Freitag, 18. Dezember 2015

TV-Tipp:

"Verdammt in alle Ewigkeit", 23 Uhr 20, ServusTV

Mittwoch, 16. Dezember 2015

Mittwochs-Weisheit

"Ab einem bestimmten Zeitpunkt sind Geburtstage wie ein nach oben gezählter Countdown."

Siegfried Wache
(*1951)


Dienstag, 15. Dezember 2015

Dezemberdepression


Berlin hat einen bestimmten Geruch. Ich bin mir sicher. Egal, wo ich bin. Der Geruch meiner Heimat war anders. Ich durchlebe Tage, in denen die Vergangenheit wie Treibgut immer wieder auftaucht. Wenn ich stundenlang in der Schule sitze, bleibt mir genügend Zeit, mich Tagträumereien hinzugeben. Die Hühner (meine Mitschülerinnen) fragen mich manchmal etwas, und ich antworte, als ob ich aufwachen würde: „Was?“ Sie lachen: „Was meinst Du denn dazu?“ …
Sie haben sich damit abgefunden, dass ich oft einfach nur versunken in mich selbst im Klassenzimmer sitze, dabei kriege ich noch mehr mit, als sie glauben. Als Klasse wären wir sehr inhomogen, meinte eine Lehrerin. Manchmal, während ich so rumsitze, recherchiere ich Namen von alten Freunden und Bekannten im Internet. Vor kurzem wurde ich sogar bei einer Person fündig. Aber macht eine Kontaktaufnahme Sinn? Ich bin unsicher. Man muss nicht unbedingt die Geister des Gestern und Vorgestern beschwören…, sonst geht es mir noch wie Mr. Scrooge aus Charles Dickens Weihnachtsgeschichte. Wer will schon vorgeführt bekommen, wie er ehemals (wirklich) war? Ich habe schon in der Jetztzeit Angst in den Spiegel zu schauen. Am besten gehe ich mit meinen Mitmenschen um, ohne darüber nachzudenken, wie ich auf sie wirke. Angeblich soll es gar nicht so schlimm sein…
Morgen veranstaltet die Schule eine Weihnachtsfeier – dafür fällt der Unterricht aus, Anwesenheitspflicht ist trotzdem. Solche Feiern waren mir schon immer ein Gräuel (von dem religiösen Hintergrund ganz abgesehen). Ich hoffe, dass ich mich frühzeitig abseilen kann. Kann mir irgendjemand erklären, wie man an solchen Veranstaltungen Spaß haben kann? Dieser konventionelle Druck ist einfach ätzend. Unser EDV-Lehrer sagte zu dem Thema, Demokratie sei eben die Diktatur der Mehrheit. Ich mag ihn. Er macht klare Ansagen, und er hat die Hühner im Griff…; außerdem habe ich bei ihm wirklich das Gefühl, etwas zu lernen.
Ich mache mir sehr viele Gedanken über die Zeit, konkret die Lebenszeit. Ist das alles nicht irrsinnig? Gut Fünf Jahrzehnte habe ich auf dem Buckel und hörte nie auf, das Dasein zu hinterfragen. Wenn ich dann den ganzen Weihnachtsschwachsinn sehe, fühle ich mich verhöhnt. Am Ende des Kalenderjahres scheint sich der Schwachsinn der Menschen zu verdichten: Weihnachten und kurz dahinter Silvester… Zufällig habe ich im Dezember auch noch Geburtstag.
Dazu kommt die Winterzeit mit den kurzen Tagen und der Kälte. Eine Mitschülerin fliegt in den Weihnachtsferien nach Gran Canaria. Letztes Jahr gönnte ich mir auch diesen Ausritt ans Meer und in die Sonne. Ich lieh ihr meinen Reiseführer. Ich bleibe in Berlin.

