Im Kindesalter tickt die Lebensuhr noch andersrum, hin zu Stärke, Größe und Vollkommenheit. Die Vergänglichkeit des eigenen Lebens rückt darum in jungen Jahren nicht in unser Blickfeld. Wir begreifen das Sterben und den Tod (noch) nicht als etwas, was auf uns selbst zukommen wird. Der Tod ist eine Märchengestalt – wie Gott. Die kindliche Phantasie schafft dafür Räume, in denen keine rationalen Gesetzmäßigkeiten herrschen. Wunderbare, tröstliche Landschaften entstehen. Aber die Wirklichkeit lässt dies nicht immer zu: viele Kinder müssen zu schnell erwachsen werden, und andere wiederum werden nie „groß“…
Ganz genau kann man es nicht wissen. Irgendwann sind wir alle unzweifelhaft erwachsen, zumindest was unser Bewusstsein für die eigene Vergänglichkeit angeht.
Es gibt Dinge, bei denen ich denke, dass ich zu sehr erwachsen bin, und andere, bei denen ich gern erwachsener wäre. (Nein, ich komme jetzt nicht mit Beispielen.) In jeglicher Hinsicht erwachsen zu sein, stelle ich mir furchtbar vor. Als Kind dachte ich eine Zeit lang, dass es diese perfekten Erwachsenen wirklich gibt. Sie benahmen sich vor uns Kindern, als wären sie unangreifbar und hätten alles immer unter Kontrolle. Wahnsinn, wie sich mit den Jahren die Perspektiven verschieben… Heute weiß ich, dass das Erwachsenwerden im Großen und Ganzen ein Mythos ist.
Meine Lebensuhr tickt bereits ein Weilchen Richtung Vergänglichkeit und Tod. Ich will und muss niemandem mehr etwas beweisen. (Na ja, beinahe.) Ich frage mich oft, was wohl viele meiner Artgenossen umtreibt, wenn sie nach Macht, Ansehen und Geld streben. Sind es ihre niedrigen Instinkte? Gehört ein solches Streben etwa zu ihrem Erwachsensein? In was für einer Welt lebe ich?
Fakt ist, dass die Eieruhr des Lebens unweigerlich abläuft. Wie man die verbleibende Zeit ausfüllt, ist jedem selbst überlassen. Wer will den Lebensentwurf eines Menschen bewerten? Ich kann immer nur sagen, was ich davon halte – ohne Diffamierung oder Verurteilung. Die meisten Erwachsenen finde ich scheußlich, einige erträglich und sehr wenige richtig sympathisch... Ich hasse niemanden.
Jeder ist, wie er ist.
"Bier ist der überzeugendste Beweis dafür, dass Gott den Menschen liebt und glücklich sehen will."
Benjamin Franklin
- auf der Website einer Berliner Kneipe gefunden
bonanzaMARGOT
- 14. Okt. 15, 16:59
Binnen weniger Tage fielen die Temperaturen drastisch. Gestern besuchten wir das Oktoberfest auf dem zentralen Berliner Festplatz. Die Sonne schien, aber es war eisig kalt. Wir suchten einen geschützten Platz, setzten uns und lauschten einem Solisten, der Country-Rock vortrug. Die Kälte kroch mir trotzdem schnell in die Glieder. Statt Lederjoppe hätte ich besser den Wintermantel angezogen. Am Wochenende zuvor auf dem Teltower Stadtfest konnte man noch hemdsärmelig draußen hocken.
Was sich in Berlin Oktoberfest nennt, ist nur ein armseliger Abklatsch vom Original. Nun ja, ich bin kein Fan von Rummel oder Kirmes – ich mag es lieber beschaulich. Das Teltower Stadtfest war gerade groß genug. Gestern auf dem zentralen Berliner Festplatz hatten wir in wenigen Minuten unsere Runde vorbei an den Buden und Schaugeschäften gedreht. Man kann sich fragen, ob da die Bezeichnung „Oktoberfest“ nicht etwas irreführend ist. Aber egal, wir fanden ein Plätzchen, wo wir unser Bier trinken und eine Wurst essen konnten. Der „Alleinunterhalter“ spielte recht manierlich die Songs runter und zeigte Humor. Er imitierte den Beifall nach den Musikstücken durch das hektische Drücken irgendeiner Gerätetaste. Es gab nicht all zu viele Zuhörer – außerdem die meisten (noch) zu nüchtern.
Am späten Nachmittag verließen wir die Szene, nicht zuletzt, weil mein Hinterteil kalt geworden war - Zeit, die Wintersachen auszupacken.
