Mittwoch, 29. August 2012

TV-Tipp:

"Hierankl", 22 Uhr 20, BR

Es gibt nicht viel zu berichten


Als hätten sie es gewusst, dass ich zur Zeit nicht mit dem größten Elan in den Nachtdienst gehe, zeigten mir die Alten, wo der Hammer hängt: Sie spielten Englisch Klavier mit dem Schwesternruf, außerdem hatte eine Frau die Fallsucht; - und ich was so unendlich müde! Ich schleppte mich durch die Flure und schaute in die Gesichter der Alten – die guckten, als könnten sie kein Wässerchen trüben. „Eigentlich kann ich gleich mein Bett neben dem Ihren aufstellen“, sagte ich zu einem Bewohner, der ständig klingelte, um nach der Uhrzeit zu fragen. Normalerweise verbeiße ich mir solche Kommentare und schlucke meinen Ärger hinunter. Nun, er ist extrem schwerhörig und hörte sowieso nicht, was ich sagte.
Gestern Nacht war ich mit den Nerven zeitweise ganz schön unten. Ich genoss jede Minute, in der ich die Beine hochlegen und mich vor der Glotze ablenken konnte. Ich kam mir vor wie in einem Albtraum, in dem ich sisyphus-mäßig von Zimmer zu Zimmer hetze und mit meiner Arbeit nicht vom Fleck komme. Ich erinnerte mich daran, dass bisher jede Nacht vorbei ging. Und ich riss mich zusammen. Der Rücken schmerzte mir inzwischen. Offensichtlich hatte ich mich mit der Bewohnerin verhoben, die ich aus der großen Urinlache wieder in die Höhe wuchtete. Dabei war ich froh, dass sie sich nicht ernsthaft bei ihren Stürzen verletzte. Im Fernsehen lief inzwischen – es war gegen halb Vier – ein Horrorfilm auf RTL II. Darin ging es um Voodoo-Zauberei. Ich überlegte mir, ob ich vielleicht mit einem Fluch belegt bin, aber ich verwarf den Gedanken schnell wieder, weil ich viel zu rational denke, jedenfalls im Normalfall. Wer sollte mir so`ne Kacke wie solche Nachtdienste an den Hals wünschen? Nein, ich war schon selbst dafür verantwortlich. Es ist wahrscheinlich mein Karma. Schließlich zwingt mich doch niemand zu dieser Arbeit, oder?
Wie auch immer. Es wurde Morgen. Die Arbeitskollegen kamen. Ich hatte ihnen einen frischen Kaffee aufgebrüht. Mit krummen Buckel saß ich vor dem Computer und machte meine Übergabe.
„Es gibt nicht viel zu berichten“, begann ich ...



("Englisch Klavier spielen" nannten wir als Kinder das Klingeln an fremden Haustüren)

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