Sonntag, 1. November 2015

Ankommen


Ameisengewimmel am Alexanderplatz. Gesichter rauschen massenhaft vorbei, ohne dass ich sie wahrnehme. Ich tanze durch die Menge. Ich schaue in den Himmel und glaube die Marionettenspieler zu erkennen. An einem der unsichtbaren Fäden hänge ich. Halb lasse ich mich tragen, halb gehe ich selbst. Wohin ich mich auch umdrehe: es heißt immer Vorwärts.
Der Herbst lässt es Blätter regnen. Sie tanzen durch die Luft, bis sie auf dem Pflaster liegen bleiben und von Millionen Füßen zertreten werden. Ich muss achtgeben, dass ich auf der schmierigen Masse nicht ausrutsche…
Der Tanz geht weiter durch die Straßen, durch U-Bahn und S-Bahn, durch den Supermarkt. Die Flut drängt mich nach vorne zur Kasse. Die Kassiererin ist nett. Meine Augen, meine Schläfen und meine Stirn eilen mir voraus…
Es dämmert bereits, als ich auf dem Weg zurück zur Wohnung bin. Ich schiebe Kohldampf. Niemand kann sagen, was ich hier mache. Ich brauche es nicht zu wissen. Ich weiß, dass es mir gut geht. Alles andere erledigt sich wie von selbst.
Erneut erkenne ich die Marionettenspieler über mir, diesmal im Dunkeln. Sie reden über mich und mein Leben:

„Ich denke, dass er die nötige Punktzahl wieder nicht erreichen wird.“
„Ja, wir werden ihn nochmal ins Rennen schicken müssen…“


Ich drehe den Schlüssel im Schloss um und öffne die Haustür. Ich fühle mich wohl in meinem... in unserem Zuhause. Eine der vielen Illusionen muss die Wirklichkeit sein.

Samstag, 31. Oktober 2015

Strohwitwer again


Das Leben erscheint mir komplett mit Frau und Wohnung in Berlin. Ich sitze in einem freundlichen Herbstwochenende. Das Tageslicht sanft, ein Laubteppich liegt vor der Tür.
Auch mit der Fortbildung läuft alles gut. Alles schreitet unaufhaltsam voran wie eine Armee, angeführt von einem irren General… Wir wissen, wo der Weg hinführt. Man treibt Scherze mit den Schicksalsgenossen und lässt den lieben Gott einen guten Mann sein.
Gut so. Ich greife mir ein Bier aus dem Kühlschrank. Inzwischen zähle ich zu den erfahrenen Kämpfern. Ich sehe den Überschwang der Jugend, die drauflos stürmt, und lächele darüber. Viele sind sicher gute Kerle…
Der Winter 2015 steht vor der Tür. Ich höre einen Song von AC DC, bewegungslos – aber in mir rockt es. Die Rockmusik fließt wie das Bier direkt in meine Seele. Ich umarme das Leben. Ich umarme meine Liebste.

Mittwoch, 28. Oktober 2015

Mittwochs-Weisheit

"Wer in einem gewissen Alter nicht merkt, daß er hauptsächlich von Idioten umgeben ist, merkt es aus einem gewissen Grunde nicht."
(Curt Goetz)

TV-Tipp:

"Aufschneider (1 + 2)", 20 Uhr 15 + 21 Uhr 40, 3SAT

Montag, 26. Oktober 2015

TV-Tipp:

