Zu einem neuen Unwort - "Sicherheitsverwahrung"

oder: Fehlende Konsequenz im Denken


Ich frage mich, warum sich die Gesellschaft über ein paar gefährliche Verbrecher aufregt, die zu Recht nach der Verbüßung ihrer Haftstrafen frei kommen, sich aber kaum jemand wegen der Tötungsmaschinen auf unseren Straßen echauffiert, die jedes Jahr viel mehr Todesopfer, Schwerverwundete und Traumatisierte fordern ...
Die Befürworter der Sicherheitsverwahrung argumentieren, dass die Sicherheit der Bürger über den Freiheitsrechten des Einzelnen stehen sollte. Nun, dann wäre es aus meiner Sicht nur logisch, wenn sie ihre Autos in der Sicherheitsverwahrung ihrer Garagen beließen, denn jedes Kfz ist eine potentielle Tötungsmaschine. Dies wären wir vorallem den vielen Kindern schuldig, die jedes Jahr im Straßenverkehr sterben und verletzt werden.

Die Menschen sollten ihr Augenmerk mehr auf den Straßenverkehr richten als auf ein paar entlassene Verbrecher. Egal was diese mal in ihrem Leben anstellten - nach der Verbüßung ihrer Haftstrafen sind sie freizulassen. Wenn wir sie für länger oder gar für immer hinter Gitter haben wollen, müssen härtere Urteile ausgesprochen werden. Oder wir führen die Todesstrafe wieder ein. Was aber soll dieses Herumgeeiere mit der Sicherheitsverwahrung?

Das Leben birgt viele Risiken. Dazu gehören Verbrechen, der Straßenverkehr, Haushaltsunfälle, Atomkraftwerke, Naturkatastrophen, Terroranschläge ... Wir sollten die Risiken rational einordnen und nicht absurde kindische Diskussionen führen, je nachdem, was das Tagesgeschehen gerade vorgibt.

(Wie gesagt:) Ich plädiere für eine Sicherheitsverwahrung unserer Autos in Garagen oder auf speziellen Rennstrecken, wo sie keine Fußgänger oder Radfahrer umfahren können.

Lange-Weile - 06. Mai. 11, 22:30

härtere Strafen

Hallo Bo.,

ich hoffe nicht, du hast mit deinem Vergleich nicht in ein Wespennest gestochen und binnen weniger Minuten schwirren dir die zahlreichen Widersprüche der Autofahrer um die Ohren.
Das könnte ohrenbetäubend werden. Des Deutschen liebstes Kind - und du schlägst für ihn eine Sicherheitsverwahrung vor. ;-). Aber ich gebe dir Recht - ich glaube, auf den Straßen sterben täglich Menschen durch Autounfälle.

Ich hab zufällig bei Phoenix den Bundesgerichtshof gesehen, als die Richter alle Gesetze und Paragraphen bezüglich der Sicherheitsverwahrung vorgelesen hatte - ich glaube, nach 15 Minuten vorlesen hatte er das gesamte deutsche Regelwerk genannt. Nun muss bis 2013 ein Weg gefunden werden, dass die Übeltäter ihre gerechte Strafe bekommen und wenn nötig, sich eine therapeutische Behandlung unterziehen.

Als ich heute über ein Gerichtsurteil las - 9 Jahre für den qualvollen Tod eines 2-Jährigen und für die Mutter 2 Jahre Bewährung. Tja....das ist für mein Rechtsverständnis ein zu geringe Strafe. Da hatte der Kleine keine gute Lobby im Gericht.

