Am Beckenrand


Jeder Mensch glaubt erstmal, dass es ganz normal ist, was er um sich herum wahrnimmt. Er stellt seine Existenz nicht in Frage. Warum auch? Sein Gehirn ist in der Hauptsache aufs Überleben und die Fortpflanzung ausgerichtet. Nun wäre der Mensch aber nicht Mensch, wenn er sich nicht darüber hinaus Gedanken machen würde. Die menschliche Kultur zeugt davon, dass wir es nicht beim Herumficken von Generation zu Generation beließen, sondern außerdem Religion, Philosophie und Naturwissenschaft entwickelten. Frag mich nicht, warum. Fluch und Segen können verdammt dicht beieinander liegen. Ich tendiere zum Fluch. Nein, es ist eindeutig ein Fluch… Die Vielzahl an Indizien, warum wir besser nicht zum Homo sapiens geworden wären, sind erdrückend. Ich will jetzt aber nicht ausholen. Viel zu klar liegt alles vor mir. Man lebt einige Jahrzehnte, beobachtet die Welt und zieht seine Schlüsse. Eigentlich ganz einfach.
Gestern begoss ich meinen Feierabend im Pub. Ich hatte eine mittelschwere Woche hinter mir. Ich musste mich durchbeißen. Von Tag zu Tag. Vom Morgen bis zum Abend. Ich hatte es satt, wie in einer Endlosschleife zu funktionieren. Wozu der ganze Dreck? Welcher Idiot hat das Schwimmbecken so tief gemacht, dass man keinen Grund unter den Füßen hat? Gut, ich hatte es wiedermal bis zum Beckenrand geschafft… Das Pils stand bereits vor mir auf der Theke. Der Wirt kennt mich. Ich finde es super, wie unsere nonverbale Kommunikation funktioniert. Einfach easy. Ab und zu wechseln wir aber doch ein paar Worte, d.h. er redet, und ich mache so, als ob ich zuhöre. Er hat nun mal diese Kneipe am Hals mit den immer selben Suffköppen an der Bar. Na wenn man da nicht auf Dauer was an der Waffel kriegt! Er gießt mir einen Korn ein und sagt: „Aufs Wochenende!“ Natürlich trinkt er einen mit. „Danke“, grunze ich, „so ist das Leben.“
Neben mir sitzen noch ein paar andere Figuren. Sie berlinern, dass die Schwaden krachen. Ich verstehe nicht alles. Wenn sie lachen, grinse ich auch. Wir sitzen alle im selben Boot.
„… ein Betrunkener tastet sich an einer Litfaßsäule entlang, immer rundherum, und ruft: Wo ist denn hier die Tür??“ Alles lacht! Der Wirt kriegt sich fast nicht mehr ein. Lachtränen laufen ihm übers Gesicht. Auch mir gefällt das Bild des Betrunkenen, der um eine Litfaßsäule herumtorkelt und verzweifelt den Ausgang sucht. Richtig philosophisch finde ich das. Ganz stark. Und deswegen schrieb ich jetzt davon.

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