Das Loch
Ich glaube, dass man Traurigkeit nicht endlos addieren kann. Ebenso wie Schwere. Ich stelle mir vor, dass das absolut Schwere irgendwann wie fragiles Glas in sich zusammenbricht. Das Undurchscheinbare löst sich mit einem Krachen auf.
Ein Mann auf einer Insel gräbt ein Loch, um zu fliehen. Er hat die verrückte Idee, dies sei die einzig wirkliche Möglichkeit, von der Insel zu entkommen. "Aber wo willst du denn hin?" fragt sie ihn. "Ich weiß nicht", sagt er und gräbt an seinem Loch, das aber irgendwann gar nicht mehr tiefer zu werden scheint - vielleicht unmerklich. Er weiß es nicht. Er schüttelt den Kopf. Er kann ihr nicht sagen, was er fühlt. Er trinkt. Ja, er trinkt - wegen der Tränen, die er nicht weint. "Aber das ist doch gar nicht wahr", sagt er zu sich, "ich kann weinen." Er lächelt sie an und küsst sie. Die Traurigkeit flattert um ihre Köpfe wie Rabenvögel. Das ist die Freiheit. Die Freiheit ist endlos traurig. Man muß graben. Es kann keinen anderen Weg geben. "Quatsch, das ist nicht die Freiheit!", sie rüttelt an ihm. Er ist ganz steif in sich, aufgefüllt mit Schwere - von der Erde aus seinem Loch.
Das Dasein ist verrückt. Der Mann verschwindet in seinem Loch. Manchmal sieht man ihn winken. Wem winkt er eigentlich?
bonanzaMARGOT
- 30. Jul. 11, 10:26
- Als Gebüsche noch Gebüsche waren
paradox
du hast sinnbildlich die Traurigkeit gut getroffen. Ebenso hab ich die erlebt und wahrgenommen. Ein starkes und intensives Gefühl, dass einem bis in die letzte Körperzelle ausfüllen kann, doch ein ausgefülltes Leben gibt sie einen damit auch nicht.
Ich finde es paradox, denn nach dem Auffüllen der Seele mit Traurigkeit folgt Leere.
LG LaWe
der verstand ist eben nur ein simpler ordner. er kann selten scharf zwischen emotionalen und echt rationalen gründen trennen. darum auch das ganze gelaber ... immer und immer wieder.
wir kriegen annäherungen hin - tangential. und danach triften wir zurück in unser eigenes schwarzes universum, - in "das loch", in unsere ganz eigene traurigkeit.
oder wir werfen konfetti in die luft, um uns abzulenken ...
eigene Dimensionen als Filter
das Leben hat mehr Dimensionen, als nur die 3, die wir mit unseren Augen sehen können und auch diese visuelle Wahrnehmung wird durch innere Stimmungen beeinflusst.
Wenn für den einen der Himmel nur leicht bewölkt ist, ziehen für den anderen schon düstere Regenwolken auf.
Was für den einen ein großes weites Land ist, ist für den anderen eine kleine Insel, auf der man sich verkriechen kann.
Was für dein einen ein Loch auf einer einsamen Insel ist, ist für den anderen eine Höhle in großen weiten Land.
Der Blick auf die Dinge entscheidet, was aus dem visuellen Eindruck letztendlich wird und für die eigenen Interpretation genutzt wird. Es fragt sich, wie viele Dimensionen des Inneren als Filter auf das real gesehene zwischen geschaltet werden.
Anschließend stellt man sich die Frage, warum der Mensch mit diesen Filtern die Welt betrachtet. Ist die Welt vielleicht nicht schön genug? Oder ist sie zu traurig, um real gesehen zu werden ? Oder soll es vielleicht vor dem grellen Licht schützen, weil der Blick auf der Höhle sonst blendet ?
LG LaWe
so schön, dass man die welt haßt, wenn man tiefer in sie hinein blickt. hassen muß.
wie ist alles nur möglich? welcher kaputte geist konnte eine solche welt erfinden? gott? stalin? hitler?
jesus?
und dann muß man die welt wiederum lieben, unendlich lieben ...
weil man gar nicht anders kann. weil die säfte in einem, die sinne und alle lebensgeister einen wachrufen und auffordern, nackt hinein ins leben zu hüpfen, - um zu genießen, um zu ficken, um zu streicheln und zu liebkosen ..., um die vielen wunder zu sehen, die kein verstand begreift, - je begreifen wird.
der Urknall oder Gott?
wenn die Welt schön wäre, könnten wir die Schönheit nicht wahrnehmen, weil und das Hässliche als Kontrast fehlen würde. Da eine ist nur erkennbar, wenn es das andere gibt. Ganz banal gesehen stehen sich gut und böse auf einer Linie gegenüber.
Ob diese duale Welt durch den Urknall oder von Gott geschaffen wurde? Das weiß der Himmel ;-)
LG LaWe
schönheit wie die absolutheit (z.b.von gott) sind überhaupt die voraussetzung der existenz und dem dadurch entstehenden existentiellen zwiespalt, - also der gegensätzlichkeit.
anders ausgedrückt: es muß vor allem etwas sein, damit es sich differenziert.
von nichts kommt nichts. das klingt blöde - ist aber äußerste logik.
ob nun gott oder urknall? ich weiß es nicht. gott ist mir zu sehr gott. und der urknall ..., ja, genau, der ist mir zu sehr urknall, - also auf einen anfang fixiert.