Wir fuhren Riesenrad auf dem Teltower Stadtfest:
Wir lauschten dem "Alleinunterhalter" auf dem Oktoberfest:
bonanzaMARGOT
- 12. Okt. 15, 17:01
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Berlin
Zehn nach Sieben gehe ich aus dem Haus. Beim Queren des Parks zur U-Bahnstation spekuliere ich darüber, ob mir die U-Bahn vor der Nase wegfährt und ich auf die nächste warten muss. Es ist noch morgendliches Dämmerlicht, mir begegnen Jogger und andere Frühaufsteher. Einige Gesichter kenne ich schon. Ich lege einen Zahn zu – dabei ist es absolute Glückssache, ob ich rechtzeitig auf dem Bahnsteig bin. So kann ich mir aber wenigstens nicht vorwerfen, getrödelt zu haben. Ein kaltes Lüftchen weht. Inzwischen trage ich Halbschuhe und Socken. Noch vor Kurzem zog mich eine Mitschülerin damit auf, dass ich barfuß und mit Birkenstocks unterwegs war. Ich brauche gut fünf Minuten durch den Park und habe Glück: Auf der Anzeige lese ich, dass meine Bahn in einer Minute fährt. Ich haste die letzten Stufen hoch. Die Untergrundbahn ist eine Strecke lang als Hochbahn unterwegs. Wie ein gelber, metallener Wurm rauscht sie in den Bahnhof ein…
Die Fahrgäste sind in der Hauptsache Schüler und Berufstätige. Mein Blick huscht über ihre Gesichter, und ich stelle Vermutungen an. Die Vielfalt an unterschiedlichen Figuren ist riesengroß. Ich bin derart in Gedanken verloren, dass ich aufpassen muss, nicht zu weit mitzufahren. Außerdem bin ich noch tranig von der Nacht. Die meisten Fahrgäste sitzen (oder stehen) stumm auf ihren Plätzen. Viele tragen Kopfhörer oder spielen mit dem Smartphone.
Der Zugwind erwischt mich, als ich zur Rolltreppe gehe, die mich zurück ans Tageslicht transportiert. Der Verkehr auf der Karl-Marx-Straße ist bereits kräftig am Rollen. Bis zur Schule sind es etwa zehn Minuten Fußweg. Ich marschiere Richtung Sonnenallee, vorbei an einer Obdachlosen, die ihr Nachtlager in einer Mauernische hatte und nun gebückt auf dem Gehsteig steht, eine Zigarette rauchend. Ich schaue auf die Uhr und stelle beruhigt fest, dass ich genügend Zeit habe. An der Ecke zur Sonnenallee verschwinde ich unauffällig in einer Kiezkneipe für ein schnelles Bier. Sie hat rund um die Uhr offen. Manchmal ist dort morgens noch (oder schon – je nach Betrachtungsweise) Halligalli. Aber diesmal bin ich, von einer Gruppe junger Ausländer abgesehen, der einzige Gast – was mir ganz recht ist. Jeanette, die Bedienung, steht gelangweilt hinter der Theke. Sie reicht mir die kalte Flasche, ohne dass ich etwas sagen muss. Die Gruppe von Ausländern ist offensichtlich übernächtigt. Jeanette ermahnt sie mit ihrer Berliner Schnauze, dass sie schlafende Kundschaft nicht duldet. Die Ausländer räumen das Feld. Als sie weg sind, meint sie zu ihrer Kollegin, die die ganze Zeit stoisch an einem Spielautomaten saß: „Ich hasse die Menschen – Steine find` ich gut, aber Menschen sind scheiße!“ Ich trinke die Flasche aus und lege ein Zweieuro-Stück auf die Theke. „Tschüss!“ „Tschüss, mein Süßer!“ ruft mir Jeanette hinterher. Da stehe ich schon auf der Sonnenallee und warte auf eine Lücke im Verkehr, um über die Fahrbahn zu kommen. Es ist kurz vor Acht. Vier Doppelstunden EDV stehen mir bevor – von dem Hühnerstall ganz abgesehen...
bonanzaMARGOT
- 11. Okt. 15, 12:14
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Berlin
"Nurse Betty", 20 Uhr 14, Tele 5
bonanzaMARGOT
- 07. Okt. 15, 13:05
"Zum Glück Deutschland - Ein anderer Blick auf unser Land", 22 Uhr 45, ARD
bonanzaMARGOT
- 05. Okt. 15, 13:12
Das Wetter war (fast) so schön wie dieses Wochenende. Vor einer Woche tigerten wir durch Szczecin, ehemals Stettin genannt. (Die polnische Aussprache ist für mich ein Zungenbrecher.)