"Taxi Driver", 20 Uhr 15, Arte

Sonntag, 25. Oktober 2015

Hamburg-Trip


Der Fernbus fuhr durch den Morgennebel. Es blieb trübe und feucht. Hamburg ist eine der Großstädte, welche mit solch einem Schmuddelwetter kokettieren, wie z.B. auch London. Wir fuhren drei Stunden. Die Atmosphäre unter den Reisenden war entspannt. Ein Tag wie in Watte gepackt.
Der Portier unseres Hotels hatte den Charme, den man sich bei einem Hamburger Original vorstellt – kantig aber herzlich.
Wir tigerten zum Hafen, die Landungsbrücken entlang im Strom der anderen Touristen. Andenkenläden und Fischrestaurants reihten sich aneinander, im Hintergrund düster die Elbphilharmonie und die Hafenkräne. Seeschwalben kreisten über unseren Köpfen.
Bald durchquerten wir die Speicherstadt und befanden uns flugs in der Stadtmitte bei Rathaus, Gänsemarkt und Jungfernstieg. Kneipen kann man in der Innenstadt vergeblich suchen. Es gab die üblichen Café-Ketten und etwas abseits ein Hofbräuhaus. Wiedermal fiel mir unangenehm die Markenuniformität auf - die „Monstermarken“, die alles andere auffressen. Und da mich Kirchen nicht interessieren, gab es für mich wenig von Interesse. Trotzdem genoss ich den Spaziergang, - das gemeinsame Erkunden der Hamburger City.
Im Hotelzimmer ruhten wir uns ein wenig aus, bevor wir uns am frühen Abend auf die Suche nach einem annehmbaren Fischlokal machten. Fisch sollte es schon sein, wenn wir hier am Fischmarkt waren. Es waren nur wenige Gehminuten vom Hotel aus. Das „Fischerhaus“ genügte unseren kulinarischen Ansprüchen. Satt und müde vom langen Tag drehten wir noch eine Runde hin zur Auktionshalle und durch die Gassen und Straßen St. Paulis. Da fiel uns erst auf, dass unser Hotel in der Parallelstraße zur „Herberstraße“ lag. Das Nachtleben dort war inzwischen im vollen Gange. Anders als in der Innenstadt reihte sich hier eine Kneipe neben der anderen. Horden von Männern waren auf der Pirsch. Das Ganze hatte was von „Ballermann“ - ziemlich widerlich (nach meinem Empfinden).
Wir hatten unser Tagessoll erreicht und gingen zu Bett, - nicht zu spät, weil wir früh am Morgen zum Fischmarkt wollten.
Im Dunkeln machten wir uns auf den Weg. Wir waren nicht die Einzigen. Ein Geisterstrom, zombiehaft, bewegte sich zu noch nachtschlafender Zeit am Elbufer hin zu Fischmarkt und Auktionshalle. Die Hafenlichter spiegelten sich im Wasser. Einige Marktstände wurden noch mit Waren aufgefüllt. Marktschreier scherzten mit Kollegen. Wir gingen stracks zur Halle. Die Morgenluft war recht frisch und zugig. Es herrschte bereits ordentlich Betrieb. Eine Coverband spielte Rocksongs aus den Achtzigern. Gut genug für die vielen Angetrunkenen und Übernächtigten. Wir tranken unser Bier und sahen uns an den Menschen um uns herum satt. Am Abend vorher hatte in der Halle noch ein Oktoberfest stattgefunden, und alles war in blauweißen Farben geschmückt. Im Dämmerlicht kehrten wir zum Hotel zurück und frühstückten gemütlich...
Fazit unseres Trips nach Hamburg: Mit Ausschlafen war nichts, aber wir verbrachten schöne Stunden in der Hansestadt, nicht zu viel und nicht zu wenig. Ein paar Sachen, die wir an diesem Wochenende erlebten, wären einer extra Erwähnung wert.




















Mittwoch, 21. Oktober 2015

Mittwochs-Weisheit

"Der abscheulichste Einbruch ist der in die heiligen Gefühle eines Menschen."
(Marie von Ebner-Eschenbach)

Dienstag, 20. Oktober 2015

Wo verlor ich meinen Regenschirm?


