Mehrliebe oder: Was ist Polyamorie?
Ich stieß vor wenigen Wochen bei der Lektüre einer namhaften Wochenzeitschrift (mir nicht mehr erinnerbar) auf den Begriff „Polyamorie“. Nun googelte ich ihn und kam auf die Webseite http://www.polyamorie.de/. Dort liest man u.a. folgende Definition: „Polyamorie ist die Praxis bzw. der Zustand oder die Fähigkeit, mehr als eine liebevolle sexuelle Beziehung zur gleichen Zeit zu führen, mit vollem Wissen und Einverständnis der beteiligten Partner.“
Dass Fremdgehen nicht nur ein Sonderfall ist, sondern in Liebesbeziehungen und Ehen beinahe zwangsläufig je nach Dauer der Paarbindung ein- oder mehrmals geschieht, dürfte kein Geheimnis mehr sein (auch angesichts der hohen Scheidungsrate). Liebe vergeht, und eine neue Liebe entsteht. Allerdings hält sich das Neu-Verlieben nicht an den monogamen Ordnungssinn - also schön hintereinander. Es ist tatsächlich möglich, mehrere Menschen gleichzeitig zu lieben. Die gesellschaftlichen Normen jedoch hindern uns im Allgemeinen daran, diesen Zustand der „Mehrliebe“ zuzulassen. Was nicht bedeutet, dass wir es nicht machen. Wie so oft, wenn Regeln und Gesetze zu wirklichkeitsfremd oder zur menschlichen Natur gegensätzlich sind, werden sie gebrochen. Man tut es einfach heimlich.
Diese Fadenscheinigkeit war und ist einer der Gründe, warum ich nicht heiraten will. Ich könnte keiner Frau die absolute Treue ein Leben lang versprechen, und auf dieses Versprechen ist schließlich die (konventionelle) Ehe aufgebaut. Trotzdem entscheide ich mich bei meinen Liebesbeziehungen für eine monogame Ausrichtung. Ich hätte ein Problem damit, mir vorzustellen, dass meine Liebste, mit einem anderen Mann intim und zärtlich ist. Auf der anderen Seite weiß ich, dass ich mich leicht neu verliebe, dass es mit meiner Treue nicht weit her ist. Und an diesem Konflikt beiße ich mir seit dreißig Jahren die Zähne aus.
Womöglich bin ich „polyamor“, kann mir aber die Umsetzung im Alltag schwer denken.
In den letzten Jahren hatte ich einige Fernbeziehungen - ideal um „Polyamorie“ zu praktizieren, wie ich finde. Wirklich geschah es, dass ich mich in dieser Zeit neu verliebte. Nur müssten dann alle Beteiligten diesen Zustand akzeptieren ...
Wenn ich mich verliebe, mache ich eigentlich nicht eine „polyamore“ Lebenseinstellung zur Bedingung. Irgendwie kommt mir die „Polyamorie“ wie die Quadratur des Kreises vor. Die Eifersucht, die ganzen Dreiecks- oder Mehrecks-Diskussionen wären mir auf Dauer viel zu nervenaufreibend. Eine Harmonie kann ich mir nur auf einer Art sektiererischen Ebene vorstellen, wo dann irgendein blöder Langhans oder Guru die Fäden zieht. Doch das will (nach Definition) die „Polyamorie“ gerade nicht sein.
Interessant ist die Theorie für mich allemal, obwohl ich entscheidende Schwachpunkte in der Praxis sehe.
Mir fällt ein Lied von Wolf Biermann ein „Das mit den Männern“. Ich suche die alte Scheibe aus dem Regal, und lasse Biermann singen:
„Ich krieg‘s nicht raus, in diesem Leben nicht, dass wie man leben soll - denn ein Weib ist viel für mich, und zwei sind viel zu wenig ...“
bonanzaMARGOT
- 14. Jan. 11, 14:29
- Sonstiges zur Diskussion
Sicher es muss passen und alle Beteiligten müssen sich mögen und verstehen. Nein nicht miteinander in die Kiste gehen, aber aktzeptieren und respektieren. Sich selber in ihrer Rolle sicher sein, wissen und fühlen das keiner ihnen den anderen streitig macht - Eine wundervolle Situation, sich verlieben zu dürfen ohne sich selber Vorwürfe zu machen und diese neue Verliebtheit mit dem bereits vorhanden Partner zu teilen. Der Partner der sich freut, weil es seiner Partnerin gut geht.