Gruß LaWe


bonanzaMARGOT - 08. Mai. 11, 10:49

über das richtige strafmass lässt sich streiten. jede tat ist von vielen seiten aus zu betrachten. dem opfer gegenüber kann manchmal keine strafe gerecht werden. als aussentehender hat man oft nicht den tieferen einblick in die umstände einer tat, und wir urteilen eindimensional je nach der grausamkeit, wie sie uns die medien auftischen.

es ist richtig, dass die verfassungsrichter das vorgehen deutscher gerichte hinsichtlich der sicherungsverwahrung rügten. man darf einen menschen nach der verbüssung seiner strafe nicht auf unbestimmte zeit wegsperren. und wer will eigentlich objektiv die gefährlichkeit eines menschen beurteilen?

objektiv gefährlich sind allerdings die ps-monster, die über die strassen rasen. da gibt es keine zweifel: sie gehören sicherungsverwahrt, - ebenso wie waffen in einen waffenschrank.

lawe, ich glaube, die autofanatiker lesen nicht auf meinem blog ...
Lange-Weile - 08. Mai. 11, 22:21

Schlachtfeld

Hallo Bo.,

als Jurist wäre ich sicher untauglich. Zu schnell hätten mich meine Gefühle im Griff und die sind ja nun wirklich keine Basis für Rechtssprechung.

Ja - die Autofahrer - da glaub ich nicht, dass sich ein Autofahrer als potentielle Gefahr für Menschenleben sieht. Doch wenn ich wieder mal von den zahlreichen Toten durch Verkehrsunfälle denke, dann bekommt so eine Autobahn für mich schon den Charakter eine Schlachtfeldes. Hier im Norden ist der Verkehr auf der Autobahn nicht so dicht wie im Süden. Und zum Glück bin ich selten als Mitfahrer auf der Autobahn unterwegs - doch wenn das der Fall ist, bin ich froh, zu Hause wieder heil angekommen zu sein. Wie schnell das gehen kann, hat der schlimme Unfall auf der A 19 vor ein paar Wochen ja gezeigt. -Erstaunlich aber auch, wie schnell der Mensch so ein Ereignis auch wieder vergessen kann.

Ich denke, die Wirtschaft würde erst mal still stehen, wenn das Auto nicht mehr da sein sollte. Aber wenn ich mir ansehen, was alles hin und her gekarrt wird und die tagtäglichen Pendler zur Arbeit und zurück nicht zu vergessen ..

LG LaWe

bonanzaMARGOT - 10. Mai. 11, 10:46

hallo lawe, auch ich sehe die straßen als eine art schlachtfeld an.
die entwicklung in den letzten jahrzehnten hinsichtlich straßenverkehr war rasant. gerade für kinder und alte, gebrechliche menschen stellt er eine große gefahr dar und beschneidet deutlich ihren bewegungsraum.
wie die menschen auf ihr lieblingsvehikel auto setzen, ist in hohem maße irrational - darum der provokante vergleich mit der sicherheitsverwahrung.
penes-eum - 09. Mai. 11, 18:38

Du vergleichst Unfälle mit geplanten Straftaten, Unfallopfer mit Gewaltopfern?

Wenn Du tot als tot ansiehst, warum machst Du Dir dann Gedanken darüber, wie man es den Menschen bis dahin einfacher machen kann und bemängelst die Zustände in Deinem Beruf? Ist doch egal wie sie krepieren am Ende sind sie tot.

Egal ob jemand durch einen Unfall oder durch eine Straftat stirbt - klar er ist tot.

Du schreibst von "dies wären wir den Kindern schuldig" dann sind wir es sicher auch den Kindern schuldig die bisher noch nicht Opfer wurden das die Täter die nicht resozialisierbar sind dort bleiben wo sie hingehören, nämlich hinter Schloss und Riegel.

Ja, Leben bringt viele Risiken und leben ist immer lebensgefährlich, aber eine Kalaschnikov geladen mit Finger am Abzug über eine Buckelpiste tragen ist wohl nicht vergleichbar mit einer Autofahrt und einem Unfall.

Das was Du da von Dir gegeben hast ist ein ziemlich übler Schlag in das Gesicht all derer die Opfer von Gewalt wurden und nun damit rechnen müssen, dass die nicht resozialisierten Täter ihnen wieder vor die Füsse laufen.

Vielleicht kannst Du es nicht nachvollziehen, ich kann es und ich wünsche keinem dieses erleben.

Im Übrigen sind die Opfer dieser Täter, sofern sie die Taten überlebt haben im Gegensatz zu Verkehrsunfallopfern die nach einer gewissen Zeit geheilt sind niemals geheilt, denn die Festplatte kann man nicht mal eben neu bespielen und es reicht oftmals die gleiche Stimme, eine bestimmte Situation und schon sind die Trigger aktiv.