Ich schaue auf mein Leben. Ich schaue auf die Straßen. Ich habe keinen Überblick. Aber hier bin ich und funktioniere. Mein Herz schlägt. Die Hormone ficken mich – in die ein oder andere Richtung. Berlin-Neukölln zeigt mir zuhauf den lebendigen Ausschuss unserer Spezies. Die Lehrerin erklärt einen Tag lang das Gehirn. Wozu denken wir über unser Gehirn nach? Ich verstehe nichts.
Die Luft ist schwanger von Feuchtigkeit. (Wo verlor ich meinen Regenschirm?) In Schlangenlinien laufe ich um die Menschen herum in der U-Bahn Station. Auf der Erde braune, matschige Blätter.
Die Ärztin sagt mir, dass meine Herzklappen nicht richtig schließen. Ach so, denke ich, warum sprach dann der Kardiologe (nur) von einem hyperkinetischen Herz? Warum fühle ich mich nach einem Arztbesuch schlechter als vorher?
Die Straße begrüßt mich mit Gleichmut. Der graue Himmel liegt wie ein fetter, fauler Leviathan über der Metropole. Nachdem ich in der Apotheke das Rezept einlöste, gehe ich ins naheliegende Pub. Das Bier ist ein alter Trost, der nur bedingt wirkt. Ob die Erde auch Angst hat? Müsste man nicht allein aus der Tatsache heraus, dass man lebt, verrückt vor Angst werden? Ich kann dieses „Juppheida!“ der gnadenlosen Lebensbejaher nicht nachvollziehen. Im Pub sitzen eine Menge Gestalten, die sich aneinander und am Bier festhalten. Es spielt dabei gar keine Rolle, was gerade Thema ist. Ich sitze in Gedanken etwas abseits. Ich mochte noch nie dazugehören.

Freitag, 16. Oktober 2015

Computer sind auch nur Menschen


Eine Woche durchgehend EDV. Ich hoffe, dass ich einiges von dem, was ich lerne, auch privat gebrauchen kann. Zur Zeit nehmen wir MS Word durch. Ich arbeite hingegen zuhause mit dem Libre Office Writer. Wenn ich für die Schule üben will, muss ich mir MS Word zulegen. Eigentlich wollte ich mich nie mit diesem Kram mehr als unbedingt nötig auseinandersetzen. Man ist dem Programm total ausgeliefert. Wenn etwas nicht wie gewollt funktioniert, ist es fast immer ein Bedienungsfehler. „Das Programm ist dumm“, sagt der Lehrer, „es macht, was Sie ihm aufgeben.“ Er hat recht. Ich bin der Doofian, der sich an der Bedienung von dem Scheiß die Zähne ausbeißt. Mir liegen solche Spielereien nicht besonders. Der Lehrer macht uns Mut: „Sie brauchen Geduld.“
Seit Tagen ist es trübe und regnerisch. Ich schaue von meinem Platz aus dem Fenster hinunter auf einen Kinderspielplatz. Blätter wirbeln durch die Luft. Die Bäume entledigen sich ihrer bunten Blätterlast. Der Herbst mit seinen schönen, weichen Farben wärmt mein Herz, während sich der Unterricht hinzieht von Pause zu Pause. „Markierungen, Absätze, Tabstops…“, mir schwirrt der Kopf. „Du hast noch eine Blockade“, sagt eine Mitschülerin in der Reihe vor mir, als ich mit einer Übung nicht weiterkomme. „Ich bin zu blöd für so was“, entgegne ich, „die Blockade habe ich seit meiner Geburt. Aber ich beiße weiter, und kurz darauf habe ich das Problem gelöst.
Endlich ist es Drei. Wir fahren die Computer herunter. Alles strömen ins Wochenende auseinander. Auf dem Nachhauseweg überlege ich mir, dass im Leben auch alles nach einem Programm abläuft, nur sind Soft- und Hardware viel enger miteinander verwoben als bei Computern. Ich marschiere durch den Park am Gleisdreieck und sehe einen jungen Vater mit Kind. Das Kind ist noch ganz klein und läuft weg vom Kinderwagen hin zu einer großen Pfütze. Der Vater eilt hinterher und trägt es zurück … Im Normalfall entwickelt sich alles wie von selbst – nach dem genetischen Programm des Lebens. Vergänglichkeit und Tod gehören (dummerweise) dazu. Ich beschleunige meinen Schritt. Es sind nur noch ein paar Meter bis zur Haustür.





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