwierig. Niemand schwebt über den Dingen. Wir müssen mit einer großen Ungewissheit und Hoffnungslosigkeit klarkommen: Es gibt kein Heil irgendwo oder durch irgendwen. Es gibt nur das Leben mit uns, unseren Mitmenschen und der umliegenden Biosphäre. Dafür gilt der kategorische Imperativ: "Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne." (Kant) Dabei sollte man allen Wesen auf der Erde eine Daseinsberechtigung und Würde zugestehen. Weil: Wenn ich dem Gesamten oder den Mitkreaturen aus Habsucht und anderen niedrigen Beweggründen schade, schädige ich damit früher oder später mir selbst oder meiner Gattung. Wenn ich meine Mitmenschen (Mitkreaturen) würdelos behandle, verliere ich selbst meine Würde.
Ich weiß, das sind keine neuen Erkenntnisse. Aber sie gelten, wie ich finde, zeitlos; und wir Menschen verhalten uns leider oft diametral dazu. Man braucht weder Religionen noch Ideologien - sondern nur ein paar graue Zellen ... (und das entsprechende Herz dazu).
Oft sind es ganz einfache Rechnungen: Wenn ich z.B. nachts im Altenpflegeheim alleine für die Sicherheit und für das Wohl von ca. 50 Menschen verantwortlich bin, ist es nur eine Frage der Zeit, dass ein schlimmes Unglück passiert, ich überfordert bin oder die Nerven verliere.
Dies mal als praktisches Beispiel aus meiner Lebensmitte.
Ich nerve euch jetzt noch mit zwei anderen altbekannten Lebensprinzipien. Ich will sie einfach loswerden:
1. "Leben und leben lassen." (Der Lieblingsspruch meines alten Freundes Armin.)
2. "Was du nicht willst, dass man dir tu’, das füg’ auch keinem anderen zu."
Der zweite Spruch ist antiquiert, trägt aber viel Weisheit in sich. Wir Menschen verstoßen ständig gegen dieses Prinzip.
Nein, ich bin nicht negativ. Ich will niemanden runterziehen. Ich will nur, dass wir uns der Wahrheit, der Realität, unserer Natur stellen. Ich meine - ungeschminkt. Selbstkritisch und selbstironisch. In dem Bewußtsein, dass wir alle nur Menschen sind. Wir bräuchten keine Angst voreinander haben, wenn wir mit den eigenen Ängsten besser klar kämen. Dazu gehört verzeihen können. Dazu gehört, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen. Dann ergeben sich Toleranz und gegenseitiger Respekt fast wie von selbst. Auch dann, wenn wir den Anderen nicht riechen können. Letztlich ist er ein Mensch wie ich. Wie du. Vielleicht verpeilt oder blöd oder etwas irre ... Aber er ist einer von uns, und wir müssen ihn nach den oben genannten Prinzipien behandeln und annehmen.Nehmt niemals einem Menschen seine Würde!
Also, ich bin kein Gutmensch. Ich bin weit davon entfernt. Dies sollte auch keine Moralpredigt werden.
Ich wünschte, die Welt um mich herum wäre freundlicher, gerechter, und es gäbe weniger Kämpfe und Anfeindungen.
Wie soll ich mich da heraushalten?
Also streite ich, ich kritisiere ..., ich frage nach, wenn ich etwas nicht kapiere oder nachvollziehen kann. Oft wirke ich darum anstrengend oder lästig. Ich kann es einfach nicht sein lassen, meine Mitmenschen zu löchern, warum sie dies oder jenes glauben, - dies oder jenes tun. Nicht weil ich ihre Lebenseinstellung abschätzig beurteile - absolut nicht! Ich will nur verstehen!
Z.B.: Wozu diese Kriege? Oder: Warum verhungern auf der einen Seite Millionen von Menschen, während wir hier täglich tonnenweise hochwertige Nahrungsmittel wegschmeißen? Wer ist daran schuld? Das System? Der liebe Gott? Die Politiker? Die Wirtschaftsmagnaten? Die Diktatoren? Jeder Einzelne mit seinem Konsumverhalten?
Wir werden erst dann auf die Antworten stoßen, wenn wir uns aufrichtig uns selbst stellen.
Und genau das ist mein Anliegen.
klasse text. danke dafür.