Schönen Abend

bonanzaMARGOT - 10. Mai. 11, 11:23

antwort:


Du vergleichst Unfälle mit geplanten Straftaten, Unfallopfer mit Gewaltopfern?

penes eum, unfallopfer ist nicht gleich unfallopfer, und gewaltopfer ist nicht gleich gewaltopfer. auch auf den straßen handelt es sich bei den "unfällen" sehr oft um straftaten. wir verharmlosen deutlich die gewalt, die von fahrenden, tonnenschweren autos ausgeht.

Wenn Du tot als tot ansiehst, warum machst Du Dir dann Gedanken darüber, wie man es den Menschen bis dahin einfacher machen kann und bemängelst die Zustände in Deinem Beruf? Ist doch egal wie sie krepieren am Ende sind sie tot.

nein, mir geht es um die lebensqualität, die gerechtigkeit und die freiheit des einzelnen vor seinem tod. ich will weder opfer eines gewaltverbrechens noch von einem blödsinnigen raser totgefahren werden.

Egal ob jemand durch einen Unfall oder durch eine Straftat stirbt - klar er ist tot.

außerdem geht es mir um den wahnsinn, den wir einerseits auf unseren straßen zulassen - andererseits die panikmache wegen einiger straftäter, die nach der verbüßung ihrer strafe zurecht auf freien fuß kommen.

Du schreibst von "dies wären wir den Kindern schuldig" dann sind wir es sicher auch den Kindern schuldig die bisher noch nicht Opfer wurden das die Täter die nicht resozialisierbar sind dort bleiben wo sie hingehören, nämlich hinter Schloss und Riegel.

zurecht wurde die deutsche handhabung der sicherheitsverwahrung erst vom europäischen gerichtshof und nun auch vom deutschen verfassungsgericht gerügt.
ich glaube tatsächlich, dass unseren kindern wesentlich mehr gefahr im straßenverkehr droht als durch ein paar entlassene straftäter, die angeblich schwer oder gar nicht zu resozialisieren sind.


Ja, Leben bringt viele Risiken und leben ist immer lebensgefährlich, aber eine Kalaschnikov geladen mit Finger am Abzug über eine Buckelpiste tragen ist wohl nicht vergleichbar mit einer Autofahrt und einem Unfall.

ein auto ist in meinen augen eine waffe. auf meinen fahrradreisen komme ich viel rum. da gibt es straßen über land, wo ich beinahe alle 100-200 meter am straßenrand holzkreuze mit eingravierten namen von unfallopfern stehen sah - alles junge menschen im alter zwischen 18 und anfang 20.
wie ich es bereits sagte: die menschen verharmlosen die gefahr, welche von autos ausgeht. ein psychologisches problem.


Das was Du da von Dir gegeben hast ist ein ziemlich übler Schlag in das Gesicht all derer die Opfer von Gewalt wurden und nun damit rechnen müssen, dass die nicht resozialisierten Täter ihnen wieder vor die Füsse laufen.

so sind die menschen: auf der einen seite verahrmlosen sie gerne eine gefahr, und auf der anderen seite wird eine gefahr maßlos überbewertet. sachliche diskussionen und gefahrenabwägungen sind wichtiger als emotionale überreaktionen aufgrund einzelner grausamer verbrechen. allerdings passieren auch sehr grausame unfälle. die verbrecher würde der volkszorn am liebsten lynchen, aber wenn es ums auto geht, wird noch nicht mal eine vernünftige geschwindigkeitsbegrenzung auf deutschen autobahnen durchgesetzt.
nein, ich wollte mit meinem beitrag sicher nicht gewaltopfern vor den kopf stoßen ...
ich bin dafür, dass gefährliche verbrecher hart bestraft werden. doch wenn sie ihre strafe verbüßt haben, muss man sie auch wieder auf freien fuß setzen.



