bonanzaMARGOT
- 17. Sep. 15, 06:58
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Berlin
Seeligkeit bedeutet wahrscheinlich das Ende der Ewigkeit.
bonanzaMARGOT
- 16. Sep. 15, 19:26
Die Welt hält niemals an. Trotzdem gibt es Tage, an denen es mir so vorkommt. Alles geht seinen Gang - scheinbar gleichbleibend. Ob Katastrophen, Flüchtlinge und Kriege. Ich nehme es in der Peripherie wahr, aber es berührt mich kaum noch. Ich verfolge die Gespräche darüber in den Medien oder in der Kneipe und fühle mich dabei wie in einem Karussell – alles wiederholt sich täglich: der Schrecken, die Aufregung, die Verbrechen, Leid und Glück, Sieg und Niederlagen…, - die Welt kürzt sich selbst heraus, und zurück bleibt das Individuum, das blöde aus der Wäsche schaut. Die Karussellfahrt beginnt mit der Geburt und endet mit dem Tod. Entweder wird es einem irgendwann schwindelig oder langweilig. Manchmal beides – denke ich bei mir. Entweder ist das Leben zu kurz – weil man die langfristigen Geschichten gar nicht richtig mitbekommt; oder es ist zu lang – weil einem das Meiste als eine endlose Wiederholung erscheint. Egal, wie man es dreht, es bleibt dasselbe. Es ist immer zu kurz oder zu lang. Verstehe das ein Mensch.
Ich muss in meinem Leben anscheinend selbst für Abwechslung sorgen. Das ist schwerer, als es sich anhört. Jedenfalls für mich.
Es soll angeblich Menschen geben, die das Gefühl der Langeweile gar nicht kennen. Wie es einem niemals langweilig werden kann, ist mir ein Rätsel. So weit ich zurückdenken kann, gab es immer Dinge oder Menschen, die mich langweilten. Zum Beispiel Sonntagsspaziergänge mit den Eltern. Später dann gab es ziemlich viel, was mich in der Schule langweilte. Und im Berufsleben dachte ich zeitweise, dass es langweiliger gar nicht mehr werden könnte. Im Nachhinein wundert es mich, wie ich die vielen von der Langeweile grausam gedehnten Stunden überhaupt aushielt. Es war wahrscheinlich die Hoffnung, dass auch die Ewigkeit ein Ende haben müsse.
Gerade sorge ich in meinem Leben für etwas Abwechslung (- indem ich diese Zeilen schreibe). Ich werde tatsächlich manchmal aktiv, dabei bin ich eher ein Tagträumer und Tunichtgut. Dieser zwanghafte Aktivismus in der Gesellschaft geht mir ziemlich auf den Sack. Das Leben ist einfach zu kurz (oder zu lang) für so`nen Scheiß. Am Ende wird man krank von dem Stress und kann sich in den Wartezimmern der Ärzte langweilen.
Aber es gibt offenbar Menschen, die alles gar nicht langweilig finden, selbst wenn sie jeden Tag über dasselbe babbeln und stets die selben Befindlichkeiten ausdrücken – gleich Automaten… oder Zombies. Echt, das denke ich manchmal. Dabei bin ich selbst nicht viel anders, wenn ich ehrlich bin.
Genaugenommen will ich mich gar nicht beklagen. Bei wem auch?
(Manchmal) denke ich, dass alles so passieren musste, damit ich heute hier bin, an diesem Platz, mit diesen Menschen… Der Weg war gewissermaßen vorgezeichnet, weil ich so bin, wie ich bin. Es war nur eine Frage der Zeit und Machbarkeit, ob ich irgendwann irgendwohin gerate, wo ich mich entfalten kann. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Aber gerade in den letzten ein bis zwei Jahren fühle ich mich geradezu ferngesteuert. Ich richte mich im Irrgarten des Lebens ein. Die Sackgassen können mir nichts mehr anhaben. Klar, ich ärgere mich nach wie vor. Aber ich weiß, dass alles weitergehen wird. Egal wie. Und ich werde nicht verlieren. Die Angst ist weg. Fast jedenfalls. Wenn ich sage, dass die Angst weg ist, meine ich diese beschissene Lebensangst und nicht die ganz profane Angst vor dem oder jenem…
Ich bewege mich weiterhin auf unsicherem Boden. Jeden Tag kann sich eine Tür öffnen, hinter der die Hölle wartet. Ich erlebte schon einiges. Das Schicksal meinte es gut, so dass ich es überlebte.
Vielen Menschen geht es wahrscheinlich ähnlich. Himmel und Hölle sind eine Illusion. Wir suchen oft (unser ganzes Leben lang) wie die Teufel… nach was auch immer, dabei liegt das Glück im eigenen Herzen. Das Schwierige ist nicht die Erkenntnis sondern der Weg dorthin.