Zugfahrt und Unterkunft waren günstig. Die Regionalbahn fuhr zwei Stunden mit einmal Umsteigen in Angermünde. Gemütlich tuckerten wir durch die Heimat meines Vaters…, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Szczecin ist die einzige größere Stadt weit und breit in Pommern-Land.
Wir füllten die Zeit mit Spaziergängen hin zur Altstadt, wo am Alten Rathaus ein paar gemütliche Lokale und Restaurants zum Verweilen und Schmausen einluden. Bier und Essen ist dort deutlich billiger als in Berlin.
Die Touristen-Route ist mit einer gestrichelten, roten Linie markiert und bot uns eine Orientierungshilfe, aber Touristen begegneten uns kaum. Es gab auch so gut wie keinen Andenkenladen. Erst kurz vor der Heimreise entdeckten wir einen, um ein paar Postkarten zu erstehen. Außerdem waren Restaurants und Kneipen in der Innenstadt rar gesät (von den paar in der Altstadt abgesehen). Das fand ich seltsam – aus Berlin kommend, wo es von Imbissen, Kneipen und Restaurants nur so wimmelt. Dafür kamen wir an jeder Menge Kioske und Gemüsebuden, einigen Einkaufszentren und sehr viele Kirchen vorbei.
Für ein Wochenende ist Szczecin ein schönes Reiseziel, um dem turbulenten Multikulti-Berlin zu entfliehen, günstig einzukaufen und zu essen. Ich denke, dass wir diese Gelegenheit in Zukunft öfter mal wahrnehmen werden.
Der Lehrer für Dokumentation (der mich stark an den Moderatoren Ralph Morgenstern erinnert) sagte: „Sie sind ja ein lustiger Haufen!“ In der Tat, das sind wir! Die Hühner sind nicht zu zähmen. Und da der Unterrichtsstoff bisher leicht und zügig abgehandelt werden konnte, lassen die Dozenten uns gewähren, wenn wir vom Thema abweichen, - mischen sogar selbst mit. Fast jeden Tag kommen wir auf die Flüchtlingsproblematik zu sprechen. Meine Klassenkameradinnen finden durchweg, dass viel zu viele Flüchtlinge ins Land kommen. Ich halte mich bei solchen Themen raus. Was soll ich dazu sagen? Bin ich vielleicht Politiker? Meine Meinung ist uninteressant und beruht auf viel zu wenigen Fakten. Eigentlich meine ich, dass die Flüchtlinge und Migranten eine Chance für unsere Gesellschaft bedeuten – auch wenn wir sie vorerst als Belastung wahrnehmen. In manchen Bezirken Berlins fühlt man sich als Deutscher tatsächlich als Ausländer im eigenen Land. Neukölln, wo sich die Schule befindet, ist solch ein Ort. Bei diesem Schmelztiegel der Kulturen, der Halbwelt und Armut, wundere ich mich eigentlich, dass nicht mehr passiert an Auseinandersetzungen oder Straftaten.
Hastig eilte ich heute nach dem Unterricht zur U-Bahn. Wochenende! Die vierte Woche Schule geschafft. Fünf Tage die Woche von morgens bis in den Nachmittag mit denselben Menschen die Schulbank drücken. Wir sind inzwischen gut vertraut miteinander. Ich kenne alle Krankengeschichten (und mehr) der Hühner. Dass ich sozusagen der Hahn im Korb bin, macht mir nichts aus. Sagen wir mal so: Wenn sie sich über die Männerwelt lustig machen, lache ich mit. „Er denkt sich seinen Teil“, sagen sie dann, und ich schmunzele. Ich bin eben ein Menschenfreund – ganz allgemein. Solange man mich nicht mit böser Absicht beleidigt oder verletzt, ist alles gut.
Müde bin ich von der Woche. Im Kopf dröhnt das Gegacker der Hühner nach. Nun heißt es ausspannen. O. und ich gönnen uns einen Wochenendausflug nach Stettin. In zwei Stunden geht der Zug.
bonanzaMARGOT
- 25. Sep. 15, 16:24
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Berlin
Wissenschaft ist, wenn einfache Sachverhalte kompliziert (bzw. unverständlich) dargestellt werden.
bonanzaMARGOT
- 25. Sep. 15, 06:18
"Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt", 20 Uhr 15, RTL Nitro
bonanzaMARGOT
- 22. Sep. 15, 13:16