Vielleicht kannst Du es nicht nachvollziehen, ich kann es und ich wünsche keinem dieses erleben.

nein, ich war noch nicht opfer eines gewaltverbrechens. darum darf ich aber trotzdem eine meinung zur sicherheitsverwahrung haben.

Im Übrigen sind die Opfer dieser Täter, sofern sie die Taten überlebt haben im Gegensatz zu Verkehrsunfallopfern die nach einer gewissen Zeit geheilt sind niemals geheilt, denn die Festplatte kann man nicht mal eben neu bespielen und es reicht oftmals die gleiche Stimme, eine bestimmte Situation und schon sind die Trigger aktiv.

wie ich bereits anfangs sagte, penes eum: gewaltverbrechen ist nicht gleich gewaltverbrechen und verkehrsunfall nicht gleich verkehrsunfall. auch unfallopfer können viele jahre, manchmal lebenslang, an den folgen des tragischen geschehens leiden und traumatisiert sein.
tom-ate - 10. Mai. 11, 10:03

Sicherheitsverwahrung von Autos ist eine gute Idee. Zumindest in Städten und Dörfern, auf den Quartierstraßen gehört dieses Gerät verbannt, damit man sich als Mensch wieder frei bewegen könnte. Ich brauche dieses Gerät praktisch nie und würde mir auch kein eigenes leisten. Carsharing reicht für die paarmal im Jahr, wo es nicht ohne geht, und ist unterm Strich viel günstiger.

bonanzaMARGOT - 10. Mai. 11, 11:33

hi tom-ate

totale übereinstimmmung.
Finchen1976 - 11. Mai. 11, 13:14

Ich mag mein Auto.
Für nichts in der Welt würde ich dieses Stück Freiheit aufgeben.
Ob ich es als potentielle Tötungsmaschine sehe? - Teilweise schon. Nicht aber in dem Maße, wie Du es schilderst.
Sagen wir so: ich bin mir dessen durchaus bewusst.

Wenn man Deine Argumente pauschalisiert, trägt jeder Mensch eine Gefährdung in sich, alleine weil er lebt. Jeder Mensch, jedes Auto, sowie jeder Hund sind potentielle Tötungsmaschinen. Weil jeder dieses Potential also in sich hat. (Überspitzt gesagt)

Das ist Deine persönliche Meinung.

Und Gewaltverbrecher schön nach dem Absitzen wieder auf der Straße?! Wow. Du hattest wohl auch noch keinen in Deiner Nähe wohnen, oder?
Einen Kinderschänder oder (Kinder-)Mörder wieder freilassen... was sagen denn die guten (Resozialisierungs-)Statistiken? Ach...doch soviele Rückfälle..? Ach ja...

Ach nee, aus dieser Diskussion und diesem Vergleich bin ich raus, sorry.

bonanzaMARGOT - 11. Mai. 11, 13:30

finchen, kein mensch weiß, wie viele "potentiell gefährliche" menschen in seiner umgebung wohnen.
man muss den menschen nach der verbüßung ihrer strafe die chance geben, wieder ein normales leben in freiheit zu führen - egal wegen was sie mal weggesperrt waren. oder wir sperren mörder, vergewaltiger und kinderschänder konsequent lebenslang ein. oder wir führen die todesstrafe wieder ein ...
aber dieses rumgeeiere mit der sicherheitsverwahrung ist ethisch und juristisch nicht vertretbar - weil in hohem maße willkürlich und ungerecht.

es ist wahr, dass z.b. falsch erzogene kampfhunde auch zu tötungsmaschinen werden.
und es ist wahr, dass ps-monster, die von leichtsinnigen menschen gefahren und gelenkt werden, ein wahnsinniges gewaltpotential innehaben. autos sind gefährliche "instrumente", die viel zu leichtfertig über wege und straßen rauschen - damit fußgänger, vorallem spielende kinder und alte menschen mit bewegungs- und sinneseinschränkungen, gefährden.

ich habe nicht pauschal etwas gegen autos und autofahrer(innen). um gottes willen! ich kritisiere hier etwas zugespitzt einen mißstand und eine unverhältnismäßigkeit in unserer (auto-)gesellschaft.

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