Dienstag, 8. Dezember 2015

Like A Rolling Stone


Gestern war ich mega-müde. Ich hatte während des Tages das Gefühl, gar nicht richtig wach zu werden. Ich will kein Aufhebens darum machen – in meiner Nachtwachen-Zeit waren solche halb somnolenten Zustände völlig normal, z.B. während der Umstellung vom Nacht- zurück auf den Tagrhythmus. Außerdem lebte ich alleine und machte alles mit mir selbst aus, das heißt, ich war im Großen und Ganzen der einzig Leidtragende. Ich hatte kaum soziale Kontakte außerhalb des Altenheims. Wenn ich mir zu sehr auf den Keks ging, schaltete ich die Glotze ein und döste in den Tag hinein. Wenn mir die Glieder schwer wie Blei wurden, legte ich mich ins Bett; wenn ich eine Fressattacke hatte, überlegte ich nicht lange, und schaufelte z.B. eine Dose Ravioli in mich hinein. (Komisch, dass die Müdigkeit einen nicht vom Fressen abhält – eher im Gegenteil.)
Nun lebe ich seit einem halben Jahr mit einer vitalen jungen Frau zusammen. Das ist schon mal ein Wahnsinn – für meine Verhältnisse. Echt! In Partnerschaften tat ich mich bisher immer mit dem Zusammenleben schwer. Hinzu kommt eine gewisse Abneigung gegen alles Familiäre. Wann das seinen Anfang nahm, weiß ich nicht genau… Ein Eigenbrötler bin ich sowieso. Die mich kennen, wissen das (haha). Trotzdem, ich bin weit davon entfernt, ein Soziopath oder "Höhlenmensch" zu sein. Ich würde mein Verhältnis zu anderen Lebewesen mit dem Begriff „Reserviertheit“ beschreiben. Früher sagte man, ich sei schüchtern. Ich gehörte nie zu denen, die mit dem Mundwerk vorneweg waren. Vielleicht ist darum das Schreiben für mich die bessere Methode zu kommunizieren, vor allem wenn mir die Menschen noch fremd sind. Dabei wirke ich gar nicht so schüchtern auf andere – ich höre oft, dass ich eben ein Ruhiger sei. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie ich wirklich auf andere wirke. Ich mag darum auch keine Fotos von mir. Wer mich ärgern will, muss nur die Kamera auf mich richten; oder mir eine Stilberatung aufdrücken (wir vor ein paar Wochen in der Schule geschehen); oder mich zur Teilnahme an einer Weihnachtsfeier zwingen; oder… (es gäbe noch einiges aufzuzählen). Wie gesagt, das Zusammenleben mit mir ist nicht leicht. Dass meine Partnerin mich liebt, macht mich sehr glücklich! Sie hält mich gewissermaßen bereits eine gute Zeit lang aus. Bei Menschen, die mir nahestehen, würde ich manchmal schon wissen, wie sie mich so sehen. Sie müssen ja nicht ins Detail gehen. „Wie siehst Du mich, Schatz?“ „Ich liebe Dich…“ „Ach so.“ „Und wie findest du das, was ich in den Blogs schreibe?“ „Hirschig.“ Ehrlich gesagt hatte ich etwas Angst, als ich sie kennenlernte, ihr meine schriftlichen Zeugnisse (im Internet) zu zeigen.
Also, gestern war ich jedenfalls ungeheuer müde… Heute versuche ich die Zeit, bis sie von der Arbeit kommt (nach 21 Uhr), mit Schreiben totzuschlagen. Wir wollen gemeinsam zu Abend essen, bevor es in die Heia geht.
Unglaublich, wie sehr das stundenlange Herumsitzen in der Schule ermüdet… vielleicht auch dem Kunstlicht geschuldet… dem wenigen Tageslicht im Winter… keine Ahnung, ob ich mich so lange wachhalten kann… bin halt nicht mehr der Jüngste… Bob Dylan singt: „like a rolling stone“…
(Gute Nacht!)

2. Advent




Obwohl ich ein Weihnachts-Verächter bin, schlendere ich ganz gern über Weihnachtsmärkte oder erfreue mich an der weihnachtlichen Illumination.

Montag, 7. Dezember 2015

TV-Tipp:

