Sonntag, 17. Juli 2011

Was macht man nicht alles


Es gibt Altenheimnächte, die ich bereits müde und geschlaucht anfange - wie die letzten Nächte. Der Umzug (der nun etwas überraschend diese Woche stattfand) schaffte mich mehr, als ich dachte. Nicht nur die Möbel- und Bücherschlepperei sondern das Ganze..., was zum Teil auch spannend war und Freude bereitete, wie nun die neue Wohnung zu arrangieren sei. Vier Tage hatte ich nur Umzug im Kopf.
In den Nachtdiensten kämpfte ich mit einer bleischweren Müdigkeit. Alle Tätigkeiten schienen mir doppelt schwer zu fallen. Die Bewohner klebten förmlich in ihren Betten, wenn ich sie lagern oder hochziehen sollte. Nun kümmert es die Bewohner wenig, in welcher Verfassung die Nachtwache ist. Sie ziehen weiterhin munter ihre Windeln aus und pullern aufs Laken, und einige schikanieren ganz gern, indem sie den Schwesternruf wegen Nichtigkeiten betätigen. Ich spürte, wie meine Freundlichkeit langsam drohte, abhanden zu kommen. Aber ich biss mich durch, Nacht für Nacht, mit dem Resultat, dass ich am Tage gegenüber meinen Mitmenschen gereizt und launisch wurde.
Wie auf meiner Fahrradreise bin ich in den Altenheimnächten allein auf weiter Flur. Man muß schon ein Stück weit eine Einzelkämpfernatur sein, um diesen Dienst zu stemmen.
Als ich heute Morgen in das Zimmer eines Bewohners mit Anus Praeter kam und feststellen mußte, dass er sich mal wieder die Basisplatte abgerissen hatte, wäre ich am Liebsten davongerannt. Der Bewohner ist dement und begreift nicht, was für eine Sauerei er anrichtet. Ich stand am Bett, blickte auf die Chose, und murmelte in meinen Bart: "Scheiße - warum? Wieso habe ich diesen Beruf? Was mache ich hier? ..." Der Mann schaute mich mit großen Augen an und fragte: "Ist alles in Ordnung?" "Nein", antwortete ich knapp und begann mit der anstrengenden Säuberungsaktion.

Der Umzug lief gut (auch dank moralischer und tätiger Unterstützung). Ich fühle mich wohl in der neuen Bude. Es müssen nur noch ein paar Feinheiten gemacht werden. Die nächsten Tage werde ich langsam entspannen und das neue Wohngefühl genießen.

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