Acht Hühner und ich. Mit der Lehrerin, die „Medizinische Grundlagen“ unterrichtet sind es neun. Alle gackern. Vier mal 90 Minuten lang. Zwischen den ersten drei Doppelstunden haben wir zwei 15 Minuten Pausen, dann die halbstündige Mittagspause und die letzte Doppelstunde. 15 Uhr ist Schluss. Mein Schädel brummt danach wie ein Bienenschwarm. Die Augen drücken. Die Glieder schmerzen vom vielen Sitzen. Wir alle sind im Prinzip aus dem selben Grund in der Fortbildung: Wir hielten den Job in der Pflege physisch und psychisch nicht mehr aus. Ich frage mich indes, woher diese Hühner die Energie nehmen, so lange zu quatschen. Nach den Geschichten, die ich von ihnen hörte, sollte eigentlich jede gesundheitlich ein Wrack sein… Wenn sie gackern, blühen sie aber anscheinend auf. Vier Doppelstunden sind einfach zu viel! Erschwerend kommt hinzu, dass wir die Lehrerin durchgehend haben.
Die zweite Woche entpuppt sich als anstrengender als die erste. Keine Ahnung, woran es liegt. Ich habe nichts gegen meine Mitschülerinnen. Auch die Dozenten stellten sich bisher als kompetent, beredt und nett heraus. Vielleicht liegt es am Wetter. Oder am frühen Aufstehen. Jedenfalls bin ich nach der Schule ganz schön erledigt. Viel anzufangen ist nicht mehr mit mir. Zuhause lege ich mich vor die Glotze, gucke „M.A.S.H“, „Hör mal, wer da hämmert“, „Eine schrecklich nette Familie“ (RTLNITRO) und döse vor mich hin…
Wenn meine Partnerin 21 Uhr 30 von der Arbeit kommt, findet sie mich meist schon schnarchend im Bette vor.
bonanzaMARGOT
- 10. Sep. 15, 18:41
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Arbeitslos
Im Unterricht kamen wir auf den medizinischen Fortschritt zu sprechen, der uns Menschen nicht immer zum Segen gereicht. In der Klasse wurde munter diskutiert. „Ich wollte nicht ewig leben“, meinte eine Mitschülerin. Der Lehrer runzelte die Stirn und entgegnete: „Kommt auf die Qualität des Lebens an.“ Ich stimmte dem zu: „Wenn man die Altersmaläste im Griff hätte, warum nicht – ich habe mich inzwischen an mich gewöhnt und weiß, was ich an mir habe. Da ist es doch besser ewig zu leben als z.B. wiedergeboren zu werden… als was auch immer.“ Mein Einwurf ging im Durcheinander des allgemeinen Geredes unter. Die Klasse ist sehr lebhaft. Die Kommunikationstrainerin antwortete der Schulleiterin auf deren Frage, wie denn die neue Klasse so wäre: „Sehr kommunikativ.“ Die sieben Damen um mich herum sind wirklich nicht auf den Mund gefallen und recht mitteilungsbedürftig. Das ist mitunter anstrengend für mich (und sicher auch für die Dozenten, weil der Unterrichtsfluss oft unterbrochen wird), aber auf der anderen Seite ist immer was los, und es wird viel gelacht. Für mich überwiegt der positive Eindruck. Als Altenpfleger ist mir der Umgang mit (geschwätzigen) Damen nicht fremd. Zicken sind, hoffe ich, nicht unter meinen Klassenkameradinnen. Die erste Schulwoche verging flott. Als ich mich am Freitag auf den Heimweg ins Wochenende machte, fühlte ich mich regelrecht beschwingt. Die Sonne schien, und ich freute mich darauf, zweimal ausschlafen zu können.
Inzwischen hielt der Herbst Einzug in Berlin. Der Wind bläst kühl durch die Straßen. Dunkle Wolken treiben über den Himmel. Die feuchte Luft riecht nach Erde. Binnen einer Woche vollzog sich ein erheblicher Wandel – in der Natur und auch für mich.
...
Es ist komisch: manchmal habe ich das Gefühl, die gesamte Welt wäre beseelt und brüchig wie Glas. Ein falsches Wort, eine falsche Geste, und alles stürzt in sich zusammen. Wehmut und Traurigkeit nehmen von mir Besitz.
"Eine Leiche zum Dessert", 20 Uhr 15, Servus TV
bonanzaMARGOT
- 05. Sep. 15, 13:50
...ist geschafft!
bonanzaMARGOT
- 04. Sep. 15, 18:56
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Arbeitslos
"Please mind the gap between the platform and the train!"
(alte U-Bahn Weisheit)
bonanzaMARGOT
- 02. Sep. 15, 19:02