"Immer Ärger mit Harry", 20 Uhr 15, ARTE

Freitag, 4. Dezember 2015

Joker-Tag


Ich nahm mir einen „Joker-Tag“, drei haben wir während der Fortbildung. Nach einem Vierteljahr Schule gönne ich mir ein verlängertes Wochenende.
Gestern am frühen Abend waren wir mal wieder bei „Neffes“ in der Potsdamer Straße. Maestro, so nennen wir den Chef, begrüßte uns herzlich. „Lange nicht gesehen.“ Als wir hierherzogen, gingen wir häufig zu „Neffes“. Das Lokal liegt nur wenige Minuten Fußweg von unserer Wohnung, die Atmosphäre gemütlich, die Preise akzeptabel. Maestro bot uns einen Platz in dem Bereich an, den er für seine Stammgäste reserviert hält. Wir rätselten schon oft über seine Herkunft – jedenfalls nicht italienisch, und auch nicht türkisch. (Wurscht.) Wir stimmten darüber ein, dass es eine gute Idee war, ihn mal wieder zu besuchen. Endlich hatte O. ihren Termin beim Bürgeramt gehabt. Ein weiterer Punkt des „Ankommens in Berlin“ war somit abgehakt. Natürlich brauchen wir nicht unbedingt einen Anlass zum Essengehen. Aber O.s Anmeldung und der Umstand, dass ich ausschlafen konnte, ließen unsere Entscheidung noch runder erscheinen. Das Essen (Schweineschnitzel und Kalbfleischspieße) fiel mehr als reichlich aus. Wir schafften nicht alles. (Puh!) Zu guter Letzt einen Caipirinha – ich spürte die Müdigkeit in mir steigen wie einen Wasserspiegel. Kaum zu glauben, wie mich die Schule erschöpft. Halb Sechs Uhr morgens aufstehen, vier Doppelstunden voll mit Dokumentation, Krankenhausverwaltung und Qualitätsmanagement, der Schulweg mit der U-Bahn, das Einkaufen im Supermarkt, das Menschengedränge… Tag für Tag. Obwohl ich es mir (vor allem O. zuliebe) vornehme, länger durchzuhalten, will ich nach dem Abendessen so schnell wie möglich Schlafen gehen. Selten wird es unter der Woche später als 21 Uhr. O. scheint diesbezüglich mehr Energie zu besitzen, aber sie ist auch jünger. Trotzdem sollte sie sich mit ihren Sprachkursen nicht zu viel zumuten, denke ich. Manche Tage ist sie 15 Stunden unterwegs.
Schön, dass ich ein langes Wochenende vor mir habe. Während ich hier am Schreibtisch tippe, läuft Black Sabbath. Ich lasse altbekanntes durch mich strömen. Der Tag in gedämpftem Winterlicht. Ich sitze in ihm wie auf einem weichen Kissen, ohne ganz wach zu werden.

Mittwoch, 2. Dezember 2015

Mittwochs-Weisheit


"Es gibt wohl viele, die ganz stolz den Selbstmord eine Feigheit nennen. Sie sollen's erst probieren; hernach sollen's reden."

Johann Nepomuk Nestroy
(1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor
Quelle: »Der Schützling«, 1847


(Es existieren Tage für alles mögliche - gibt es einen Tag des Selbstmords?)

TV-Tipp:

"The Straight Story", 22 Uhr 20, ServusTV

Dienstag, 1. Dezember 2015

Ein totes Pferd kann man nicht reiten


Es reicht für ein oder zwei Flaschen vor der Schule. Die Bedienung hält mir schon das Bier entgegen, wenn ich eintrete. Ich setze mich gern etwas abseits. Ich trinke und schaue raus auf die Sonnenallee. Heute waren etliche abgerissene Figuren in der Kneipe, mit denen ich am besten den direkten Blickkontakt vermeide, weil sie sonst auf mich zu torkeln und mir ein Gespräch aufdrücken wollen. Ich spürte ihre Blicke auf mir. Ein Betrunkener stolperte neben mir und krachte auf den Boden. Die Bedienung forderte ihn auf, nach Hause zu gehen – „Du kriegst nichts mehr.“ Ein alter Säufer grinste mich an: „Das ist der Alkohol.“ Ich nickte stumm und nuckelte an meiner Flasche. Ich genieße das Bier vor der Schule. Ein Stück Freiheit. Was auch immer.

Gut fünf Minuten Fußweg zur Schule. Über den Innenhof, die Treppen hoch in den dritten Stock, nach der Eingangstür der Tresen, auf dem die Anwesenheitslisten der Kurse liegen, in die wir uns eintragen müssen. Der Gutenmorgengruß zur Sekretärin…
Vier Doppelstunden Qualitätsmanagement. Wir waren nur zu fünft in der Klasse. Vier sind krank und zwei steckten im Stau.
Die junge Lehrerin tat sich schwer damit, uns etwas über Qualitätsmanagement zu erzählen. Wir waren im Computerraum, und ich beschäftigte mich nebenbei mit Sudoku und schaute mir im Internet Winterschuhe an.

Eine Klassenkameradin: „Fiel Dir auch auf, dass so viele Penner unterwegs waren? Überall sieht man sie mit den Bierflaschen.“ „Irgendwo müssen sie ja hin“, erwiderte ich.
Monatsanfang. Es gab Geld. Klar, darum waren vorhin so viele in der Kneipe, dachte ich, sie versaufen ihre Stütze.

„Ich sehe schon, ich erreiche Sie heute nicht“, sagte die Lehrerin. Sie ist selbst im Zwiespalt. Sie könne verstehen, warum wir (nach unserer beruflichen Vorgeschichte) dem Qualitätsmanagement abgeneigt gegenüberständen, aber es sei doch trotz allem eine gute Sache…
Dumm nur, dass es diese Kluft zwischen Theorie und Praxis gibt. Ein totes Pferd kann man eben nicht reiten.

ein literarisches Tagebuch

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