Ja es mag schwer von aussen sein, hätte man mir vor 15 Jahren gesagt das ich irgendwann so lebe .... Im übrigen ist es zumindest für mich weniger Beziehungsarbeit als in meiner monogamen Zeit, denn es gibt keine Eifersucht und keine Lügen.
ich kann mir die praxis von polyamorie nur als eine phase im leben der beteiligten vorstellen, wo eben zufällig alles mal zusammen paßt. langfristig wird eine solche polyamore gemeinschaft nur selten gut gehen - so meine vermutung.
Ich behaupte nicht das ich nicht eifersüchtig bin und ich kann sicher auch zur Furie werden, wenn es mich packt. Aber ich kenne den Grund für mein Fühlen und auch wenn es manchmal schwer fällt ich kanndamit umgehen wenn ich will. Schöner und das ist der IST-Zustand, ist es jedoch wenn kene Eifersucht aufkommt und das klappt wohl wenn man sich gegenseitig zeigt wo der andere für einen selber steht.
Ausleben von erotischen Wünschen, steht bei mir weit hinten, die Beziehung 1 hat vor 6 Jahren begonnen, die Beziehung 2 ist leider erst im September zu uns gestossen aber umso schöner ist es das es so klappt.
Vorher gab es ebenfalls Menschen die dazu gestossen sind, aber es passte nicht und dann ist die gemeinsam schön verbrachte Zeit gut und hat ein Ende.
Wir werden sehen was die Zeit bringt---
Für mich lag der Schlüssel darin, dass ich ebenfalls fremdging, weil ich mich verliebt hatte, damit nicht umgehen konnte. Die Beziehung beendete und in der nächsten Beziehung ebenso unglücklich wurde. Als ich dann alleine war, den Liebsten 1 kennenlernte und sagte ich kann nicht nur einen Menschen lieben und er sagte, das verlange ich auch gar nicht, hat es noch lange gedauert bis ich mich getraut habe das Experiment einzugehen.
Monogamie ist uns anerzogen, es wird uns von klein auf beigebracht das man nur einen Menschen lieben darf und wenn man sich aus diesem sozialen Druck befreit, sich selber eingesteht das man niemandem damit was wegnimmt, sondern glücklich ist und somit noch mehr lieben kann, dann ist der erste Schritt getan.
Geht man dann noch offen damit um, nein nicht hausieren, sondern wenn man sich verliebt ehrlich zu sich und seinem Gegenüber dann klappt es auch.
Ich kenne einige Beziehungen die schon seit vielen Jahren so leben sicher keine Kommune1, vom Lebensstil her eher das krasse Gegenteil und es klappt. Die festen Geflechte bestehen und mal stösst jemand dazu, mal stösst sich jemand ab...
So ist die Natur. Sie lässt schier unendlich viele Variationen zu - auch in der Liebe und im Zusammenleben.
Vielleicht ist der Grund für meine Eifersucht die kulturelle Sozialisation. Vielleicht liegt aber auch ein wesentlicher Anteil in den Genen. Auf jeden Fall ist Eifersucht nicht einfach eine Empfindung, die man ignorieren kann - sondern ich glaube, dass sie im natürlichen Plan von Fortpflanzung und Evolution unserer Spezies einen Sinn macht ... beinahe ebenso fundamental wie Angst oder Furcht. Solche Gefühle sind uns oft unbequem, aber ich bin der Meinung, dass man sie nicht verdrängen sollte - denn das könnte sich rächen ...
Persönlich fände ich es toll, wenn ich eifersuchtslos und lockerer eine Beziehung eingehen könnte. Nur läßt sich dies mit meiner Leidenschaftlichkeit schwer in Einklang bringen. Wenn ich liebe, gebe ich meine Seele, mein Herz ...
Okay, ziehe etwas Pathos ab, doch im Großen und Ganzen kommt es hin.
Natürlich darf man es mit der Eifersucht nicht übertreiben. Das wäre eine krankhafte Störung ...
Und ganz ohne Eifersucht - kann ich mir, ehrlich gesagt, genausowenig wie ein Leben ohne Angst vorstellen.