Die Zukunft steht geschrieben, aber der Film läuft noch
Redford ist inzwischen ein alter Knacker und kann einen solchen authentisch verkörpern, so in dem derzeit laufenden Kinostreifen „Ein Gauner & Gentleman“, einer leicht erzählten Tragikomödie über einen alternden Ganoven, der alleine und mit zwei ebenso nicht mehr ganz jungen Kumpels in feiner Manier Banken ausraubt*. Seine Vita ist ein einziges Desaster von Banküberfällen, Knastaufenthalten und Ausbrüchen. Es geht ihm nicht um die Kohle, sagt er, sondern um das Leben. Redford verkörpert die Figur des nimmermüden Ganoven sehr sympathisch. Selbst der Polizist, der ihn jagte, bedauert, als er schließlich von der Bundespolizei gestellt wird. Immer wieder sieht man Nahaufnahmen von seinem furchigen Gesicht und diesen Redford-Augen, etwas milchig zwar, aber sie strahlen immer noch.
Eingewoben in die Ganovenstory eine Liebesgeschichte – der alte Ganove könnte endlich zur Ruhe kommen, einen Hafen, ein Zuhause für seine letzten Lebensjahre an der Seite einer nicht minder alten aber gut erhaltenen Dame mit Pferderanch finden. Doch seine Leidenschaft fürs Bankgeschäft ist stärker, und so wird nichts aus dem Happy End.
Ich dachte nur, mein Gott, wie alt Redford geworden ist. Wie viele Jahre gingen ins Land, seit ich ihn an Paul Newmans Seite in „Der Clou“ bewunderte? Die beiden gehörten zu meinen Lieblingsschauspielern in den Siebziger-Achtzigern. Wobei ich Paul Newman einen Tick mehr mochte. Scheiße, wie lange ist das her! Das Leben lag damals noch vor mir…
Wie komme ich eigentlich hierher? Ich sitze an einem künstlich angelegten Teich unweit des Kinopalastes am Potsdamer Platz. Der Himmel über mir strahlt in astreinem Blau. Verkehrsgetöse im Hintergrund, und doch ist dieses Plätzchen voller Ruhe. Ich blicke sinnierend auf die Wasseroberfläche und die modernistischen Fassaden der umgebenden Gebäude. Ich frage mich, wer in ihnen arbeitet. Wir alle sind Teil eines riesigen Lebewesens, das sich Stadt nennt. Anonym funktionieren wir nebeneinander, arbeiten gemeinsam daran, dass alles weitergeht…
Mir bleibt noch eine Stunde bis zum Filmstart. Ich genieße die Ruhe im Auge des Sturms.
*Ich sehe mich als Rentner auch schon Banken überfallen. Fürs Geld und fürs Leben.
bonanzaMARGOT
- 31. Mär. 19, 13:28
- Berlin
Ab und zu kommt dann das bewusdtsein,dassau h ich kein ganz so junges Ding mehr bin.